Bericht: Neue Dokumente belasten Winterkorn in VW-Abgasskandal
Was wusste Winterkorn wirklich?
Die Rolle des früheren VW-Chefs Winterkorn im Abgasskandal ist nach wie vor unklar. Nun tauchen laut einer Zeitung bisher unbekannte, brisante Dokumente auf - kurz vor einem geplanten Auftritt Winterkorns vor einem Bundestags-Ausschuss.
Wolfsburg/Berlin - Im VW-Abgasskandal belasten bisher unbekannte interne Dokumente nach einem Zeitungsbericht den früheren Konzernchef Martin Winterkorn. Diese legen demnach nahe, dass Winterkorn früher über illegale Abgas-Manipulationen Bescheid gewusst haben könnte als bisher bekannt. Das berichtete die "Bild am Sonntag" unter Berufung auf vertrauliche Papiere. Diese sollen am 27. Juli 2015 bei einer Sitzung mit Winterkorn in Wolfsburg präsentiert worden sein. Die Unterlagen sollen unter anderem zeigen, wie knapp zwei Monate vor dem Bekanntwerden des Skandals der Konzern kalkulierte, wann man den US-Behörden die Wahrheit sagen solle. Ein VW-Sprecher wollte sich dazu auf Anfrage zunächst nicht äußern.
Wusste Winterkorn schon im Juli 2015 Bescheid?
Winterkorn und die VW-Konzernspitze haben bisher stets betont, erst im September 2015 von den Abgas-Manipulationen erfahren zu haben. Volkswagen und Winterkorn wiesen die Vorwürfe laut "Bild am Sonntag" zurück. Winterkorn will sich nach Informationen der Zeitung nur an eine kurze Besprechung zu dem Thema am 27. Juli erinnern, bei der ihm versichert worden sei, die Probleme in den USA würden gelöst werden.
Gegen Winterkorn und andere Manager wird wegen des Verdachts der Marktmanipulation ermittelt. Sie sollen die Finanzmärkte im Herbst 2015 zu spät über den Abgasskandal informiert haben. Anleger klagen deswegen auf Schadenersatz in Milliardenhöhe, weil die VW-Aktie nach Bekanntwerden des Skandals auf Talfahrt ging. Winterkorn war Ende September 2015 im Zuge des Abgasskandals zurückgetreten, hatte aber betont, sich keines Fehlverhaltens bewusst zu sein.
Abgasmanipulationen vor Winterkorn präsentiert
Ein Teilnehmer der Sitzung im Juli 2015 sagte der Zeitung: "Wir haben darüber gesprochen, dass etwas Illegales in unsere Autos installiert wurde." Der Teilnehmer habe mit Blick auf die Präsentationen gesagt, er dachte, dass er spätestens bei der dritten Folie "weggeblasen" wird. Doch Winterkorn sei erstaunlich ruhig geblieben. Er habe später in der Sitzung lediglich zu einem Techniker, der die Betrugssoftware mitentwickelt hatte, gesagt: "Du und deine Software!"
Nach Informationen der Zeitung diskutierte die Runde darüber, ob und wann man den US-Umweltbehörden den Abgasbetrug gestehen solle. Der Abgasskandal hat seinen Ursprung in den USA. Dabei seien "Chancen" und "Risiken" abgewogen worden. So rechnete VW bei einem "defensiven" Vorgehen mit einer sicheren Zulassung für neue Modelle, allerdings auch mit "sehr hohen Strafzahlungen". Die Teilnehmer seien sich aber einig gewesen, die Angelegenheit "offensiv" anzugehen - mit geringeren Strafzahlungen, aber einer unsicheren Zulassung neuer Modelle.
Keine genaue Rekonstruktion der Sitzung möglich
VW hatte bereits Anfang 2016 in der Stellungnahme an das Landgericht Braunschweig erklärt, Winterkorn sowie VW-Markenchef Herbert Diess hätten an dem Treffen am 27. Juli 2015 teilgenommen. Wörtlich hieß es in einer Klageerwiderung von VW: "Weder der konkrete Inhalt dieser informellen Besprechung noch die konkreten Zeitpunkte, zu denen die betreffenden Vorstandsmitglieder teilnahmen, lassen sich im Detail rekonstruieren." Es sei möglich, aber nicht sicher, dass damals eine Softwareänderung als Grund für die erhöhten Abgaswerte genannt wurde. Nach der Anklage gegen die Manager gestattete das Management den US-Kollegen, die Existenz dieser Änderung weiter zu verschweigen. Laut VW forderte Winterkorn bei dem Treffen im Juli 2015 eine weitere Aufklärung.
NDR, WDR und "Süddeutsche Zeitung" hatten am Samstag berichtet, neue Indizien legten nahe, dass Winterkorn früher über die Abgas-Manipulationen informiert war als bisher bekannt. Kronzeugen hätten im Gespräch mit US-Ermittlern ausgesagt, sie hätten 2012 und 2014 mit einem engen Vertrauten Winterkorns über eine illegale Software in den Diesel-Fahrzeugen auf dem US-Markt gesprochen.
"Winterkorn wirkte, als wisse er davon"
Einer der Zeugen sagte, er sei davon ausgegangen, dass dies an den Vorstandschef weitergereicht werde. Im Juli 2015 habe ein Ingenieur die Problematik bei einem Termin mit Winterkorn erwähnt, wobei dieser so gewirkt habe, als wisse er längst davon.
Der Abgasskandal hatte VW in eine schwere Krise gestürzt. Der Autobauer hat sich inzwischen nach einem langen Ringen mit den US-Behöden auf Vergleiche in Milliardenhöhe geeinigt. Sechs frühere und aktuelle VW-Manager sind in den USA angeklagt, einer von ihnen sitzt in den USA in Haft.
Winterkorn will am kommenden Donnerstag (19.1.) vor dem Abgas-Untersuchungsausschuss des Bundestages erscheinen. Der Ausschuss soll vor allem klären, seit wann die Bundesregierung von den Manipulationen Bescheid wusste und wie eng die Zusammenarbeit zwischen Politik und Autolobby war.
Zum Glauben, daß er nicht von Anfang an Bescheid wußte, gehört schon eine enorme Portion Naivität und Realitätsferne...
Diese Portion fehlt mir ... 😎
Da war doch diese Geschichte, dass Winterkorn Teile seines Vermögens in Immobilien transferierte, an die die Staatsanwaltschaft schlechter drankommt - am 5.8.2015.
Mir kann man nicht erzählen wollen, dass Herr Winterkorn von alle dem nichts gewusst haben will. In der VW Führungsebene ging kein Furz ohne Kenntnis von dem Winterkorn. Alle spurten und hatten mehr als großen Respekt vor diesen Herrschaften. Er ist sicher ein sehr guter Techniker, offenbar fehlte für diese Aufgaben neben menschlicher Qualitäten auch die Grundzüge modernen Managements.
Dieser größenwahnsinnige Spinner hat mit meinem und abertausenden Arbeitsplätzen gespielt und ich bin sicher das ich es noch erleben werde, dass er vor einem US Gericht verurteilt und in den Knast geschickt wird. Der Typ wird mit seinem Größenwahn in weiten Teilen der Belegschaft mit Hitler vergleichen. Nicht ganz zu unrecht...
Das müsste man ihm beweisen. Bis dahin bleibt alles Spekulationen.
Wenn es denn so ist gehört er natürlich in den Knast. Ferner ist es natürlich eine Sauerei, dass dieser feine Herr ein unsittlich üppiges Rentnerleben führen kann. Andere VW-Leute machen sich krumm um später eine auskömmliche Rente zu bekommen.
Pierch wird gut wissen warum der diesen Winterkorn los werden wollte, war leider dann dumm gelaufen.
Natürlich wusste Piëch warum dieser Spinner weg muss. Der Abgang Piëch's war jetzt auch nichts schlimmes, aber weitaus schlimmer als der Abgang von Herrn W.
Trotz Einigung auf 4-Milliarden-Vergleich: Diese sechs Manager jagt jetzt die US-Justiz
"Der Deal von Volkswagen mit dem US-Justizministerium öffnet ein neues Kapitel in der Geschichte der Strafverfahren gegen große Konzerne.
Mit 4,3 Milliarden Dollar kauft sich der deutsche Autohersteller Rechtsfrieden - aber nur zum Teil. Der entsprechende Vergleich, den das US-Ministerium am Mittwoch in Washington bestätigte, enthält im Unterschied zu den großen Verfahren gegen Banken auch ein Schuldeingeständnis.
Zugleich ermittelt die US-Justiz aber weiterhin gegen sechs noch aktive oder ehemalige VW-Manager. Einer von ihnen war bereits zu Wochenbeginn vom FBI in Florida verhaftet worden.
Oliver Schmidt ist wohl der erste Volkswagen-Manager, den die US-Justiz für den Diesel-Skandal zur Rechenschaft zieht. Am 7. Januar wurde der 48-Jährige am Flughafen von Miami festgenommen, bevor er nach Deutschland zurückkehren konnte, und stand schon am Montag vor Gericht.
Laut Anklageschrift leitete Schmidt von 2012 bis 2015 das Umwelt- und Ingenieurbüro von VW in Auburn Hills, Michigan, bevor er in die Wolfsburger Zentrale zurückkehrte. Auf gemeinschaftlichen Betrug an den USA und den VW-Kunden sowie Verletzung des Luftreinhaltegesetzes lauten die Vorwürfe.
Vorstandsmitglieder werden nicht belangt - das ist für Volkswagen auch mit Blick auf etwaige Aktionärsklagen wichtig. Heinz-Jakob Neußer ist der bekannteste der sechs, er leitete 2013 bis 2015 als VW-Markenvorstand die dortige Entwicklungsabteilung und war zuvor seit 2011 für die Motorenentwicklung zuständig.
Dem 56-Jährigen wird direkte Verantwortung für das "Defeat Device" zugeschrieben, das die Abgaswerte manipulierte. Schmidts direkter Vorgesetzter, der auch dem Konzernvorstand berichtete, soll die Ingenieure dazu angehalten haben, den Betrug weiter zu verschleiern - und auch nach Bekanntwerden des Skandals gegenüber den Behörden gemauert haben.
Für Neußer wären Reisen in die USA künftig besonders unangenehm. "Wir haben bisher immer gut mit den deutschen Kollegen zusammengearbeitet", antwortete Justizministerin Loretta Lynch auf die Frage nach den Aussichten eines Auslieferungsantrags. Die Causa VW hat also auch das Potenzial zu diplomatischen Verwicklungen.
Die vier Mitangeklagten Jens Hadler, Richard Dorenkamp, Bernd Gottweis und Jürgen Peter vermutet die US-Justiz ebenfalls in Deutschland.
Hadler leitete bis 2011 die Wolfsburger Motorenentwicklung, bevor er als Geschäftsführer zum Mittelständler APL wechselte. Dorenkamp war in der Abteilung noch bis 2013 für die Abgasnachbehandlung zuständig - und damit auch für das Team hinter den "Clean Diesel"-Modellen, um eine Antwort auf die strengeren Abgasvorschriften für den US-Markt zu finden. Gottweis und Peter waren als Qualitätsmanager und Sicherheitsbeauftragte involviert, Peter auch durch die Kontakte zu US-Behörden.
Die Beschuldigten waren für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen. Ein Konzernsprecher erklärte gegenüber manager-magazin.de, man halte es für "nicht angemessen, laufende Ermittlungen zu kommentieren oder zu persönlichen Angelegenheiten Stellung zu nehmen".
Bereits im September hatte der VW-Ingenieur James Liang sich vor einem US-Gericht schuldig bekannt und sich im Gegenzug für eine verminderte Haftstrafe als Kronzeuge zur Verfügung gestellt. Liang war 2008 in die Staaten gezogen, um an der Genehmigung für "Clean Diesel" mitzuwirken, und leitete unter anderem Emissionstests im kalifornischen Oxnard.
Schluss mit "Too big to jail"
Die scheidende US-Regierung sendet mit dem Vorgehen auch ein Signal, dass sie von der oft als "Too big to jail" kritisierten Praxis abkehrt, in Milliardenvergleichen mit Banken und Konzernen von individuellen Strafen und Schuldbekenntnissen abzusehen.
"Die heutigen Aktionen spiegeln den unerschütterlichen Einsatz wider, Verbraucher zu verteidigen sowie die Umwelt und das Finanzsystem zu schützen", sagte US-Justizministerin Loretta Lynch. "Verantwortliche Personen und Unternehmen werden für die Vergehen von Konzernen zur Rechenschaft gezogen." Die Ermittlungen seien noch nicht beendet.
FBI-Vizechef Andrew McCabe unterstrich die neue, harte Linie auf der Pressekonferenz: "Dieser Fall ist ein großartiges Beispiel für die Tatsache, dass kein Konzern zu groß, kein Konzern zu global ist, keine Person über dem Gesetz steht."
VW arbeitet drei Jahre auf Bewährung und unter Aufsicht
"Volkswagen bedauert die Handlungen, die zur Dieselkrise geführt haben, zutiefst und aufrichtig", erklärte Vorstandschef Matthias Müller am Abend in einem Statement. "Wir werden weiter mit Nachdruck den Wandel im Denken und Handeln vorantreiben."
VW zahlt im Einzelnen bei dem Vergleich 2,8 Milliarden Dollar, um strafrechtliche Ermittlungen wegen Manipulationen von Abgaswerten zahlreicher Dieselautos beizulegen. Darüber hinaus werden weitere zivilrechtliche Bußgelder von 1,5 Milliarden Dollar fällig.
Bei Hunderten US-Zivilklagen von Kunden, Autohändlern und Behörden hatte sich VW bereits auf Vergleiche geeinigt, die über 17 Milliarden Dollar kosten könnten. Im September 2015 hatte der Konzern eingeräumt, die Emissionswerte Hunderttausender Dieselwagen in den USA gefälscht zu haben. Dies stürzte Volkswagen in eine tiefe Krise.
Der Vergleich mit dem Justizministerium muss nun noch vom zuständigen Gericht in Detroit abgesegnet werden. Die Einigung sieht auch vor, dass VW seine Kontrollsysteme verstärken muss sowie für die nächsten drei Jahre auf "Bewährung" gesetzt und von einem externen Aufseher überprüft wird.
Volkswagen hatte bereits am Dienstagabend in einer Pflichtmitteilung an die Finanzwelt bekanntgemacht, in den USA einen Vergleichsentwurf mit dem Justizministerium und der Zollbehörde ausgehandelt zu haben. Dieser musste jedoch noch abschließend vom Vorstand und Aufsichtsrat sowie von den US-Behörden genehmigt werden.
VW hat für Rechtskosten im Abgasskandals bereits 18,2 Milliarden Euro beiseitegelegt. Diese Summe wird jetzt aber dem Unternehmen zufolge voraussichtlich nicht ausreichen. Volkswagen war daran gelegen, die Auseinandersetzung mit dem Justizministerium noch vor dem Amtsantritt des künftigen Präsidenten Donald Trump am 20. Januar beizulegen.
"Die Belastungen für VW sind enorm"
Konzernchef Matthias Müller hatte im November nach den US-Wahlen gesagt, er hoffe, dass sich das Ergebnis nicht negativ auf die Verhandlungen auswirken werde. Der Vergleich ist zwar teuer, aber zugleich ein Befreiungsschlag, durch den sich der krisengeschüttelte Konzern wieder stärker seinem Tagesgeschäft widmen kann.
VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh und IG-Metall-Chef Jörg Hofmann betonten in einer gemeinsamen Erklärung, dass die Einigung in den USA ein bedeutender Schritt sei. Aber: "Die damit verbundenen Belastungen für das Unternehmen sind enorm. Wir werden alles daran setzen, dass die Belegschaften des Konzerns nicht darunter leiden." Ereignisse wie die Abgas-Krise dürften sich bei Volkswagen nicht wiederholen.
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), Mitglied des VW-Aufsichtsrats, erklärte, auch nach dem Kompromiss in den USA werde die Landesregierung in Hannover die Aufklärung nach Kräften unterstützen. Die Folgen des Vergleichs bedeuteten "eine erhebliche, aber zu akzeptierende Belastung für den Volkswagen-Konzern."
Gut, dass Herr Winterkorn auch von der dt. Justiz so gejagt wird. Ich schätze die Aufklärungsarbeit der Behörden und der Politik sehr. 😉
Ich denke, Piech hat sich selbst aus dem Aufsichtsrat weggeschossen, um dem sich abzeichnenden Ärger aufgrund der Betrugs-Software aus dem Weg zu gehen.
Wer so mit seinen Managern umgeht wie Herr Winterkorn, der hat zu 100% diese Sache mit zu verantworten und wenn diese Leute hart bestraft werden, dann sollte auch dieser Verbrecher Winterkorn bestraft werden.
Durch seine arrogante Art und Weise, wie er Sachen wollte und die Menschen unter Druck gesetzt hat ( hat man gut auf der Messe gesehen), ist er dafür voll verantwortlich und durch diesem Winterkorn, ist der VW Konzern zum Verbrecher Konzern geworden.
Wenn dieser Arsch ( anders kann man den nicht bezeichnen) für sein Vorgehen nicht hart bestraft wird, dann sollten sich alle überlegen überhaupt noch was von diesen Verbrechern zu kaufen.
Dem wars doch egal, wie VW damals die Abgasnormen eingehalten hat. Hauptsache alles war zeitlich im Rahmen und die Kosten- sowie Budgetvorgabe ist nicht überzogen worden. Ich wette, dass es keine belastbare Papierspur gibt - so blöd ist der nicht.