Mercedes SLK /SLC (R172 ab 2011): Gebrauchtwagen-Kaufberatung
Wenige Tücken, wenige Schnäppchen
Günstig ist Mercedes' kleiner Roadster als Gebrauchter nicht. Als guter Deal geht die dritte Generation des SLK (nun SLC) trotzdem durch, wenn man einige Dinge beachtet.
- Technisch solide und zuverlässig
- Große Motorenauswahl
- Ganzjährig einsetzbar
- Kleiner Kofferraum
Berlin – Sieben Cabrios hat Daimler mit den Marken Mercedes, Smart und AMG aktuell im Programm. „Cabrios sind Leuchtturmprojekte der Marke, sie bringen viel Fahrgenuss und sorgen für Emotionen“, sagte uns einmal Daimler-Chef Dieter Zetsche. Anschauliche Übersetzung des sperrigen PR-Sprechs ist die dritte Generation des kleinsten Mercedes-Roadsters. Der offene Benz mit der internen Typenbezeichnung R172 debütierte 2011 unter dem traditionsreichen Namen SLK, seit dem Facelift 2016 steht SLC am Heck.
In jedem Fall bietet der Roadster eine zuverlässige technische Basis mit ausgewogen abgestimmtem Fahrwerk und ausreichend starken Motoren. Sein größter Nachteil? Seine Beliebtheit, jedenfalls aus Sicht eines Gebrauchtwagenkäufers. Wer einen SLK besitzt, gibt ihn ungern - oder nur für höhere Summen - wieder her. Auf mobile.de finden sich rund 700 SLK ab Baujahr 2011 und ebenso viele SLC.Bei seiner Markteinführung Mitte der 1990er-Jahre setzte der SLK mit seinem Metallklappdach einen Trend – wenngleich die Technik schon in den 1930er-Jahren bei Peugeot debütierte. Einige Hersteller taten es den Stuttgartern gleich. Allerdings nur ein paar Jahre lang. Direkte Wettbewerber kennt die aktuelle Generation nicht mehr. Offene Audi TT, Porsche Boxster, BMW Z4 und Mazda MX-5 tragen nun allesamt eine leichte Sommerkapuze aus Stoff.
Die SLK-Basis der dritten Generation (seit 2011) ist solide und zuverlässig. Solange der Roadster regelmäßige Pflege, Wartung und ausreichend Öl erhält, fährt er problemlos. Kilometerfresser findet man am Markt selten: Gerne wird dieser Benz als Zweit- oder Drittwagen eingesetzt, als Fahrzeug für den Wochenendausflug. Von den rund 1.400 Autos, die auf mobile.de derzeit angeboten werden, besitzen immerhin rund 1.100 Autos ein ausgefülltes Scheckheft.
Es gibt nur wenig am SLK zu kritisieren, einen guten Überblick über die dennoch hier und da auftretenden Probleme gibt das „SLC, SLK & AMG GT“-Forum.
Historie | Modellwechsel: Von SLK zu SLC
Der 1996 eingeführte kleine Benz-Roadster war anders. Statt leichtem Stoff faltete sich eine aufwendige Stahlkonstruktion in seinem Heck. Das Mehr an Gewicht glich sie durch einen wirksamen Schutz vor rauer Winterwitterung aus. Außerdem war der SLK damit Waschstraßen-tauglich. Bis 2004 baute Mercedes das intern R170 genannte Modell, dann folgte die zweite Generation des SLK als R171 mit einer prägnanten Front. Die erinnert an den damaligen Supersportwagen SLR McLaren und stieß nicht bei allen Roadster-Fahrern auf Gegenliebe. Im März 2011 löste der R172 seinen Vorgänger ab.
In der nun schon siebenjährigen Bauzeit wurden SLK/SLC nur viermal außerplanmäßig in die Werkstatt beordert. Bei Fahrzeugen, die zwischen Juni 2015 und Januar 2017 von den Bändern liefen, wurde fehlerhafte ESP-Software diagnostiziert. Autos im Bauzeitraum Januar bis März 2016 kreidete man fehlerhafte Verschraubung der Spurstangen an. Die Vierzylinderdiesel, gebaut zwischen Oktober und November 2015, mussten wegen möglicher Rissbildung in der Hochdruck-Kraftstoffleitung in die Werkstatt. Beim Diesel OM651 konnte wegen eines fehlerhaften Dichtrings Öl aus dem Steuerkettenspanner laufen. Wer ein Fahrzeug dieser Jahrgänge besichtigt, sollte darauf achten, dass die Rückrufaktionen durchgeführt wurden.Im Mai 2013 bekam der SLK 250CDI serienmäßig ein Schaltgetriebe, die 7G-Tronik gab es als Option. Für mehr Licht sorgt optional das Intelligent-Light-System mit adaptiven Fernlicht-Assistenten, jedoch nur bis zum Modelljahr 2014. Im Mai 2016 überarbeitete Mercedes das manuelle Sechsgang-Getriebe. Seit demselben Monat erfüllen sämtliche Motoren Euro 6, die Euro-5-Triebwerke flogen aus dem Modellprogramm.
Im Zuge der Modellpflege 2016 änderte man neben der Nomenklatur (SLC) einiges an der Optik: andere Scheinwerfer, große Frontschürze und ein überarbeiteter Grill. Der hat nun eine Mittelstrebe, die den Stern im Grill trägt. Dazu gibt es ein neues Basismodell und weniger Zylinder beim Topmotor. Technisch ist der Roadster nach wie vor eng mit der C-Klasse W204 verwandt. MOTOR-TALKer Jochen hat Vor- und Nachfacelift-Modell verglichen.
Karosserie | Innenraum
Der 4,41 Meter lange Zweisitzer wiegt mindestens 1,4 Tonnen. Die Passagiere können sich einfach in die tiefen Sitze des 1,30 Meter flachen SLK/SLC fallen lassen. Das Aussteigen bereitet erwartungsgemäß etwas mehr Mühe. Es ist halt ein Roadster und kein SUV.
Platz für den Wochenendausflug bietet der Kofferraum – sofern Fahrer und Beifahrer maßvoll packen. Mit offenem Dach passen 225 Liter Ladung ins Heck, bei geschlossenem Dach 335 Liter. Vor der Modellpflege öffnete das Dach nur, wenn sich eine manuell betätigte Kofferraumabdeckung in der passenden Position befand. Seit 2016 ist der Tastendruck des Fahrers für den Dachmechanismus gesetzt. Und das nicht länger nur im Stand, sondern bis zu einem Tempo von 40 km/h.Den Passagieren bietet der Mercedes ausreichend Platz, zur Seite wie nach oben – selbst wenn das Dach geschlossen ist. Hinter die Sitze passen noch Jacken und Pullover. Praktisch: Wird der Sitz zurückgefahren, stellt sich die Lehne ab einem gewissen Punkt gerader, um nicht hinten anzustoßen.
Rost scheint beim Mercedes SLK bisher kein Problem zu sein. Dafür kann er mit Knarzgeräuschen in den Türen oder an der Rückwand nerven. Daneben stören Windgeräusche einige Fahrer wie MOTOR-TALKer peter-slk.
Probleme mit dem hydraulischen Dach treten selten auf. Bei der ersten Generation gab häufiger einer der drei Microschalter seinen Geist auf – und das Dach ließ sich nicht mehr steuern.
Motor | Getriebe
Mercedes bot und bietet bei diesem Roadster eine große Auswahl an Motoren an. Innerhalb der vergangenen sieben Jahre waren es neun Versionen, davon acht unterschiedliche Leistungsvarianten. Rund zwei Drittel der Kunden bestellten einen der Vierzylinder. Eine gute Wahl.
Als Basis diente anfangs ein 1,8-Liter-Turbo-Reihenvierer mit 184 PS im SLK 200, der im Januar 2016 vom SLC 180 mit dem 1,6-Liter-Turbo-Vierzylinder mit 156 PS unterboten wurde. Der SLK 250 mit dem 1,8-Liter-Turbo leistet durch eine höhere Aufladung 204 PS.
Seit 2015 schöpft der SLC 300 245 PS aus einem aufgeladenen 2,0-Liter-Motor. Als 3,5-Liter-V6-Sauger kommt der SLK 350 auf 306 PS, die Turbovariante mit 3,0-Liter-V6 nennt sich AMG SLC 43 und leistet 367 PS. Darüber rangiert der AMG SLK 55 AMG mit V8 und 422 PS. Für Vielfahrer bot Mercedes den SLK 250 CDI Diesel mit 204 PS an. Der 2,1-Liter-Diesel flog Mitte 2017 aus dem Programm. In Deutschland entschieden sich zuletzt lediglich zehn Prozent der Kunden für das Aggregat, in den wichtigen Märkten China und USA wurde es erst nicht angeboten.Der 200er-Motor reicht vielen MOTOR-TALKern im Alltag. „Der 4-Zylinder ist für die normalen Fahrten durchaus ausreichend“, schreibt Walldorf98. Mit dem 184-PS-Motor erreicht der Mercedes in 7,3 Sekunden Tempo 100 und fährt bis zu 240 km/h schnell. Angenehm: 300 Newtonmeter Drehmoment (ab 2015) liegen schon zwischen 1.200 und 4.000 Touren an. „Ich fahre den 200BE als Handschalter, mein Verbrauch liegt im Sommer regelmäßig knapp unter sieben Litern, im Winter (mehr Verbraucher, SSA funktioniert später, niedrigere Temperaturen) liege ich so um die 7 Liter“, schreibt mmslk.
Souveräner arbeitet der V6 des SLC 300 mit 370 Newtonmeter. Er verlangt jedoch nach teurem Super-Plus-Sprit. Die AMG-Modelle zielen stärker auf die Heizerfraktion ab. An die Vierzylinder koppelt Mercedes serienmäßig ein manuelles Sechsgang-Getriebe. Einizge Ausnahme: der SLC 300 mit Neunstufen-Automatik, ebenso wie bei SLC250d und SLC 43. Optional war das Siebengang-Automatikgetriebe 7G-Tronic Plus für den SLK 200 und SLK 250 sowie SLK 250 CDI erhältlich. Das manuelle Getriebe passt zum SLK aber gut.
Fahrwerk
Für einen Roadster bietet der SLK viel Komfort. Sein Fahrwerk ist schön straff, doch frei von unnötiger Härte. Außerdem überzeugt das Fahrwerk (wie eigentlich das gesamte Auto) die TÜV-Prüfer. Das in Bremen gebaute Cabrio gewann den 2018er TÜV-Report-Preis. In allen zu prüfenden Bereichen schnitten R172-Fahrzeuge deutlich besser ab als vergleichbare Wettbewerber. Wenn etwas nicht stimmt, liegt es selten im Bereich der Achsaufhängung, nur gelegentlich wird von ausgeschlagenen Dämpfern berichtet. Bei den ersten R172-Fahrzeugen kann die Feststellbremse nach langer Standzeit feststecken. Äußerst selten beanstandeten die Prüfer Ölverlust an Motor oder Getriebe.
Ausstattung | Sicherheit
Zur Basisausstattung des SLK zählen unter anderem sechs Airbags, Klimaanlage, Schaltpunktanzeige, Start-Stopp-Automatik, crashaktive Kopfstützen und eine Müdigkeitserkennung. Dazu kommen noch Berganfahrhilfe, elektrische Feststellbremse, das Audiosystem Audio 20 CD, LED-Rückleuchten, Tempomat sowie wärmedämmendes Glas. Wie bei Mercedes üblich, bietet die lange Optionsliste umfangreiche Kombinationsmöglichkeiten. Empfehlenswert sind die Nackenheizung Airscarf und eine Sitzheizung.Praktisch außerdem: Intelligent-Light-System mit LED-Tagfahrlicht und der adaptive Tempomat Distronic Plus. Wer im Herbst und Winter viel mit dem SLK unterwegs ist, kann ein Modell mit dem Glasdach „Panorama-Variodach“ wählen. Auf das Sportfahrwerk mit kürzeren Federn kann man ebenso verzichten wie auf die Einparkhilfe. Seit der Modellpflege arbeitet ein neues Entertainmentsystem im SLC.
Marktsituation | Preise
So richtig groß ist das Angebot an guten Gebrauchten nicht. Bei mobile.de gibt es derzeit rund 360 Fahrzeuge, die eine Laufleistung von weniger als 125.000 Kilometer aufweisen, ein ausgefülltes Scheckheft und eine mindestens zwölfmonatige HU-Plakette besitzen. Vom neueren SLC sind es rund 580 Fahrzeuge, die Preise beginnen bei rund 30.000 Euro.
Fazit | Empfehlung
Große Fallen und klassische "böse Überraschungen" scheint es beim kleinsten Mercedes Roadster nicht zu geben. Orientiert man sich an den Erfahrungen der MOTOR-TALK-Community, sind SLK und SLC mit einem der Vierzylinder-Aggregate ausreichend stark motorisiert. Wir empfehlen SLK 200 oder SLK 250. Es kommt schließlich nicht auf die Spitzenleistung, sondern den Fahrgenuss an. Der lässt sich mit Sitzheizung und Airscarf steigern. Von SLK 200 und 250 gibt es bei mobile.de rund 250 Fahrzeuge ab 18.000 Euro. Viel Geld. Doch ein neuer SLC kostet mindestens 35.348 Euro.
*****
In eigener Sache: Wir verschicken unsere besten News einmal am Tag (Montag bis Freitag) über Whatsapp und Insta. Klingt gut? Dann lies hier, wie Du Dich anmelden kannst. Es dauert nur 2 Minuten.
Ihr habt die Dachprobleme mit "treten selten auf" nicht korrekt wiedergegeben.
Das Dach machte häufig Probleme durch Windgeräusche / Undichtigkeiten aufgrund ungenauer Passung und Material und musste seit 2011 mehrfach geändert werden.
Es gibt dazu auf mbslk.de seitenlange Threads.
In Deutschland nicht, aber in Asien.
Bei den kleinen Kai-Cars gibt es auch noch Roadster mit Klappdach für kleines Geld. Da in den meisten Ländern Tempolimits gibt, reichen diese Motorzwerge völlig aus.
Kann das sein das Generation 3 ein Flop war? Die verpönte Generation 2 Nasenbären sehe ich an allen Ecken stehen, die Generation 1 wird ebenfalls viel gefahren, häufig mit Saisonkennzeichen aber den aktuellen sehe ich quasi nie. Selbst der große Benz Händler hier vor Ort hat weder einen neuen, noch einen Gebrauchten draußen stehen.
Das der SLK in einer anderen Liga als ein MX-5 RF spielt war mir gar nicht klar. 🙄 oder das man überhaupt plötzlich zwischen Hardtop und Softtop Cabrios unterscheidet 🙄
Der SLC ist meiner Meinung nach viel zu teuer. Da würde ich lieber zum SLK greifen. War ja quasi nur ein großes Facelift. Da mein Phaeton letztens 3 Tage in der Werkstatt stand, habe ich ein A5 Cabrio als Ersatzwagen bekommen und die Nostalgie an meinen CLK hat mich wieder gepackt. Leider habe ich kein Stellplatz für einen zweiten Wagen und müsste ständig draußen parken. Da wäre mir ein Stoffdach etwas zu schade. Deswegen habe ich zurzeit den R171 im Visier. Bietet meiner Meinung nach mehr als genug für ein Zweitwagen, sieht nicht so veraltet aus wie der R170 und ist locker mal 10.000 € billiger als der R172. Die Preise beim SLC sind einfach abgehoben.
Ein Kai Car, also etwa ein Mini aus den 80ern mit 0.7 Liter Hubraum und 60 PS und der Verarbeitung eines Dacia, soll die Konkurrenz für einen SLK/SLC sein?
Nur mal zum vergleich, kei car/slk
Das stimmt doch so mal überhaupt nicht. Der Z4 ist zwar schon nicht mehr in Produktion, der Nachfolger aber noch nicht am Start, dementsprechend gilt da auch nach wie vor "Metalldeckel". Ebenso gibt es den Mazda MX-5 RF mit Blechdeckel.
Der Aktuelle Copen in Japan sieht inzwischen anders aus. Mit paar Kreuzchen bei den Extras sieht man kein so großen Unterschied mehr. Der alte Copen war nur gedacht für 3 Jahre Bauzeit und paar Tausend Stück. Daher stammt die Dachmechanik damals aus Deutschland vom Zulieferer für den damaligen ersten SLK.
Das lächerliche an der Aussage im Artikel ist ja, das plötzlich ein Klappdach nur mit einem anderen Klappdach verglichen werden darf. Während ein Audi TT (Stoff) immer mit SLC und Z4 verglichen wird, ist der SLC wiederum unvergleichbar und einzigartig.
Auch wenn der aktuelle etwas schnittiger aussieht, ist er Meilenweit von slk entfernt, egal in welcher Disziplin und sie stehen in keinerlei Konkurrenz zueinander.
Nicht nur etwas schnittiger, vor allem Moderner.
https://www.daihatsu.co.jp/lineup/copen/index.htm
Vor allem der Preis könnte hier eher Leute verleiten wieder ein Roadster zu kaufen. Ich finde die Preise hier schlicht Übertrieben.
Welche Preise? Vergleiche doch nicht deren Preise mit unseren. Hier wird er so viel kosten wie ein Fiat 124 oder Mazda mx5, die deutlich besser sind. Moderner hin oder her. Man vergleicht auch keinen Dacia Duster mit Bentley bentyaga nur weil beide SUV sind. In der Klasse des SLC gibt es zurzeit keine Konkurrenz. Die würde wenn schon von Jaguar, Lexus, infiniti, Cadillac, Audi, BMW mit 2 sitzen und stahldach kommen müssen.
Wen interessiert ein Daihatsu Copen? Hier geht's um den SLK/SLC, der einen ganz anderen Markt bedient. Wo der Copen dem SLC technologisch voraus sein soll, ist mir schleierhaft.
M.E. ist der SLC eines des attraktivsten Modelle im Programm. Wo ein SL für Ottonormal unerschwinglich ist, kann der SLC die interessante Alternative sein. Ich hoffe, das aktuelle Modell erhält einen Nachfolger.
Für mich ist der R171 MoPf der schönste aller SLK. Beim R172 mag ich nur den SLC.