Wiener Motorensymposium: Überblick

Weniger Hubraum, mehr Ladedruck und Elektro-Hilfe

Constantin Bergander

verfasst am Tue May 13 10:32:11 CEST 2014

Das Wiener Motorensymposium ist wie die Brautschau der Autohersteller. Hier zeigen sie, womit sie künftig glänzen wollen. Und Glanz entsteht heute durch Knausern.

Klare Tendenz auf dem Wiener Motorensymposium: Weniger Verbrauch, mehr Leistung und Unterstützung durch Elektro-Motoren
Quelle: VW

Wien – Die CO2-Ziele der EU sind weitgehend klar. Bis 2021 sollen alle Neuwagen eines Herstellers im Mittel nur noch 95 Gramm CO2 ausstoßen. Laut Fahrzyklus wären das 4,0 Liter Benzin bzw. 3,6 Liter Diesel pro 100 Kilometer. Auf dem Wiener Symposium zeigen Autobauer und Zulieferer, wie der Durst der Motoren gesenkt werden soll.

Ford: Elektro-Stütze für den Turbo

Der Turbolader des 1,0-Liter-Ecoboost-Motors wird von einem Elektromotor unterstützt
Quelle: Continental
Ford zum Beispiel. Der Hersteller fährt zwar nicht in der Formel 1, will das Turboloch aber mit Formel-1-Technik füllen. Und zwar mit einem elektrisch unterstützten Turbolader. Herkömmliche Lader benötigen erst ausreichend antreibendes Abgas, um die Luft im Ansaugtrakt zu verdichten. Seit dieser Saison fahren Formel-1-Autos mit kleinvolumigen Turbomotoren, die elektrisch unterstützt werden.

Ford übernimmt dieses Prinzip im gemeinsam mit Schaeffler und Continental vorgestellten Gasoline Technology Car. Ein 48-Volt-Bordnetz liefert Strom für die anfängliche Turbo-Unterstützung. Sobald dem Lader genug Abgas zur Verfügung steht, koppelt eine elektrische Kupplung den Helfer ab. Damit soll der 1,0-Liter-Motor 17 Prozent weniger verbrauchen.

Ein ähnliches System kursiert seit einigen Jahren: Der Ricardo Hyboost unterstützt den Turbolader mit einem Elektro-Kompressor. In die Großserie hat es diese Technik bislang noch nicht geschafft.

VW: Winzig und sparsam, klein und stark, zehn Gänge

Der Golf bekommt 400 PS aus 2,0 Litern Hubraum
Quelle: VW
Im vergangenen Jahr kündigte VW-Chef Winterkorn auf dem Symposium ein Doppelkupplungsgetriebe mit zehn Gängen an. Jetzt werden die Pläne konkreter: VW-Entwicklungschef Neusser sagte in Wien, dass die neue Schaltbox das Sechsgang-DSG der stärkeren VW-Modelle mit Quermotor ersetzen soll. Es ist für bis zu 500 Newtonmeter Drehmoment ausgelegt. Wann VW das Zehngang-DSG einführt, sagte Neusser nicht. UPDATE: Jetzt gibt es erste Details zum Zehngang-DSG "DQ511", wir haben es uns näher angeschaut.

Zwei neue 2,0-Liter-Motoren sollen bald starten: Die neue Generation Passat bekommt einen Biturbo-Diesel mit 240 PS, der Golf R400 einen Turbo-Benziner mit 400 PS. Letzerer basiert auf dem EA888-Motor aus Golf GTI und Golf R. Bei beiden Aggregaten wird das Turboloch ebenfalls mit einem Elektromotor geschlossen.

Mit neuen Zylinderköpfen, einem überarbeiteten Wasserkreislauf und reibungsoptimierten Materialien wird der Sechszylinder sparsamer
Quelle: Audi
Im untersten Leistungsbereich streicht VW einen Zylinder: Ein neuer 1,0-Liter-Turbo-Benziner mit 95 bis 115 PS und ein 1,4-Liter-TDI mit 75 bis 105 PS sollen mit je drei Kolben auskommen und so den Verbrauch senken. Die kleinsten Motoren starten zunächst in Polo und Golf. Ein stärkerer Dreizylinder folgt später im Passat.

Audi überarbeitet den 3,0-Liter TDI

Audi stellte in Wien die neue Generation des 3,0-Liter-TDI vor. Der soll dank reibungsoptimierter Kolbenringe, Pleuelverschraubungen und eines überarbeiteten Wasserkreislaufs 13 Prozent weniger verbrauchen als sein Vorgänger. Mit neuen Zylinderköpfen leistet der Sechszylinders je nach Abstimmung 218 oder 272 PS sowie bis zu 600 Newtonmeter. Der neue Turbodiesel wird vermutlich erstmals im A6 Facelift zum Einsatz kommen. Die 313 PS starke Biturbo-Variante bleibt unangetastet.

Quelle: MOTOR-TALK

Ford stellt zusammen mit Continental und Schaeffler das Gasoline Technology Car vor
Quelle: Continental
Der Turbolader des 1,0-Liter-Ecoboost-Motors wird von einem Elektromotor unterstützt
Quelle: Continental
VW hat neue Details zum Zehngang-DSG verraten
Quelle: VW (Archivbild)
Der Golf bekommt 400 PS aus 2,0 Litern Hubraum
Quelle: VW
Audi hat den 3,0-Liter-TDI überarbeitet. Er leistet nun 218 bzw. 272 PS
Quelle: Audi
Mit neuen Zylinderköpfen, einem überarbeiteten Wasserkreislauf und reibungsoptimierten Materialien wird der Sechszylinder sparsamer
Quelle: Audi
400 PS stark: VW Golf R400 (Studie)
Quelle: VW