Das ändert sich mit der Punktereform
Weniger Punkte, aber der Lappen ist schneller weg
Ab heute heißt das Verkehrszentralregister Fahreignungsregister. Das ist aber nicht das einzige, was sich ändert. Lest hier, was ab dem 1. Mai gilt. Vor allem Vielfahrer sollten aufpassen.
Flensburg/Stuttgart - Auf den Tag genau vor 40 Jahren wurde das Mehrfachtäter-Punktesystem eingeführt. Der Druck dazu war gewaltig und tragisch: Innerhalb eines Jahres starben damals 21.000 Menschen auf deutschen Straßen in Folge eines Unfalls. 2013 waren es noch 3.290.
Ab heute, dem 1. Mai 2014, gilt die neue Punktereform. Das Bundesverkehrsministerium sagt, das neue System sei "einfacher, gerechter und transparenter". Mit ihm soll die Verkehrssicherheit erhöht werden.
Aus dem Verkehrszentralregister wird das Fahreignungsregister und hier wird die Punktevergabe neu geordnet. Bei einem "schweren Verstoß" gibt es künftig einen Punkt, für einen "besonders schweren Verstoß" oder für Straftaten, die keinen Entzug des Führerscheins nach sich ziehen, zwei Punkte. Vergehen, die so gravierend sind, dass der Führerschein eingezogen wird, werden mit drei Punkten geahndet.
Wer künftig 8 Punkte gesammelt hat, dem wird die Fahrerlaubnis entzogen - bislang waren es 18.
Bei höchstens fünf Punkten im Fahreignungsregister kann der Fahrer einmal innerhalb von fünf Jahren in einem Fahreignungsseminar einen Punkt abbauen. Bisher galt, dass Verkehrssünder bis zu vier Punkte abbauen konnten, wenn sie freiwillig Aufbauseminare und verkehrspsychologische Beratungen besuchten.Die bisherige Punktezahl schrumpft
Die bestehenden Flensburger Punktekonten werden automatisch wie folgt umgerechnet:
- 1-3 Punkte = 1 Punkt
- 4-5 Punkte = 2 Punkte
- 6-7 Punkte = 3 Punkte
- 8-10 Punkte = 4 Punkte
- 11-13 Punkte = 5 Punkte
- 14-15 Punkte = 6 Punkte
- 16-17 Punkte = 7 Punkte
- 18 plus X Punkte = 8 Punkte
Alte Punkte für Delikte ohne Verkehrsgefährdung werden gelöscht. Dazu zählt das Befahren einer Umweltzone ohne passende Plakette.
Hier einige Beispiele zur Punktevergabe
TEMPO - Wenn Autofahrer zwischen 21 und 25 km/h zu schnell fahren, riskieren sie wie bisher 1 Punkt in Flensburg. Wer noch schneller ist, muss mit 2 Punkten statt bisher 3 bis 4 rechnen. 1 Punkt (bisher 3) gibt es, wenn die Geschwindigkeit nicht den Sicht- und Wetterverhältnissen - zum Beispiel bei Nebel und Glatteis - angepasst ist.
ROTE AMPEL - Fährt ein Autofahrer trotz roter Ampel weiter, kann ihm das mindestens 1 Punkt (bisher 3) einbringen. Leuchtet die Ampel länger als eine Sekunde rot oder es kommt zu einer gefährlichen Situation, bringt das 2 (bisher 4) Punkte. Radfahrer, die eine rote Ampel missachten, können 1 Punkt erhalten.
HANDY AM STEUER - Das Telefonieren im Auto ohne Freisprecheinrichtung kann wie bisher mit 1 Punkt geahndet werden. Das Bußgeld steigt aber von 40 auf 60 Euro.ÜBERHOLEN - Wer ein Überholverbot missachtet oder beim Überholen andere gefährdet, konnte bisher bis zu 4 Punkte erhalten. Jetzt sind es 1 bis 2 Punkte. Wer mit einem Lastwagen über 7,5 Tonnen überholt, obwohl die Sicht wegen Nebels, Schneefalls oder Regens weniger als 50 Meter beträgt, muss mit 2 statt bisher 4 Punkten rechnen.
LADUNG - Ist die Ladung eines Lastwagens nicht sicher verstaut oder ungenügend gesichert, konnte es bei einer Gefährdung bisher 3 Punkte geben; jetzt ist es 1 Punkt.
Kritik am neuen System bleibt bestehen
Der Reform gingen monatelange Diskussionen des damaligen Bundesverkehrsministers Peter Ramsauer (CSU) voraus. Als der Bundesrat ablehnte, musste der Vermittlungsausschuss ran. Im Juli 2013 einigte man sich schließlich. Die Kritik aber ist nicht verstummt: Anfang 2014 kritisierte der Verkehrsjurist Volker Lempp vom ACE Auto Club Europa den neuen Punktekatalog als "ganz missraten". Der ADAC hatte die Reform begrüßt, aber eine maßvolle Anpassung der Bußgeldhöhen angemahnt.
Ein Punkt trifft den Fahrer nun stärker
Wen trifft die Punktereform eigentlich am meisten? "Vielfahrer sind ganz klar im Hintertreffen", findet Reinhard Hetzel von der Stuttgarter Fahrschule Lucky drive. Ein Punkt treffe den Fahrer nun stärker. Echte Verkehrsrowdys müssen ab sofort mit einem schnelleren Führerscheinentzug rechnen. Der vierte gröbere
Verstoß, der mit zwei Punkten und einem befristeten Fahrverbot verbunden ist, bedeutet das Ende. "Der ist dann aber auch schon dreimal für mindestens einen Monat zu Fuß gegangen und ist zweimal schriftlich ermahnt und verwarnt worden", betont ADAC-Jurist Kärger.Auch Berufsfahrer könnten im neuen System schneller in die Nähe des Führerscheinentzugs geraten, warnt der ACE. Zwar seien sie für Ladungsverstöße oder Mängel an ihrem Fahrzeug meist nicht allein verantwortlich, sagte Jurist Lempp, als "schwächstes Glied in der Kette" gingen die Strafpunkte aber auf ihr Konto und bedrohten schneller als bisher ihre Existenz. Notorische Telefonierer bekamen den Führerschein bisher erst abgenommen, wenn sie zum 18. Mal mit dem Handy am Ohr erwischt wurden. In Zukunft ist das schon beim 8. Mal der Fall.
Die Tilgungsfristen für bereits vor dem Mai eingetragene Punkte ändern sich übrigens nicht. Alte Punkte für Ordnungswidrigkeiten werden wie gewohnt nach Ablauf von zwei Jahren gestrichen, Punkte für Straftaten nach fünf oder zehn Jahren.
Weitere Neuerungen wie die Warnwestenpflicht oder die Reifendruckkontrolle folgen später im Jahr.
Rund neun Millionen Männer und Frauen hatten Anfang 2013 Punkte in Flensburg, meistens wegen überhöhter Geschwindigkeit. Mit 18 Punkten verloren 4.391 Menschen im Jahr 2012 ihre Fahrerlaubnis.
Die MOTOR-TALKER lehnen die Punktereform überwiegend (62,9 Prozent) ab. Aber 26,6 Prozent befürworten sie.
Weitere MOTOR-TALK-News findet Ihr in unserer übersichtlichen 7-Tage-Ansicht
Ich verstehe nicht warum man Tempoverstöße zwischen 26 und 30 km/h sowie die Ladungssicherung entschärft hat (nun einer statt drei Punkten).
Die Umrechnung 18 -> 8 ist aber auch irgendwie ziemlich blöd.
Hätte man vielleicht 10 statt 8 machen sollen und obige vergehen dafür mit 2 Punkten ahnden.
3/18 = 16,6 %, alte Regelung
1/8 = 12,5 %, neue Regelung
2/10 = 20 %, meine Idee
Mit 10 Punkten als "Abgabemenge" wären Handyverstoß und auch andere Verstöße im Vergleich zu vorher verschärft (weniger als bei 8, aber doch schon auch deutlich), man hätte allerdings auch feiner regeln können.
Wahrscheinlich haben die einfach Streichhölzer gezogen oder aber Mathematiker bemüht, die in endlosen Berechnungen folgendes festgestellt haben:
Die 8, ein geschlossenes System, quasi als Symbol der Undendlichkeit (und der Politik, wo man sich immer im Kreise dreht). 😉
Ich seh das völlig entspannt - FS seit 28 Jahren und bislang kein einziger Punkt. Mein höchstes Bußgeld waren mal 60 DEM in den frühen 90er Jahren (120 anstatt 100 auf vierspuriger Bundesstraße).
Und wenn hirnlose Raser, Alkoholiker und Handyfreaks schneller aussortiert werden, ist dies sicherlich kein Schaden.
Gruß
Frank
An sich find ich das ganz gut. Ich seh das ebenfalls entspannt. Und das auch als Vielfahrer. Und auch seit über 10 Jahren ohne Punkte. Einfach mal an die Verkehrsregeln halten. Mir fehlt nur bei dem ganzen "einfacher, gerechter und transparenter" nur noch eines: konsequenter, um nicht zu sagen VIEL konsequenter.
Mir gehen diese ganzen Raser, Drängler und die Leute, die auch im Auto nicht ohne ihr Handy können auf den Sender. Ihr Verhalten führt zu deutlichen Gefährdungen im Straßenverkehr. Meiner Meinung nach dürften die beim Bußgelder im Bereich Handy - telefonieren um ein deutliches höher liegen. Am Besten im Bereich der Kosten einer Freisprechanlage. Dann tuts richtig weh, wenn man meint man könne die sich sparen.
Gruß Mike
Wo ist bitteschön das Problem? Wenn man sich an die Regeln hält, hat man auch kein Problem. Und die notorischen Raser/Telefonierer werden halt härter und schneller bestraft. Genau deshalb gibt es auch Strafen.
Wer hier Kritik daran äußert, ist selbst einer, der sich nicht an die Regeln hält und somit auch selbst Schuld.
Grüße
Forster
Daumen hoch!
Ich sehe da nur ein Problem: es wird zu wenig kontrolliert.
Ach was. Die machen doch regelmäßig vorher angekündigte Blitzermarathons, wo sie doch sogar die Blitzerstandorte vorher bekannt geben.
Eine bessere Verkehrsüberwachung kann es doch gar nicht geben! 🙄 😮
Finde es ebenfalls ganz entspannt. Man kann auch ohne Punkte auskommen und das auch ohne ein Verkehrshindernis zu sein. Punkte gibt es erst ab 21 Km/h drüber abzüglich Messtolleranz und Tachoungenauigkeit. Wer laut Tacho 30 Km/h zu schnell fährt, der ist es auch selber Schuld. Klar kann man mal ein Schild übersehen und unbeabsichtig zu schnell fahren aber das bringt keinen in die nähe von 8 Punkten. Die meisten die sich darüber aufregen, sind wohl die, die schon nahe an den 8 Punkten sind. Anderen Fehler zu schieben ist immer leichter.
12 Jahre Führerschein und Punktelos 😉
Erstaunlich, wieviel Themen bei Motor-Talk nun schon mit Meldungen zum neuen Punktesystem gefüllt wurden.
Hallo
Das soll jetzt keinesfalls fremdenfeindlich sind aber für mich als Kraftfahrer kann das schon existenzgefährdend werden weil der Führerschein ja schneller weg ist und öffnet dem ausländischen Billigverkehr noch mehr Tor und Tür weil die ja nicht mit Punkten zu rechnen haben und sowie so billiger fahren können. Mann stelle sich das mal vor, um einen 40-Tonner in Deutschland zu bewegen muss ein angehender Fahrer heute zutage in Deutschland fast 4000 € hinlegen um überhaupt seine Arbeit machen zu können. Das wird wenn er in einer guten Firma arbeitet mit netto 2500€ + Speesen entlohnt. Dann nach 8 Punkten ist der Fahrer wieder arbeitslos weil die Punkte teilweise sehr willkürlich vergeben werden. Welcher interessierte junge Mann/Frau hat da noch Interesse? Kann nur jedem Kraftfahrer raten sich eine sehr gute Verkehrsrechtsschutzversicherung zuzulegen weil wir schneller ohne Job sind als wir denken können. Den Kraftfahrer aus den neuen EU-Ländern ist da natürlich besser dran die Gewinnmarge der Firma ist größer weil die Fixkosten geringer sind und Punkte gibt es auch nicht!
Bei mir geht auf jeden Fall jeder Vorwurf in Zukunft zum Anwalt! Ich halte mich zwar für einen anständigen Kraftfahrer und habe keine Punkte aber das ist mir zu heikel! Ich hab eine Familie zu ernähren!
Mfg
Drago
War nicht im Gespräch das es für Handy am Steuer keine Punkte mehr gibt?
Naja. Auch hier könnte man sagen... Einfach das eigene Verhalten anpassen, scheint bei dir ja bisher zu funktionieren. Punkte gibt es bei Verstößen, bei denen ernsthaft andere Verkehrsteilnehmer gefährdet werden (können) und das darf geahndet werden, gerne auch sehr hart.
Gerade bei LKW-Fahrern sieht man so oft beim Vorbeifahren, dass die mit allem beschäftigt sind, aber nicht mit dem Fahren, egal ob Handy, Kaffee kochen oder lesen, alles schon gesehen. Dass es eventuell eine sehr eintönige und langweilige Tätigkeit sein kann ist mir bekannt, das Gefahrenpotential von so einem 40t Monster aber auch.
Das Problem ist- wie schon erwähnt- allerdings nicht die Strafe ansich, sondern die zu selten stattfindenden Kontrollen. Es gibt selten eine Autobahnfahrt, ohne Drängler, Rechtsüberholer und und und...
Servus Drago,
erstmal Daumen hoch für Deine Signatur, finde ich echt gut.
Aaaaber: wenn sich hier schon mal ein Kraftfahrer zu Wort meldet, dann muss ich, zumindest für meinen Teil, sagen, dass gerade die noch schärfer kontrolliert werden müssten, Existenzgefährdung hin oder her.
Und zur Willkür: zu schnell gefahren, Überholverbot missachtet, Ladung unzureichend oder sogar nicht gesichert, Lenk- und Ruhezeiten nicht eingehalten, da ist ja wohl keine Willkür im Spiel, so etwas lässt sich prima überwachen.
Und Du wirst ja wohl bitte nicht behaupten, dass Dich jemand gezwungen hätte Kraftfahrer zu werden? Mich hat auch niemand gezwungen zur See zu fahren, da stehe ich auch permanent mit einem Bein im Knast. So what? Berufsrisiko.
Schönen Feiertag noch!
Pippo
@Drago:
Das ist doch Schmarrn. Wenn du dich an die Regeln hälst, dann bekommst du doch auch keine Punkte.
Und wenn dir schon mal wiederfahren ist, wie mir, dann würdest du dir noch härtere Strafen wünschen.
Mir ist bei fast 130km/h auf dem Motorrad ein Brett vom LKW entgegengekommen. Zum Glück konnte ich diesem gerade noch ausweichen. Möchte nicht wissen, was wäre passiert, wenn ich in diesem Moment nicht voll bei der Sache gewesen wäre. Das einzig gute daran war, dass der LKW Fahrer nach dem ich ihm ein Handzeichen gegeben hatte, als ich vorbei war, rechts ran gefahren ist und die Bretter dann doch vernünftig festgemacht hat.
Überholen an Überholverboten kann ja jeder Fahrer auch selbst entscheiden und da ihm die Strafen bekannt sind, sollte er sich dann nicht wundern, wenn er dann läuft. Das gleiche gilt für Handy, etc.
Grüße
Forster
Ich hab folgendes Problem. Bin Mediziner in einer Unfallklinik und muss wenn Alarm kommt innerhalb 20 min in der Klinik sein. Deswegen schon öfters geblitzt. Musste Lappen nie abgeben da Richter immer wieder mit entsprechender Bescheinigung das Argument gelten lassen. Troztdem ist das neue Punktesystem problematisch. Könnte dazu führen das ich jede 3. Nacht im Krankenhaus schlafen muss. Eine Lösung für dieses Problem gibts für mich und meine Kollegen leider noch nicht.