Studie: Jeder fünfte Studierende fährt mit dem Auto zur Universität
Weniger Studierende nehmen das Auto
Ökologisches Bewusstsein oder bessere ÖPNV-Angebote? Studierende fahren seltener mit dem Auto zur Universität. 2003 waren es 30 Prozent, heute nur noch jeder Fünfte.
Gütersloh - Fahrrad und Bahn sind längst nicht für jeden Studenten das Verkehrsmittel der Wahl. Jeder Fünfte fährt bevorzugt mit dem Auto zur Uni. Der Anteil nimmt allerdings ab. Zwischen 2001 und 2003 hatten noch 30 Prozent der Befragten angegeben, im Normalfall allein mit dem Auto zur Uni zu fahren. Zwischen 2016 und 2018 waren es nur noch 20 Prozent, wie aus einer Studie des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) in Gütersloh hervorgeht.
Relativ konstant bliebt der Anteil der Studierenden, die Fahrgemeinschaften bilden. Er sank lediglich um zwei Punkte von acht auf sechs Prozent. Am beliebtesten sind Bus und Bahn: Mehr als die Hälfte der Studierenden (56 Prozent) nutzt öffentliche Verkehrsmittel für den Weg zur Uni. Gut jeder Dritte fährt auch gern mit dem Fahrrad (35 Prozent). Im Normalfall zu Fuß gehen 29 Prozent der Befragten.
Weiterhin beliebt ist das Auto vor allem bei Studierenden an kleineren Hochschul-Standorten. Campusnahe oder zumindest gut angebundene Wohnheime sowie Semestertickets und ein wachsendes ökologisches Bewusstsein der Studierenden sind den Angaben nach mögliche Erklärungen dafür, dass das Auto insgesamt seltener für den Weg zur Uni genutzt wird.
Erkennbar ist auch, dass ein gut ausgebautes Infrastruktur-Angebot die Wahl des Verkehrsmittels beeinflusst. Während in Münster, mit guter Fahrrad-Infrastruktur 82 Prozent das Rad für den Weg zur Universität nehmen, fahren in Berlin mit gut ausgebautem ÖPNV mehr als 80 Prozent der Studierenden mit Bus und Bahn. Für die Studie wurden rund 150.000 Studierende befragt.
Inwiefern Studierende mehr und mehr auf das Kfz verzichten aufgrund schlichtweg erschwerter Einkommensverhältnisse, etwa durch kaum bezahlbare Mieten in Großstädten, beleuchtet die Studie nicht. Das Fazit des Deutschen Gewerkschaftsbunds im BaföG-Bericht 2017 fällt hierzu eindeutig aus: Die Bedarfssätze und Freibeträge seien zu niedrig, die Wohnkostenpauschale und Altersgrenzen realitätsfern. Anpassungen der BaföG-Sätze schaffen es selten über die Inflationsrate hinaus.
Quelle: dpa
"Inwiefern Studierende mehr und mehr auf das Kfz verzichten aufgrund schlichtweg erschwerter Einkommensverhältnisse..."
Das dürfte der Hauptgrund sein. Bei hohen Wohnkosten und geringem Einkommen, muss man eben auf das KFZ verzichten.
Jeder 5. hat eben noch einen geeigneten Sponsor.
Wäre bei mir damals grausam gewesen. Hab es genau 1 Monat durchgehalten mit den ÖPNV und dann ein Auto gekauft. 90 Minuten per ÖPNV und 25 Minuten mit dem Auto sind einfach ein zu großer Unterschied.
Wieder ein unnötiger und unsinniger Artikel. Fällt euch sonst nix mehr ein, worüber ihr berichten kommt?
Es ist auf jeden Fall wünschenswert, dass die Generation der Deppen, die die Autobauer nach Umweltskandalen auch noch verteidigen, von einer schlaueren abgelöst wird.
Ich fahre fast täglich an einem großen Uni-Parkplatz vorbei. Es sind immer noch zu viele Auto-Fahrende; da müssen sich scheinbar noch etliche vom Hotel Mama lösen oder lernen, wirtschaftlich zu denken (Uni-nahe WG statt Pendeln mit dem Auto).
@fm672
Das Pendeln mit dem Auto und wohnen bei den Eltern eventuell wirtschaftlicher sein könnte, kommt dir nicht in den Sinn?
Außerdem wäre es schade, sein Leben nur nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten auszurichten.
Doch, aber wäre es nicht schade, sein Leben nur nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten auszurichten? Unabhängigkeit ist auch ein wichtiger Wert mit der Volljährigkeit. 😉
Dann versuche mal eine Uni-nahe WG für einen bezahlbaren Preis zu finden. Ich bin seit kurzem mit dem Studium fertig und obwohl mich meine Eltern finanziell unterstützt haben und ich in den Semesterferien und hin und wieder am Wochenende gearbeitet habe konnte ich mir keine Wohnung in unmittelbarer Uni-Nähe leisten, denn in den großen Universitätsstädten kostet selbst ein winziges WG-Zimmer mittlerweile ab 500€ aufwärts. Mit Verpflegung etc. ist man dann schnell mal bei 700-800€ im Monat. Deshalb bin auch ich während des Studiums jeden Tag 80km mit dem Auto gependelt, das war für den Geldbeutel um einiges angenehmer.
@fm672
Dann zitiere mich doch vollständig 😉
Ich war übrigens im Studium unabhängig, eigene Wohnung und eigenes Auto (trotzdem nach Umzug oft mit ÖPNV bzw. Rennrad zur Uni).
Auch wenn es dich erstaunt, das eigene Auto gehört für viele immer noch als wichtiger Punkt dazu. Es bietet eben Unabhängigkeit/persönliche Freiheit.
Der Verzicht auf ein eigenes Auto im Studium ist fast immer wirtschaftlichen Gesichtspunkten geschuldet.
Echt gute Beiträge, wie "Uni-nahe WG" - toll, aber dann muss man zunächst mal eine bezahlbare Wohnung in Uni-Nähe finden und dann auch vor der Anmietung entsprechende Mitbewohner.
Mal aus dem Wohnungssuche meiner Tochter in Bochum: Studentenwohnheim, einige Zimmer in WG's frei, aber vor der Anmietung mussten zwingend die künftigen Mitbewohner ihr okay geben. Zwar verständlich, aber was macht man, wenn man in den Semesterferien suchen muss? Wenn die Mitbewohner nicht erreichbar sind?
Also Wohnungssuche per Immoscout. Dumm nur, dass attraktive Wohnungen (nämlich in der Nähe der Hochschule) dort zwar noch standen, aber längst vergeben sind. Dass man für jede Wohnungsbesichtigung rund 200 km fahren muss. Dass man oft eine aktuelle Schufa-Auskunft brauchte. Dass Wohnungen in der Nähe zwar als sofort bezugsfrei bezeichnet werden, diese aber erst vom Vermieter noch renoviert werden mussten - und das voraussichtlich drei Monate in Anspruch nehmen würde.
Mit Glück haben wir dann ein Zimmer in einer 2-er-WG gefunden, wo der andere Mitbewohner auszog. Nur rund 1,2 km von der Hochschule entfernt, Straßenbahnhaltestelle einige Schritte neben der Haustür.
Und warum Studenten heute den ÖPNV oft bevorzugen? Im Semesterbeitrag ist das Ticket bereits enthalten. Gilt zwar auch für die DB, dort aber nur für Regionalzüge im jeweiligen Bundesland. Womit das Auto zumindest für die regelmäßige Heimfahrt noch benötigt wird.
Nun sollte die "Generation der Schlaueren" mal versuchen, ohne Auto auszukommen. Natürlich auch die indirekte Nutzung muss unterbleiben - sprich "Einkaufen von Lebensmitteln", denn die werden bekanntlich auch mit Fahrzeugen zu den Geschäften gebracht. Oder mit Fahrzeugen nach Hause geliefert.
Die Zeiten ändern sich. Die Einkommen, gerade bei den typischen Studentenjobs, stagnieren seit Jahren aber die Kosten für Lebenshaltung steigen immer weiter.
Irgendwann muss jeder die Prioritäten setzen
Und Dank Studententickets ist man als Schüler/Student im öffentlichen Nahverkehr schon früher viel besser gefahren. Auch vor 25 Jahren sind deshalb die wenigsten mit dem Auto an die Uni gefahren, sondern haben den eigenen Wagen -falls überhaupt vorhanden- zuhause bei den Eltern stehen gelassen.
Und heute kostet das Parken am Campus auch richtig Asche, was zu meiner Zeit noch für umsonst gewesen ist.
Dafür kommt dann nach dem Studium der dicke Firmenwagen heute umso schneller her! 😎
Interessante These. Nur wie finanziert ein Student seine Unabhängigkeit? Arbeit statt Studium?
Ich bin selbst Hochschuldozent.
Es handelt sich weniger um das Interesse an einem eigenen Fahrzeug. Es handelt sich einerseits um die Kosten für ein Fahrzeug und andererseits um das Problem, es parktechnisch unterzubringen. Die Städte sind hier zwischenzeitlich gnadenlos, was die Aufbesserung des städtischen Haushalts angeht. Zudem wird Parkraum absichtlich zunichte gemacht, vermutlich um Bezahlparkplätze höher zu frequentieren.
Zudem sind die Lebenshaltungskosten und auch die Studienkosten bei Privatschulen die letzten Jahre gestiegen. Waren es 2014 noch 590 € monatlich (Vollzeit), sind es 2018 schon 750 € an renommierten Hochschulen in Grossstädten.
Der Mittelstand hat über die letzten Jahre einkommenstechnisch stark Federn gelassen, seit Euro Einführung stagnieren deutsche Gehälter. Die Lebenshaltungskosten haben da wenig Rücksicht genommen.
Die öffentliche Verkehrsinfrastruktur hat sich auch nicht wirklich zum positiven verändert.
Das Desinteresse ergibt sich eher aus den Umständen heraus.
750,- € aber wohl nur an Studiengebühren.
Für das WG-Zimmer z.B. zahle ich knapp 500,- €, für Lebensmittel, Kleidung, Bücher usw. kommen im Monat noch mal 500,- € dazu. Dazu ein bisschen Semesterbeitrag und irgendwas unter 100,- € für die Krankenkasse. Kommen ziemlich locker 1.200,- € im Monat zusammen. In den Semesterferien etwas weniger, wenn das Mädel zu Hause wohnt und isst.
Da ist das Auto natürlich reiner Luxus, aber ich hab ihr eines versprochen, wenn das Abi bestanden wird. Anschaffung und Fixkosten zahle ich, Benzin darf sie selbst bezahlen.
Hab aus Kostengründen 2 Semester durchgehalten. Dann war das 1. Praxissemester wo ich eh ein Auto brauchte weil ÖPNV noch unbrauchbarer. Hab dann einen Deal mit meinen Eltern bzw. meiner Oma aushandeln können so mit Oma-Taxidienst bzw. Eltern-Zweitwagen wenn ich das Auto nicht gerade anderweitig brauche-> Steuer und Versicherung für Opas (ein paar Jahre vorher gestorben) altes Auto das sonst eher rumstand wurde von den beiden (bzw. 3) übernommen. Rest musste ich zahlen.
Wurde dann mit >20 Jahren AWP-Opfer.
Die Einführung eines Semestertickets wurde übrigens abgelehnt, weil kaum billiger als Schülermonatskarte _und_ weniger Features.
notting