Ratgeber: Richtiges Verhalten bei Stau
Wenn alles steht und nichts mehr geht
Worauf müssen Autofahrer in einem Stau achten, wie verhalten sie sich richtig und dürfen sie überhaupt ihr Fahrzeug verlassen? Ein Ratgeber klärt die wichtigsten Fragen.
München/Stuttgart - Fast jeder hat solch einen Urlaubsanfang schon mal erlebt. Nach nur wenigen Kilometern auf der Autobahn leuchten die Warnblinkanlagen der Vorausfahrenden: Stau. Dieser kurze Überblick zeigt, welche wichtigen Verhaltensregeln im Stau gelten und welche Konsequenzen eine Zuwiderhandlung nach sich zieht.
Hintermann warnen, Rettungsgasse bilden
"Zunächst einmal gilt es, langsam an das Stauende heranzufahren ohne abrupt bremsen zu müssen", rät Detlev Lipphard vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR). Außerdem solle die Warnblinkanlage eingeschaltet werden. Dadurch würden nachfolgende Autofahrer gewarnt, ein rechtzeitiges Verzögern helfe, gefährliche Auffahrunfälle zu verhindern.
Empfehlenswert sei außerdem, einen Radiosender mit Verkehrsfunk einzuschalten. Es sollte Abstand zum Vordermann gehalten werden. "Als Richtwert gilt, dass man beim Stehen im Stau die Hinterräder des Vordermanns sehen kann", empfiehlt Lipphard, "dann bleibt auch genug Platz, um zum Beispiel für eine Rettungsgasse reagieren zu können."
Die Rettungsgasse muss bei einer zwei- oder vierspurigen Autobahn in der Mitte und bei einer dreispurigen zwischen der linken und den rechts daneben liegenden Spuren gebildet werden. "Den Standstreifen nutzen Rettungsfahrzeuge nur ungern, denn hier könnten auch Liegenbleiber den Weg blockieren", sagt Lipphard. Umso wichtiger: den Rückspiegel beobachten, um bei nahenden Rettungskräften sofort reagieren zu können. Bei Verstößen droht ein Bußgeld in Höhe von 20 Euro.
Wer sein Fahrzeug verlässt, riskiert ein Bußgeld
"Wer im Stau steht, darf die Fahrbahn grundsätzlich nicht betreten", sagt Andreas Hölzel vom ADAC. "Weder ein menschliches Bedürfnis noch das Wickeln eines Kindes stellen einen vom Gesetzgeber anerkannten Notfall dar. In solchen Fällen heißt es, bis zum nächsten Park- oder Rastplatz weiterzufahren." Laut Straßenverkehrsordnung ist das Betreten der Autobahn nur zur Unfallsicherung erlaubt. Wer dennoch erwischt wird, riskiert ein Verwarngeld von 10 Euro. Steht jedoch der Verkehr bei einer Vollsperrung für lange Zeit still, werde die Polizei bei einem kurzen Aussteigen und "Sich-die-Beine-Vertreten" auf eine Anzeige verzichten, sagt Hölzel.
Teurer wird es, wenn der Standstreifen genutzt wird, um am Stau vorbei auf den nächsten Rastplatz oder zur Autobahnausfahrt zu gelangen. "Wer das macht, riskiert ein Bußgeld über 75 Euro und einen Punkt", warnt Hölzel. Rückwärtsfahren oder gar Wenden sei ebenfalls tabu, es sei denn, die Polizei fordert dazu auf. "Ansonsten droht in so einem Fall neben der Geldbuße und Punkten auch ein Fahrverbot."
Autobahnen zu Stoßzeiten überlastet
Die häufigsten Ursachen für einen Stau sind hohes Verkehrsaufkommen, Baustellen und Unfälle. "Im Berufsverkehr und im Urlaub ist es schlicht die schiere Masse an Fahrzeugen, die zum Stau führt, denn die Verkehrswege sind nicht für die Maximalbelastung ausgelegt, sondern für den durchschnittlichen Verkehr", sagt Hack.
Aber: Häufig tragen die Fahrer selbst zur Staubildung bei. "Das Hauptproblem ist ein zu geringer Abstand bei mangelnder Voraussicht und zu schnellem Fahren", sagt Lipphard. Dadurch komme es immer wieder zu abrupten Bremsmanövern, die nachfolgende Autos mit entsprechender Verzögerung zum Abbremsen zwingen. Eine Kettenreaktion entsteht. "Irgendwann steht das erste Fahrzeug und der Stau ist da, während der eigentliche Stauverursacher schon lange weg ist", sagt Lipphard.
Mit gleichmäßigem Fahren könne man dem vorbeugen. "Untersuchungen haben gezeigt, dass der stoische Autofahrer, der auf seiner Spur bleibt, am schnellsten ans Ziel kommt. Spurwechsler und Stauumfahrer stehen dagegen oft auf Nebenstraßen im Stau." Abfahren von der Autobahn ist auch nur dann ratsam, wenn die Polizei dies empfiehlt oder eine Vollsperrung vorliegt. Denn mit der vermeintlichen Ausweichempfehlung des Navis ist man in der Regel nicht allein. Und es reichen auf Nebenstrecken meist deutlich weniger Autos aus, um einen erneuten Stau zu verursachen.
Die Staugefahr ist am geringsten, wenn alle mit einem Tempo von maximal 130 dahinrollen. "Die Leistungsfähigkeit von Autobahnen bemisst sich eher an den langsameren Fahrzeugen", sagt Lipphard. Daher schreibe die Verkehrsbehörde auf stark befahrenen Abschnitten mitunter auch Tempo 100 vor, um einem Verkehrsstau vorzubeugen. Der ACE rät dazu, antizyklisch zu fahren, also nach Möglichkeit vor oder nach großen Reisewellen zu starten. Eine Regelung, die dazu dient, auf stark frequentierten Autobahnabschnitten Verkehrsspitzen abzufedern, ist die sogenannte temporäre Seitenstreifenfreigabe. "Damit wird der Standstreifen zum Fahrstreifen umfunktioniert", sagt Lipphard.
So viele Staus wie noch nie
Generell ist die Zahl der Verkehrsstaus in den vergangenen Jahren gestiegen. Im Jahr 2015 registrierte der ADAC rund 568.000 Staus auf Autobahnen. Im Jahr zuvor waren es 475.000. Problematisch seien vor allem ältere Autobahnen ohne Standstreifen. "Hier tun sich die Rettungskräfte besonders schwer mit dem Vorankommen und defekte Fahrzeuge führen schneller zu Staus", sagt Hölzel.
Die viel gescholtenen Brummis lösen laut Lipphard selten Verkehrsstaus aus: "Lkw mit ihren konstanten 80 oder 90 km/h rollen im Grunde hinsichtlich Stauvermeidung vorbildlich über die Autobahn." Sie würden erst dann zum Problem, wenn schlicht zu viele zur gleichen Zeit unterwegs sind.
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Ich verstehe nicht ganz warum langsamer fahren staus verhindern soll.
Desto schneller sich die Fahrzeugkolonne bewegt, desto mehr Fahrzeuge kommen pro Zeiteinheit über die Autobahn... Wieso hilft es dann ausgerechnet zur Ferienzeit, wenn die Stauursache allen vorrans einfach die Überlastung der Autobahnen mit zu vielen Fahrzeugen ist, langsamer zu fahren.. ?
Das hat was mit der Staubildung zu tun.
Vereinfacht gesagt:
Je schneller du fährst, umso mehr musst du an der Engstelle (oder Stauende) bremsen. Und umso größer ist die "Welle" die nach hinten "durchläuft".
Eben, das ist eher falsch gesagt. Wichtig ist eine homogenes Geschwindigkeitsverhältnis aller Autofahrer. Bzw. der jeweiligen Spur. Zu häufig ist es bei höherem Verkehrsaufkommen so, dass die rechte Spur zu frei ist und es so auf der linken zur Geschwindigkeitsreduzierung kommt.
Und Rettungsgasse... ja schön, warum ist dann am Sonntag A8 höhe Stuttgart der Abschleppwagen durch die falsche gefahren und musste sich durchboxen, da sich die mittlere Spur richtigerweise eher rechts statt links orientierte.
Achso, zu frühe Reißverschlusseinfädler sind auch so ein Thema. Ebenso schlecht funktionierende Verkehrsbeeinflussungsanlagen. Wieder am WE gesehen, mitten im Stau wurde dieser nicht erkannt und hat beim Auflösen dieses die Geschwindigkeit zu sehr eingebremst. Und da kommen wir zum Schluß zum Thema, nach einem Stau bitte Gas geben und/oder rechts fahren und nicht weiterschlafen!
Siehe auch hier:
http://www.swp.de/.../Die-optimale-Geschwindigkeit;art1185449,2105553
😉
Zu Nummer 1: Erst am langen Wochenende bin ich über 2000km gefahren und das schlimmste was mich aufgeregt hat, waren die ganzen Mittelspurschhleicher. Da komme ich mit 140 +x und ganz links einer mit fast 200 und die Kröte in der Mitte macht einfach kein Platz obwohl rechts alles frei ist. Ich könnte kotzen bei so was, wegen solchen Leuten muss man dann stark abbremsen, weil links ja noch ein schnellerer kommt. Schlagt mich, beschimpft mich, aber zu 90% waren es nur Personen älteren Semesters oder Frauen, am schlimmsten die Kombination von beiden 😆
Diese Leute haben immer schiss ganz rechts zu fahren, da sie wohl denken, sie kommen da nie wieder raus oder sie meinen die 3 Spur ist für LKWs gedacht.
Und zu 2: Ich kann das auch nicht verstehen, alle waren in der Fahrschule und alle sollen die selben Regeln gelernt haben, aber ständig wird gehupt das man bis zum Ende links fährt und sich ganz vorne "reingedrängelt". Wobei, die Leute die beim 400m Schild schon anfangen sich einzuordnen.
Es gibt einfach zu viele Leute die pennen beim Autofahren.
Wenn das Fahrzeugaufkommen zu hoch ist und ein Engpass kommt, staut es sich so oder so.
Interessant. Wieder was gelernt.
Oft ist das Fahrzeugaufkommen aber nicht zu hoch und es kommt trotzdem zu Staus, weil die Leute "falsch" fahren (zu schnell, zu wenig Sicherheitsabstand, abruptes Bremsen, etc.).
Und bitte nicht ständig Spurwechsel machen weil es dort vermeintlich schneller vorwärts geht. Das tut es nämlich meist nicht und das Spurwechseln begünstigt sogar noch die spontane Staubildung. Der Verkehrsfluss wird auf jeden Fall durch Spurwechsel gestört.
Das ist beides garnicht so unbegründet bei dem Personenkreis den du ansprichst - insbesondere ältere Semester reden tatsächlich von der "LKW-Spur"...
...und dass die hinter dem LKW nie wieder raus kommen liegt schlichtweg an der Fahrweise bzw. falschem einleiten des Überholvorganges.
Du sprichst mir aus der Seele. Nichts ist schlimmer als diese Mittelspurblockierer.
Gibt es hier jemanden, der sich als solcher outen möchte und mir erklären kann, warum er es nicht für nötig hält, die rechte Spur zu benutzen? Das fände ich sehr interessant. 😊
Manch einer von denen weitet den Passus in der Vorgabe "ab und zu rechts ein Auto/LKW, darf man mittig bleiben" sehr weit aus. Dabei werden aber Geschwindigkeitsdifferenzen ignoriert und auch Maximalwerte als Mindestwerte ausgelegt. Wobei ich mir sicher bin, die meisten wissen nicht mal um die Ausnahme des Rechtsfahrgebotes auf 3 spurigen Autobahnen. Was sich auch erklärt, dass auf 4 spurigen Autobahnen gar die 2. von links so belagert wird. Und ich mich jedes mal frage, ob mit einer freien Spur dazwischen auch noch von rechts überholen geredet werden kann 😆
Wer zu "doof" ist, sich frühzeitig auf eine Situation einzustellen, die man halt nicht ändern kann, ohrfeigt sich doch selber. 😉
Ich tippe mal, du warst nicht wütend, weil du ne Vollbremsung hinlegen musstest, sondern du hast, weil du wütend warst, absichtlich erst sehr spät und scharf abgebremst um damit deinen Vorderman, mehr oder weniger, zu züchtigen.
Ich weiß echt garnicht, wo da das Problem ist.
Einfach mal rechtzeitig 5 bis 10km/h Tempo rausnehmen, drei Sekunden später ist der mit 200 auf der linken Spur vorbei und du kannst wieder, nach links wechselnd, sanft auf dein Reisetempo erhöhen.
Solche Situationen kann man in 99,9% der Fälle durch vorausschauende Fahrweise vermeiden.