Tesla verteilt Autopilot für einen Monat zur Probe
Wenn das Extra als Free Trial kommt
Update: Tesla bietet den "Autopiloten" in Europa für einen Monat zum Ausprobieren an. Könnten Hacker ihn auch ohne zu bezahlen freischalten? Offenbar nicht so leicht.
Berlin – Bei der Zusatzausstattung fürs Auto ist die Idee des kostenlosen Probemonats nicht so weit verbreitet. Die Klimaautomatik zum Testen? Das Schiebedach zum Ausprobieren? Oder die bessere Audioanlage zur Hörprobe? Das geht nicht. Was geht: Die „Autopilot“-Funktion für Teslas Model S und Model X lässt sich nachbestellen und für einen Monat kostenlos testen. Tesla bietet Kunden einen „Free Trial“ an.
Dass es das Update nachträglich gibt, ist bekannt. Tesla hatte den „Autopiloten“ im vergangenen Herbst übers Funknetz an Kunden verteilt, die beim Kauf des Autos die entsprechende Option vorbestellt hatten.
Die Hardware dafür ist bei allen Model X verbaut und bei allen Model S, die nach September 2014 produziert wurden, wie eine Tesla-Sprecherin auf Nachfrage sagt. Deshalb können es auch Kunden ordern, die sich erst nachträglich für das Feature entscheiden. Dann kostet es 3.300 Euro statt 2.800 Euro. Wer unsicher ist, ob er den Autopiloten braucht, kann ihn nun kostenlos ausprobieren. „Der Trial wird allen Model-S- und Model-X-Kunden angeboten, die die Autopilot Hardware in ihren Autos verbaut habe – auch in Europa“, erklärt eine Tesla-Sprecherin.Ein Hacker verschafft sich Zugang zum Betriebssystem
Theoretisch könnte das sogar ohne Teslas Einverständnis funktionieren. Die Vollversion lässt sich ja bei vielen Programmen illegal freischalten, mit überschaubarem Aufwand. Und beim Tesla? Das Unternehmen gilt in der Autoindustrie als führend bei der IT-Sicherheit. Aber eine unknackbare Software, das gibt es nicht.
So will sich ein Hacker, der sich „Hemera“ nennt, Zugang zum Betriebssystem eines Model S verschafft haben. Er hat das halbe Armaturenbrett auseinander gebaut, den Instrumententräger entfernt und sich per selbstgebautem Kabel Zugang verschafft, um den Tesla zu „rooten“.
Viele kennen ein solches Rooting vom Smartphone. Android-Handys oder iPhones lassen sich rooten, um versteckte Funktionen freizuschalten, andere Versionen des Betriebssystems, sogenannte „Mods“ aufzuspielen oder sonst nicht zugelassene Apps zu installieren. In dieser Hinsicht ist ein Tesla, wie die meisten modernen Autos, nicht viel anders als ein Smartphone.
Mit dem Browser Firefox im Tesla surfen
Das Tesla-Betriebssystem im Model S basiert auf Ubuntu, einer speziellen Version von Linux. Auf „Hemeras“ Tesla läuft jetzt offenbar Gentoo. Eine andere Linux-Variante, die sich quasi frei individualisieren lässt. Es ist nicht das erste Mal, dass es jemandem gelungen ist, fremde Software auf einem Tesla zu installieren.Anfang 2014 hatte sich ein Model-S-Fahrer Zugang zum Betriebssystem verschafft. Er hatte nur Daten ausgelesen und wurde dennoch vom Tesla Service-Center kontaktiert. Man habe ihm geraten, seine Nachforschungen einzustellen, wie er in einem Forum schrieb. Sonst sei seine Garantie gefährdet.
Ein anderer Nutzer brachte kurz darauf den Browser Firefox auf den Displays seines Model S zum Laufen. Wenig später schloss Tesla offenbar per Software-Update die Lücke.
In der Tesla-Community werden solche Hacking-Versuche gemischt aufgenommen. Viele würden die Möglichkeit begrüßen, Apps von Drittanbietern in ihren Autos installieren zu können. Andere vertreten den Standpunkt: lieber so als im Verborgenen. Schließlich würden Sicherheitslücken aufgedeckt.
Neues Tuning auf digitaler Basis
Im Falle des Model-S-Hacks von „Hemera“ liegt die Gefahr – wenn es denn eine gibt – sicher nicht darin, dass Fremde die Lücke ausnützen könnten. Schließlich ist ein direkter Zugang zum Fahrzeug nötig, und selbst dann ist der Aufwand beträchtlich. Jedenfalls, wenn man den rudimentären Beschreibungen von Hemera glaubt. Manch einer tut das nicht: In Hacker-Foren wird der Verdacht geäußert, der Hack sei eine von Tesla initiierte PR-Aktion. „Hemera“ bestreitet das, Tesla äußert sich nicht dazu.
Auf unsere Nachfragen, was Tesla zu dem Hack sagt, und welche Möglichkeiten sich durch das Rooting, wenn es denn echt ist, eröffnen, bekamen wir keine konkrete Antwort. Nur ein allgemeines Statement zu den „hoch entwickelten Sicherheitssystemen“ und dem Team von „erstklassigen Sicherheitsexperten“, die das Tesla-Netzwerk, die Server und das Fahrzeug selbst auf jeder Ebene schützen. Unsere Anfrage an „Hemera“, was er glaubt, durch das Rooting mit dem Model S anstellen zu können, blieb bislang unbeantwortet.
Trotzdem wirft der Hack Fragen auf. Denn die Digitalisierung eröffnet neue Möglichkeiten des „Tunings“. Das kann dann auch das Freischalten von Extras beinhalten – ohne sie dem Hersteller zu bezahlen. Und ohne, dass sie auf ihre Funktion geprüft wurde. So gesehen sind die Fragen eigentlich so alt wie das Tuning selbst. Oder zumindest so alt wie die Kfz-Hauptuntersuchung.
Geht doch teilweise jetzt schon, z.B. hat mein Kumpel einen Audi A3 der neuesten Generation gebraucht gekauft, der hatte zwar ein Multifunktionslenkrad aber keinen Bordcomputer (wer bestellt sowas?!). Einzige wählbare Anzeigen im Display waren Datum und Restreichweite (dreist von Audi, das so unter die Nase zu reiben, immerhin setzt die zwingend den Verbrauch voraus). Ein Bit im VCDS verändert und das FIS war da.
Übrigens waren für die bisherige Laufleistung des Audi im Langzeispreicher fein säuberlich Verbrauch und Fahrzeit eingetragen...
Korrekt wäre:
- Ubuntu (bzw. Gentoo) sind Linux-Distributionen. Eine Distribution ist eine Zusammenstellung des Linux-Kernel samt div. Hilfsprogramme für das System und natürlich ein Setup, das einem die Installation erleichtert.
Ubuntu ist eher als Windows-Ersatz gedacht. Man kriegt einen fertigen Desktop (gibt versch. Geschmacksvarianten, z. B. Kubunut mit KDE) und viele Programme. Wenn das nicht reicht, lädt man fertig kompilierte Pakete aus dem Repository der Distri und installiert sie.
Nachteile:
-- Wenn in dem Paket trotz Signaturen & Co. bösartiger Code ist, hat man ein Problem. Virenscanner helfen da oft nicht und die für Linux suchen eigentlich auch fast nur nach Windows-Schädlingen.
-- Für bestimmte Zwecke muss bestimmte Software speziell kompiliert werden (z. B. noch experimentelle Erweiterungen im Kernel wie neue Dateisystem-Treiber). Man muss also extra die Sourcen runterladen und das entspr. kompilieren.
Gentoo dagegen lädt aus dem Repo nur Sourcecode, den man vor dem Kompilieren durchlesen kann (ja, ist sehr viel und man sollte Ahnung haben). Vorteil: Der Code wird exakt passend für die Rechnerarchitektur kompiliert, um z. B. alle Prozessor-Features für optimale Performance nutzen zu können (viel Kram ist glaube ich heute noch i586 == Pentium I aus den 1990er-Jahren, obwohl's schon lange i686 gibt).
Nachteil: Soviel Kram kompilieren dauert ewig...
notting
PS: Auch bei den "alten" Autoherstellern gibt's viele Dinge die teuer verkauft werden, aber man wirklich nur freischalten lassen muss.
Solch ein fahrendes Smartphone möchte ich gar nicht haben. Egal ob von Tesla oder sonstwem. Egal ob E-Auto oder Verbrenner. Ich bin ja normal für elektronische Spielerein durchaus zu haben, aber im Auto habe ich es lieber klassisch. Analoge Instrumente, Knöpfe statt touch usw..
Ich würde das bei Tesla ganz locker sehen.
Hackt jemand das Auto: Garantie weg. Punkt aus. Da hat sich ein Dritter daran zu schaffen gemacht, wir rühren das nicht mehr an weil manipuliert.
Oder:
Prüfung per OTA Update auf Echtheit der "Softwaresignatur" des Tesla.
Stimmt es nicht: Kein Update mehr ODER -> Rücksetzung auf den Letztstand.
Oder man implementiert den Autopilot tatsächlich als "neuen" Code, der erst hinzugefügt werden muss. Dann kann man es auch nicht "freischalten" 😉
So einfach wird das wohl alles nicht sein.
Also ich habe mich an die digitale Geschwindigkeitsanzeige im Megane III schnell gewöhn. Digitale Geschwindigkeits-/Drehzahl-/etc.-Anzeigen im Auto müssen halt schnell genug aktualisieren, sonst macht's keinen Spaß. Mit Touch habe ich an sich kein Problem außer dass es kein haptisches Feedback gibt (schlechtere Blind-Bedienbarkeit vor allem unter dem Aspekt, dass der Hersteller die GUI ja im Prinzip jederzeit ändern kann und man eigentlich mehr auf die Straße schauen soll) und das mit der Sichtbarkeit der Fingerabdrücke...
notting
Das deb-Paket gibt's dann auf den einschlägigen Seiten zum Download ;-D
Im dümmsten Fall sind's aber versch. Firmware-Images der Steuergeräte (also mit/ohne Features X, Y, Z, ...), da ist nix mal eben mit nachinstallieren, da muss das komplette Image so wie's dann am Ende sein soll da sein vor dem Flashen...
notting
Wie auch immer das genau funktioniert, Tesla ist sicher kein Anfänger.
Und die meisten Leute sind keine Nerds, auch viele Tesla Fahrer wohl nicht unbedingt.
Nicht jeder wird es da riskieren was zu machen.
Ansonsten würde ich - wäre ich der Hersteller - wenn es ausufert einfach hergehen und sagen passt:
Ab jetzt Autopilot immer fix im Preis mit drin.
Schwups: Preis + Autopilot = Danke.
So wie es alle machen. Willst du etwas nicht, dann kaufst es halt nicht mit und dann wars das aber auch.
Sehe das eher als extra Dienstleistung von Tesla an sowas unentschlossenen noch anzubieten, falls erwünscht.
sudo apt-get remove tesla waste
sudo apt-get install tesla takeover
😆
notting hat ja schon einigermassen ausführlich über linux geschrieben und das gentoo (download) nun wirklich kein hacker-hexenwerk ist....
gentoo wird schlicht das bevorzugte prg des 'hackers' sein, mit dem er am besten klarkommt.
wahrscheinlich auch, weil es die hardware selbst erkennt und sich selbst kompiliert, wie auch knoppix oder suse😎
richtig interessant wird es, wenn es einer schafft, den tesla von aussen zu mounten🙄
Niemand braucht Autopiloten oder sonst eine autonome Abnormität
Dann aktiviere sie nicht.
Aber ich vermute mal, du fährst eh keinen Tesla, bei der ganzen Elektronik. 😆
Ich werde mich hüten. Wenn's nach mir geht würden sofort weltweit alle autonomen Testautos mit einem Raketenwerfer zerstört werden. Und die Entwicklung von autonomem fahren steht unter Strafe. Mindestens drei Jahre.
@notting
Danke für die schöne Zusammenfassung bzgl. Linux. Aber ich glaube, mit diesem Thema sind wir hier nicht ganz richtig. Na was solls.
Was mich mehr wurmt und hier noch keiner angesprochen hat: Der Artikel ist für MT-Verhältnisse ausgesprochen umfangreich. Und trotzdem fehlt eine wichtige Information: Laut golem wird das Feature des Gratismonats als Werbeeinblendung auf dem Touchbildschirm eingeblendet. Das gibt mir für die Zukunft dann doch zu denken. Ich hätte diesbezüglich eher einen Brief oder Email erwartet.
Warum, ist doch praktisch. Fährt das Auto dann wirklich autonom, gibt´s dann passenderweise noch die neueste Kaufland-Reklame (natürlich nicht abschaltbar). Oder oder oder ...
Einfach div. Apps als Vorbild nehmen: Gegen zusätzl. Zahlung muss man die Werbung in der Gratis-Version nicht mehr ertragen - natürlich für jeden User-Account extra :-D
notting