BMW i3 Coupe

Wer gut sein will muss leiden

Timo Friedmann

verfasst am Wed Nov 28 10:05:49 CET 2012

Ein BMW Coupé ist ein Auto, dem die meisten Menschen gerne hinterherschauen. Das i3 Coupé ist ein Auto, bei dem man erst hin- und dann wegschaut.

Ohne jeden Zweifel sieht das i3 Coupé von vorn am schönsten aus

Aktualisierter Artikel, ergänzt um technische Informationen

Los Angeles - Bevor es gleich losgeht mit dem, was noch als freie Meinungsäußerung gelten darf, zwei Dinge vorab:

1. Der Autor dieser Zeilen mag BMW-Modelle grundsätzlich gern. Er mag auch Mercedes, Audi, Hyundai, Kia und so weiter. Aber BMW mag er sicher, so viel vorweg.

2. Auch der Elektromobilität ist der Mann an den Tasten zugeneigt. Sehr sogar.

Darum ist es nicht einfach zu verstehen, wie bei BMW aus der Idee zum i3 Coupé ein langweiliger Abklatsch der i3-Limousine herauskommen konnte. Optisch überzeugt das Auto nicht, technisch steht es in der MOTOR-TALK-Gemeinde ohnehin schon lange in der Kritik.

Solar Orange als Höhepunkt

Aber der Reihe nach. Wenn ein Hersteller in seiner Pressemitteilung zu einem neuen Konzeptfahrzeug schreibt, nur für dieses außergewöhnliche Stück habe man die Farbe Solar Orange Metallic entworfen, schöpft schon der Laie Verdacht. Ein Auto, dessen Farbe (übrigens ein hübsches, aber völlig unspektakuläres Orange) so wichtig wird, das kann vielleicht nicht viel.

Das Bio-Öko-Cockpit ist so schlicht, dass es fad wirkt
So verhält es sich beim i3 Coupé aber nicht. Denn die Baureihe wird eine Revolution für BMW. Das erste, vollelektrische Auto in Großserie im Konzern. Seit Jahren bereiten die Bayern sich darauf vor. Im Sommer 2011 zeigten sie die ersten Fotos vom 5-Türer. Der Wagen soll rund 160 Kilometer weit fahren können, bevor er neuen Strom braucht. Drei verschiedene Fahrmodi unterstützen wahlweise den Fahr- oder Sparspaß des Fahrers intensiver.

Der i3 wiegt nicht viel

Die Karosserie besteht zu einem Großteil aus karbonbasierten Teilen, die auf einem Leichtmetall-Rahmen aufbauen. Trotz schwerer Akkubatterien (lithium-Ionen, im Fahrzeugboden verstaut) soll das Fahrzeuggewicht bei 1.250 Kilogramm liegen. 150 Kilogramm mehr als bei einem herkömmlichen Kompaktwagen, aber 300 Kilogramm weniger als ein Elektroauto sonst schnell wiegt. Der Antrieb ist hier rein elektrisch und 170 PS stark. Das Drehmoment beträgt 250 Nm. Zu den Fahrleistungen sagt B;W noch nichts, beim i3 Fünftürer wurde über eine Beschleunigung von 0 - 100 km/h in unter acht Sekunden spekuliert.

Sehr glatt und damit konturlos sieht das Heck aus
So ein Auto ist gut für die Umwelt, das grüne Gewissen und das Image der Marke. Es ist aber auch ein wichtiger Schritt in die Praxiserprobung solcher E-Mobile. Es gibt schon ein paar Autos mit Stromantrieb zu kaufen, den Nissan Leaf oder den Mitsubishi i-MieV zum Beispiel. Den beiden und dem Ende 2013 startenden i3 würde man zu diesem Zweck ein deutlich schöneres Äußeres wünschen. Denn natürlich gilt es als sexy, ohne Sprit und nur mit Strom zu fahren. Zumindest in Berlin-Mitte, Hamburg, München, Frankfurt, LA, Tokio, Paris usw.

Aber damit diese Autos auch wirklich als Versuchsfahrzeuge für die Akzeptanz der Käufer funktionieren, sollten sie super aussehen. Etwas Besonderes haben, außergewöhnlich, attraktiv sein. Im Augenblick sehen sie bieder, langweilig und manchmal sogar hässlich aus.

Das Coupé ist länger als der Fünftürer

Mit einer Länge von 3,96 Metern ist der Dreitürer zwölf Zentimeter länger als die fünftürige Studie, dazu 1,55 Meter hoch (+ 2 cm), aber mit unverändertem Radstand von 2,57 Metern. Äußerlich kann man Drei- und Fünftürer leicht verwechseln. Nur dass der Dreitürer noch einen unschönen Knick im Bereich hinter der gedachten B-Säule hat. Rund 40.000 Euro soll nach derzeitigem Wissensstand so ein Wagen kosten.

Das Auto erlaubt zahlreiche Programmierfunktionen der beiden Bildschirme, viele Informationen können so auch unterwegs mit dem Smartphone abgerufen werden. Mit dem Trend der Zeit zu gehen bedeutet, immer alles kontrollieren zu wollen.

Und ebenfalls zeitgemäß setzt BMW im Inneren vor allem auf nachwachsende Rohstoffe. Warum dabei aber ein Design zwischen Museum of Modern Art und Dritte-Welt-Laden herauskommen konnte, erklärt sich nicht von selbst.

Ja, ein Auto, das modern ist, soll modern aussehen. Aber vielleicht auch schön modern
Ladestationen wie diese sind schön, aber ganz schön selten anzutreffen. Entweder fehlt der Parkplatz - oder der Stromanschluss
In den USA kann so das Elektro-Auto besser funktionieren als bei uns
Das Bio-Öko-Cockpit ist so schlicht, dass es fad wirkt
Toll und ungewohnt ist der freie Raum unter dem Armaturenträger und die zwei Bildschirme
Infos aus dem Auto können auf dem Smartphone abgerufen werden
Sehr glatt und damit konturlos sieht das Heck aus
Die Karosserielinie hat etwas, das Tür-Kanten-Konzept dazu scheint nur unpassend
Das BMW i3 Coupé sieht von vorn am Vorteilhaftesten aus

Immerhin logisch scheinen dagegen die rollwiderstandsarmen Reifen im 155/60 R20er-Format vorn und im 175/55 R20-Format hinten.

Noch dauert es circa ein Jahr, bis der i3 als Serienauto vorgestellt wird. Hoffentlich mit einem griffigeren, typischeren BMW-Aussehen als zuletzt. Elektrisch angetriebene Autos werden sich noch weiter ausbreiten, vor allem wegen des besonders in Großstädten großen Bedarfs, trotz der bislang schwierigen Infrastruktur.

Das wäre es doch schön, wenn dann wenigsten die Autos aktuell nicht nur teuer, sondern auch schön aussehen würden.

 

Quelle: MOTOR-TALK