Update: Der letzte Land Rover Defender ist ein 90 Soft Top Heritage
Wer noch einen neuen Defender will, ist (zu) spät dran
Update: Farewell: Nach 68 Jahren ist der letzte Defender in Solihull vom Band gelaufen. Noch gibt es vereinzelt Neuwagen, aber das Angebot ist dünn und die Preise hoch.
Solihull – Hier endet es also. Am 29. Januar 2016, um die Mittagszeit ist der letzte Land Rover Defender vom Band gelaufen. Es war ein „Kurzer“, ein 90 Soft Top in Heritage-Ausstattung. Blass-grün, wie es sich gehört. Mehr als 700 aktuelle und frühere Mitarbeiter waren zur Feierstunde anwesend. Sie sahen noch einmal mehr als 25 Modelle aus der Land-Rover-Geschichte in einer Parade das Werk umrunden. Und eben den letzten Defender, der die Fabrik in Solihull verlässt.
Mehr kommt also nicht. Jedenfalls kein neuer Defender. Allerdings werden alte Defender gelegentlich an ihren Ursprungsort zurückkehren. Land Rover siedelt hier das anlässlich des Produktionsendes ins Leben gerufene „Heritage“-Restaurierungsprogramm an.Ein Expertenteam soll sich um die Wiederherstellung klassischer Defender und seiner Ahnen kümmern. Und: Die sollen wieder in den Verkauf gehen. Im kommenden Juli sollen die ersten fertig sein. Außerdem legt Land Rover eine Art digitales Sammelalbum namens „Defender Journeys“ im Internet an.
Jaguar-Land-Rover-Chef Ralf Speth, sagte anlässlich der Feierstunde: „In unseren Herzen und besonders in den Herzen unserer Mitarbeiter wird der Defender immer einen besonderen Platz einnehmen.“
Das Ende einer automobilen Ära
Sie hätten zum Abschied singen können. Zum Beispiel Auld Lang Syne. Mit der Ballade wird im englischsprachigen Raum traditionsgemäß der Jahreswechsel besungen und den Verstorbenen des vergangenen Jahres gedacht. Das war es jetzt mit 68 Jahren ununterbrochener Produktion im britischen Solihull. Mehr als zwei Millionen Exemplare der Serien I, II und III, wie der Geländewagen zunächst hieß, und des Defender wurden seit 1948 produziert. Zuletzt waren dafür bei jedem Exemplar rund 56 Stunden Handarbeit nötig. Nicht viel hat sich seitdem verändert, zwei Dinge blieben immer gleich: eine Verdeckklemme und eine Strebe im Unterboden.
Im letzten Defender-Jahr baute der Hersteller außerdem eine Museumsproduktion auf. Sie wird nun mit der Serienproduktion wieder abgebaut.
Seit Monaten ausverkauft
Wer jetzt noch einen Defender als Neuwagen sucht, kommt vermutlich zu spät oder zahlt hohe Preise. Die Produktion ist eingestellt, Land Rover selbst hat alle Exemplare an die Händler verkauft. Die Editionsmodelle Heritage, Adventure und Autobiography wurden laut einem Sprecher zum Teil deutlich über Listenpreis gehandelt. Dabei lagen die Preisempfehlungen bei fast 40.000 Euro für den „kurzen“ Heritage (Defender 90 Station Wagon), der Adventure war nicht unter knapp 46.000 Euro zu haben. Der luxuriöse Autobiography kostete sogar rund 64.000 Euro.Beim Autohändler Dinnebier mit vier Land-Rover-Standorten (zwei in Berlin, je einer in Leipzig und Krefeld) gibt es weder die "Heritage"-Modelle noch Standardmodelle als Neuwagen. Bei Dünnes in Regensburg ebenfalls Fehlanzeige: „Wir sind seit Monaten restlos ausverkauft“, sagt Alexander Dünnes. Auch Gebrauchte hat er aktuell nicht, wobei der ein oder andere in nächster Zeit noch reinkommen werde. Aber: „Wir haben eine Warteliste mit 20 Personen, die wir dann abarbeiten“. Man kann sich ausmalen, was das für die Preise auf dem Gebrauchtmarkt bedeutet.
Es gibt noch vereinzelt Neuwagen
Einer der wenigen Händler in Deutschland, der überhaupt noch Neuwagen hat, ist Matzker in Köln. Die Heritage-, Adventure- oder Autobiography-Defender sind natürlich auch hier alle weg. Bernhard Körner von Matzker sagt, die Preise dafür wären teilweise nicht mehr weit vom doppelten Listenpreis entfernt gewesen. Preise für die wenigen Standardmodelle nennt er nicht. Vermutlich dürften Interessenten aber auch hier nicht mit dem vom Hersteller einst empfohlenen Preis auskommen.
Ein kleiner Trost für Defender-Interessenten ist der Markt im Netz. Das Angebot ist nicht klein. So werden bei Mobile.de derzeit mehr als 500 Fahrzeuge in Deutschland gelistet. Darunter auch Neuwagen und sogar Editionsmodelle - keiner davon liegt weniger als 10.000 Euro unter Liste. Der überwiegende Teil sind Gebrauchte. Für weniger als knapp 6.000 Euro ist nichts dabei.Wenn morgen der letzte Defender die Fabrik in Solihull verlässt, wird dort nicht komplett das Licht ausgehen. Natürlich nicht. Dort werden schon jetzt auch die Modelle Range Rover, Range Rover Sport, Land Rover Discovery, Jaguar XE und Jaguar F-PACE gebaut. Aber der Defender ist dann Geschichte. Die deutsche Version von Auld Lang Syne beginnt übrigens so: „Nehmt Abschied, Brüder, ungewiss ist alle Wiederkehr, die Zukunft liegt in Finsternis und macht das Herz uns schwer.“
Ich bin traurig.
cheerio
Ich frage mich, ob der so beliebt ist, dass dort Wertsteigerung möglich wäre. 😊
Da bleibt ja fast kein echter Geländewagen mehr übrig. Maximal der Wrangler, der G ist zu teuer, der Jimny zu winzig, der Patrol auch verschieden, alle anderen mutierten mehr oder weniger zu SUVs. Für Almbewohner und Hüttenwirte in Österreich wirds somit eng, nur der Griff zum Gebrauchten ist die einzige Alternative.
Ich hatte zwei Monate einen Jimny in Portugal.
Hmm... auch ein tolles Ding. 😊
Fußgängerschutz, wer braucht sowas im Alentejo oder in der Savanne... weltfremd, aber das ist nur meine Meinung 😉
cheerio
Bitte helft mir, ich kenne mich ja mit dem Defender nicht so aus, aber wenn der sich eh großer Beliebtheit erfreut(e) wieso wird er dann eingestellt?
Wegen der Technik? Verstehe das nicht ganz.
Weil man mit LuxusSUVs mehr verdienen kann. Möglicherweise😉.
Nein @kautsky, eher weil:
Die immer schärferen EU-Richtlinien sind wohl schuld...
R.I.P. Defender! 🙁
Gibt's vom Defender nicht noch ein Derivat, welches in Indien in Lizenz produziert und vertrieben wird (unter anderem Namen) oder bringe ich da gerade etwas durcheinander? 😱
@ Ballex: "Keine Lust" impliziert wohl auch meine Theorie, speziell beim Betrachten der Verkaufszahlen diverser Range Rover Modelle, des zukünftigen Jaguar SUVs und anderer Modelle in der Palette von JLR. Der Tatahäuptling kennt schon den richtigen Weg und kennt für Solihull Gewinnbringenderes.
Dann nimmt man eben nen Double- oder KingCab-PickUp und ein Hardtop. Da gibt es noch Auswahl.😉
Schade... 🙁
Auf der anderen Seite... sollte man es positiv sehen - nicht viele andere Automodelle wurden 68 Jahre am Stück gebaut. Das ansich ist ja schon ein Statement. Und so kann man sich freuen, wenn man mal wieder einen "Dino" auf der Straße sieht...
Und angeblich über 70 % aller Serie 1-3 und Defender fahren noch. Das ist schon enorm.
Klar brauchen die Liebe und Pflege, aber das braucht unser Terracan auch, und das ist ja selbst mit Buchhalterausstattung ein Luxusschiff gegen einen Defender...
cheerio
PickUps sind großteils für den Geländeeinsatz in meiner Heimat zu lang.
Iveco Massif
Aber der Defender sieht einfach besser aus 😉