Getriebe mit acht, neun und zehn Gängen
Wettrüsten beim Selbstschaltgetriebe
Gang-Boom beim Automatik-Getriebe: Nach sieben und acht Gangstufen gibt es heute schon Automaten mit neun Gängen. Das ist jedoch noch nicht das Ende.
Wolfsburg/Darmstadt - Fünfgang-Getriebe galten vor einer guten Dekade noch als sehr sportlich. So manchem Brot- und Butter-Auto reichten damals vier Schaltstufen. Heute sind sechs Gangstufen beim manuellen Getriebe Standard, bei Selbstschaltern darf es auch mehr sein. Das Doppelkupplungsgetriebe (DSG) des VW-Konzerns beispielsweise bietet sieben Gänge.
Mercedes und der Getriebehersteller ZF haben Wandlerautomaten mit neun Gängen im Programm. In zwei bis drei Jahren will Volkswagen in Fahrzeugen mit Frontmotor und Allradantrieb sogar ein DSG mit zehn Gängen anbieten.
Was nützen so viele Schaltstufen? Grundsätzlich passt das Getriebe die Drehzahl der Antriebsräder an die Drehzahl des Verbrennungsmotors an. "Mit einer größeren Auswahl an möglichen Übersetzungen kann diese Anpassung feiner gestuft erfolgen, so dass optimale Betriebspunkte bezüglich Effizienz oder Leistung zur Verfügung stehen", sagt Prof. Karsten Stahl von der Forschungsstelle für Zahnräder und Getriebebau (FZG) der Technischen Universität München.
Der Vorteil bei Getrieben mit vielen Gängen liege in den verbesserten Betriebsmöglichkeiten des Motors. "Mit mehr Gängen kann eine sehr große Spreizung der Übersetzungen realisiert und das Fahrzeug selbst bei hohen Geschwindigkeiten mit einer niedrigen Drehzahl bewegt werden", sagt Stephan Rinderknecht, Professor am Institut für Mechatronische Systeme im Maschinenbau an der Technische Universität Darmstadt. "Dadurch verringert sich der Verbrauch.""Bei der Anzahl der Gänge dürfte man mittlerweile die Obergrenze erreicht haben", sagt Prof. Rinderknecht. Denn der technische Aufwand eines Getriebes mit noch mehr Gängen stehe in keinem Verhältnis zu potenziellen weiteren Vorteilen.
Mercedes: Bei neun ist erst mal Schluss
In den aktuellen Autos stellen neun Gänge nahezu ein Optimum dar, sagt Christoph Dörr, und das mit gutem Grund: Er leitet die Entwicklung des 9G-Tronic-Getriebes bei Mercedes. Der neunte Gang wird bei Geschwindigkeiten um 100 km/h eingelegt und senkt die Drehzahl. Für den Motor bedeutet das weniger Verbrauch, für die Passagiere weniger Lärm und Vibrationen.
Noch mehr Gänge und Spreizung hält Dörr nicht für sinnvoll, denn zusätzliche Gänge bedeuten stets auch mehr Bauraum und ein höheres Gewicht. Der Verbrauchsvorteil wäre gering. Aktuell scheint daher mit acht bis neun Gängen derzeit das Optimum hinsichtlich Effizienz und Dynamik erreicht zu sein.
Das muss aber nicht so bleiben: "Darüber hinaus kann natürlich eine weitere Gangstufe für eine reduzierte Drehzahl im Sinne eines komfortableren akustischen Verhaltens oder Marketinggesichtspunkten sinnvoll sein", sagt Prof. Stahl.
VW: Aller guten Gänge sind zehn
VW entwickelte das Zehngang-DSG übrigens nicht vollständig neu. Der Konzern bedient sich bei dem neuen Getriebe eines Tricks: Ein zusätzliches Zahnrad und zwei Schaltelemente lenken die Kraft um, so dass mehr schaltbare Gänge möglich sind. Dabei bleibt das Gehäuse zum Siebengang-DSG identisch - und dadurch auch nahezu das Gewicht.
Kompakte Getriebe mit vielen Gängen sind der Trend, ganz egal, um welche Fahrzeugklasse es sich handelt. Allerdings rechnet sich das nach Einschätzung von Prof. Rinderknecht wegen der höheren Kosten für die wenigsten Hersteller. In den meisten Kleinwagen stecken deshalb nach wie vor Fünfgang-Getriebe.
"Eine hohe Anzahl an Gängen ist eigentlich nicht direkt an eine Fahrzeugklasse gebunden", erklärt Prof. Stahl. "Der Motorsport profitiert von der optimalen Anpassung an die Motor-Kennlinie mit der maximalen Leistung und dem besten Ansprechverhalten. Fahrzeuge mit Anspruch an höchste Effizienz profitieren hingegen von der optimalen Anpassung an die Kennlinie mit minimalem Verbrauch."ZF: "Nahe am Idealzustand"
Der Zulieferer ZF hat derzeit ein Neungang-Getriebe für Kompakt- und Kleinwagen im Programm. "Während im Längseinbau bereits Getriebe mit hohen Spreizungen am Markt sind, hatte diese Entwicklung bei Fahrzeugen mit quer eingebautem Frontmotor bis zur Einführung unseres Neungang-Automatgetriebes noch nicht stattgefunden", sagt Jürgen Greiner, Leiter Entwicklung Pkw-Getriebesysteme bei ZF.
Er sagt aber auch: "Die Entwicklung ist allerdings bereits in einem Grenzbereich angelangt. Wir sind sowohl mit dem Acht- als auch dem Neungang-Automatgetriebe nahe am Idealzustand, dem verlustfreien Getriebe."
Ganz freiwillig betreiben die Hersteller den Aufwand bei der Übersetzung nicht: Bis 2020 müssen 95 Prozent der Neuwagen den Grenzwert von 95 Gramm Kohlendioxid (CO2) pro Kilometer einhalten. Ab 2021 gilt der Wert für die gesamte Flotte. Ottomotoren dürfen dann nur noch 4,1 Liter und Dieselmotoren 3,6 Liter auf 100 Kilometer verbrauchen.
Die Hersteller können höhere CO2-Ausstöße von starken Fahrzeugen durch den Bau kleinerer Fahrzeuge ausgleichen. Doch das gelingt nur mit sparsameren Motoren und immer effizienteren Getrieben.
Quelle: dpa/Fabian Hoberg
Ich finde das vom Mechanischen und Konstruktinstechnischen Aufwand klasse....
Aber mein Lexus hat unendlich viele Gänge. Und das in einem Getriebe dessen Herzstück nur aus einem Planetensatz besteht.
Ebenso wie im Prius. dessen Herzstück im Getriebe hat die größe einer Cola-Dose.
Bei mehr als sechs Gängen kann man doch gleich ein gutes CVT nehmen, siehe Toyota HSD.
Das ganze Getriebe ist dort so groß wie eine Suppendose.
Zum glück wird man (noch) nicht gezwungen, ein neues Auto zu kaufen😜
Das Bild bei der Produktion oben, es ist kein Neun Gang von ZF🙄
Eigentlich totaler Murks, da man mit einer simplen 2. Stufe ganz locker aus 5 Gängen derer 10 machen kann. Wie beim Fahrrad. 😜
Ok, die Schaltreihenfolge ist dann etwas verquer, aber das sollte sich eigentlich auch machen lassen. Zumindest hätte man dann ein simples 5-Gang-Getriebe und ein noch simpleres 2-Gang-Getriebe.
Im Grunde genommen braucht es ohnehin nur drei Gänge - einen zum Anfahren, einen für die Stadt und einen für die Landstraße oder Autobahn.
Wenn ich daran denke wie oft ich den 2. oder 4. Gang nutze?!
PS:
Hat VW da einen Ölfilter am Getriebe?! Ist das normal oder ein weiteres "Serviceangebot". 😎
Du hast aber selbst beim Fahrrad dann keine 10 unterschiedlichen Übersetzungen, sondern es gibt Überschneidungen bzw. Redundanzen, da sich gleiche Übersetzungen durch unterschiedliche Kombinationen erreichen lassen.
Bzw: Wenn es so einfach wäre: Warum hast du dich noch nicht als Ingenieur bei einem Getriebehersteller beworben? Bei dem fundierten Wissen müsste man dich ja mit Kusshand nehmen.
Das Prinzip gibts doch bei Nutzfahrzeugen schon seit Jahrzehnten. 1 2-Gang-Getriebe + 1 4-Gang-Getriebe + 1 2-Gang-Getriebe hintereinander geschaltet ergibt 16 Vorwärts- und 2 Rückwärtsgänge. Genauer gesagt 8 Vorwärtsgänge mit jeweils "halben" Schaltstufen zwischen den Gängen.
Allerdings dürfte diese Bauart für den PKW etwas zu groß sein.
Ein Toyota Prius HSD hat genau einen Gang deswegen ist auch das Getriebe so klein. Die Drehzahl des Verbrenners lässt sich stufenlos ändern aber es gibt nur eine Endübersetzung. Das wirkt sich natürlich sehr stark auf Beschleunigung und VMax aus deswegen gibt es bei den Topmodellen von Lexus auch einen zweiten Gang. Aber die Fahrleistungen der kleinen Lexus Hybridautos sind wirklich unterirdisch.
CVT Getriebe eignen sich nicht für große Motoren.
Ich kann nur den Kopf schütteln. Wahrscheinlich wird in 10 Jahren ein Auto 2,70 Meter breit, wiegt in der Grundausstattung 3 Tonnen und hat einen Motor mit 1500 PS. Dazu braucht man dann auch mindestens 15 Gänge bei Handschaltung und deren 30 bei Automatik.
Und wozu das Ganze? Natürlich geht es nur um die Biegerei bei irgendwelchen unrealistischen Verbrauchszahlen. Andere Gründe erscheinen extrem unwahrscheinlich. Wieso? Ganz einfach: die vielen Gänge decken nur den Bereich ab, in dem der Spritverbrauch gemessen wird. So hat das VW-Handgetriebe mit 6 Gängen bei Tempo 60 km/h bereits seinen höchsten Gang. Und das 7-Gang-DSG schaltet bei knapp 70 km/h in den 7. Gang.
Somit schleppt ein solches Auto also massenhaft Gewicht und drehende Teil durch die Gegend, nur um einen Tempobereich zwischen 0 und ca. 50 km/h optimal abzudecken. Ob das in der Praxis viel Sinn macht? Und von Komfort kann erst recht keine Rede sein.
Da lobe ich mir noch immer einen DKW oder Auto-Union mit 3-Gang-Lenkradschaltung!
Will VW da etwa mit seinen "berühmten" DSGs wieder etwas
schnelles Geld mit "Service" machen oder was.
Und wenn ich das Ganzen dann lese: "Bei höheren Geschwindigkeiten mit niedriger Drehzahl fahren..." Dazu muss die Kiste erstmal genug Power haben um 230 km/h mit 1500 UPM zu packen, da kann ich das Getriebe übersetzen wie ich lustig bin. Und wenn ich unter "höheren Geschwindigkeiten" Tempo 100 verstehe, dann reicht auch ein guter, haltbarer 6-Gang-Wandler.
Dann lieber gleich CVT bzw. HSD, das dürfte von der Konstruktion her weitaus weniger komplex (und daher wahrscheinlich langzeitstabiler) sein und im Prinzip dasselbe leisten.
Das ist wohl der Grund, warum "normale" Autos gegen die HSDs echt alt aussehen beim Ampelsprint?
ÄÄÄhhh.... Nur zu Deiner Info: Der Lexus GS 450h hat ne 3,5l V6 Maschine und eine
Gesamtsystemleistung von 343 PS. Aber für dich ist das sicher alles ziemlich klein. ;-)
Besser Ausgedrückt: Sie eignen sich nicht für Drehmomentstarke Motoren. Die CVT-Getriebe packen i. d. R. nur 400 NM.