Audi TT 2,0 TFSI Frontantrieb 2015: Test
Wie ein GTI, nur enger und teurer
Den Charme des Neuen hat der Audi TT längst verloren – er ist die Weiterentwicklung einer mutigen Idee. Unter seinem Blech steckt ein Golf GTI mit hübschen Details.
Berlin – Bei seiner Markteinführung war der Audi TT eine Sensation: mutig gezeichnet, flink motorisiert – ein sportlich gepresster Audi A3. Endlich gab es in Ingolstadt ein kompaktes Coupé – ein schickes noch dazu! Auf den ersten Versuch folgte jedoch nur Evolution. Der Mut verschwand aus dem TT, wurde ersetzt durch Mega-Grill und Konzern-Diktat. In der dritten Generation wird das Coupé leichter, schneller, gleicher. Zeit für ein Resümee.
1. Gang: Die Basis
Wie bisher steckt die TT-Karosse auf einer Kompaktwagen-Basis. Früher PQ35, also das Golf-5-Chassis. Heute heißt die Plattform MQB, bezeichnet aber dasselbe: VW Golf, Audi A3, Seat Leon und Skoda Octavia stiften die Grundlage für den schnell aussehenden Flitzer. Sportlich klingt das wohl nur in den Ohren der Marketing-Abteilung. Deshalb bekommt der TT eine leichtere Hülle aus Aluminium, eine straffere Abstimmung und viele hübsche Details.2. Gang: Das Beste
Tatsächlich wirkt der TT im Vergleich zum Golf definierter. Auf seinen Muskeln lagert kein Fett – der Schwerpunkt sinkt, das Tempo steigt. Resonanzverstärker lassen den Innenraum sportlich, aber synthetisch schwingen. In der Stadt trank der 2,0-Liter-Turbo bei uns rund acht Liter, im Berufsverkehr kaum mehr als zehn. Unter Last knallt der Auspuff beim Gangwechsel („Dein Auto hat sich verschluckt“, sagt Mutti bei der Probefahrt), 230 PS und 370 Newtonmeter Motordrehmoment zerren und rupfen an der Vorderachse.
Ein mechanisches Sperrdifferenzial wie beim Golf GTI Performance (230 PS) oder Seat Leon Cupra (265 bzw. 280 PS) gibt es nicht, nicht einmal gegen Aufpreis. Vollgas mag der Front-TT deshalb nur bei höheren Geschwindigkeiten. Beim schnellen Start hüpfen die Vorderräder über Spurrillen, die Dämpfer schlagen an und die Elektronik kastriert das Moment. Das fühlt sich nicht sportlich an, besonders bei Nässe.
3. Gang: Das Schwächste
Überhaupt: Der TT fährt nicht so sportlich, wie er aussieht. Ja, schnelle Kurven kann er besser als ein Golf GTI. Aber lange nicht so gefühlvoll wie ein (12.000 Euro günstigerer) Mazda MX-5. Quermotor und Frontantrieb bleiben für flinke Autos ein Kompromiss. Bremseingriffe und Regelsysteme kompensieren das Antriebssystem. Unnötig in der Stadt, gut und flott auf der Landstraße, problemlos und schnell auf der Autobahn. Kurven fährt der Audi TT ohne Allradantrieb trotzdem lieber diesseits des Grenzbereichs.Hinzu kommt die aufgezwungene Sportlichkeit im Innenraum: Wenig Raum trotz (beinahe) Golf-Maßen und ein zu straffes Fahrwerk. In unserem Testwagen klapperte das Armaturenbrett auf Höhe der Frontscheibe. Unschön: Nach einer Nacht unter Linden verhärtete die Scheibendichtung auf der Fahrerseite. Beim Öffnen des Fensters quietschte die Dichtung fortan, auch nach der Wäsche, laut über das Glas.
4. Gang: Das Überflüssigste
Es ist das Gefühl von Sportlichkeit, das der TT vermittelt. Er sieht schnell aus, schiebt stark an und kann flink wedeln. Das reicht für fast alle Fahrsituationen, aber nicht für sein Image. Der Frontantrieb passt nicht ins Konzept. Haldex-Allrad der fünften Generation kostet 2.350 Euro Aufpreis. Der bringt etwa eine halbe Sekunde in der Beschleunigung, lässt sich aber nicht mit einem manuellen Getriebe kombinieren. Das würde gegenüber dem Doppelkupplungsgetriebe auf dem Papier übrigens fast einen halben Liter Sprit sparen.
Ein Golf 7 GTI Performance wiegt ein paar Kilogramm mehr, hat dafür aber größere Bremsen (340 statt 312 mm) und ein serienmäßiges mechanisches Sperrdifferenzial. Zudem kostet er fast 5.000 Euro weniger als der TT mit Frontantrieb.5. Gang: Das Besondere
Im neuen Audi TT gibt es kein klassisches Infotainment-Display, dafür aber einen digitalen Tacho. Navi-Karten, Radio-Station und alle Fahrdaten sieht ausschließlich der Fahrer. Dieses Konzept hat Audi im TT vorgestellt. Mittlerweile gibt es virtuelle Rundinstrumente bei Audi Q7, dem neuen A4 und VW Passat. Weitere Audi-Modelle und der VW Golf sollen folgen. Beim TT sind die Instrumente serienmäßig. Nach kurzer Eingewöhnung fehlt der Zentralbildschirm nicht mehr. Die Bewegungen auf dem Display könnten allerdings harmonischer ablaufen.
6. Gang: Das Wissenswerte
Derzeit leistet der „EA888“-Vierzylinder im Serien-TT 230 bis 310 PS. In TT-Studien war der 2,0-Liter-Turbobenziner bereits 400 bzw. 420 PS stark. Die Top-Motorisierung des Audi TT wird jedoch ein größeres Aggregat: Analog zum RS3 bekommt der TT RS voraussichtlich einen Fünfzylinder mit rund 370 PS. Der wiegt mehr als ein gleich starker Vierzylinder, klingt aber kerniger und ist derzeit ein Alleinstellungsmerkmal von Audi.
Ausrollen: Fazit und Preis
Zum TT würden ungehobelte Manieren und ein schwankendes Heck passen. Tatsächlich fährt er wie ein Kompaktwagen nach einem Probetraining bei McFit. Zu straff für den Alltag, zu lieb für seine sportliche Optik. Bei einem Basispreis von 35.000 Euro lohnt ein Blick auf die Alternativen. Der schnellere Seat Leon Cupra 280 kostet in der Basisversion fast 2.500 Euro weniger. Mazda liefert im MX-5 für 22.990 Euro weniger Performance, dafür das knackigere Fahrwerk und mehr Unvernunft.
Unser Testwagen mit MMI-Navi, LED-Scheinwerfern, Leder-Sportsitzen und S-Line-Paket kostete 58.330 Euro. Dafür gibt es bereits einen Porsche Cayman (51.385 Euro) und fast einen Alfa Romeo 4C (62.200 Euro).
Audi TT 2,0 TFSI: Technische Daten
- Motor: 2,0 l Turbobenziner
- Getriebe: Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe
- Leistung: 230 PS
- Drehmoment: 370 Nm
- Testverbrauch: 8,2 l pro 100 km
- Verbrauch laut NEFZ: 6,3 l pro 100 km
- CO2 laut NEFZ: 169 g/km
- 0 – 100 km/h: 5,9 s
- Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
- Länge: 4,18 m
- Breite: 1,83 m
- Höhe: 1,34 m
- Leergewicht nach EU-Norm 1.335 kg
- Kofferraum: 305 l
- Einstiegspreis laut Preisliste: 35.000 Euro (2,0-Liter-Benziner mit Handschaltung)
- Testwagenpreis: 58.330 Euro
Ungewohnt harte, aber nachvollziehbare Worte.
Normalerweise werden immer die Amis dafür verurteilt nur geradeaus zu wollen, hier so eine deutliche Kritik an einer Ikone des deutschen Fahrzeugbaus zu lesen, erstaunt mich dann doch.
Grüße,
Zeph
Endlich mal ein nachvollziehbarer Test statt der Lobhudeleien der deutschen Presse. Ich denke Vor- und Nachteile kommen klar heraus. Evtl. sollten die Vergleiche mit anderen Fahrzeugen nicht mehrfach genannt werden (MX-5), da sonst ein Eindruck von Voreingenommenheit entsteht. Besseres Vergleichsfahrzeug wäre aus meiner Sicht auch der Toyota GT-86 oder der TT Clone Peugeot RSZ.
Ziemlich harte Worte.
Aber irgendwo ist schon was dran. Zumal die diversen Hot Hatches immer besser geworden sind. Selbst Cupra und GTI bieten mittlerweile ein (echtes) Sperrdifferential, dass wäre in einem TT das Mindeste - wenigstens optional. Wenn man dann noch schaut, was in einem Golf R und besonders in einem Focus RS mittlerweile mit Front-quer-Konzepten durch moderne Allradsysteme machbar ist, so wird die Luft noch dünner.
So bleibt es ein Pseudo-Lifestyle Coupe mit (gegenüber den Hot Hatches) gehobener Optik für die Arztgattin. Aber gut, Fahrzeuge wie der GLC zeigen ja, dass es für Alles eine Lücke gibt.
die preise sind halt mittlerweile auch völlig banane. dafür müsste mehr geboten werden. mit meinem 8J bin ich zufrieden, aber den nächsten TT kauf ich nicht mehr.
Testwagenpreis: 58.330 Euro. Habe ich richtig gelesen?
Dafür bekommt man doch einen RS3 oder? Einen RCZ r sowieso.
Naja manche Argumente sind nachvollziehbar andere wiederrum nicht, ein TT war noch nie für sein großes Platzangebot bekannt, keine Familie oder jemand der viel Platz benötigt wird jemals einen TT kaufen. Somit kann man sich sowas echt sparen...Die Überschrift ist Bild Niveau...Ein TT Fahrer und ein GTI Fahrer sind komplett unterschiedlich, wenn ich viel Wert auf Individualität und Design lege werde ich niemals einen GTI kaufen, dass sind unterschiedliche Zielgruppen...Hauptsache Klicks generieren, dann kommt so eine Überschrift bei rum....Komischerweise liest man immer bei motor talk von den knarzenden Amaturen, jetzt beim TT-Test, beim A6 Test das selbe...Ich war noch nie in einem Audi mit knarzenden Amaturen gesessen...
Wenn der so schiebt wie der Cupra dann gute Nacht 😤😱
Das Display im Cockpit ist ja mal Informationsüberflutung vom Feinsten. Mal sehen ob die Fahrer da noch Zeit für die Straße haben. Aber wird heutzutage wohl eh überbewertet.
Ich sehe das Problem nicht.
Wenn ich diese Nachteile nicht möchte, dann ordere ich halt einfach den TT mit Haldex, egal ob HS oder S-Tronic.
Wenn ich es noch sportlicher möchte, dann nehme ich halt den TT-S, der fast überall sehr sehr gut abschneidet.
Und reicht das noch immer nicht, kommt bald der TT-RS.
Ist doch einfach eine Frage des Geldbeutels, bzw. was man haben möchte.
Ich finde, dass der Wagen schon sehr gut geht für 230PS:
https://www.youtube.com/watch?v=0RH_r9cD6zw
Auch das Fazit ist hier etwas besser.
Ich selbst, bin den neuen TT noch nicht gefahren, habe mich aber schon in den TT und TT-S reingesetzt und war absolut begeistert vom Cockpit, der Wertigkeit und wie "smooth" die Anzeigen sind.
Überraschend kritischer Beitrag. Vielleicht war der TT auch einfach nur so schlecht, dass selbst MT ein bisschen kritisch sein musste.
Wozu dann vier Sitze? Raus mit der Rückbank und die verlorenen Pfunde auf einer Pressekonferenz feiern. Der Kompromiss aus hinteren Notsitzen, welche nicht einmal in Not benutzbar sind, ist auch so eine Seuche.
Macht Porsche mit dem 911 seit eh und je so und hat noch nie jemanden interessiert...
optisch gefällt er mir ja.
war mir aber schon immer zu teuer - für ein fahrzeug ohne nutzwert.
aber wer es sich leisten kann/mag... wieso nicht.
Wenn wir genau hinschauen, erhält der 911 vom ADAC fürs Raumangebot hinten die Note 5,4 und der TT eine 5,5. Der TT ist ein 08/15-Fahrzeug für die Massen. Beim 911 ist die Akzeptanz für einen rienen Zweisitzer ungleich höher.
Das stimmt so nicht ganz. Wir sind den neuen TT im letzten Jahr, mit unserem damals 13 jährigen Sohn, probe gefahren. Er war ganz zufrieden mit dem Platz auf der Rückbank und vorne war es sowieso einwandfrei (bin selbst 1,90 m). Insofern hat die Rückbank auch eine Berechtigung, wenn auch eher für Kinder.
Ich selbst würde den aktuellen TT nicht kaufen aber eher wengen dem unausgewogenem Preis-/Leistungsverhältnis. Für 58.000,- Euro bekomme ich einen S3 Sportback mit "volle Hütte". Vor allen Dingen mit Allrad und ohne den "Behindertenmodus".