BMW S 1000 R: Erste Fahrt
Wie ein Traum: Nackt, rassig und dabei manchmal nett
BMW hat das Supersport-Motorrad BMW S 1000 RR entkleidet und in eine rattenscharfes Naked Bike verwandelt. Die erste Testfahrt nach dem Striptease.
Von MOTOR-TALK-Reporter Ralf Schütze
Mallorca – Joseph „Sepp“ Mächler hat einen Traumjob. Zwei Jahre lang hatte er nur einen Auftrag: ein supersportliches Teil zu entkleiden und in ein heißes Naked Bike zu verwandeln. Zwei Jahre hat der Schweizer zwischen Rennstrecke, Entwicklungsbüro und Werkstatt verbracht. Das Ergebnis: die BMW S 1000 S mit 160 PS. „Wir wollten die Ergonomie eines Roadsters mit super Handling und agiler Beherrschbarkeit verbinden“, sagt Mächler.
Mehr als ein Striptease
Der Weg vom Supersportler zum Naked Bike scheint einfach: Verkleidung weg, höherer Lenker hin, fertig. Genau so entstand einst die erste sportlich-urbane Motorradart: Londoner Kurierfahrer nutzten ihre Superbikes nach vielen Stürzen einfach ohne die teuren Verkleidungen. Heute gibt es die nackten Kanonen ab Werk und sie benötigen statt zwei Stunden Umbau zwei Jahre Entwicklungszeit.
Wenn im Frühjahr 2014 die brandneue BMW S 1000 R auf den Markt kommt, wird sich nicht nur ihr Äußeres verändert haben. Im Rahmen des Umbaus veränderte sich auch der Motor. Das maximale Drehmoment steigt auf 112 Newtonmeter, die Leistung wird um 33 PS auf 160 PS reduziert. Das klingt nach Beschränkung, so fährt sich das Bike aber wirklich nie. Die PS genügen noch lässig, um bei einem behrzten Gasgriff die Arme des Fahrers zu strecken. Dazu wurde die Drehmomentkurve angehoben. Wer mit seinem Bike eher über Land statt auf ebenen Rennkursen fährt, freut sich über das Plus an Durchzug.Bei der R ersetzt ein höherer Rohrlenker die niedrigen Stummel der Doppel-R, die Fußrasten hinten dienen jetzt wirklich dem Sozius. Über den breiten Lenker hat der Fahrer das sehr agile Bike souverän im Griff, das dank verändertem Lenkkopfwinkel williger einlenkt als die supersportliche Vorlage.
So schnell wie ein Porsche 911 Turbo S
Nur 207 Kilogramm bringt die S 1000 R fahrfertig und mit vollem Tank (17,5 l) auf die Waage. Das niedrige Leistungsgewicht führt zum katapultartigen Null-auf-Hundert-Sprint in nur 3,1 Sekunden – ein Porsche 911 Turbo S braucht genauso lange.
Trotz dieser Leistungsdaten bleibt die BMW S 1000 R beim Preis in Schlagweite zu ihren Wettbewerbern. Los geht es bei 12.800 Euro. Das ist nur etwas mehr als Ducati für eine Streetfighter 848 mit 125 PS verlangt. Honda verlangt für den gestrippten Supersportler CB 1000 R mit 125 PS rund 1.310 Euro weniger als BMW. Die Yamaha FZ1 mit immerhin 150 PS kostet 11.750 Euro.
Die BMW glänzt allerdings mit einer umfangreichen Serienausstattung, darunter die beiden Fahrmodi „Road“ (volle Leistung) und „Rain“ (auf 136 PS reduzierte Leistung). Im Regen-Modus arbeiten Renn-ABS und ASC im Schongang, sodass man den brachialen Roadster auch bei äußerst widrigen Verhältnissen überraschend gut im Griff hat.
Ausfahrt auf Schmierseife
Wir konnten dies auf den glitschig-nassen Straßen von Mallorca ausprobieren. Irgendwie haben es die
Mallorquiner geschafft, dass ihr Asphalt bei Nässe rutschig wird wie Schmierseife. Auf dem kurvigen Geschlängel zwischen Inca und Sóller konnten wir uns davon überzeugen, wie kontrollierbar die S 1000 R im Rain-Modus agiert.Mit dem semiaktiven Fahrwerk DDC (Dynamic Damping Control) kann der Pilot die Dämpfung vorwählen und der jeweiligen Beladung oder dem Straßenbelag anpassen. Außerdem passt sich das System im Millisekunden-Takt an den jeweiligen Straßenbelag an.
Gewöhnungsbedürftig an der S 1000 R ist ihr Drehzahlhunger. Obwohl bei 12.000 U/min Schluss ist, erreicht sie ihre maximale Leistung erst bei 11.000 U/min. Trotzdem kann das Bike auch anders: Bereits bei 3.000 U/min wuchtet die nackte Bayerin satte 80 Newtonmeter auf die Kurbelwelle. Das heißt: Es liegt sehr früh reichlich Kraft an, ehe mit hochschnellendem Drehzahlmesser die Power förmlich explodiert. Auf Wunsch übernimmt ein Schaltautomat die Gangwechsel. Das ist Geschmacksache, funktioniert aber gerade bei flotterer Gangart perfekt und lässt mehr Konzentration auf Brems- und Scheitelpunkte zu.
Immer beherrschbar
Die zierliche Auspufftüte erzeugt einen sonoren Sound, der vor allem vollmundig klingt, wenn man
unter Last vom Gas geht. Wer weitere 4,5 Kilo Gewicht sparen will, kann zu einer Titan-Version greifen. Insgesamt lässt sich der Ballast um 10 Kilo auf 197 Kilo reduzieren.Den Spritverbrauch gibt BMW mit 5,6 l/100 km bei konstant 120 km/h an. Unser Testverbrauch lag bei gemischter Fahrweise bei 6,7 l/100 km. Das ergibt immerhin eine Reichweite von 260 Kilometern.
Unsere Ausfahrt im kalten mallorquinischen Regen hat gezeigt, was in der S 1000 R steckt: Viel reinrassiger Rennhengst und ein wenig gutmütige Brauereigaul. Diese Wandlungsfähigkeit macht den Allrounder zum perfekten Alltagsbike, das im Londoner Stadtverkehr auch mal Umkippen kann.
Technische Daten: BMW S 1000 R
- Motor: Wassergekühlter Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor mit je vier Ventilen
- Hubraum 999 ccm
- Leistung: 160 PS
- Max. Drehmoment: 112 Nm
- 0 – 100 km/h: 3,1 s
- Höchstgeschwindigkeit: über 200 km/h
- Radstand: 1.439 mm
- Sitzhöhe 817 mm
- Leergewicht fahrfertig und vollgetankt: 207 kg
- Grundpreis: 12.800 Euro
Wenn das kein Erfolg wird, dann weiß ich auch nicht. Bis auf den Verbrauch ein nahezu perfektes Motorrad, wenn man auf nackig steht. Und das zum BMW-Kampfpreis.
Da werden die japan. Nackten ähnlich herbe Verluste in den Marktanteilen hinnehmen müssen wie es den Supersportlern nach Erscheinen der RR ging.
Chapeaux, BMW!
sehr fesch.
aber 160PS müssen einfach nicht sein.
100 würden genauso reichen.
der preis ist für BMW fast beschämend!
Schoenes Spielzeug...
Bin schon auf erste Tests gegen die Leistungsreferenz KTM 1290 SDR gespannt...
Wenn die Front nicht so absolut beschissen aussehen würde... damit könnte ich wohl nichts anfangen.
Die Leistungsdaten finde ich durchaus beeindruckend für eine Naked mit 1 Liter Motor, trotz allem gewinnt die Superduke das Rennen für die stärkste Naked, wobei Leistungsdaten in dem Bereich meist Augenwischerei sind, reell nutzt das sowieso so gut wie niemand.
Performanceunterschiede zur 1290er Duke werden nur auf der Rennstrecke erfahrbar sein. Und das auch nur für sehr versierte Fahrer.
Motormäßig wird die Duke vorne liegen. Der Rest wird vermutlich halbwegs auf Gleichstand hinauslaufen.
Dafür ist die Duke auch deutlich teurer.
Schräglagen-ABS vs. Schaltautomat.
Hmm...
Auf Bild 9 handelt es sich um die 1000 RR. Das erkennt man an den zwei "R" auf der Verkleidung :-)
Das bezweifle ich aber,
Die Duke hat viel mehr Drehmoment zur Verfügung, max. >140Nm bei 3500 1/min liegen Berichten zu folge schon um die 90Nm an. Das wird auch für den Laien spürbar sein 😉
Leider immer noch mit, wenn auch leicht entschärften, "Karl-Dall-Blick". Wann schafft es BMW mal schöne, bezahlbare Motorräder zu bauen ?
Gefällt mir gut, nur die PS bräuchte ich nicht.
Beim Vergleichstest und auf dem Papier.
In der Praxis fährt man halt nen Gang tiefer...😉
Darüber könnte man jetzt ewig streiten, das ist wie man so schön sagt Geschmacksache.
In den Testvideos hat die KTM im 3ten nach einer Kurve bei Tempo 90-100 noch genug Dampf für nen Gaswheelie, das ist bei der BMW nicht mehr drinnen. Ob man das braucht ist natürlich die andere Frage 😊
Haben sie gerade. Die RnineT ist schön. Da ist nur der Name etwas beknackt, aber den schaut man ja nicht an. 😆
Die S1000R halte ich für sehr konsequent im Markt positioniert, das Design würde ich bei der nur real
bewerten und nicht anhand von Bildern. Schun mer mal, dann sehn mer mal, sollte ja in absehbarer Zeit bei den Händlern begutachtet werden können.
Ich sehe die gar nicht primär in Konkurrenz zur KTMsdR, sondern vor allem zur Z1000.
Letztere hat zwar eine andere Auslegung des Motor-Charakters, mit mehr Drehmoment unten und mitte, zum Preis etwas niedrigerer Spitzenleistung, jedoch erwarte ich seitens interessierter Kunden zwischen den beiden Modellen die gleiche Zielgruppe.
Oweia, erst die hässliche RnineT und jetzt wieder eine BMW, welche aussieht wie eine Kayahosuzi.........
Was waren das noch für Zeiten, als BMW noch die guten 2-Ventil-Boxer baute, einfach unverwechselbar!