Ferrari 400i von Keith Richards: Technische Daten, Preis
Wie ich (fast) den Ferrari von Keith Richards kaufte
Einmal im Leben sollte man einen Zwölfzylinder besitzen. Keith Richards hatte einen, einen Ferrari 400i. Unser Autor wollte genau den und hoffte auf den Zuschlag bei 50.000 Euro.
Von Peter Ruch
Höchstetten - Es war nicht irgendein Ferrari, der da zum Verkauf stand. Der 400i, Baujahr 83, hatte 34 Jahre lang Keith Richards gehört. Keith, von den Rolling Stones. Einer meiner großen Helden. Ein Mann, der im hohen Alter noch von einer Palme fallen und unverletzt bleiben kann. Ich durfte ihm mal die Hand schütteln.
Und Ferrari, ach. Schon richtig, die italienischen Sportwagen werden heute eigentlich nur noch von Selbstdarstellern und Investoren gekauft (nicht: gefahren). Doch in den 70er- und 80er-Jahren waren sie die Traumautos meiner Jugend. Das mit dem Ferrari 400i hatte ich mir schon länger überlegt. Weil ein anständiger Mann mindestens einmal im Leben einen Zwölfzylinder besessen haben sollte. Und auf so einen Gusseisen-Klotz aus München oder Stuttgart hatte ich keine Lust.
Ferrari 400i: Wird er zum Schnäppchen?
Der 400i ist eine ziemlich naheliegende Lösung. Er gehört zu den günstigen Modellen aus Maranello. Andere recht preiswerte Möglichkeiten für so 40.000 bis 70.000 Euro: ein 612 Scaglietti, aber der ist nicht schön. Oder ein 456er, aber der ist einfach nicht geil. Und weil es ein Zwölfzylinder sein muss, kommen andere nicht völlig überteuerte Ferrari wie ein Mondial (wird übrigens unterschätzt) oder ein 328 nicht in Frage.
Mit etwas Glück, so meine Rechnung, könnte aber der Rolling-Stones-400i für weniger als 50.000 Euro bei RM Sotheby's zu ersteigern sein. Denn: Standschäden, sagte der Mechaniker meines Vertrauens. Keith Richards hatte seinen Ferrari in den vergangenen 34 Jahren nur 3.267 Kilometer weit bewegt. Niemand, der einigermaßen bei Trost ist, möchte so ein Auto kaufen.
Meine Gattin hielt mich für nicht ganz bei Trost. Dabei erfüllt ein 400er-Ferrari alle ihre einst aufgestellten Bedingungen für die Anschaffung "neuer" Automobile: vier Plätze, ein anständiger Kofferraum, nicht dieses Vorkriegszeugs. Mir gefiel noch, dass Keith seinen 400i in Schwarz bestellt hatte. Das blaue Innenleben hingegen - man muss wohl ein Rockstar sein, um daran Gefallen zu finden.
Enzo wollte nur noch einen "seriösen" Ferrari
Ende der 60er-Jahre hatte Ferrari drei Zwölfzylinder-Modelle im Angebot: den 365 GTB/4, besser bekannt als Daytona, den 365 GTC/4 ("der Bucklige") und den 365 GT 2+2. Der wurde gerne als "Queen Mary" bezeichnet, weil er mit fast fünf Metern der längste Ferrari aller Zeiten war.
Doch Enzo Ferrari wollte nun ein "seriöseres" Modell. Aston Martin und Lamborghini feierten mit limousinenähnlichen Fahrzeugen Verkaufserfolge. Enzo rechnete sich aus, dass sich ein solcher Ferrari gerade in den USA bestens verkaufen könnte. Der Designauftrag ging an Pininfarina und dort an Paolo Martin. Sergio Pininfarina war sehr zufrieden mit den Entwürfen, bezeichnete sie als "unaufdringlich eindringlich". Von Enzo Ferrari weiß man nicht genau, ob ihm das gefiel. Er hielt Design für völlig überschätzt. Genau wie Aerodynamik.
Als der neue Ferrari 365 GT4 2+2 im Herbst 1972 auf dem Pariser Salon gezeigt wurde, hielt sich die Begeisterung des Publikums in engen Grenzen. Als "zu sehr Ford Granada" wurde er beschrieben, als zu wenig spektakulär. Dabei gab es feine Details, etwa die "Pininfarina-Sicke", die rund um den Wagen lief und ihn optisch tieferlegte. Auch der Innenraum war sehr komfortabel - und bot erstaunlich viel Platz sowie einen großen Kofferraum. Trotzdem: Vom 365 GT4 2+2 wurden in vier Jahren nur 470 Stück verkauft. Er war allerdings deutlich teurer als vergleichbare Astons und Lambos.
Ab 1976 verkaufte der Ferrari 400er sich besser
Ab 1976 ging es ein bisschen aufwärts. Der 400 GT kam auf den Markt. Optisch gab es keine großen Veränderungen. Der Motor hatte 4,8 statt 4,4 Liter Hubraum - und erstmals gab es einen Ferrari serienmäßig mit automatischem Getriebe. Das passte der Kundschaft, zwei Drittel der 400er Ferrari wurden mit der Automatik ausgeliefert. Obwohl sie die Fahrleistungen arg kastrierte - heute gehören die Automatik-Ferrari zu den günstigen Möglichkeiten, einen Ferrari mit zwölf Zylindern zu fahren.
Ab 1979 gab es den 400i mit Benzin-Einspritzung anstatt der sechs Weber-Doppelvergaser. Bis 1985 wurden stolze 883 Exemplare mit Automatik verkauft, aber nur 422 Stück mit dem manuellen Fünfgang-Getriebe. Danach kam der 412, der bis 1989 hergestellt wurde - die "Limo" wurde unaufdringlich zu einem der am längsten quasi unverändert gebauten Ferrari-Modelle überhaupt.
Am wertvollsten sind die 365er mit manueller Schaltung, für das kleinste Geld gibt es die 412 mit Automatik. Probleme machen die Wagen wenig. Die Verarbeitung war – für italienische Verhältnisse – überdurchschnittlich. Man muss nur die üblichen Dinge beachten. Ölverlust ist ungut, logisch. Und die Riemen sollten möglichst frisch sein. Der Wechsel kostet Zeit und geht ins Geld. Bei den Modellen mit Vergaser kann deren Einstellung schwierig sein, die Kenner und Könner sterben langsam aus.
Der Ferrari von Keith Richards wird doch teurer
Die Ersatzteilversorgung ist kein Problem, aber teuer. Die Faustregel, dass ein Ferrari-Kilometer etwa doppelt so viel kostet wie ein Porsche-Kilometer, gilt auch bei diesen Modellen. Schon allein die Arbeitsstunden der Spezialisten für die italienischen Rennpferde kosten mehr.
Der Ferrari 400i von Keith stand in Maranello. Leider konnte ich ihn mir vor der Auktion nicht genauer anschauen. Und der Mechaniker meines Vertrauens auch nicht. Und dann las ich ein paar Geschichten über genau diesen 400i und die anderen sechs Ferrari, die die Rolling Stones 1983 kauften. Da wurde klar, dass das Auto von Keith kein Schnäppchen werden konnte.
Der untere Schätzpreis lag bei 125.000 Euro. Promi-Aufschlag. Trotzdem meldete ich mich für die Versteigerung an. Meine alleroberste Obergrenze für den Zwölfzylinder wurde gar nicht erst aufgerufen. Es ging gleich sechsstellig los. Der Hammer fiel bei 345.000 Euro. Weltrekord für ein solches Fahrzeug. Ich studiere weiterhin die Kleinanzeigen - es gibt ja noch zwei 400i, die den Stones gehörten. Die müssen ja noch irgendwo sein.
Technische Daten Ferrari 400i (1983)
- Motor: 4,8-Liter-V12-Saugbenziner
- Leistung: 315 PS (232 kW) b. 6.400 U/min
- Drehmoment: 412 Nm b. 4.200 U/min
- Antrieb: Hinterrad, 5-Gang manuell
- Geschwindigkeit: ca. 246 km/h
- 0-100 km/h: ca. 7 s
- Länge: 4,81 m
- Breite: 1,80 m
- Höhe: 1,31 m
- Radstand: 2,70 m
- Gewicht: ca. 1.815 kg (ohne Fahrer)
€ 345000 für nen 400i, klar aber wie ja bereits bekannt, haben die Preise für Old und Youngtimer längst jeden Bezug zur Realität verloren.
Klar,
aber wie im Text ersichtlich mit -Promizuschlag-
Im Vergleich zum Papstgolf sogar günstig.
Genau das. Und noch ein Einwand: Wieso haben die Preise jeden Bezug zur Realität verloren? Jemand bietet etwas zum Verkauf, und ein anderer zahlt den Preis. Wenn derjenige bereit ist einen hohen Preis zu zahlen, dann ist das sehr real.
Ob das in den nächsten Jahren so weitergeht, darf allerdings bezweifelt werden. Wenn die Zinsen erstmal wieder ansteigen, dann werden auch mehr Leute wieder Bargeld brauchen. Die stoßen dann ihre Autos wieder ab, und die Preise purzeln. 😉
Die Zinsen werden steigen... das erzählt mir meine Beraterin bei der Bank jedes Mal. Ich sollte doch einen Bausparvertrag abschließen, dann könnte ich mir langfristig günstige Zinsen sichern. Aber im Umkehrschluss bekomme ich dann auf das viele Geld im Bausparer auch keine Zinsen, wenn die dann doch demnächst so stark ansteigen werden...
Ach, hier ging es ja um ein Auto. Und um einen Redakteur, der meint, ein "anständiger" Mann müsste mal einen Zwölfzylinder besessen haben. Aber dann sind nicht mehr als 50000 € übrig, was offenbar im Moment nur einem Siebtel des Preises eines solchen Autos entspricht (es soll ja schließlich eines der Rolling Stones sein!).
Ein paar Infos zum Unterhalt wären schon interessant gewesen. Und ein paar zusätzliche Details zum Auto. Wie hoch sind denn die Kosten pro Kilometer? Was kostet die Versicherung? Wie hoch sind die Steuern? Wie oft muss der Wagen zum Service? Wie hoch ist der Verbrauch? Ich hatte das Gefühl, der Autor zählt sich selbst nicht zu den Selbstdarstellern. Da müsste der Wagen dann doch sicher auch im Winter die Familie zum Supermarkt und mit dem Wocheneinkauf nach Hause bringen. Sollte der Wagen doch mit "überdurchschnittlicher" Verarbeitung doch locker schaffen.
Oder war der ganze Text ironisch gemeint und es ging wirklich nur darum, wie Autos von alten Männern, die heute kaum einer mehr kennt, ohne jeglichen Bezug zur Realität von reichen Spinnern als Anlageobjekte verschachert werden?
Eines der schönsten je realisierten Autos, dessen Linien viele heutige teure Autos mit ihrem showorientierten überladenen Design zu Kirmeskarren verblassen lässt.
Der Preis? So what! Der Wagen war es dem Käufer wert.
Du bist doch im Finanzierungs-Forum sehr aktiv. Wozu brauchst du denn eine Bankberaterin, die dir offensichtlich eh nur unpassende Produkte andrehen will, weil es offenbar ihr Verkaufsziel ist, und sie nicht das beste für dich anbietet, sondern nur in ihre eigene Tasche arbeitet?
Die Zinsen werden langfristig gesehen auf jeden Fall steigen. Eines Tages wird es soweit sein, und dann kommt es wieder für viele plötzlich und unerwartet. 🙄
Also was das Design angeht - mir gefällt er. Sieht sehr schön aus, gerade die Seite und das Heck.
Mir war es nicht bewusst, dass Ferrari auch Autos mit so einem "Stufenheckchen" hatte; aber OK habe mich nie so wirklich damit auseinandergesetzt. Schwarz steht dem Wagen 😊
Ja, der hat wirklich Stil. Und der Kunde war wahrscheinlich auch Stones-Fan. 😉
Junge, Du hättest den Ferrari von Keith Richards nicht fast gekauft. Du warst nicht mal nahe dran.
https://www.youtube.com/watch?v=2WOSs1K9MCA
Ein Auto zum niederknien-so schön.......
Naja, so lange die originale Bedüsung bekannt bzw. noch vorhanden ist, gibt es da nicht viel zum "einstellen". Wenn jemand einen Prüfstand bedienen kann und sich nur im Ansatz mit der Vergasertechnik (Weber DCOE, nach meinen Recherchen) auskennt, bekommt er der Gerät zum laufen. Der Einspritzer hat offensichtlich eine K-Jetronic mit 2 (!) Mengenteilern bzw. Stauscheiben. Wenn da etwas nicht passt kommt das auf's gleiche raus, wie mit Vergasern. Vorteil der K-Jetronic ist, dass sie im Verhältnis gesehen wenn alles passt, praktisch Wartungsfrei ist. Auch im Vergleich zu heutigen Systemen. Wenn der Motor keine anderen konstruktiven Krankheiten hat, fährt man mit dem Motor in einem Rutsch zum Ural und wieder zurück. Ohne Probleme. Zumindest seitens der Einspritzung oder der Vergaser.
Man muss das differenziert betrachten. Das "Einstellen", was auch immer man darunter verstehen will, ist bei beiden Systemen eine Geschichte. Eine andere ob etwas weitestgehend Wartungsfrei ist. Weber sind auf längere Sicht nicht Wartungsfrei und dann können Probleme auftreten. Falschluft, Kraftstoffverlust, Synchronisation. Die Gemischaufbereitung ist mechanisch. Wenn man das im Hinterkopf hat und weiß wie die Dinger ticken..., ist das halb so wild. Das ist bei modernen Systemen nicht anders. Auch da muss man wissen wie das Gesamtsystem funktioniert weil man es sonst nicht reparieren kann. OBD hin oder her.
Ich bin übrigens gerade dabei, mir einen Ferrari aufzubauen, sogar original lizenziert. Der F40 aus Lego lag gestern unter dem Christbaum. Chassis und Cockpit sind schon fertig, die Heck- und Frontklappe sowie der Motor sind heute Abend an der Reihe (beim F40 entspricht das ja der zweiten Hälfte des Autos).
Und weil gestern Weihnachten war, trockenes Wetter und deutlich über 0° C, hab ich sogar mein Schönwetter-Auto aus der Garage geholt und bin wieder mal 50 km gefahren. Der Cuore wird mein Lieblingsauto bleiben, auch wenn ich mir vielleicht mal einen Ferrari leisten könnte 😜.
Der ist Klasse. Den habe ich auch. Kann dir auch den Mini von Lego Creator empfehlen. 😊