Pkw-Maut: Übersicht über die erwarteten Einnahmen
Wie viel Geld erwirtschaftet die Maut wirklich?
Bevor die Maut 2016 in Kraft tritt, muss sie noch von Bundestag und Bundesrat verabschiedet werden. Doch eine Frage bleibt: Sind die kalkulierten Einnahmen realistisch?
Berlin - Wenn die Pkw-Maut an diesem Donnerstag zur ersten Beratung in den Bundestag kommt, geht es um zwei Garantien - und eine möglichst hohe Wahrscheinlichkeit. Da ist zunächst das zentrale Versprechen der schwarz-roten Koalition: Kein deutscher Autofahrer soll am Ende draufzahlen.
Zweitens muss das Gesetzespaket zwingend EU-Recht einhalten, das eine Benachteiligung von Ausländern untersagt. Der dritte wichtige Punkt lässt sich vorerst aber nur schätzen: Wie viel bringt die Maut voraussichtlich für Verkehrsinvestitionen ein? Das große Rechnen hat begonnen, denn der Aufwand muss sich ja lohnen.
Die Einnahmen von In- und Ausländern
Inländische Autobesitzer sollen die Maut voll über eine geringere Kfz-Steuer ausgeglichen bekommen. Zahlen müssen sie die "Infrastrukturabgabe" aber auch - als Jahresgebühr für durchschnittlich 74 Euro. Zusammenkommen sollen so 3,19 Milliarden Euro, wie die Experten des Verkehrsministeriums berechneten.
Der Etat von Ressortchef Alexander Dobrindt (CSU) erhält dafür entsprechend weniger aus Steuermitteln. Die Summe wird künftig aber von vornherein für Verkehrszwecke reserviert.
Entscheidend sind also Pkw aus dem Ausland, die echte Mehreinnahmen bringen sollen. Laut Prognose erwartet Dobrindt 696 Millionen Euro pro Jahr. Dabei dürften mehr als drei Viertel der Fahrer eine Jahresmaut kaufen - die meisten davon dürften wiederum Geschäftsreisende sein, die ohne Übernachtung herkommen.
Dabei nimmt das Ministerium an, dass Firmen lieber die unkomplizierte Jahresgebühr wählen, auch wenn sie etwas teurer ist als eine Kurzzeitmaut. Eine solche Zehn-Tages-Maut (10 Euro) dürften wohl 22 Prozent der Pkw-Fahrer aus dem Ausland kaufen, besonders für Urlaubsreisen. Dass eine Zwei-Monats-Maut (22 Euro) gefragt sein wird und viel einbringt, erwartet das Ministerium dagegen selbst nicht.
Sicherheitspuffer und Systemkosten
Wegen Unsicherheitsfaktoren in den Schätzungen haben die Experten einige Sicherheitspuffer eingebaut. So wurden die Einnahmen der "gebietsfremden Pkw" von errechneten 733 Millionen Euro um fünf Prozent gekürzt - damit bleiben eben jene 696 Millionen Euro. Der Abschlag soll auch Rückzahlungen an Inländer abdecken, die gar nicht auf mautpflichtigen Autobahnen und Bundesstraßen fahren. Zudem rechnete das Ministerium erklärtermaßen konservativ und legte zum Beispiel bei ausländischen Pkw einen höheren Anteil von Modellen mit Benzinerantrieb zugrunde als im Inland - sie zahlen geringere Maut.
Wie viel am Ende übrig bleibt, hängt schließlich an den Kosten des Mautsystems. Die laufenden Ausgaben beziffert das Ministerium mit jährlich 202,5 Millionen Euro. Der Großteil bekommt ein privater Mautbetreiber als Vergütung, dazu kommen etwa Kosten für die Kontrollen.
Werden die Einnahmen von ausländischen Pkw um diesen Betrag reduziert, ergibt sich nach Dobrindts Rechnung der endgültige Ertrag der Maut: 493,5 Millionen Euro pro Jahr. Dazu kommen aber noch einmalige Kosten für den Aufbau des Systems von 379 Millionen Euro, die den Ertrag ebenfalls schmälern.
Es bleiben offene Fragen
Dobrindt hat seine Prognose eigens gutachterlich bestätigen lassen. Grüne und Linke warnten dagegen schon lautstark vor "Luftbuchungen" und einer "Milchmädchenrechnung". Allerdings gibt es auch in der Fachwelt Zweifel.
Der Verkehrswissenschaftler Ralf Ratzenberger, der schon Studien für den mautkritischen Autofahrerclub ADAC erstellt hat, hält knapp 700 Millionen Euro von Wagen aus dem Ausland weiterhin nicht für realistisch. Zu erwarten seien nur rund sieben Millionen individuelle Mautzahler aus dem Ausland im Jahr und nicht wie vom Ministerium angenommen knapp 24 Millionen. "Das ist ein spielentscheidender Unterschied für die Einnahmen." Wie wasserdicht Dobrindts Rechnung ist, wollen die Parlamentarier nun durchleuchten.
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Das wusste ich bisher auch noch nicht.
Wie wird das begründet? Belastet ein Benziner die Straßen weniger stark als ein Diesel?
Absurd.
Vielleicht geht es auch noch nach Außenfarbe? Silberne zahlen generell mehr, grüne am wenigsten. 😆
Oje, ich sehe schon, dass es eine "deutsche" Lösung wird, also mit maximalem Aufwand das Minimale erreichen.
Ein Benziner ist leichter als ein Diesel, d.h. belastet er die Straße weniger 😉
Ich denke da will man eher wegen Stickoxiden die Diesel stärker belasten.
Aber eigentlich müsste man noch den Anteil abziehen den Inländer bezahlen, den dieser wird ja nicht mehr als KFZ Steuer eingenommen. Dazu den Bürokratieaufwand bei den Streubehörden, in dem Fall Zoll für KFZ Steuer. Die müssen das ja auch wieder verrechnen.
Und ob die Zahlen stimmen ist schwer zu überprüfen, muss man ein paar Verkehrszählungen haben.
Eigentlich weiß jeder, daß effektiv nichts an Gewinn dabei herauskommt.
Außer daß Komödianten jetzt noch mehr Ansatzpunkte haben, um sich über die Idioten in der deutschen Regierung lustig zu machen.
Im Artikel steht geschrieben:
"Entscheidend sind also Pkw aus dem Ausland, die echte Mehreinnahmen bringen sollen. Laut Prognose erwartet Dobrindt 696 Millionen Euro pro Jahr. "
Abziehen sollte man aber die Mautausgaben, die in Deutschland zugelassene Fahrzeuge in Zukunft auf Autobahnen von momentan noch mautfreien Ländern wie Belgien oder der Niederlande zu entrichten haben.
Ich sage nur Schweiz.
Eine Vignette, 30-40€ für JEDEN (sonst schreit doch auch jeder nach Gleichberechtigung). Keine Probleme mit der EU, kein großer Aufwand, Kontrolle OHNE Kennzeichen-Fotografiererei oder der Gleichen.
Und mal ehrlich, es ist nur eine Frage der Zeit bis wir sowieso draufzahlen. Das Verlogene an der Politik geht mir dabei am meisten auf die Nerven!
Doch, es wird ein neuer Moloch geschaffen. Jede Menge Arbeitsplätze im Niedriglohnsektor, aber auch im Management mit guter Dotierung und Dienstwagen in der klimatisierten Tiefgarage..
Hoffentlich ziehen die Holländer und Belgier nach.
Interessant wäre zu wissen von wem! Diese Aussage ist per se wohl kaum akzeptabel und wirft ein bezeichnendes Licht auf die Denkweise der üblichen Politiker-Kaste. Sehr bedauerlich, das der Autor das nicht hinterfragt.
Es ist aber eine "Infrastrukturabgabe". Und Stickoxide wirken sich 0 auf die Infrastruktur aus.
Diesel werden wegen der schlechteren Abgase ja bereits höher besteuert..
Ich bin mir sicher, dass diese Regelung vor einem Gericht nicht standhalten würde.
Nach meiner Meinung sollte die Maut nur nach dem Gewicht bemessen werden (z.B. 3€ pro 100 Kg). Schwere Autos belasten halt die Strasse stärker, als Leichte. Es wäre auch ein Anreiz für die Hersteller nicht immer schwerere Kisten auf den Markt zu bringen.
Amen. Und die KFZ-Steuer sollte gleich mit übers Gewicht errechnet werden. Noch besser über Achslast. Und dann sollte das zusammen eine Abgabe werden, damit die auch den Straßen zugute kommt.
Und die KFZ-Steuern nicht den gestiegenen Lebenshaltungskosten unserer Politikerkaste zugute kommen kann.
Man könnte auch noch die benutzten Reifen und das Reifenprofil berücksichtigen. Dann zahlt man im Sommer weniger als im Winter. 🙄 Nach dem Motto "Wie machen wir aus etwas Einfachem etwas Kompliziertes"?
Nein, nein! Das muss so einfach wie möglich gestaltet werden. Und wenn man glaubt, man hat es geschafft, dann bitte noch mal deutlich vereinfachen. Danach noch mal. Dann kommt man langsam in die Nähe des Umsetzbaren.
Einfach das österreichische System kopieren und fertig.
Einfach keine Maut - wie auch immer sie heißt.