Autozulieferer Leoni mit "Chef-Masche" um 40 Millionen Euro betrogen
Wirtschaftsbetrug in der Zulieferbranche
Ein Wirtschaftskrimi der besonderen Art wurde heute öffentlich: Kriminelle haben den Autozulieferer Leoni um 40 Millionen Euro betrogen. Vermutlich mit der "Chef-Masche".
Nürnberg - Der Autozulieferer Leoni ist Opfer eines millionenschweren Betrugs geworden. Das gab das Unternehmen selbst heute überraschend per Börsenmitteilung bekannt. Bislang unbekannte Täter nutzten dafür gefälschte Dokumente und Identitäten sowie elektronische Kommunikationswege. Damit sei Geld auf Konten im Ausland transferiert worden. Der Schaden belaufe sich auf rund 40 Millionen Euro.
Ein Sprecher wollte sich wegen laufender Ermittlungen zunächst nicht zu Details äußern. Erst am Freitag sei der Betrug erkannt worden. Aus dem Firmenumfeld hieß es, jemand habe sich gegenüber Kollegen als Leoni-Mitarbeiter ausgegeben und behauptet, "besondere Befugnisse zu haben". Auf diese Weise habe er "bestimmte Geschäftsvorgänge vorbereiten" lassen. Das Besondere sei dabei nicht das Vorgehen der Betrüger an sich, "sondern die Höhe des Schadens".
Der Vorstand des Nürnberger Konzerns leitete umgehend eine Untersuchung der Vorfälle ein und prüft Schadenersatz- und Versicherungsansprüche. Ebenso sei Anzeige erstattet worden. Bei Polizei und Staatsanwaltschaft war die Anzeige noch nicht eingegangen.
Aktien sackten deutlich ab
Die Auswirkungen auf das Ergebnis kann das Unternehmen noch nicht abschätzen. Die Liquiditätslage des Konzerns sei nicht wesentlich beeinträchtigt. Am Finanzmarkt war die Reaktion
deutlich: Die Aktien sackten am Abend um rund sieben Prozent ab und waren damit Schlusslicht im MDax.
Das Vorgehen der Täter ähnelt dem "Chef-Betrug" ("CEO-Fraud"), mit dem Wirtschaftsbetrüger in den vergangenen Monaten bereits mehrere andere Unternehmen um große Beträge erleichtert hatten. Bei dieser Weiterentwicklung des berüchtigten Enkeltricks meldet sich der vermeintliche Chef oder Finanzchef des Unternehmens über eine gefälschte E-Mail-Adresse beim Buchhalter und drängt zur Eile: Für wichtige Transaktionen müsse dringend Geld überwiesen werden.
Der Mitarbeiter wird zu "strikter Geheimhaltung" verpflichtet. Dies und vorbereitete Zahlungsaufträge mit der notwendigen - aber gefälschten - zweiten Unterschrift setzen die Kontrollmechanismen außer Kraft. So landen große Geldsummen auf ausländischen Konten.
Rund 60 Fälle in Deutschland
Die Masche tauchte vor etwa zwei Jahren zuerst in der Schweiz und im französischsprachigen Europa auf. Hinter dem Betrug soll ein weltweit operierendes Netzwerk der Organisierten Kriminalität stecken. Das FBI bezifferte den weltweiten Schaden auf 3,1 Milliarden US-Dollar (2,8 Milliarden Euro) in 100 Staaten. Dem Bundeskriminalamt wurden seit 2013 bundesweit rund 60 Betrugsfälle mit einem Gesamtschaden von 106 Millionen Euro bekannt. Der tatsächliche Schaden könne aber höher liegen, weil es dazu keine Statistik mit Meldepflicht gebe.
Nach Erkenntnissen der Ermittler sind die Betrüger in diesen Fällen über das Unternehmen bestens im Bilde und bereiten sich wochenlang vor. Betroffen sind demnach Großkonzerne und Mittelständler. Besonders anfällig seien patriarchalisch-autoritär geführte Unternehmen, in denen Zweifel und Widerspruch nicht erwünscht sind.
Die Sicherheitslücken in der firmeninternen Organisation sind manchmal erschreckend groß. 😱
Das lässt ja tief blicken🙄.......ob da nicht ehemalige/unzufriedene Mitarbeiter ihre Finger mit drin haben??😆
Da habe ich jetzt etwas weniger Mitleid für diese Geschädigten übrig. 😊
Wird denn irgendwo ein anderes Führungskonzept gelebt in größeren, etablierten Unternehmen? Wie sieht das generell aus? Werden dann regelmäßig Wahlen oder/und Abstimmungen abgehalten wie das Management aussehen soll oder die nächsten Entscheidungen ablaufen?!
Ein Führungsstil, der nicht autoritär ist, muß doch nicht zwangsläufig demokratisch sein. Wichtig sind Rückkopplungen von den unteren Ebenen, da nur so Sicherheitslücken und Schwachstellen in der Organisation zügig aufgedeckt und abgestellt werden können.
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Der studierte Buchhalter war wohl zu bequem mal zum Telefonhörer zu greifen und nachzufragen.
Telefon ist ja sooo altmodisch ... und der vermeintliche Chef hat immer recht.
Der glaubt vermutlich auch jeder Pressemitteilung unserer Regierung.
Ja, Bequemlichkeit ist eine von etlichen menschlichen Schwächen, die von Betrügern gern für ihre Zwecke instrumentalisiert wird.
Trotzdem kommen die Ansagen von oben. Authoritär heißt nicht, dass man sich nirgends Ansichten einholt, sondern nur dass man seine Macht nach eigener Ansicht auslebt. Die eigene Ansicht kann aber natürlich auch von Eindrücken anderer geprägt oder beeinflusst sein.
Das ändert auch nichts daran wenn man einige Aufgaben an andere Personen deligiert... Natürlich an "verlässliche" Personen...
Aber vielleicht verstehe ich auch die Aussage mit den "Rückkopplungen" nicht wie beabsichtigt.
"Besonders anfällig seien patriarchalisch-autoritär geführte Unternehmen, in denen Zweifel und Widerspruch nicht erwünscht sind."
Uiuiui....nicht dass sich da mal irgendwo so ein von bösen Mächten gesteuerter Fremdling einschleicht und als Steuergeräteprogrammierer ausgibt. 😉
Im Grunde genommen meinen wir beide das Gleiche. Du hast es nur mit anderen Worten beschrieben. 😉
Yepp. Details darf ich aber nicht nennen, wurde strengstens verboten 😆
Aber gerne per PN wenn es Dich wirklich interessiert...
Nun, was bei Rentnern funktioniert, geht auch bei verängstigten Mitarbeitern, die um ihren Job bangen.
Aber gerade weil sie um ihren Job bangen, sollten sie sich mit ihrem Vorgesetzten abstimmten. Wenn er nickt, dann hat er den schwarzen Peter 😆😆
Aber leichtgläubig wie die Buchhalter heute sind (ohne ihr Gehirn ein zu schalten) ...............
An Alle:
Hier ist der Chef von Motor Talk. Motor Talk wird bald kostenpflichtig, es sei denn jeder hier überweißt mir einen Euro auf mein Bankkonto!
Danke!
Mal schauen ob das klappt 😆
Ohne Bankverbindung geht das leider nicht, sonst hätte ich es schon direkt überwiesen 😊😆
Bankverbindung und Zugangsdaten für dein Onlinebanking bitte nachreichen, dann machen sich viele Euros auf die Reise 😉