Erste Hilfe: Verbandskasten muss griffbereit im Auto liegen
Wo war doch gleich der Verbandskasten?
Das Suchen des Verbandskastens und das Prüfen der Haltbarkeit kostet im Notfall wertvolle Zeit. Ein regelmäßiger Check des Kastens sollte deshalb Pflicht sein.
Bonn - Der Verbandskasten muss im Auto jederzeit schnell erreichbar sein. "Im Notfall kommt es auf jede Sekunde an", sagt Sven Rademacher vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR). "Deshalb muss jeder Autofahrer den Verbandskasten mit einem Griff zur Hand haben." Lagert die Erste-Hilfe-Box zum Beispiel im Kofferraum, sollte sie dort nicht unter der Bodenplatte oder anderen Gepäckstücken versteckt liegen, so der Experte.
Neue Verbandskasten-Vorschrift
Nach einer aktuellen GfK-Umfrage unter 1.425 Autofahrern wissen 12 Prozent der Teilnehmer nicht einmal, wo der Verbandskasten überhaupt liegt. Zwei von drei Umfrageteilnehmern (67 Prozent) überprüfen seine Vollständigkeit und Haltbarkeit höchstens vor der nächsten Hauptuntersuchung. Auftraggeber der Umfrage war die "Apotheken Umschau".
Ein regelmäßiger Check des Verbandskasten ist aber wichtig, denn der Inhalt hält nicht ewig: "Sterile Kompressen, Verbandpäckchen und Verbandtuch sind mit einem Verfallsdatum versehen", so Rademacher."Heftpflaster und Wundschnellverband werden mit der Zeit unbrauchbar, da der Klebstoff durch Alterung seine Klebkraft verliert." Und natürlich müssen Autofahrer auch Material ersetzen, das sie bei einem Notfall verbraucht haben.
Seit 2015 gilt für den Verbandskasten im Pkw eine neue DIN-Norm: Beim Kauf sollten Autofahrer daher auf die Nummer 13164 achten. Ältere Kästen dürfen seit Anfang des Jahres nicht mehr verkauft werden, warnt der DVR. Wer noch ein solches Modell im Auto hat, darf es bis zum Ablauf des Verfallsdatums aber weiter nutzen.
Tabletten und andere Arzneimittel haben im Verbandskasten nichts verloren, sagt Rademacher: "Die medikamentöse Behandlung ist dem Notarzt zu überlassen."
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Genau deswegen habe ich Verbandskasten und Warndreieck in den Sitztaschen liegen. Das sorgt bei jeder Polizeikontrolle für dumme Gesichter, wenn die Fangfrage danach kommt um 1x in den Kofferraum sehen zu können 😆
Ich hab die Sachen auch immer im Fahrgastraum. Im Handschuhfach, unterm Beifahrersitz, in einer der zahllosen Ablagen. Ja, bei jedem Auto anders, aber immer weiß ch es genau.
Was hast du denn so Spannendes im Kofferraum, dass die Polizei da unbedingt mal reinschauen will? Das macht ja richtig neugierig!
😉
Grüße vom Ostelch
Es geht um´s Prinzip. Sie dürfen nicht ohne Durchsuchungsbefehl rein gucken, also sollen sie es auch nicht. Du lässt ja auch nicht jeden in die Wohnung, weil es da nichts spannendes gibt 😉
Ach, Gott. Das Prinzip! Ich habe den Eindruck, dass mich die Polizei aus Prinzip gar nicht kontrolliert. Kann mich jedenfalls nicht erinnern, in den letzten 20 Jahren überhaupt von einem Polizisten nach dem Verbandskasten oder dem Warndreieck, geschweige denn nach dem Führerschein gefragt worden zu sein. 😉
Grüße vom Ostelch
Der Beitrag macht mal wieder Kopfweh... 🙄
1.: Auftraggeber der Umfrage war die "Apotheken Umschau". Noch jemand, der hier "Rentner-Bravo" schreit? Und entsprechend haben wir auch schon die Teilnehmergruppe identifiziert. 😆
2.: DIN 13164. Darauf soll man also achten wegen der aktuellen Ausstattung. Nicht etwa aufs Herstelldatum? Denn diese Norm existiert mit dieser Nummer schon ewig und in verschiedensten Varianten. Es gibt keinen Bindestrich dran für die verschiedenen Stände oder was ähnliches; man müsste daher schon den Inhalt vergleichen. Da das Update glücklicherweise etwas her ist und man davon ausgehen kann, keine total veralteten Kästen im Handel zu finden, ist dieser Hinweis allenfalls gut gemeint.
3.: Der Link zur Vorschriftenerneuerung "in 2015" zeigt einen Artikel von, tadaa, 2014. Was auch stimmt, da war's nämlich. 2015 wurde nur der Verkauf der alten Kästen (oder -taschen...) eingestellt.
4.: Natürlich darf man alte Kästen bis zum Ablauf weiter mitführen. Es steht aber nirgends, dass man, wenn man nur Sterilteile tauscht, auch den Rest "updaten" muss. Und wer wie ich 20 Jahre haltbare Sterilteile eingesetzt hat, um nicht in jedem Auto ständig sich fragen zu müssen "wann war hier nochmal Ablauf", müsste bis 2032 (in meinem Beispiel, ich habe 2012 alle Kästen diesbezüglich erneuert) nicht mal auf die aktuelle Norm hochrüsten, geschweige denn sich Gedanken dazu machen.
5.: Gibt es eigentlich Ärger, wenn die Pflaster oder Klebestreifen nicht mehr haften? Die haben ja kein Ablaufdatum.
Ob und wann eine Vorschrift kommt, dass ältere Norm-Stände nun nicht mehr ausreichen würden, weiß zum heutigen Zeitpunkt noch niemand...
Wäre zu krass in einer Polizeikontrolle statt den Kofferraum zu öffnen, durch die Durchlade oder mit einem umgeklappten Rücksitz nach dem Verbandskasten und Warndreieck zu fischen - die Gesichter möchte ich mal sehen 😆
Dieses Gerücht ist auch nicht totzukriegen. Es hängt davon ab, ob du einer allgemeinen VK unterzogen wirst, oder einer nach Polizeirecht. Für Hessen also nach Paragraph 18 II Nr 6 HSOG, der sogenannten Schleierfahndung. Und da darf ich dir das komplette Auto auf links drehen, ob du willst oder nicht. So einen Passus gibt es im übrigens in allen Polizeigesetzen bundesweit.
Bevor da Nachfragen kommen: für die Durchsuchung in 37 II Nr 4 HSOG schauen 😉
Tolles Argument. Von wegen "Pflaster wird unbrauchbar".
Nachdem schon jeder einen Verbandskasten hat (weil haben muss), soll nun jeder alle 3-4 Jahre einen neuen kaufen? Naja, der Absatz stagniert wohl 😊
Wie gut der Klebstoff am Pflaster hält, ist doch völlig egal. Die 10 Minuten bis die, eigentlich zuständige, professionelle Hilfe (mit frischen Pflastern!!) eintrifft, wird es definitiv halten.
Selbst richtige Medikamente können länger aufbewahrt und benutzt werden, als (angeblich) das Verbandmaterial...
Es ist aber nichts Neues. Diese Entwicklung gibt es schon länger:
- Autofahrer müssen eine Krankenhausausstattung dabei haben, weil die wenigen übrigen Rettungsdienste immer weniger Fläche abdecken können.
- Autofahrer müssen Schneeketten und Schaufeln und Stoffmatten und... Bagger dabei haben, weil die Straßen immer weniger geräumt werden.
- Autofahrer müssen dies und das, weil es jenes und sonstiges nicht mehr gibt, bla bla, bla bla.
Als Dank darf man als Autofahrer für die Praktizierung dessen noch die Kfz-Steuer bezahlen 😆
Nur mal als Denkanstoß:
Bei Unfällen mit Verletzten zählt im Ernstfall jede Minute. Für eine schnelle Hilfe ist daher ein griffbereiter und gut ausgerüsteter Verbandskasten im Auto unverzichtbar.
Dazu zählt logischerweise auch die Qualität der Materialien (Sterilität, Klebekraft etc.).
Man muss alle 5 oder 20 Jahre für den Betrag einer mehr oder weniger aufwendigen Fahrzeugwäsche einen Verbandskasten kaufen. Das ist natürlich unzumutbar. Dieses Päckchen zur Krankenhausaussattung aufzublasen, verlangt schon viel Fantasie. 🙄
Grüße vom Ostelch
Die Pflasterchen sind für den Allerwertesten!
Wo man ein Pflasterchen drüberklebt - kann man sichs eigentlich auch sparen, das Abreißen des selbigen schadet mehr als es nutzt...und selbst wenn der Kleber der Pflasterchen nichtmehr klebt, kann man die Pflaster immernoch mit einer Mullbinde o.ä. fixieren!
Was die Sterilität angeht...
...hast du dir schonmal Gedanken gemacht, wie stark deine Haut verkeimt ist? Wie stark der Straßendreck der bereits in der Wunde des Verletzten ist verkeimt ist?
Solange die Kompressen relativ wassergeschützt im Verbandkasten lagen und nicht gerade vom im Kofferraum mitfahrenden Hund als Kauknochenersatz genutzt wurden - sind die immer "steriler" als die Verletzungen zu deren Abdeckung (Schutz vor zusätzlicher Verkeimung) sie verwendet werden!
Das einzige was wirklich in der Haltbarkeit beschränkt ist, sind die Gummihandschuhe!
Noch eine Beobachtung aus dem Alltag im Rettungsdienst. Selbst hier werden Pflaster, Kompressen und Mullbinden nur eher spärlich eingesetzt. Am häufigsten noch zur Fixierung eines Zugangs oder verletzter Körperteile. Wunden werden selten verbunden und wenn, dann nur leicht abgedeckt (starke Blutungen mal außen vor). Erstens weil dann im Krankenhaus erst die Mumie wieder enthüllt werden müsste und zweitens weil man im Eifer des Gefechts eher noch mehr Schaden anrichtet, indem man beim Verbinden z.B. Dreck mit reinbringt.
Von daher kann man getrost sagen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Notfallkoffer eine entscheidende Rolle spielt eher gegen 0 tendiert, v.a. wenn ein Laie damit hantiert. Viel wichtiger wäre es, mehr Menschen profunde Kenntnisse über CPR und stabile Seitenlage zu vermitteln, denn das kann den Ausgang eines Unfalls wirklich massiv beeinflussen, da hier die Minuten bis zum Eintreffen der Rettungskräfte entscheidend sind. Eine mäßig schwere Wunde kann auch noch ein paar Minuten problemlos vor sich hin bluten, ohne das was Schlimmeres passiert, eher im Gegenteil, so wird sie optimal vom Schmutz gereinigt.
Im aktuellen Koffer seh ich wenig Potential außer einer gewissen psychischen Beruhigung bei leichten Unfällen, wo sich die Opfer verarzten und beschäftigen können, bis der Rettungsdienst anrückt. Die Rettungsdecke ist wichtig, die Schere ist nicht ganz unnütz (wobei hier eine sinnvoller wäre, die auch Gurte und Kleidung leicht durchbekommt) und mit den sonstigen Sachen kann man theoretisch auch schwere Amputationsverletzungen abbinden (wird ein Laie nur kaum richtig hinbekommen). Aber insgesamt ist viel zu viel Krimskrams drin, der einem im Ernstfall, wenn man den Koffer wirklich bräuchte, eher im Weg um geht...
Man merkt jedenfalls, dass der Inhalt des Koffers eher von Theoretikern, denn von Praxisexperten bestimmt wird...
Vielen Dank! Das ist ein guter Hinweis auf die Wirklichkeit. Wahrscheinlich ist der Verbandskasten auch so ein Relikt aus grauer Vorzeit, das niemand abzuschaffen wagt, weil es doch zumindest theoretisch der Sicherheit dient. Die allermeisten Verbandskästen dürften wohl nie oder nicht wegen der Versorgung eines Unfallopfers benutzt werden. Aber solange es Vorschrift ist, werdn wir mit dem Päckchen weiter rumfahren. Ein gescheiter Erste-Hilfe-Kurs in regelmäßiger Wiederholung wäre wahrscheinlich hilfreicher, zumal die Kenntnisse nicht nur im Straßenverkehr wichtig sind.
Grüße vom Ostelch