VW Touareg 3 (2018) im Test: Fahrbericht, Motoren, Preis
Wolfsburg statt Wüste für den neuen Touareg
Vom Waldweg auf die Autobahn: Der neue VW Touareg soll zuerst komfortables SUV sein und nur noch am Rande Geländewagen. Erste Fahrt auf der letzten Etappe eines echten Härtetests.
Warschau – Der Bordcomputer wimmert nach einem Ölwechsel. 16.000 zeigt der Kilometerzähler, seit 1.000 Kilometern ist das Wartungsintervall abgelaufen. Risse von großen und kleinen Steinschlägen überziehen die Windschutzscheibe des VW Touareg der 3. Generation. Er ist brandneu, hat aber schon einiges hinter sich.
VW hat beim Rekord- und Abenteuer-Experten Rainer Zietlow einen echten Härtetest geordert. Also fuhr Zietlow mit zwei Vorserien-Autos auf eigener Achse vom Werk Bratislava zur Premiere nach Peking und dann von dort zum VW-Stammwerk Wolfsburg. Zwei Schrauben hat Zietlow sich auf der langen Strecke durch China, die Mongolei und Russland eingefahren. Sonst keine Probleme. Das soll zeigen: Der neue Touareg ist nicht weich geworden, nur besser.
Ein Geländewagen allerdings ist der dritte Touareg nicht mehr. Er verliert diese Einstufung beim Kraftfahrt-Bundesamt. Dafür sind 20 Grad Rampenwinkel erforderlich. Er erreicht mit Serien-Stahlfahrwerk nur noch 18,5 Grad und wird so offiziell zum SUV.Auf der letzten Etappe durch Litauen und Polen haben wir Zietlow und sein Fototeam begleitet, um herauszufinden: Wie steckt der Touareg 3 eine solche Tour weg? Kann er Komfort und Langstrecke? Wir treffen Zietlow in Vilnius, eine Tagesreise vor Wolfsburg.
Jede Menge Bildschirmfläche
Wer in den neuen VW Touareg steigt, denkt nicht sofort an Abenteuer. Die Mittelkonsole beherrscht ein quer eingebauter 15-Zoll-Touchscreen, der direkt, aber nicht nahtlos an das 12 Zoll große „virtuelle Armaturenbrett" anschließt. VW nennt das „Innovision-Cockpit“. Die klare, kantige Linie neuerer VW-Innenräume dominiert. Die Verarbeitung wirkt tadellos, die Materialwahl könnte dem Anspruch des Segments entsprechend hier und da hochklassiger sein.
Der große Bildschirm erkennt den sich nähernden Finger, das System erfordert aber eine längere Eingewöhnung. Man sucht zu oft zu lange in den Untiefen der Menüs. Beispiel: einige Funktionen der elektrischen Sitzverstellung befinden sich direkt am Sitz. Andere, wie die einstellbare Länge der Beinauflage, muss man erst aus den Tiefen des Infotainments hervorzaubern.
Unerwartet lästig geriet die Bedienung der Klimasteuerung. Knöpfe und Drehregler bietet nur der Basis-Touareg, in höheren Ausstattungen muss die Besatzung ins digitale Menü abtauchen. Dafür fährt man im Zweifel zu Beginn besser rechts ran, zumal sich die Temperatur auch nicht per Sprachbefehl steuern lässt.
Die Assistenten lieben Autobahn
Von der erhabenen Sitzposition vorn über die um 16 Zentimeter verschiebbare Rückbank bis hin zum 810 Liter großen Kofferraum: Raum bietet der neue Touareg genug. Ein zusätzliches Staufach unter dem Ladeboden gibt es nicht, dort brachte VW das Reifenreparaturkit und das Bordwerkzeug unter. Der Tank fasst 75 oder gegen Aufpreis 90 Liter Sprit.
Im digitalen neuen Touareg helfen einige elektronische Helfer dem Fahrer, allerdings nicht immer mit vornehmer Zurückhaltung. Nach dem Start zurrt der Gurtstraffer den Piloten in den Sitz, als wäre er ein Bondage-Meister. Der mitlenkende Spurhalte-Assistent agiert auf Landstraßen mitunter ruppig und konterintuitiv. Der Notbrems-Assistent kann nicht immer zwischen gewolltem und nicht gewolltem Abstand unterscheiden und bremst manches Überholmanöver aus.
Gedacht sind die Systeme eher für monotone Autobahnfahrten, und dort unterstützt die Elektronik tadellos. Der adaptive Abstandstempomat und die Verkehrszeichenerkennung funktionieren zuverlässig, auch in Baustellen – solange es nicht zu eng für das zwei Meter breite Auto wird. Fast autonome Spurwechsel beherrscht der Touareg leider noch nicht.
Der Benziner fährt dynamischer
Zum Auslieferungsstart im Sommer 2018 plant VW zunächst nur mit einem 3,0-Liter-Sechszylinder-Diesel (286 PS). Im Herbst folgt ein Sechszylinder-Benziner mit 340 PS. Sämtliche Touareg fahren serienmäßig mit Allrad und Achtgang-Wandlergetriebe. Und: Beide V6-Motoren haben mit dem Zweitonner keine Schwierigkeiten.Typbedingt kommt der kraftvolle Benziner mehr über die Drehzahl, der Diesel dagegen über das Drehmoment – wobei der kräftigere Benziner im direkten Vergleich agiler wirkt und vor allem jenseits der 160 km/h spontaner reagiert. Vom Klang her gefallen beide Motoren, der Benziner etwas mehr – wobei wegen der guten Dämmung und der Akustikverglasung bei moderater Drehzahl nicht viel davon zu hören ist. Das kann man in einem SUV dieser Preisklasse so erwarten.
Wer den noch nicht homologierten Benziner sehr vorsichtig fährt, kann auf der Landstraße mit rund acht Litern auf 100 Kilometer auskommen. Auf zügigen Autobahnetappen ist mit deutlich mehr Verbrauch zu rechnen. Der Diesel dagegen begnügte sich auf unserer Fahrt auch auf schnellen Etappen mit rund 9 Litern.
Fahrwerk und Lenkung: Gelungene Abstimmung
Den hohen Schwerpunkt kann das große SUV trotz der aufwendigen elektronischen Wankstabilisierung nicht ganz verbergen. In Kurven nicht, noch weniger bei hohem Tempo und starkem Seitenwind. Bei Geschwindigkeiten ab 120 km/h wird das Fahrwerk über die Luftfederung automatisch um 15 bis 25 Millimeter abgesenkt, um den Luftwiderstand zu reduzieren.
Die gelungene Abstimmung lässt den Touareg insgesamt leichter und kompakter wirken, als er ist. Die VW-typisch leichtgängige und gleichzeitig schön direkte Lenkung bietet bei jeder Geschwindigkeit die richtigen Gegenkräfte für präzise Manöver. Die Hinterachslenkung reduziert in der Stadt den Wendekreis von 12,2 auf 11,2 Meter, ein in der Praxis sehr angenehmes Feature. Auf schneller Fahrt stabilisiert sie die Spur.
Das Ansprechverhalten der optionalen Luftfederung ist den VW-Ingenieuren besonders gut gelungen. Egal, ob Bremsschwellen in der Stadt, Schlaglöcher auf der Landstraße oder Querfugen auf der Autobahn, unkomfortabel wird der Touareg nie. Wirklich dynamisch allerdings auch nicht: Die Spreizung der adaptiven Dämpfer reicht von süddeutsch komfortabel („Sport“) bis amerikanisch komfortabel mit merklichem Nachfedern („Comfort“).Im Gelände kann das Luftfahrwerk den Touareg bis zu 7 Zentimeter aufbocken, dann beträgt der Rampenwinkel 25 Grad. Das genügt für tief ausgefahrene Waldwege, schlammige Ufer und sandige Kuppen. Im ganz schweren Gelände ist der neue Touareg mangels mechanischer Sperren und Untersetzung nicht mehr zuhause. Bedeutet: Fehlt lediglich die befestigte Straße am Voralpen-Gehöft, wird der Touareg sicher genügen.
Merklich geglättetes Spitzen-SUV
VW hat den Touareg merklich geglättet, ernsthafte Offroad-Kompetenz gestrichen und dafür einigen Luxus für die Langstrecke eingebaut. Etwa das optionale, adaptive LED-Matrixlicht oder vielfältig einstellbare Massagesitze. Außerdem schafft der Touareg bei Infotainment und Assistenz den Sprung in die Gegenwart – auch, wenn hier einiges bei der ersten Begegnung überkompliziert wirkt. Schade für die Puristen, für den Hersteller ein sinnvoller Schritt. Komfortable SUV versprechen deutlich mehr Nachfrage als luxuriöse Geländewagen. Das gilt vor allem im wichtigsten Touareg-Markt China.
Eine wichtige Touareg-Eigenschaft bemerken wir, je näher wir Westeuropa kommen. Zwar überschreitet das VW-Flaggschiff mit etwas Ausstattung schnell einen Listenpreis von 80.000 Euro. Das bedeutet aber nicht, dass sich jemand nach dem neuen Touareg umdreht. Wie damals beim Phaeton gilt: Der luxuriöseste VW fällt den Menschen auf der Straße kaum auf. Trotz seiner wuchtigen Abmaße und der gehobenen Positionierung bietet der Touareg so etwas wie Understatement.
Der Sechszylinder-Diesel startet bei 60.675 Euro, für den Benziner nennt VW noch keine Preise. Beide Motoren sind auch im Audi A6 erhältlich. Dort beträgt der Aufpreis für den stärkeren Benziner 1.800 Euro. Damit positioniert VW den Touareg merklich unterhalb der süddeutschen Konkurrenz: Ein BMW X5 xDrive 30d (258 PS) kostet rund 6.000 Euro mehr.
VW Touareg 2018: Technische Daten
- Modell: V6 TDI SCR 4Motion
- Motor: 3,0-l-V6-Dieselmotor
- Leistung: 286 PS (210 kW)
- Drehmoment: 600 Nm b. 2.250-3.250 U/min
- Getriebe: 8-Gang-Automatik
- 0-100 km/h: 6,1 s
- Höchstgeschwindigkeit: 235 km/h
- Verbrauch: 6,9 l/100 km
- CO2: 182 g/km
- Schadstoffnorm: Euro 6d-Temp
- Länge: 4,88 m
- Breite: 1,984 m (o. Spiegel)
- Höhe: 1,71 m
- Radstand: 2,904 m
- Leergewicht: 2.070 kg
- Kofferraum: 810-1.800 l
- Tank: 75 l
- Basispreis: 60.675 Euro
- Marktstart: Mitte 2018
- Modell: V6 TSI
- Motor: 3,0-l-V6-Turbobenziner
- Leistung: 340 PS (250 kW)
- Drehmoment: 450 Nm
- Getriebe: 8-Gang-Automatik
- 0-100 km/h: n.a.
- Höchstgeschwindigkeit: n.a.
- Verbrauch: n.a.
- CO2: n.a.
- Schadstoffnorm: Euro 6d-Temp
- Basispreis: n.a.
- Marktstart: Herbst 2018
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"16.000 zeigt der Kilometerzähler". Da sehe die Sitze schon so aus? Dann will ich die nicht bei 100.000 sehen.
Das wollte ich auch gerade schreiben.
Bild 15 könnte auch ein Audi sein!
Echt bitter, dass der gesamte VW-Konzern designtechnisch kaum noch auseinanderzuhalten ist
Was für eine unsympathische Front.
Härtetest, echt? 16.000 km über Autobahnen und Landstraßen vorwiegend durch Industrienationen nennt ihr einen Härtetest?
Wär der gute Mann zum Nordpol oder durch Wüsten gefahren, dann hätte man das Härtetest nennen können. Dafür müsste man aber auch einen Hilux oder Landcruiser nehmen, wenn man heil ankommen möchte. 😆
Ernsthaft? Und sowas darf man verkaufen? Fragwürdig lenken und bremsen ist ok liebe EU? Völlig bescheuert. Hauptsache man kann behaupten man hat irgendwelche Assistenten.
Aaaaaah.....der neue Tiguan XL 😆
Denke ich mir auch jedes Mal, wenn ich ihn sehe. Immer noch kein CI beim Tagfahrlicht, horizontale Linien über die ganze Front. Das wirkt auf mich überhaupt nicht stimmig.
Und das Leder sieht wirklich schlimm aus.
Stand der Technik bei VW, falls mal einer beim Freundlichen nachfragt. @motor-talk: Es gibt aber auch noch andere Fahrzeughersteller neben dem VW-Konzern (aktuell Porsche, Bentley und jetzt wieder ein VW als Neuvorstellung). Vielleicht sollte man sich umbenennen in vag-talk.de. 🙄
Die Sitze sehen ja ganz schön fertig aus, oder hat der 160.000 statt 16.000 km gelaufen?
Fehlt dem Silbernen hinten die Zierleiste um des hintere Seitenfenster???
Ist es doch... Oder ist der Audi ein VW ach ich weiss auch nicht 😆
Kam bei den vorherigen Berichten und Fotos irgendwie gelungener rüber. Die Front ähnelt die des Amaroks. Nicht schön. Das Leder sieht furchtbar faltig aus. Ob das was wird?
Und auch hier diese extrem breite Mittelkonsole, die nimmt einen etwas groß gewachsenen Fahrer sämtlichen Beinraum.
Unnützer Weise!!!!
Habe ich mir auch gedacht... wieso fällt sowas den ab 😕