Autopreise aus aller Welt: Ford Mustang und VW Golf
Wucher in Kopenhagen, Wahnsinn in Singapur
Nur weil etwas gleich ist, kostet es noch lange nicht das Gleiche. Was kosten die Weltautos Ford Mustang und VW Golf am anderen Ende der Welt - oder gleich nebenan in Dänemark?
Berlin - Die Welt ist ungerecht. Erstmals verkauft Ford sein Kult-Ponycar Mustang weltweit. Was die Kunden dafür bezahlen müssen, schwankt aber erheblich – je nachdem, wo auf dem Globus sie leben. Dabei kommen alle Mustang aus demselben Werk in Flat Rock, Michigan, USA.
In den USA startet der Mustang bei 23.800 Dollar netto. Bei Zulassung im teuersten Staat, in Tennessee, entspricht das rund 22.600 Euro brutto. Der deutsche Einstiegspreis: 35.000 Euro, also 12.400 Euro mehr.
Damit sind wir noch gut bedient. Briten zahlen 40.300 Euro. Schwimmt der Ford bis nach China, kostet er schon 58.760 Euro. Trotzdem sind die Chinesen noch besser dran als die Dänen. Von unseren nördlichen Nachbarn verlangt Ford satte 80.400 Euro für den Mustang.
Preise richten sich auch nach Marktumfeld und lokaler Kaufkraft
Ein kleiner Teil der Preisunterschiede entspringt der Modellpolitik. Im US-Einsteiger-Mustang steckt ein 3,7-Liter-V6 mit 304 PS. Der Rest der Welt kauft mindestens den 2,3-Liter-Turbomotor (314 PS). Mit diesem Motor steigt der Mustang-Preis in den USA umgerechnet auf rund 24.000 Euro brutto.
Natürlich passen Autohersteller ihre Preisempfehlung der lokalen Kaufkraft und dem Marktumfeld an. Das gilt für Kleinwagen, aber noch mehr für einen Mustang. Den kauft niemand, weil er ihn braucht – sondern, weil er ihn haben will. Da spielt Geld nicht immer die Hauptrolle.
Den größten Anteil an den sprunghaften Preisunterschieden machen aber Steuern und Zölle aus. Kurioserweise zählen dänische Autopreise zu den niedrigsten in der EU – solange das Auto nicht in Dänemark zugelassen wird.
Damit mildern die Hersteller den Umstand, dass der Staat dort, je nach Fahrzeugwert, eine Steuer von 105 bis 180 Prozent verlangt. Für manche dänischen Politiker noch nicht genug: Die Einkommen in Dänemark seien so hoch, dass die Lenkungswirkung nicht mehr gegeben sei.
Weltauto ungleich Weltauto
Bei „vernünftigen“ Autos wie einem VW Golf 1.2 TSI kassiert Dänemark milder als beim „überflüssigen“ Mustang. Durch den niedrigeren Basispreis und Ermäßigungen auf den geringeren Verbrauch kostet ein dreitüriger Basis-Golf mit 85 PS in Dänemark „nur“ 28.000 Euro.
Der deutsche Brutto-Listenpreis des identischen Modells beträgt 17.650 Euro. Briten und Brasilianer zahlen für ihren einfachsten Golf jeweils rund 22.600 Euro, Amerikaner 20.000 Euro. Dortiger Basismotor: ein 1,8-Liter-Benziner mit 170 PS.
In der weiten Welt hat der Golf gegenüber dem Mustang beim Endpreis einen entscheidenden Vorteil: VW produziert seinen Topseller in allen wichtigen Märkten direkt vor Ort. In Europa, in Mexiko, in China und Südamerika.
Bei Ford heißt es: „One Ford“ für die ganze Welt. Und das wird teuer, sobald der Mustang die NAFTA verlässt (Nafta bedeutet: „North American Free Trade Agreement, Freihandelszone zwischen Mexiko, Kanada und USA).
In der EU werden 10 Prozent Einfuhrzoll fällig, für den Endkunden kommt noch die Umsatzsteuer oben drauf. In China ist es deutlich mehr: Da der Vierzylinder-Mustang unter drei Litern Hubraum bleibt, verlangt der Staat 66 Prozent Aufschlag auf den Preis. Bei Motoren über vier Liter Hubraum steigt der Aufschlag aus Steuern und Zoll auf 100 Prozent.
Darum muss sich VW beim Golf nicht kümmern, er gilt als lokales Produkt. Das Einstiegsmodell mit 130 PS kostet daher weniger als 20.000 Euro. In Deutschland kostet ein Golf mit 125 PS mindestens 22.475 Euro. Ergo: Import-Autos diesseits der Luxusklasse sind wegen der hohen Zölle und Steuern in China nicht konkurrenzfähig. Wer in den chinesischen Massenmarkt will, muss in China produzieren – und die Gewinne mit einem lokalen Joint-Venture-Partner teilen.
Wucher in China?
Wegen der hohen China-Preise westlicher Importautos gab es bereits Kritik in der chinesischen Presse. Hinter derartigen Meldungen stecken in der Regel staatliche Stellen, die damit neue Regulierungen vorbereiten. Bei den Autopreisen folgten keine Regulierungen, denn hier verdient der Staat kräftig mit.
2008 klagte eine Kolumne in der Zeitschrift "Xinhua" an: Einige Automodelle westlicher Hersteller seien in China doppelt so teuer wie anderswo. Auch die Erträge der Hersteller, zitierte Xinhua einen Offiziellen, seien in China 30 Prozent höher.
Der Kolumnist vermutete zu hoch angesetzte Preise, da Importfahrzeuge überwiegend von wohlhabenden Chinesen gekauft werden. Wucher? Audi, einer der angegriffenen Hersteller, sah sich zu einem offiziellen Statement genötigt.
„Der Großteil des Preisunterschieds zwischen importierten Modellen in China und beispielsweise Deutschland resultiert aus Einfuhrzöllen und Steuern.“ Außerdem seien in China die Basismodelle oftmals besser ausgestattet als anderswo.
Der helle Wahnsinn in Singapur
Wie trösten sich chinesische und dänische Autokäufer? Sie könnten einen Blick in das mutmaßlich wahnsinnigste Autokäufer-Land der Welt werfen. Nach Singapur. Auf den Kaufpreis erhebt der Staat dort eine Zulassungssteuer von 100 Prozent. Damit kosten die Autos bereits doppelt so viel wie anderswo.
Das ist noch nicht alles: Wer ein Auto kaufen will, braucht außerdem ein Zertifikat, das den Kauf, die Anmeldung und den Besitz eines Autos erlaubt. Das gilt für 10 Jahre, danach muss es verlängert werden – oder das Auto wird stillgelegt. Es kostet je nach Nachfrage schnell 100.000 Singapur-Dollar (68.000 Euro) und mehr.
Die Folge dieser Regeln sind stellare Autopreise. Für unsere Beispiele: Ein VW Golf mit 105 PS kostet in Singapur umgerechnet 79.000 Euro. Den Mustang bietet Ford nicht an. Der preislich vergleichbare Audi TT (neues Modell) kostet in Singapur irrwitzige 176.500 Euro. Bei uns, wie der Mustang, 35.000 Euro.
Wahnsinn. Diese Welt.
In die regionalen Preisgestaltungen fließen einfach so viele Faktoren mit, dass ein Vergleich nahezu unmöglich wird. Trotzdem warte ich geduldig auf den ersten Kommentator, der sich beschwert, dass Australien den günstigeren Golf fährt. Wobei VW ja sowieso keine "Volks"-Wagen mehr baut. *gähn*
Wer Singapur kennt wird schnell erkennen das man dort eh keinen Parkplatz hätte, was soll man also mit einem Auto? 😆
Doch-doch, das geht schon. Nur gerade im Epizentrum wird es enge. Aber das ist eben bei vielen Großstädten so.
Was aber in SIN noch dazu kommt: Citymaut, abhängig von der Tageszeit.
Aber stimmt schon: Auto braucht keiner dort. Gute U-Bahn, Taxen günstig.
Und ihr denkt immer in Deutschland sei alles schlecht....😆
In Singapur eine Vignette für 68k €, also 6800 € im Jahr und in Deutschland steunen wir schon, wenn eine Autobahnvignette in 2016, 100 € kostet.
Völlig belangloses Thema
Bin auf den ersten Reimportierer gespannt der mit 500€ Ersparnis um die Ecke kommt.
glaubt ja eh kein Schwein wenn man kein Bild macht
billigster Golf in den USA 17.995 $, sind nach heutigem Kurs 16.483 Euro
Also zum Vergleich:
Golf 7 2.3 170Ps in Usa und in Deutschland 1.4 Tsi mit 150 Ps.
Um annähert auf die gleiche Leistung zu kommen. Wobei der 2.3 der bessere Motor ist.
Ich komme auf Usa 19.800€ (laut Mt) und Deutschland auf 23.800€ gem. Konfigurator auf Volkswagen.de
Zudem haben die US-Modelle eher eine Vollausstattung oder sind besser Ausgestattet, wobei hier keine Extras beinhaltet sind.
Den habe ich nicht berücksichtigt, weil es sich um die "Launch Edition" handelt.
So wie in Singapur könnte es auch gerne hierzulande sein. Zumindest was die Nachweise der Tauglichkeit angeht. Wie in Japan. Wer keinen Parkplatz hat darf kein Auto zulassen. Würde die Innenstädte massiv entlassen. Aber hierzulande jammert man ja schon über 100€ Maut. In anderen Ländern ist die Strafe für das Ausspucken eines Kaugummis auf der Strasse auch härter als hierzulande mit 100 durch die 30er Zone zu fahren. Muss man sich einfach immer wieder bewusst machen.
Wie geht das denn? Bekommen die Steuern geschenkt? 😜
Ich befürchte, auch da gibt es vom Staat nichts geschenkt. Es geht mit Dollar und Euro mal wieder munter durcheinander und zu welchen Kursen hier umgerechnet wurde, weiß auch keiner. Zudem gibt es in den USA sehr unterschiedliche lokale und bundesstaatliche Steuersätze.
Grüße vom Ostelch