Tesla Model S P85: Test
Zehn Punkte gegen Tesla - und ein gewaltiger dafür
Es ist das meistdiskutierte Auto unserer Zeit. Jetzt konnten wir das Tesla Model S testen. Zehn Punkte sprechen gegen den Tesla, aber einer absolut dafür.
Berlin – Die Zukunft fährt elektrisch, ausschließlich. So lautet das Credo des Internet-Milliardärs und Tesla-Gründers Elon Musk. Sein fahrender Beweis heißt Model S. In den USA, der Heimat von Tesla und dem Vorzeige-Elektroautomarkt Kalifornien, verkauft Tesla vom Model S mehr Fahrzeuge als Mercedes von der S-Klasse. Das zeigt, wie manche Kunden nach so einem Auto lechzen. Und, dass die Technik funktioniert.
Auch die MOTOR-TALK-Redaktion packte das Tesla-Fieber. Doch bei aller Begeisterung gibt es Dinge, über die wir reden müssen. Zehn Punkte, die gegen das Model S sprechen. Und einer dafür.
Deine Ladezeit
Ohne Starkstrom-Anschluss (400 Volt) in der Garage zieht sich die Ladezeit hin wie die Physikstunde bei Herrn Ziedenstecker. Wir zapften nur an Schutzkontakt-Steckdosen (230 Volt, 16 Ampere). Das bedeutet laut Display-Anzeige rund 16 Kilometer Idealreichweite pro Stunde. Mehr ist physikalisch nicht möglich. Die Grundlage für die Berechnung ist ein theoretischer Verbrauch von knapp 200 Wattstunden pro Kilometer. Laut Normverbrauch zieht der Wagen 236 Wattstunden.Im milden Berliner Winter lag der Verbrauch bei 250 bis 320 Wattstunden pro Kilometer. Das bedeutet: Für eine Strecke von 100 Kilometern hing der Tesla zehn Stunden am Kabel. Das Model S lud bei den ersten Versuchen gar nicht – das Kabel unseres Testwagens war defekt.
Entsprechend rüsten die Besitzer eines Teslas nach dem Erwerb des Stromers ihre Garage auf. Bereits vor Längerem hat Tesla eine Wallbox angekündigt. Doch bislang gibt es nur eine im Zubehör.
Die Verteilung Deiner Supercharger
Schneller lädt das Model S an den Tesla-eigenen Superchargern. Mit 120 Kilowatt Gleichstrom meldet der Akku nach 40 Minuten, dass er fast voll ist (rund 80 Prozent).
Die Ladesäulen sind kostenlos und so im Land aufgestellt, dass Tesla-Fahrer sie für Ladestopps auf Reisen nutzen können. Doof nur, dass es bislang noch große Lücken im Norden und Osten Deutschlands gibt. In vielen deutschen Städten fehlen sie völlig. Zudem kostet die passende Hardware im Basis-Modell mit 60-kWh-Akku 2.100 Euro Aufpreis. Was passiert, wenn man einen Tesla leer fährt? Wir haben es getestet.
Dein Preis
Tesla rechnet auf der Homepage vor, dass Model-S-Besitzer an der Steckdose viel Geld sparen. Laden statt Tanken, keine KFZ-Steuer – trotzdem kostet die Limousine als Basismodell mit 385 PS mindestens 71.740 Euro. Nominell fährt das Model S in der Oberklasse, bietet im Innenraum aber ähnlich viel Raum wie BMW 5er und Mercedes E-Klasse. Deshalb ähnelt der Basispreis denen von Mercedes E500 und BMW 550i.
Rund 70 Prozent der gut 800 im vergangenen Jahr verkauften Tesla Model S sind auf Firmen zugelassen. Ein kleineres „Model 3“ ist angekündigt.Deine Qualität
Die Qualität passt nicht zum Preis. Das Leder knautscht in den Sitzecken, die Verkleidung der Lenkstockschalter klappert, Armaturenbrett und Türverkleidungen fühlen sich rappelig an, das Holz im Cockpit ist beklebtes Plastik und die Türen fallen nicht satt ins Schloss. Da geht noch mehr, Tesla. Unser Testwagen kostete 100.000 Euro. Erfahrung im Bau von Luxusautos gehört nicht zu den Stärken der Amerikaner.
Dein Display
Touchscreens sind hip und cool, die Schaltflächen im Tesla sind groß und übersichtlich. Doch manchmal ist ein Schalter souveräner und schneller als jedes Slide-and-touch-Menü. Zum Beispiel am Dachhimmel, um das Schiebedach zu öffnen.
Deine Abhängigkeit vom Internet
Der Kontakt zum Internet funktioniert nicht überall in Deutschland. Wer sich auf das Mobilfunknetz verlässt, der fährt nicht nur im Berliner Speckgürtel oft durch graues Karomuster – mehr zeigt das Navigationssystem ohne Signal nicht an.Dein Licht
Ein Model S fährt ohne Scheinwerferreinigungsanlage. Deshalb leuchten die Xenon-Brenner nur mit 25 statt 35 Watt. Das liegt an den amerikanischen Gesetzen: Die USA erlauben nur eine vergleichsweise geringe Leuchtweite. Die Konkurrenz experimentiert derweil mit LEDs und Lasern.
Deine Fehler im Detail
Ärgerlich sind die vielen kleinen Defizite. Beim Rangieren knarzen die (selten genutzten) Beläge auf den Bremsscheiben, die Kurvendynamik liegt mit 2,1 Tonnen und einem mäßigen Fahrwerk auf dem Niveau der 2000er-Jahre.
Deine Heizung
Im Stand heizt der Tesla gut. Was schon alles sagt, denn im Winter reicht es nur für mäßige Wärme. Der Fahrtwind pfeift durch die Türdichtungen und kühlt den Innenraum ab. Fällt die Außentemperatur unter 0° C, wird es vorn nie richtig warm. Im Fond bleibt es kalt.
Selbst auf mittlerer Lüfterstufe beschlugen bei Regenfahrten mit mehreren Personen alle Seitenscheiben. Wer die Heizung höher dreht (wir hatten meist 24° C eingestellt) reduziert damit die Reichweite. Da hilft auch keine Sitzheizung auf allen Plätzen der ersten beiden Reihen. In der optionalen dritten Sitzreihe kommt klimatisierte oder warme Luft gar nicht an. Einen Sonnenschutz gibt es nicht.Dein Ikonen-Status
Tesla ist wie eine Religion. Jedes kritische Wort von Autotestern wird angezweifelt. Auch, weil die Elektroautos eine gute Antwort auf viele Fragen zur Verfügbarkeit von Erdöl sind. Kaum jemand protestiert, wenn ein VW Golf in einem Test schlecht abschneidet. Doch nach einem Reichweitentest der Fachzeitschrift „Auto Motor und Sport“ forderten die Nutzer des Tesla-Fahrer-und-Freunde-Forums einen Nachtest.
Elon Musk macht das Auto zum Kult. Aber das Model S ist ein echtes Auto mit echten Problemen.
Epilog: Warum das Tesla Model S trotzdem eins der besten Autos der Welt ist
Trotz alledem: Das Model S beeindruckt, im konkreten Fall die gesamte MOTOR-TALK-Redaktion. Sein immer zur Verfügung stehendes Drehmoment macht mehr an als jeder Verbrenner. Das Auto fährt souverän wie ein Audi S8 und bleibt dabei beinahe so leise wie eine Mercedes S-Klasse. Vieles ist gut durchdacht, manches funktioniert schon besser als bei der Konkurrenz. 250 Kilometer Reichweite im Alltag bei Temperaturen um den Gefrierpunkt sind ein guter, ein alltagstauglicher Wert.
Das Model S fährt nicht wie ein Elektro-Experiment. Die erste Eigenentwicklung des Herstellers zeigt allen etablierten Herstellern, wie ein Teil der Zukunft funktioniert. Das Auto funktioniert wie ein Smartphone und wird über Updates stets besser. Wenn fest eingebaute Navis der Konkurrenz längst alt und überholt sind, wirkt das Elektroauto aus Palo Alto noch frisch und modern.
Tesla liefert nicht die Reichweite, die wir Marktforschern zufolge brauchen. Im Model S steckt das, was aktuell machbar ist. Zusätzlich liefert Tesla eine schnelle und kostenlose Stromversorgung für Langstrecken. Andere Hersteller bieten nicht einmal dreiphasiges Laden an.
Das macht das Model S zu Recht zu einer Ikone seiner Zeit, zu einer großartigen Limousine. Mit Macken, klar, aber ernsthaft betrachtet ohne Konkurrenz. In weniger als zehn Jahren wird Tesla gewaltige Schritte machen, wenn sich die Marke hält und Musk intelligent investiert. In Fahrwerk, Verarbeitung, Licht und Qualität.
Tesla Model S P85: Technische Daten
- Motor: Vierpoliger Dreiphasenwechselstrom-Induktionsmotor
- Getriebe: Automatisches Einganggetriebe
- Leistung: 310 kW (421 PS)
- Verbrauch: 236 Wattstunden pro Kilometer (NEFZ)
- 0 – 100 km/h: 4,4 s
- Höchstgeschwindigkeit: 210 km/h (begrenzt)
- Länge x Breite x Höhe in m: 4,97 x 1,96 x 1,44
- Leergewicht: 2,1 Tonnen
- Kofferraum: 745 - 1.645 l (+150 l vorn)
- Basispreis: Nicht mehr verfügbar. Model S 85: ab 81.300 Euro; Model S P85D: ab 106.400 Euro
- Garantie: 8 Jahre, unbegrenzte Kilometer auf Antrieb und Akku
Lest hier, warum das Tesla beim Model S statt mit maximal 772 PS "nur" noch maximal 539 PS angibt.
So viele News mit Tesla. Ist Tesla jetzt der neue motor-talk Sponsor? Also tesla-talk statt vw-talk?😉
Mal im Ernst. Gutes Auto das leider zu sehr auf seinen Antrieb reduziert wird. Selbst mit einen 3l Diesel wäre es ein tolles Auto.
Am Flughafen in Amsterdam stehen die Dinger an jedem Taxistand und das fast ausschließlich. War echt verwundert, ist vermutlich aber auch eine Art von Sponsoring.
Seid ihr da sicher? Habt ihr das auf einem Handlingkurs überprüft? Andere Tester schreiben, dass Kurvendynamik aufgrund des extrem niedrigen Schwerpunktes unglaublich gut ist. Vergleichbares bekommt man sonst nur bei Porsche, aber sicher nicht in einer Oberklassenlimousine.
Aber vom Staat, in den Niederlanden kostet ein Tesla S ungefähr soviel wie ein Golf!
Naja, hauptsache er ist schnell und hat viel Drehmoment. Was anderes interessiert den Autobild-Leser doch sowieso nicht.
Also ich würde mir so einen Tesla holen. Allerdings mit Basisausstattung und dann würde ich mit dem gesparten Geld vernünftige Türdichtungen einbauen lassen. Die Rücksitze würd ich raus schmeissen. Spart gewicht. Lenkrad und Amaturenbrett würde ich mit Alcantara überziehen lassen. Die Reichweite reicht mir locker. Preislich finde ich den Wagen auch in Ordnung. Habe mich nur vor zwei Jahren erst für meinen aktuellen Wagen entschieden. Jetzt schon wieder zu wechseln wäre dumm.
Die Falten in den Sitzen bei einem Presse-Testwagen sind wirklich unhaltbar. Das passiert beim deutschen Premium nur in Kundenhand, ähh, unter Käufers Hintern.
*G*
Liebe Tester,
aufgrund eures Satzes "Jedes kritische Wort von Autotestern wird angezweifelt." traue ich mich kaum, etwas dazu zu schreiben aber vielleicht sind ja einige hier doch daran interessiert, wie relevant diese "Zehn Punkte gegen Tesla" in der Praxis sind und ob sie überhaupt vorhanden sind.
Ladezeit:
Ihr habt es ja selbst geschrieben: "Mehr ist physikalisch nicht möglich".
Spricht also die Physik gegen Tesla? Würdet ihr an eine Tankstelle fahren, bei der das Benzin mit einem Strohhalm eingefüllt wird? Natürlich nicht!
Deswegen lädt auch niemand, der ein Model S besitzt, seinen Wagen an einer Schuko-Steckdose zu Hause auf. Das machen nur Tester ;-)
Model S Besitzer haben mind. eine 400V/16A-Steckdose in der Garage, die ein Elektriker für 100 bis 200,- Euro installiert hat und laden damit 50km pro Stunde nach bzw. in 8 Stunden von ganz leer auf ganz voll.
Die Verteilung der Supercharger:
"Doof nur, dass es bislang noch große Lücken im Norden und Osten Deutschlands gibt. In vielen deutschen Städten fehlen sie völlig".?
Dass Tesla in 14 Monaten in Europa über 130 Supercharger-Standorte (mit über 1.000 Ladesäulen) aufgebaut hat und man damit von Norwegen bis nach Italien fahren kann, ist doof?
Und dass BMW in der doppelten Zeit nur 8 Schnellladesäulen auf einem einzigen Autobahnabschnitt zwischen Leipzig und München mit einer Förderung über 3 Mio. vom Staat baut, ist dann "Ein Meilenstein auf dem Weg zur Langstreckenmobilität"?
Halten sie das Wort "doof" unter diesem Aspekt wirklich für angebracht? 🙄
Und was hat ein Supercharger in einer Stadt zu suchen? Die sind für Langstreckenfahrten gedacht!
Abhängigkeit von Internet
Man ist als Fahrer nicht "abhängig" vom Internet. Das Auto fährt dann trotzdem noch und es fehlt dann nur das, was in anderen Autos ohne Internet auch fehlt ;-)
Heizung
Ich kann das überhaupt nicht nachvollziehen. Ich war schon 2x im Winterurlaub mit 2 Kleinkindern auf den Rücksitz. Die Heizung war auf 20°C eingestellt und allen war wohlig warm.
Wenn bei euren Testwagen etwas zieht, dann könnt ihr einfach ins Servicecenter fahren und das Problem kostenlos abstellen lassen.
Alle anderen Punkte kann man mehr oder weniger so stehen lassen und jeder kann für sich selbst beantworten wie wichtig einem diese Punkte sind.
Ich hoffe mein Beitrag fällt jetzt nicht auch in die Kategorie "Religion" :-(
Ich bin ganz bestimmt kein religiöser Mensch aber bin super zufrieden mit dem Model S - und das darf man ja wohl auch schreiben ;-)
Frage: ist so ein Tesla eigentlich weitestgehend wartungsfrei? Bzw. was muss regelmäßig erneuert werden?
Bis auf die Bremsen und das Fahrwerk, vereinfacht gesagt, gibt es ja im Grunde keine Verschleißteile
Empfohlen wird die Wartung 1x im Jahr oder alle 20.000km.
Ist aber keine Pflicht!
Es gibt Fahrer, die nach 70.000km zum ersten Service gefahren sind und es wurden nur die Scheibenwischer ausgewechselt.
In Schiphol fährt die bis dato größte gewerbliche Tesla-Flotte im Taxidienst.
Weil es ein sehr gutes Auto ist und weil der Flughafen seine Umweltbilanz verbessern will.
Nebenbei setzt Schiphol auf elektrische Busse von BYD.
allgemein sind uns die Niederlande weit vorraus. Es gibt 10.000 Ladestationen die Funktionieren.
Statt wie in Deutschland 25 Ladekarten zu benötigen reicht in "Holland" eine.
Im Öffentlichen Verkehr kaufe ich EIN TICKET!!! für das ganze Land.
Im Großraum Stuttgart habe ich ~20 zu einander inkompatible Tarifsysteme.
Nichts können wir hier. Es ist eine Schande. Steige ich in den Bus in Calw, gilt mein Ticket aus Stuttgart nicht mehr. In Holland ist es egal ob ich das in Amsterdam oder in Rotterdam kaufe.
Ich bekomme ein Chip mit dem ich mich ein und ausbuche.
Danach wird die Fahrstrecke abgebucht.
Das stimmt NICHT! Ist aber bei der Tesla-Hetze egal. Da werden die Fakten verdreht wie es einem passt.
Tesla ist mist und nur darum geht es.
In den Niederlanden ist Tesla von der KFZ-Steuer ausgenommen und bei Privater Nutzung wird der Wagen nicht mit einem verringertem Steuersatz auf das Gehalt angerechnet.
Jedoch gibt es in den Niederlanden eine klasse Infrastruktur. Selbst auf dem letzten Winkel des Landes kann ich laden. In Deutschland sitzt man auf dem Trockenen.
Im Artikel wird doch ganz klar gesagt,
Also was macht man wenn ein Smartphone gewartet werden muss ?
Na klar, man holt sich ein Update und schon ist die Kiste wieder flott.
Wow! Nicht schlecht! Danke für die Info
Kleine Anmerkung an die Redaktion:
Das getestete Model S "P85" gibt es neu nicht mehr zu kaufen seit Oktober 2014.
Aktuell im Angebot sind: S60 , S85, S85D (Allrad), P85D (Allrad).
Seit Oktober 2014 hat Tesla viele weitere Details erweitert und verbessert.
Vielleicht solltet Ihr ein aktuelles Modell probe fahren.