Daimler-Chef kann sich Kooperation mit Uber vorstellen
Zetsche witzelt über Milliarden-Einstieg bei Uber
Am Mittwoch scherzten die Chefs von Uber und Daimler über einen Einstieg bei dem US-Start-up. Abwegig sei dieser nicht, sagte Zetsche. Ein Schulterschluss blieb aber aus.
Berlin - Daimler-Chef Dieter Zetsche kann sich eine Zusammenarbeit mit dem umstrittenen Fahrdienst-Vermittler Uber vorstellen. "Wir können potenziell in manchen Bereichen kooperieren und in anderen Konkurrenten sein", sagte Zetsche am Mittwoch auf der Internet-Konferenz Noah in Berlin. Zugleich schränkte er ein, dass es nichts Konkretes anzukündigen gebe.
Für einen Einstieg sei Uber mit einer Bewertung von zuletzt mehr als 60 Milliarden Dollar für Daimler allerdings zu teuer, betonte Zetsche. "Wir streben einen kontrollierenden Einfluss an und müssten dafür vielleicht 35 Milliarden Dollar lockermachen." Daimler sei zwar profitabel - aber das wäre zu viel. Deswegen habe der Konzern in den Uber-Konkurrenten Blacklane investiert, und zwar schon vor Jahren. Ubers Mitgründer und Chef Travis Kalanick, der zusammen mit Zetsche auftrat, konterte, dass er eine dominierende Rolle von Daimler auch nicht begrüßen würde - "aber bei den 35 Milliarden Dollar bin ich dabei".
Die Daimler-Marke Mercedes-Benz ist einer der größten Auto-Lieferanten für die deutsche Taxi-Branche, die Uber unfairen Wettbewerb vorwirft. Zugleich konkurriert Daimlers App MyTaxi scharf mit Taxiruf-Zentralen.
Wettbewerb ohne Bestandsschutz
Zetsche machte deutlich, dass er nicht viel von Versuchen halte, bisherige Verhältnisse zu konservieren. "Ich bin überzeugt, wenn etwas Vorteile bietet, wird es sich durchsetzen. Besser, man sei "Teil und Speerspitze der Veränderung". Zugleich müsse es gleiche Rahmenbedingungen für alle geben. "Ich bin sehr geduldig hier in Deutschland", sagte Kalanick. Uber stellte hierzulande nach Gerichtsurteilen mehrere seiner Dienste weitgehend ein. Aktuell werden nur Taxis in Berlin vermittelt sowie in München Mietwagen mit Fahrer im Dienst UberX.
Autokonzerne suchen derzeit verstärkt nach Partnerschaften mit Fahrdiensten und Technologie-Unternehmen, denn die jüngeren Generationen wollen Autos häufig nur noch nutzen, ohne sie zu besitzen. Außerdem dürften mit der künftigen Ausbreitung selbstfahrender Autos insgesamt weniger Wagen benötigt werden.
So stieg Volkswagen jüngst mit 300 Millionen Dollar beim Uber-Konkurrenten Gett ein. Toyota beteiligte sich erst vor wenigen Wochen an Uber. Die Höhe der Investition wurde nicht bekannt, dem Vernehmen nach soll es aber nur um einen kleinen Anteil gehen und die Partnerschaft sich aktuell auf das Angebot von Toyotas für Uber-Fahrer beschränken.
Das Ziel lautet Zusammenarbeit
Kalanick sagte seinerseits, er habe kein Interesse daran, einen Autohersteller zu kaufen - auch wenn Uber angesichts der aktuellen Bewertung nach einem Börsengang potenziell genug Akquisitionswährung dafür haben dürfte. "Unsere Sache ist es nicht, Autos zu bauen, sondern mit den Jungs zu kooperieren, die das machen." Einen Börsengang von Uber wolle er weiterhin hinauszögern, um mehr finanzielle Flexibilität zu haben. Er könne irgendwann in einem Zeitraum "von einem bis zehn Jahren" kommen. Bisher bekam Uber auch ohne Börsengang elf Milliarden Dollar von Investoren - einmalig für ein Start-up. Der Firma wird zugetraut, eine globale Plattform für die Mobilität der Zukunft etablieren zu können, daher auch die hohe Bewertung in Finanzierungsrunden.
Unterdessen will Fiat Chrysler laut einem Medienbericht bei der Entwicklung selbstfahrender Autos neben Google auch mit dem Fahrdienst-Vermittler Uber zusammenarbeiten. Es liefen erste Gespräche, eine Kooperation könne bis Jahresende bekanntgegeben werden, schrieb der Finanzdienst Bloomberg am Mittwoch unter Berufung auf informierte Personen. Uber spreche auch mit anderen Autoherstellern, hieß es. Der Fahrdienst-Vermittler entwickelt eine eigene Roboterwagen-Technologie.
Weitere MOTOR-TALK-News findet Ihr in unserer übersichtlichen 7-Tage-Ansicht
Hi,
Zweifellos wird sich das Auto und das Autofahren in den nächsten 20-30 Jahren sehr viel stärker verändern als es in den letzten 20-30 Jahren getan hat.
Die großen Autohersteller müssen da auf jeden Fall am Ball bleiben sonst gehen sie unter.
Zu forsches Vorrangehen und Fehlinvestitionen können aber auch gewaltig ins Geld gehen.
Gruß tobias
Wer sich dagegen wehrt, der kann was bewegen. Man sollte unerwünschte Veränderungen nicht als alternativlos darstellen. Sehr viele Leute wollen Auto fahren wie es immer war und das soll akzeptiert werden.
Dieser Satz stimmt und erweckt trotzdem einen falschen Eindruck. Vorstellen kann sich Herr Zetsche sicher vieles. Nur einiges kommt für ihn trotzdem aktuell überhaupt nicht in Frage. Dazu gehört eine Kooperation mit Uber.
Grüße vom Ostelch
Also im Stau stehen?!
Sowas ähnliches hat man wahrscheinlich uber die erfindung des Zuges und des Automobiles auch gesagt.
Wer stellt diese Veränderungen als alternativlos dar? Mit Vorliebe diejenigen, die sie ablehnen, scheint mir. Wer heute noch die Vorzüge der Pferdekutsche dem Auto vorzieht, darf grundsätzlich immer noch Kutsche fahren, nur auf Autobahnen und Kraftfahrstraßen nicht. So wird es mit dem autonomen Fahren auch einmal werden. Wer nicht will, der lässt es. Es wird auch niemand zum Telefonieren, Fernsehen oder anderen neumodischen Dingen gezwungen.
Grüße vom Ostelch
Erfolgreich an die Börse gehen zu können, erfordert auch ein aussichtsreiches / profitables Tagesgeschäft. Bisher erwirtschaftet Uber nirgendwo Profite, ausser vielleicht in den USA ein wenig.
Nach eigenen Angaben von Uber, verbrennt Kalanick in China sogar 1 Milliarde jährlich.
Wenn er jetzt noch ca 5 Jahre so weitermacht, könnte er bald auf rd 25 Milliarden Asche verbranntes Geld sitzen. Würde er bis dahin profitabel werden, ließe sich das Risiko in Höhe der rd. 25 (+)Milliarden Vorleistung an der Börse durchaus wieder einsammeln und Kalanick hätte doch die Kurve bekommen. Jedoch sind wohl eher Zweifel angebracht.
Monströs dicke Backen machen, das gehört im Silicon Valley zum Geschäft. Und die 65 Mrd. USD Börsenberwertung für Uber stehen im Moment auch nur auf dem Papier. Uber hat bislang 11 Mrd USD an Wagniskapital bekommen - und diese relativ umgehend auch wieder verbrannt.
Dazu kommt: im Moment macht Uber das, was sie im Valley am liebsten machen: Andere arbeiten lassen. Uber ist nichts weiter als eine App und ein großer Stapel Fahrerverträge. Ihr Glück, dass Google zu den Investoren gehört, denn sonst könnte Google das ganz leicht selbst machen.
In meinen Augen ist das permanente Ankündigen Kalanicks von irgendwelchen Wunschdeals im Bereich Autonome Autos reines Marketing-Gewäsch. Jetzt hat er angekündigt, er wolle zigtausend autonome S-Klassen kaufen, die dann für Uber fahren. Bis es tatsächlich autonom fahrende Autos gibt, die auch allein und ohne Fahrer durch eine Metropole fahren dürfen, wird es locker noch zehn Jahre dauern. Und was dann: Kauft sich Uber dann eine Flotte Autos und zahlt für Sprit und Wartung selbst?
Ja, alles nur Gerede. Ein eigener Fuhrpark würde eben auch gar nicht zum Profil von Uber passen.
Auch wird es seinerseits dazu auch gar keine Kalkulation geben. In der Finanzwelt nehmen ihn jedoch welche ernst genug und er bekommt "dank seiner Sprechblasen" weiterhin immer neues Geld (zum Ausgeben).
Der Zetsche kann den Kalanick überhaupt nicht ernst nehmen und das mit den S-Klassen für Kalanick auf Wunsch "zu Papier gebracht zu haben (Kaufoption ?)", macht Uber für Zetsche noch gläserner. Geld scheint in dessen Geldgeberwelt offenbar recht locker zu sitzen, dass Kalanick leichtes Spiel hat.
Redest nur noch über autonomes fahren, scheint mir. Ist das dein Lieblingsthema? 😉 Bis jetzt ist gar nicht sicher, dass autonomes fahren kommt und wenn, dass es Erfolg hätte... Solange kann man ja hoffen, dass auch in 50 Jahren die Autos selber manövrieren werden.
Spaßvogel. Ich habe auf einen Beitrag von dir nur geantwortet. Scheint jedenfalls ein Lieblingsthema von dir zu sein. 😉
Grüße vom Ostelch
Du meinst wohl eher ihre Zeit verschwenden und sich im Stau einen Herzkasper holen.
So wie die Umwelt unnötig verschmutzen.
Sehe ich auch so, aber leider ist das wohl worauf es ankommt in dem Spiel.
Ich meine was bietet Uber denn grossartig? Faktisch nur eine nicht ganz originelle Geschäftsidee und etwas Software. Das eigentliche Produkt, die Kernleistung des Unternehmens ist trivial, kann jeder.
Der Wert der Bude leitet sich aus Marktdurchdringung und Userzahl ab. Um das zu erreichen braucht man eben gute Bullshitvendoren und Geld. Bekommt der Kalanick sehr gut hin wie man an dem Summen sieht den er eingesammelt hat.
Dumm ist halt, dass der Kuchen jetzt zwischen den Diensterbringern (Fahrer) und dem Makler (Uber) aufgeteilt wird. Und weil der Maklerdienst so trivial ist, wird es in Zukunft vermutlich eine Handvoll davon geben.
Die kann der Kunde prima vergleichen, idealerweise mit einem Meta-Makler i.e. einer Preisvergleichsplattform. Die will aber auch noch einen Teil vom Kuchen.
Für den eigentlichen Diensterbringer bleibt also immer weniger übrig, obwohl er immer noch mindestens genau so hart arbeitet wie bisher.
Wer jetzt denkt "Ja geil, Taxi Fahren ist halt auch scheixxe teuer, Zeit dass sich da was tut!"... Das Modell lässt sich auch fast alle anderen Branchen übertragen.
So who's next? Putzkräfte, Facharbeiter, Krankenschwestern, Hebammen, Netzwerktechniker, Elektriker, Steuerberater, Fachärzte, Versicherungsmathematiker ...
Wollen wir das?
Den Mann könnte man schon bewundern. Wenn er nicht so dreist und frech wäre. Mit solch einer dünnen Idee seit Jahren eine Milliarde $ nach der anderen einzusammeln, regelmäßig wegen illegaler Praktiken rund um den Globus von den Gerichten eins übergebraten zu bekommen, letztlich nur mit Mühe ein 08/15-Angebot auf die Beine zu kriegen und trotzdem als der große Visionär dazustehen, der von der bösen Wirklichkeit nur nicht verstanden wird, ist schon genial. Nicht genial ist, dass allmählich immer mehr Menschen merken, dass da nicht eine wunderbare neue Geschäftsidee verkauft wird, die das Leben erleichtert, sondern jemand auf dem Rücken anderer das große Geld machen will. Ohne die Selbstausbeutungsversion UberPop ist das Ding eine beliebige Taxi- oder Mietwagen-App wie viele andere auch. Bestenfalls die Verfügbarkeit weltweit hat sie anderen voraus. Aber wie viele Menschen brauchen eine App mit der sie nicht nur in ihrem Heimatland, sondern auch auf dern anderen Seite der Welt ein Taxi bestellen können? Der Mann hat geschickt die "Geiz ist geil" Melodie gepfiffen, in dem er den Leuten eingeredet hat, mit Uber wäre Taxifahren auf einmal viel billiger. Eigentich schließt das schon die Logik aus. Nur weil das Taxi mit einer App statt über eine Telefonnummer gerufen wird, kann wohl kaum der Fahrpreis deutlich sinken. Das geht nur, wen der App-Betreiber den Fahrer dazu bringt, für wesentlich weniger Geld zu fahren als die Konkurrenz. Legal funktioniert das nicht. Also hat er es mit illegalen Tricks versucht, in dem er ahnungslose Privatleute, die glaubten, damit nebenbei nen schnellen Euro machen zu können, dazu lockte, als UberPop-Fahrer zu agieren.
Nein, der Mann ist ein genialer Schwätzer und Luftschlossmakler und es gibt nur wenige, denen ich Wünsche, mit ihrem Geschäft zu scheitern. Travis, der Superschlaue, gehört dazu.
Grüße vom Ostelch
@Ostelch
Ich kann Dir nur zustimmen. Das verblüffende daran ist auch, dass dieser Herr Kalanick mit seinem Ansinnen in D auch noch eingeladen wird, man ihm ein „Forum“ gibt und er in großer Runde von Zuschauern (selbst hier bei MT) auch noch beklatscht wird. Die „Leute funktionieren“ bereits reihenweise nach einer neuen Logik und denken sich, soviel (Uber-) Geld kann sich doch nicht irren. Das wird schon richtig sein. Gegenreden gegen derart scheint es tendenziell immer weniger zu geben.