Volvo V60 Plug-in-Hybrid im Fahrbericht
Zieh den Stecker, fertig, los
Der Volvo V60 Plug-in-Hybrid fährt bis zu 50 Kilometer mit der Kraft seiner Batterie. Danach schaltet sich der Diesel ein. MOTOR-TALK-Redakteurin Sabine Stahl fuhr den Spritspar-Schweden.
Düsseldorf - Der Sparplan: Man nehme einen verbrauchsarmen Dieselmotor und verkuppele ihn mit einem Elektromotor. Schon hat man so viel Sparsamkeit, wie sie sonst nur in einer schwäbischen Bankangestellten-Ehe existiert. Oder im ersten Selbstzünder-Plug-In-Hybrid in Serie, dem Volvo V60 Plug-in-Hybrid.
Eine Vorhut des neuen Technik-Flaggschiffs der Schweden stromert bereits seit vergangenem Jahr durch die Welt. Nun lassen die Schweden den Neuen endgültig vom Ladekabel, 4.000 bis 6.000 Exemplare jährlich sollen unters Volk. Ich versuche mein elektrisches Glück auf einer Route rund um Düsseldorf.
Als gäbe es keinen Verbrennungsmotor
Meine Ausfahrt beginnt mit komplett geladener Lithium-Ionen-Batterie. Der Strom soll für 50 Kilometer reichen. Ich bin gespannt und starte den Magna-Elektroantrieb. Der Volvo macht keinen Mucks und rollt lautlos aus der Einfahrt, als hätte er mit dem Spritverbrennen nichts an der Haube.
In der Innenstadt und auf der Landstraße braucht der V60 im Hybrid-Modus nur den 68-PS-Elektromotor. Wenn es bergauf geht, mischt sich der Fünfzylinder-Diesel ein und schickt eine Extraportion Kraft an die Vorderräder. Das sorgt für Allradantrieb und müheloses Bergsteigen.
Nach 45 Kilometern stehe ich dann stromlos im Neandertal. Die Batterie ist leer, der Bordcomputer bescheinigt einen Dieselverbrauch von 1,4 Litern auf 100 Kilometer.
50 Kilometer ohne Diesel
Offiziell benötigt der V60 Plug-in-Hybrid 1,8 Liter Diesel auf 100 Kilometer. Das ist beeindruckend wenig für eine Leistung von 283 PS, aber leider auch nur graue Theorie: Der Wert errechnet sich aus der elektrischen Reichweite von 50 Kilometern und dem Dieselverbrauch.
Die Formel ist kompliziert und umstritten. Sie beinhaltet unter anderem eine 11-Kilometer-Fahrt mit vollem Akku und eine mit leeren Batterien.Mathematik hin oder her, die Käufer des fast 60.000 Euro teuren Plug-In-Kombis wollen Tankstellen in der Regel nur zur Kontrolle des Reifendrucks besuchen. Andernfalls rechnet sich der Aufschlag von rund 10.000 Euro gegenüber dem Diesel-V60 nicht.
Da ich keine Ladestation rund um meinen Parkplatz im Neandertal erblicke, fahre ich mit 200 leeren Batteriezellen zurück zum Ausgangspunkt. Hierfür geht es zunächst auf die Autobahn.
Dort kann ich per Rekuperation (Bremsenergie-Rückgewinnung) ein bisschen Energie zurück in die Akkus speisen. Damit sich die Kraft nicht gleich wieder verflüchtigt, drücke ich den Save-for-later-Knopf. Diesen Strom hebe ich mir für die Düsseldorfer Innenstadt auf.
3,5 bis 7,5 Stunden am Stecker
Der Strom erzeugende Tritt auf die Bremse kostet Kraft, das Pedal wehrt sich regelrecht gegen den Fuß des Fahrers. Aber die Mühe lohnt sich und wird mit lustigen Blubberbläschen im Display belohnt. Beim Passieren des Ortsschildes habe ich wieder 15 Elektro-Kilometer zur Verfügung.
Ich drücke erneut die Save-Taste und deaktiviere damit das System. Der Diesel verstummt, der Volvo rollt weiter. Und der Bordcomputer zeigt einen Verbrauch von 6,4 Liter auf 100 Kilometer auf der batteriefreien Etappe an.Zurück am Ausgangspunkt ist der Akku erneut leer. Nun wird es tatsächlich Zeit für ein paar Stunden am Stecker. Je nach Strom- und Voltstärke muss der Kombi 3,5 bis 7,5 Stunden tanken. Dann sind die Akkus unter dem Kofferraumboden wieder gefüllt. Sie fassen 11,2 kWh.
Ich steige aus dem Spar-Volvo und verabschiede mich von einem niedrigen Verbrauch (gemittelt 4,2 Liter/100 km) und einem gruselig hohen Aufpreis. Doch ich zähle ohnehin nicht zur Zielgruppe: Die künftige Kundschaft braucht eine frei verfügbare Steckdose im 4,5-Meter-Radius um das heimische Nachtquartier des Autos, viel Faszination für Technik und einen gut bezahlten Job, am besten in den Niederlanden. Dort verkaufen sich Plug-in-Hybride laut Volvo wie am Lade-Schnürchen. Das liegt daran, dass die Firmen diese Autos als Geschäftswagen besonders gut abschreiben können.
Technische Daten Volvo V60 Plug-in-Hybrid
- Motor: 2,4-Liter-Fünfzylinder-Diesel und 68 PS-Elektromotor
- Getriebe: Sechsgang-Automatik
- Leistung: 215 PS und 68 PS
- Verbrauch: 1,8 Liter/100 km
- CO2: 48 g/km
- 0 – 100 km/h: 6,1 Sekunden
- Höchstgeschwindigkeit: 230 km/h
- Länge x Breite x Höhe: 4,63 Meter x 2,1 Meter x 1,48 Meter
- Kofferraum: 305 - 1.126 Liter
- Leergewicht: 2.052 Kilogramm
- Preis: 58.170 Euro
Hm, ich weiss nicht so ganz, was ich vom Verbrauch halten soll. Denn den erreiche ich auch ohne Hybrid. Ich muss allerdings zugeben, dass ich auch nur etwas mehr als halb so viel PS habe, mein Wagen knapp 500 Kilo weniger wiegt und dass er beim Neukauf nicht mal halb so viel gekostet hat. Aber zeigt das nicht, dass dort evtl. mal angesetzt werden sollte? Wenn ich mit 140 PS ebenfalls zwischen 4,0 und 4,2 Liter verbrauche und nun den Hybrid einrechnen würde (anscheinend wird gut 1/3 gespart), dann könnte man doch bestimmt die 3 Liter erreichen.
Was mich auch noch interessieren würde: Wird wirklich nur beim Bremsvorgang Energie zurückgewonnen? Kann man nicht einen Teil der Energie aus dem Verbrennungsmotor zum gleichzeitigen Laden nutzen? Oder ergibt das zu grosse Energieverluste dann? Ist nur eine Frage ^^
Die Antworten sind JA / JA.
Hier wirst du sehr detailierte Infos dazu finden: http://www.motor-talk.de/.../erfahrungen-mit-v60-hybrid-t4392339.html
mfG
Bob
Thx ... werds mir mal durchlesen 😊
50 Kilometer mehr Reichweite schaffe ich auch ohne teure Batterie Technik, nur aufgrund von vorausschauendem Fahren... Natürlich schleppt man jetzt das Mehrgewicht der Batterien mit sich herum, wodurch der erhöhte Spritverbrauch im Dieselbetrieb die lächerlichen 50 Pseudo Kilometer wieder vernichtet..😉
Es gibt ja bald den FL V60 und dann will man den vor FL verkaufen???
Die jetzt für Probefahrten unterwegs sind sind alle noch aus der ausverkauften 1000er Pure Serie. Die ersten Serien-Hybriden werden FL-Modelle sein
Es hat (zu) lange gedauert, bis Motor Talk die Vorzüge dieses Wagens entdeckt hat. Für mich ist er ein besonderes Fahrzeug und ich zolle Volvo dafür Respekt - auch vor dem Hintergrund, dass VOLVO-Cars nicht so finanzstark ist wie der deutsche Wettbewerb.
Ich denke mal, der Verbrauchsvorteil wird sich nicht linear verhalten. Tortzdem macht es wirtschaftlich Sinn, das Ganze mal bei einem 60.000€ Auto zu testen. Die 20% Preisaufschlag kann man ja bei einem günstigeren Auto auch nicht einfach runterrechnen. 10.000€ Mehrpreis bleiben 10.000€. Da ist es schön, wenn andere Menschen diesen Mehrpreis für nen Technologieträger bezahlen und ich irgendwann in meinem günstigen Gebrauchtwagen ohne merkliche Preisdifferenz zum davon profitieren kann.
58.000 für einen mittel-kleinen Kombi.... das ja schon etwas ambitioniert.
Ein Mercedes E 300 Hybrid - zwar kein Plugin aber auch ein Dieselhybrid kostet mit 55.000 einiges weniger - und ist denke ich das deutlich grössere Auto.
Zumal man ja die Wartungskosten eines normalen Diesels hat PLUS die Wartungskosten aus dem E-Anteil.
Vielleicht sind solche Entwicklungen mit ein Grund wieso man Volvo nach China abschieben musste?
Ein vergleichbar ausgestatteter E300 liegt bei um die 75k€ 😉
Der Volvo Preis ist ja auch nur der Basispreis
Oder woher kennst Du dessen Serienaustattung? Auch Volvo hatte - zumindest vor der Übernahme durch die Chinesen - auch immer eine recht teure und grosse Aufpreissliste. Dazu kommt vieles was Mercedes schon mitbringt findet man nicht mal im Volvo......
Wenn man preislich vergleichen will muss man ja eigentlich auch die C-Klasse nehmen als Kombi - der E Kombi ist ja eher mit der 70er Reihe vergleichbar.
Fakt ist aber ein kleiner Volvo-Plugin-Diesel-Hybrid Kombi in der Basisaustattung ist sogar teurer als ein E-Klasse 300 Dieselhybrid Kombi in der Basisaustattung.
Nein !! Das ist der Preis des Sondermodells "Pure Edition" . Da ist fast alles drin😆
Meinst Du, diese Null € machen den Kohl fett?
Hmm davon lese ich im Test nichts und sehe auch nichts auf der Volvo Seite.
Und was kümmert chinesische Konzerne ihre Versprechen von gestern.... 😆 😆 ich habe zumindest keinen verlässlichen Hinweis gefunden, dass der Vollaustattung haben soll geschweige denn irgendwas verbindliches.
Achso ja klar Volvo Batterien BMS elektrische Antriebskomponenten, Steuergeräte sind ja die einzigen technischen Bauteile die dauerhaft auch über die Garantie hinaus fehlerfrei sind und die keinem Verschleiss unterliegen.
Stimmt ich hatte halt nur vergessen, dass diese in den "Hybrid-Sparrechnungen" nicht den Gesetzen dieses realen Universums unterliegen 😆