VW-Betriebsversammlung in Wolfsburg
Zukunftspakt und Arbeitszeiten
Sollen Ingenieure länger arbeiten? Das soll Herbert Diess auf der VW-Betriebsversammlung angedeutet haben. In Kürze will VW den Zukunftspakt den Mitarbeitern vorstellen.
Wolfsburg - Im VW-Stammwerk in Wolfsburg hat am Donnerstag eine außerplanmäßige Betriebsversammlung begonnen. Auf der nicht öffentlichen Veranstaltung sprach Teilnehmern zufolge zunächst VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh.
Der VW-Betriebsrat will die Mitarbeiter über die Fortschritte beim sogenannten Zukunftspakt informieren. Der soll Reformen in der Kernmarke VW-Pkw mit langfristigen Sicherheiten für die Belegschaft vereinen. Nach Osterloh sollten auch Vertreter des Vorstandes reden, danach sollte eine Aussprache folgen.
Bei dem Pakt geht es etwa um die Aufgabe der Fabriken, neue Produkte, Stückzahlen, Investitionen und die Belegschaftsstärke. Am Mittwoch hatten beide Seiten betont, einem raschen Abschluss nahe zu sein. Der Pakt könne jedoch auch scheitern, hieß es aus dem Betriebsrat - falls VW für zentrale Zukunftsprodukte wie den Einstieg in die Batteriefertigung keine konkreten Zusagen mache.
VW-Markenchef Herbert Diess unterstrich vor der Betriebsversammlung, dass die Jobs der Stammbelegschaft sicher seien - im Gegenzug sei aber auch die Bereitschaft für Veränderung nötig. Mit dem Wandel zur Elektromobilität drohen klassische Aufgaben in der Produktion zu schwinden, etwa die Arbeit an Verbrennungsmotoren und Getrieben.
Diess fordert: längere Arbeitszeiten
Markenchef Herbert Diess hat auf der Versammlung eine Erhöhung der Wochenarbeitszeit um 14 Prozent für tausende Facharbeiter ins Spiel gebracht. Konkret sprach der Manager von einer 40-Stunden-Woche für die Mitarbeiter in der Technischen Entwicklung (TE). Bisher gilt für sie laut VW-Haustarif in aller Regel eine 35-Stunden-Woche.
Details zu der Diess-Aussage waren zunächst nicht zu erfahren. Fraglich ist etwa, ob Diess die 40-Stunden-Woche als eine Forderung oder als eine Option nannte, ob er damit Lohnausgleich verknüpft sehen will oder nicht und an welchen Zeithorizont er denkt. Der VW-Haustarif läuft noch gut ein Jahr.
Nach dpa-Informationen will Diess seine Ansage nicht als Forderung verstanden wissen. Es gehe ihm um Lösungen für ein Nadelöhr. Die TE leidet seit Monaten unter den Arbeitsspitzen des Diesel-Rückrufes. Dafür müssen technische Lösungen für Hunderte Software-Updates gefunden werden. Das erhöht den Zeitdruck auf die alltägliche Arbeit an neuen Modellen und Antrieben. Diess' Thematisierung der 40 Stunden sei daher in erster Linie als eine Wertschätzung für die wichtige Arbeit in der TE zu verstehen, die als Gehirn des Autobauers gilt.
Eine Erklärung soll am Nachmittag folgen.
Quelle: dpa
Die Forderung nach einer Verlängerung der Arbeitszeit kommt reichlich spät, wie die enormen Verzögerungen bei der Nachrüstung der vom Abgas-Betrug betroffenen Fahrzeuge mit wirkungsvollen Updates eindrucksvoll zeigt.
...huch...40-Stunden-Wochen - der nächste Skandal!
G
simmu
Hätte man denen vor Jahren die Zeit gegeben, müsste jetzt nicht alles übers Knie gebrochen werden.
Lohnanpassung verzicht auf Gewinnbeteiligung und Längere Arbeitszeiten dass ist doch der Richtige weg,damit die bei VW mal von ihrem hohen Ross runterkommen, aber die gefahr ist auch wenn die tatsächlich 40 Stunden Malochen müssen dass sie wieder Demonstrieren gehen.
Um das durchsetzen zu können, hätte der Vorstand mit gutem Beispiel vorangehen müssen...
Eben. Denn die echten Verantwortlichen baden es nicht aus. Es ist - wie immer - der kleine Mann. 😉
Aber es war sowas von klar, dass dies kommt.
Arbeitszeitverlängerungen halte ich jedoch noch für vertretbar. So lange keine betriebsbedingten Kündigungen ausgesprochen werden müssen... Sobald es dem Konzern wieder besser geht kann man die Arbeitszeiten ja auch wieder verkürzen. Halte ich für fair.
Offenbar gibt es noch erhebliche Differenzen zwischen Führung und Belegschaft:
https://www.ndr.de/.../...mmlung-Markenchef-wird-ausgebuht,vw3360.html
Natürlich. Sobald es VW Pkw wieder gut geht, kann man sich wieder auf die faule Haut legen. Die Welt wartet auch auf VW und deren Mitarbeiter die nur wach werden wenn mit Arbeit gedroht wird. An allen Ecken und Enden kommen neue Wettbewerber auf und die Leute meinen wirklich eine 35h Woche wäre noch zeitgemäß. Die Gewerkschaft und das Land Niedersachsen sind der Grabnagel für den Laden wenn's mit der Mentalität so schludrig weiter geht. Wenn Sie Porsche und Audi nicht hätten würde es ganz düster bei denen aussehen.
Im Grunde müsste man die ganzen Schlaftabletten auf die Straße setzen, engagierte Ingenieure einstellen und massiv in die Automatisierung der Fabriken investieren. Auch wenn Herbert Diess das gerne täte, befürchte ich dass er sich an den bornierten Gewerkschaftern die Zähne ausbeißt.
Momentan geht es ja eher darum, den Karren mit Eigenleistung wieder aus dem Dreck zu ziehen. Das gilt selbstredend für alle Beschäftigten des Unternehmens, also einschließlich der Führungsetage.
So wie ich das verstehe geht es um mehr Kapazitäten in der Entwicklung um die Spitzen durch die neue Software abzufangen. Da sind Anpassungen von 35 auf 40h eigentlich total normal (zumindest bei allen OEMs die ich so aus erster Hand kenne). Dass es das bei VW bisher nicht gab wundert mich da doch etwas. Übrigens ist das natürlich immer mit entsprechend angepasstem Gehalt verknüpft.
Ja, durchaus.
Was nicht normal ist, daß man damit nach dem Bekanntwerden des Problems erst einmal 12 (!) Monate wartet.
Das mit der 40h Woche ist auch wieder etwas aufgebauscht. In meinem Vertrag standen zuletzt auch 33h, seit 1.10. 37h. 40h bin ich dennoch immer anwesend. Vorteil ist, das ich die "Mehrarbeit" als Freizeit vergütet bekomme. So ist das mit sehr vielen bei VW auch. Ich finde das Gejammer eh erbärmlich. Meine letzen Monate, und die vieler Kollegen, hatten allesamt mehr als 50h/Woche und da hat keiner rumgeheult. Natürlich geht das an die Substanz, aber ich persönlich sehe das immer in Relation zum Lohn. Viele schweben da auf einer eigenen Wolke und glauben sie müssten wirklich hart für ihr Geld bei VW arbeiten. (Das soll jetzt nicht zu verallgemeinert klingen, es gibt genug die wirklich hart arbeiten müssen).
Alles in allem ist das Problem weniger die Belegschaft, als der Betriebsrat. Dieses Pack rafft einfach nicht was sie aktuell anrichten.
Herbert Diess ist genau der richtige Mann für VW. Der hat auch BMW über Jahre in die Spur gebracht. Für den ein oder anderen Träumer zwar etwas hart, aber mit nachweisbarem Erfolg. Das wird auch Herr Osterloh noch einsehen müssen.
Komische Art, Wertschätzung zu zeigen 😉. Hey, ihr seid toll. Arbeitet mal was mehr!
Zeitgemäß wäre, wenn die 35h-Woche für jeden gälte. Wo geht der ganze Fortschritt und Produktivitätszuwachs hin, wenn man dadurch nicht mehr Lebenszeit hat?
Ich find's auch problematisch, dass die Urlaubsansprüche bei Neuverträgen in der Industrie immer weiter sinken, meine Kollegen im Team haben zB alle ne Woche mehr Urlaub als ich und der andere Neue, ich musste um jeden Tag über den 20 minimal erlaubten Tagen kämpfen. Meine Frau hat beim Jobwechsel auch von 30 auf 25 Tage eingebüßt (gut, verdient jetzt viel mehr, aber man sieht, wo die Reise hingeht).
Der ÖD hat im Schnitt gut 2 Wochen mehr, aber dann würden wir die anfallende Arbeit nicht mehr schaffen, wenn noch 3 Mannmonate flöten gingen, und die Firma müsste noch einen einstellen, oh Schreck und Graus. Kann man dem Shareholder nicht antun. 😉.
🙄 Deine Kommentare werden auch jedes mal dämlicher... 🙄