Details zur US-Anklage gegen Ex-VW-Chef Martin Winterkorn
Zusammenfassung: Kein Ende im Abgas-Krimi
Dem 2015 zurückgetretenen Vorstandsvorsitzenden Ex-VW-Chef Martin Winterkorn wird Verschwörung zum Verstoß gegen Umweltgesetze und zur Täuschung der Behörden vorgeworfen.
Washington / Berlin - Die amerikanische Justiz klagt Ex-VW-Chef Martin Winterkorn an und will den früheren Top-Manager wegen Betrugs im Abgasskandal zur Rechenschaft ziehen. Das geht aus der Klageschrift hervor, die das zuständige Gericht in Detroit (US-Bundesstaat Michigan) am Donnerstag (Ortszeit) veröffentlichte. Wie eine Justizsprecherin am Freitag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur bestätigte, erging inzwischen ein Haftbefehl gegen Winterkorn. In Deutschland ermittelt derweil die Staatsanwaltschaft Braunschweig unter anderem wegen Betrugsverdachts weiter gegen Winterkorn.
Staatsanwaltschaft Michigan will Winterkorn anklagen
Ein Anwalt des inzwischen 70-Jährigen sagte am Freitag der Deutschen Presse-Agentur, man prüfe die Anklage und werde sich "zu gegebener Zeit äußern". Von Winterkorn selbst war keine Stellungnahme zu erhalten. US-Justizminister Jeff Sessions hatte zuvor in Washington erklärt: "Wer versucht, die Vereinigten Staaten zu betrügen, wird einen hohen Preis bezahlen." Die Tatsache, dass kriminelle Taten auf höchster Ebene abgesegnet gewesen sein dürften, sei erschreckend, so Staatsanwalt Matthew J. Schneider vom östlichen Bezirk Michigans.
Die US-Ermittler gehen davon aus, dass Winterkorn im Mai 2014 und Juli 2015 über die Manipulationen informiert wurde. Er habe dann mit anderen Führungskräften entschieden, die Praxis fortzusetzen. Der Manager hatte betont, vor dem Bekanntwerden der Affäre um weltweit rund 11 Millionen Autos mit falschen Abgasdaten in der Öffentlichkeit im September 2015 nichts von illegalem Tun gewusst zu haben.
Deutsche Staatsangehörige werden nicht an die USA ausgeliefert
Winterkorn ist der neunte ehemalige oder aktuelle VW-Mitarbeiter, gegen den US-Behörden Strafanzeige stellen. Justizkreisen zufolge soll er sich in Deutschland aufhalten. Deutsche Staatsangehörige würden aber nicht in die USA ausgeliefert, sagte ein Sprecher des Bundesjustizministeriums in Berlin. Laut einem Gerichtssprecher ist Winterkorn nicht in Haft. Ihm könnten im Extremfall 25 Jahre Gefängnis und eine Geldstrafe von bis zu 275 000 Dollar drohen.
Die deutsche Justiz hat Winterkorn und weitere Manager ebenfalls im Visier. Nach Angaben des Braunschweiger Oberstaatsanwalts Klaus Ziehe könnten Verteidiger bald Akteneinsicht bekommen. Die US-Klage gegen Winterkorn ändere den Sachstand nicht, sagte er der dpa. "Wir werden über Anklageerhebungen nicht heute oder morgen entscheiden." Man nehme die US-Ergebnisse aber "interessiert zur Kenntnis".
Auch in Deutschland wird gegen Winterkorn ermittelt
Die Strafverfolger in Braunschweig ermitteln rund um "Dieselgate" gegen 49 mutmaßlich Beteiligte - bei 39 wegen Software-Manipulationen zum Stickstoffdioxid-Ausstoß, 6 im Zusammenhang mit falschen CO2- und Verbrauchsangaben. In 3 Fällen geht es um Marktmanipulation, in einem Fall um einen Mitarbeiter, der zur Datenlöschung aufgerufen habe.
Gegen Winterkorn - wie auch gegen den neuen VW-Konzernchef Herbert Diess und Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch - laufen überdies Untersuchungen wegen Verdachts auf Marktmanipulation. Sie sollen Anleger zu spät über Finanzrisiken informiert haben. Bei Winterkorn geht es zusätzlich um das Verfahren wegen des Schadstoffausstoßes.
Der VW-Chef war im September 2015 von seinem Amt zurückgetreten, kurz nachdem US-Behörden Manipulationen bei Dieselautos aufgedeckt hatten. Volkswagen hatte nur mit einer "defeat device" genannten Software die Schadstoff-Grenzwerte bei Tests eingehalten. In den USA waren rund 600 000 Fahrzeuge aus dem Konzern betroffen. In Deutschland ordnete das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) für 2,4 Millionen Wagen Rückrufe an.
"[...]unangemessen, zu individuellen Verfahren Stellung zu nehmen."
Winterkorn hatte betont, sich "keines Fehlverhaltens" bewusst zu sein. VW erklärte zu der Anklageschrift, weiter in vollem Umfang mit dem US-Justizministerium zu kooperieren. Jedoch sei es unangemessen, zu individuellen Verfahren Stellung zu nehmen. Strafanzeige gegen Winterkorn in den USA wurde laut Staatsanwaltschaft im März gestellt, die erweiterte Klageschrift aber erst jetzt öffentlich gemacht.
Auf Konzernebene hatte VW bereits ein Schuldgeständnis gegenüber den US-Behörden abgegeben und hohe Strafen zahlen müssen. Für Vergleiche in Nordamerika wurden über 25 Milliarden Euro verbucht. In Europa wollen Anwälte ebenfalls Schadenersatz erstreiten, in Deutschland auch mit Hilfe eines gerade diskutierten Gesetzes für Musterklagen.
Mehrjährige Haftstrafen und hohe Geldbußen
Die US-Justizbehörden hatten zuvor bereits Strafanzeigen gegen acht derzeitige und frühere Mitarbeiter des VW-Konzerns gestellt. Zwei von ihnen, der Ingenieur James Liang und der Manager Oliver Schmidt, wurden im August beziehungsweise im Dezember 2017 zu mehrjährigen Haftstrafen und hohen Geldbußen verurteilt. Es handelte sich um das gleiche Verfahren, das sich auch gegen Winterkorn richtet.
Aus der niedersächsischen Landesregierung hieß es, man habe die Erhebung der Anklage in den USA "zur Kenntnis genommen". Das Land ist der zweitgrößte VW-Anteilseigner. "Aus Respekt vor den Verfahren der amerikanischen Justizbehörden, aber auch den laufenden Verfahren in Deutschland" wollte eine Sprecherin keine Bewertung abgeben.
Verkehrsministerium will Software-Updates statt Nachrüstung
Der Grünen-Fraktionsvize im Bundestag, Oliver Krischer, bekräftigte seine Kritik auch gegenüber dem CSU-geführten Verkehrsministerium in der Dieselkrise. "Seit dem Bekanntwerden des Abgasskandals betätigt sich die Bundesregierung, insbesondere Ex-Verkehrsminister Alexander Dobrindt und sein Nachfolger Andreas Scheuer, als Schutzpatron der Trickser und Betrüger", sagte er der "Rheinischen Post" (Samstag). Es hatte wiederholt Vorwürfe gegeben, das Ministerium und auch das ihm unterstellte KBA nähmen zu viel Rücksicht gegenüber den Autobauern.
Scheuer hatte kürzlich erklärt, die Hersteller stärker in die Pflicht nehmen zu wollen. Er setzt auf das Umrüsten alter Diesel mit besserer Abgas-Software. Umbauten am Motor und an der Abgasanlage lehnt er ab.
Quelle: dpa
Viel wichtiger für Betroffene des Betruges des VW Konzern in Europa sowie indirekt alle Dieselfahrer in Europa ist die Entwicklung in Australien mit den dort gleichen wie in Europa geltenden Abgaswerten wie in Europa. Wird dort VW verurteilt so wie es aussieht wird es den deutschen Gerichten und der Politik schwer fallen auch zukünftig die Geschädigten um Schadensersatz zu bringen. Vielleicht gibt es dann durch die Hintertür auch sowas wie Konsumentenschutz in Europa...
Solche größenwahnsinnigen Wirtschaftsbetrüger gehören hinter Gitter wie jeder andere Hochstapler.
Im übrigen ist Winterkorn nicht von einem "Amt", sondern von einem überbezahltem Posten auf Druck zurück getreten worden!
Vergesse in diesem Zusammenhang nie das Piëch-Zitat "Ich bin auf Distanz zu Winterkorn"
Hat schon gereicht, um Piëch zu entmachten und Winterkorn den Rücken zu stärken. Da haben die meisten bescheid gewusst inclusive Piëch, so scheints zumindest. War ein fataler Versuch das Geheimnis zu wahren.
Ha no, do werd's demnäägschd vielleicht g'waltig scheppere....
Gruß
electroman
Der Volkswagenkonzern wird genau das verhindern. Man wird sich wie auch immer auf irgendetwas einigen um ein Urteil zu verhindern.
Genau das kann der Volkswagenkonzern nicht gebrauchen.😉 Geld hat der Volkswagenkonzern genug.
Wenn nicht muss der deutsche Steuerzahler gerade stehen.🙄
Man ist schließlich Systemrelevant. Arbeitsplätze, Arbeitsplätze,Arbeitsplätze...........
Das gibt dem Konzern das Recht für alles.😤
Gruß aus Berlin
Möge dieser „Herr“ im Knast verrotten. Es geht nicht nur um den Abgasbetrug, sondern darum daß er eine gute Antriebsart auf ewige Zeiten diskreditiert hat. Führungskräfte wie er, die keinen Widerspruch dulden, schaffen erst ein Klima im Konzern, die solche Betrügereien induzieren. Ich teile 100% Prof Dudenhöfers Ansicht, daß die Betrugssoftware auf Druck der Führung erfolgte, um Kosten zu sparen. Kein Techniker traut sich einem Martin Winterkorn zu verkünden die Aufgabe ohne SCR Kat amerikanische Abgasvorschriften nicht befolgen zu können. Und so nahm das Unglück für eine ganze Industrie und Autofahrergeneration wegen der Gier eines Mannes und seines Konzerns seinen Lauf.
Das wird unsere alte Murksel schon irgendwie schaffen - keine Angst!
Der Diesel hatte seine beste Zeit hinter sich.
Der Druck war Ergebnisoffen sowas gibt es in sehr vielen Firmen auch Staatlichen.
Ein Mann...Träum weiter.
Mal sehen wie anständig VW jetzt wirklich ist... 😆
Die "Prognose" ist nicht schwer.
Ich bin wirklich gespannt, wie die Emissionskennfelder der irgendwann mal kommenden "freiwilligen" Software-Updates aussehen. Wie diese bisher waren kann man meiner Signatur entnehmen. Von Emissions(ver)meidung keine Spur.
Ich hoffe, daß die US-Justiz noch einen internationalen Haftbefehl erläßt. Dann ist Winterkorn selbst im europäischen Ausland nicht mehr sicher.
"Geht das einfach so, dass man Leute, die ihre Kunden millionenfach betrogen, sich unerlaubte Marktvorteile verschafft und die Umwelt sowie die Gesundheit aller Bürger wissentlich geschädigt haben, ohne weiteres zur Verantwortung zieht? Die USA sind tatsächlich das Land der unbegrenzten Möglichkeiten." :
http://www.der-postillon.com/2018/05/winterkorn-vw.html?m=1
Jetzt könnte es doch tatsächlich nochmal Interessant werden.
Lt. den USA-Ermittlungen war auch Hr. Diess damals mit dabei, als Winterkorn mitgeteilt wurde, dass und wie betrogen wird.
Und nun prüft VW doch tatsächlich, wie sie Winterkorn allein dafür haftbar machen können.
Tja, bei solchen Freunden braucht man dann keine Feinde mehr 😆 😆
Persönlich denke ich, kommt auch diesmal das Beste zum Schluss.....
Ja diese Firmenkultur, geprägt durch Piech ist skrupellos. Das hat mit "anständiger" werden nichts mehr zu tun.