UPDATE: Verhandlungen im Zulieferer-Streit auf Montag vertagt
Zwangspause für VW
Die Verhandlungen zwischen VW und den beiden Zulieferen wurden vertagt. Diese halten bestellte Teile zurück und zwingen dadurch VW, in dessen Hauptwerk die Produktion des Golf für zunächst eine Woche auszusetzen. Auch andere Werke sind betroffen.
Wolfsburg - Die Vorbereitungen für die Stilllegung der Produktion laufen, ab Montag stehen die Bänder für den Golf in Wolfsburg und zum Teil auch in Zwickau ganz still. Der Streit mit den Zulieferern ES Automobilguss und Car Trim hat spürbare Konsequenzen für VW. Mehr Kurzarbeit steht ist möglich, Mitarbeiter und Kunden sind verunsichert.
UPDATE: VW und die beiden Lieferanten ES Automobilguss sowie Car Trim vertagten ihre Gespräche über eine Lösung des Konflikts auf Montag. Aus Zulieferkreisen hieß es, dass man auf weitere Verhandlungen am Wochenende eingestellt gewesen sei, der Konzern aber keine Gespräche am Samstag und Sonntag gewünscht habe. Ein Sprecher der Wolfsburger wies das vehement zurück: Man habe die Beratungen in der Nacht zum Samstag unterbrochen - aber in gegenseitigem Einvernehmen zugleich auch einen Folgetermin für den Montag vereinbart. Die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" und die "Süddeutsche Zeitung" meldeten vorab ebenfalls, es solle zum Wochenbeginn weitergehen.
Geht die Zwangspause über kommenden Samstag hinaus?
Am Samstag hat der Konzern im Wolfsburger Stammwerk Bereiche zur Vorbereitung der Fertigung ausgesetzt, die Logistik rund um den Golf wurde heruntergefahren. Ab Montag fallen bis Samstag (27.08.) Schichten in der Kernproduktion aus - betroffen sind etwa Montage, Karosseriebau, Lackiererei, Presswerk und Qualitätssicherung. In Zwickau hält VW die Golf- und Passat-Montage zum Wochenstart ebenfalls an. In Emden hatte die Belegschaft schon in den vergangenen Tagen weniger gearbeitet.
Ob es in Wolfsburg eventuell über den Samstag hinaus so weitergehen muss, lasse sich erst im Verlauf der Woche sagen, hieß es. Es solle auch weiter mit ES und Car Trim geredet werden. Die Modelle Tiguan und Touran trifft der Lieferstopp aus Sachsen nicht.
Was kostet VW das Ganze?
Das hängt maßgeblich von der Länge des Stopps ab. Volkswagen selbst wollte sich noch nicht zu möglichen finanziellen Folgen äußern. In der neuen Woche werden allein in Wolfsburg und Emden jedenfalls pro Tag rund 3.450 Autos vorwiegend der Modelle Golf und Passat weniger gefertigt. Im ersten Halbjahr verdiente die Kernmarke VW Pkw an jedem ausgelieferten Auto vor Zinsen und Steuern im Schnitt rund 394 Euro - pro Woche wären das knapp sieben Millionen Euro weniger operativer Gewinn.
Verdienen VW-Beschäftigte nun weniger?
Viele ja, wenn Kurzarbeit beantragt wird. Im Passat-Werk Emden wurde sie bereits für 7.500 Mitarbeiter angemeldet. In Wolfsburg hieß es in einer Bekanntmachung, für betroffene Beschäftigte prüfe man eine solche Regelung. VW erwägt dies auch für die Standorte Braunschweig, Zwickau und Kassel. Stimmt die Bundesagentur für Arbeit (BA) zu, erhalten die Kollegen weiter Lohn und Gehalt - aber nur für die tatsächlich geleistete Arbeitszeit. Ihr ausfallendes Netto-Entgelt wird von der BA durch das Kurzarbeitergeld teils ausgeglichen: zu 60 Prozent bei Kinderlosen, zu 67 Prozent bei mindestens einem Kind. Teilweise muss der Steuerzahler dafür aufkommen.
Was bedeutet der Produktionsstopp für die Kunden?
Auf sie könnte mitten im Diesel-Skandal weiterer Ärger zukommen. Schon jetzt sorgen sich einige um die Liefertermine bestellter Autos, wie Händler berichteten. In einem Schreiben an die Händler hieß es vom VW-Vertrieb zwar, das Unternehmen rechne mit einer Entspannung der Lage. Bei einzelnen Wagen könne es aber zu Verzögerungen kommen. Händler und VW wollen sicherstellen, dass die Kunden mobil bleiben.
Wie will sich VW juristisch wehren?
Beim Landgericht Braunschweig hat VW für ES und Car Trim einstweilige Verfügungen zum Liefern der Teile erwirkt. Nach Auskunft des Gerichts sind diese bereits "vollstreckbar". Daran ändere auch der Umstand nichts, dass teils Fristen für Stellungnahmen gewährt wurden. Nach Darstellung der Zulieferer ist etwa eine Beschlagnahme derzeit nicht möglich, denn die Braunschweiger Verfügung ordne nur "die Belieferung in noch zu bestimmendem Umfang an". Wolle VW dies zwangsweise durchsetzen, sei ein weiterer Antrag und Beschluss nötig.
Ob am Ende tatsächlich der Gerichtsvollzieher anrücken muss, ist also noch nicht ausgemacht. Beide Seiten bemühen sich um diplomatischere Töne. "Wir arbeiten nach wie vor an einer Einigung", erklärte VW am Samstag. "Wir streben nach wie vor eine einvernehmliche Lösung an und sind offen für entsprechende Vorschläge", betonten die Zulieferer.
Wer steht hinter den beiden Firmen aus Sachsen?
Eigentlich sind ES und Car Trim mit VW schon lange gut im Geschäft. Die ES-Gruppe war auch nach Informationen von VW-Aufseher und Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies ein «beständiger» Partner. Verwirrung gibt es nun um die Motive einer dahinter stehenden Firma. "Allerdings gehört zur Wahrheit auch dazu, dass gerade die Prevent-Gruppe (...) sowohl Car Trim wie auch ES erst in den letzten Monaten beziehungsweise Ende letzten Jahres erworben hat", sagte der SPD-Politiker dem Sender NDR Info. "Ich glaube, man wird sich schon fragen müssen, was dort gerade stattfindet." Prevent hat seine Wurzeln in Bosnien, laut Website gibt es international mehr als 30 Standorte, Deutschland-Sitz ist Wolfsburg. Keimzelle des Auto-, Textil- und Möbelzulieferers war das Geschäft mit Schutzbekleidung.
Wie kann ein einzelner Zulieferer einen Großkonzern lahmlegen?
Der Fall ist sehr selten, kommt aber vor. 1998 etwa verursachten fehlende Türschlösser bei Ford in Köln einen Stillstand in der Produktion. Problematisch wird es immer dann, wenn ein Zulieferer im sogenannten single sourcing die einzige Bezugsquelle bestimmter Teile ist. Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer spricht in diesem Zusammenhang von "Fehlern" bei VW: "Wenn man schon auf single sourcing geht, braucht man eine sehr solide und äußerst stabile Geschäftsbeziehung."
Weil VW rentabler werden will und auch im Gefolge der Abgaskrise verstärkt sparen muss, könnten aber einzelne Partner verschnupft auf mögliche Forderungen von Preissenkungen reagieren. Ende Juni hatte Einkaufsvorstand Francisco Garcia Sanz an die Zulieferer geschrieben: "Um Zukunftsthemen finanzieren zu können, müssen wir (...) deutlich effizienter werden. Das wollen wir kooperativ erreichen, aber auch mit der notwendigen Konsequenz, um wettbewerbsfähig zu bleiben." Insgesamt geht es der Branche nach Einschätzung der Ratingagentur Moody's gut: "Die Aussichten für die europäischen Autozulieferer bleiben aufgrund starker Umsatz- und Gewinnzuwächse positiv."
Quelle: dpa
Tja, so ist das eben, wenn die Hybris des Konzernmanagments über die Stränge schlägt und Schmalspur-Manager im Windschatten ihrer allmächtigen Arbeitgebers 'nen dicken Arm machen, dabei nicht bedenkend, wo die eigenen Schwächen liegen.
Jetzt sollen offensichtlich die Zulieferer die Malaise aus den Abgasmanipulationen ausbaden, während das VW-Top-Mamagment seine Bonuszahlungen mit Zähnen und Klauen verteidigt.
einfach selber bauen und einen neuen partner suchen. vw ist groß genug...
Die Getriebeteile können kein "single sourcing" sein, da wird es ganz bestimmt mindestens einen weiteren Zulieferer geben, sonst würden bei Audi, Seat und Skoda ebenfalls die Bänder stehen. Aber selbst wenn man mehrere Zulieferer hat, benötigt es mehrere Wochen, bis der die Produktion verdoppeln kann - wenn überhaupt.
Ich glaube sogar, dass das ganze der VW-Geschäftsführung sogar ganz gelegen kommt , denn VW hat die Möglichkeit aus dieser Geschichte eine menge Profit herauszuholen.
Sie hatten nämlich sowieso geplant in den Herbstferien und im Dezember jeweils eine Wochen Werksferien zu machen. Dadurch sollten vor allem Zeitkonten der Mitarbeiter abgebaut werden. Die werden halt jetzt schon abgebaut - allerdings im besten Fall sogar auf vollen Kostenersatz der Zulieferer.
Wenn VW den Prozess gegen den Zulieferer gewinnt -davon kann man nach derzeitigem Stand von ausgehen- bekommt VW Schadenersatz, hat die Zeitkonten abgebaut und wird den Zulieferervertrag mit den beiden ungeliebten Firmen sofort kündigen dürfen, sobald der neue Zulieferer die Kapazität aufgebaut hat. Letztendlich könnte sich für VW die ganze Geschichte sogar richtig rechnen, sofern die beiden Firmen überhaupt in der Lage sind den Schadenersatz zu zahlen.
Oder sich einfach mal an Abmachungen halten, auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. An den derzeitigen Problemen von VW sind ja nicht die Zulieferer schuld sondern VW selbst.
Neue Partner zu suchen ist für VW sicher nicht leicht, wer gibt sich schon freiwillig in die Fänge eines Drachens?
Würde davon ausgehen das in den Chefetagen der in Frage kommenden Firmen mehr Details bekannt sind als der Öffentlichkeit.
Und gelegentlich kann man Zulieferer auch nicht einfach austauschen weil Die die Rechte an den Teilen haben oder am Produktionsverfahren. Dann dürfen Andere unter Umständen gar nicht einspringen selbst wenn sie wollten.
Den großkopferden Politiker Firma gehört mal das Handwerk gelegt. Was bilden die sich eigentlich ein wer sie sind?
Übernehmen alles und jeden und dann wird die Qualität (Scania,MAN) auch noch an das Billig Hartplastik PKW Niveau angeglichen.
Ich halte von diesem Konzern nichts! Das ist nur ein Parkplatz für ehem. Politiker die von tuten und Blasen 0 Ahnung haben.
Natürlich wissen tun sie auch von nichts lächerlich.
Gibt es den Beitrag auch in verständlichem Deutsch?
Der Rest ist Stammtisch.
VW wollte sparen und hat diesen Zulieferbetrieb gekündigt. Da diese Firma aber schon in Vorleistung gegangen ist in Zweistelliger Millionen Höhe für ein nächsten Auftrag der nun nicht kommt. Fordern diese nun diese Vorleistung zurück die VW nun nicht Zahlen will wegen klammer Kassen durch den Abgasskandal. Mal eben solche Aufträge an andere Firmen zu vergeben scheitert an fehlenden Maschinen deren Lieferzeit Monate dauern. Dazu die Einarbeitung an den neuen Maschinen. Rechte dürften nur das geringste Problem sein, da dürfte VW sich Abgesichert haben auch wegen Ersatzteilfertigung wenn die Modelle ein H-Kennzeichen tragen. Auch die Aussage von anderen das für andere Werke fast identische Bauteile gefertigt werden dürfte nur ein schwacher Trost sein da man vielleicht hinwegsehen kann wenn auf den Bauteilen Seat oder Audi steht oder "Made in China". Das Problem ist das die nötigen Stückzahlen nicht über Nacht zusätzlich gefertigt werden können.
Finde auch, man sollte den Saftladen in Wolfsburg gleich ganz dicht machen. 😉
Für jemanden der nicht bei VW beschäftigt ist und nach eigener Angabe nur am Rande zu tun hat, bist du häufig recht gut informiert....
Aber selbst wenn das hier nun dem VW-Management gelegen käme:
Der Schaden für das Image der Marke ist gewaltig. Man muss schon reichlich naiv sein, um zu glauben, dass der Zulieferer der alleinige Schuldige in diesem Dilemma ist.
Es rückt VW ins schlechte Licht, auch wenn man juristisch siegt und den Zulieferer in die Knie zwingt.
Letztlich wäre es nur ein Pyrrus-Sieg - das Vertrauen der Kunden kennt durchaus Grenzen, was ich in meinem Wohnort beobachten kann. Da fahren eingeschworene VW-Käufer inzwischen öfter KIA, Hyundai, Opel und Ford.
Mehr muss man dazu nicht sagen!
Das verstehe ich nicht. Soll VW, obwohl Sie im Recht sind, nachgeben? Sie würden sich doch damit erpressbar machen und vermutlich nicht nur sich selbst, sondern die ganze Branche.
Und warum sollte jemand wegen dieser Sache keinen VW mehr kaufen? Ich kenne jemanden bei Ford, der für Zuliefererverträge zuständig ist - das ist da keinesfalls anders. Da wird überall um Zehntel-Cent gefeilscht. Wenn einer billiger liefert, ist der andere raus, sobald der Vertrag ausläuft.
Am schlimmsten soll da Toyota sein. Da sind die Zulieferer meist noch viel abhängiger als hier und sind faktisch tot, wenn sie nicht das machen, was Toyota will.
Und ich glaube, dass die meisten Leute das auch wissen und das einordnen können.
Es gibt bestimmt Gründe keinen VW zu kaufen, aber dieses Argument halte ich doch für überzogen.
VW hat sich verzockt. Auch wenn sie im Recht sein sollten, haben sie allen anderen Zulieferern gezeigt, dass sie verwundbar sind. Man hätte es niemals soweit kommen lassen dürfen, dass der Konflikt so eskaliert und damit in die Öffentlichkeit getragen wird. Das könnte der Anfang von vielen weiteren schwierigen Diskussionen zwischen VW und den Lieferanten sein. Denn die kennen ja jetzt die Verhandlungsposition ihres Gegenübers...
Dafür würde ich glatt dir ein "Danke" geben😆
Siehste schon den ersten Fehler von VW? Man sollte Zulieferer nicht kurz vor Projektbeginn rausschmeissen. Denn den Zeitvorteil kann ein Anderer schlicht nicht kompensieren.
Aber egal. Das Problem ist das bei Neuprojekten nicht selten auch Maschinen speziell für dieses Projekt entwickelt werden, wie auch Produktionsprozesse und unter Umständen auch noch das Material. Mal dürften die Rechte beim Autobauer liegen und mal beim Zulieferer. Und wenn zb der Zulieferer die Rechte an den Maschinen, am Produktionsprozess und womöglich am Werkstoff haben hat der Kunde ein Problem, ein anderer Zulieferer fängt wieder bei Null an und wenn Er auf dieselbe Lösung kommt kann Er sie nicht verwenden.
Gerade beim Guß haben die Autobauer das Problem das Sie zwar die Zeichnung und Anforderungen an das Material vorgeben aber dann der Produktionsprozess und eine exakte Legierung dann in der Verantwortung des Zulieferers liegen und wenn Der sich das Ganze schützen lässt hat jede andere Gießerei ein Problem.
So hat, passenderweise VW 😆, vor Jahren von einem Zulieferer ein Bauteil entwickeln lassen und praktisch nur die Maße vorgeben und das das Teil im Bereich der Befestigung sehr stabil sein muss und ansonsten eher Weich um zu verhindern das es bricht oder leicht Risse bekommt. Die Giesserei hat nach viel Tüftelei an allen Parametern das Teil wie gewünscht abgeliefert. Nur wollte VW dann mit diesem Ergebnis billigere Giessereinen mit der Serienlieferung beauftragen. Nur konnten Die dann nicht die geforderten Ansprüche erfüllen. Weil Know How fehlte, Gußanlagen waren geschützte Sonderanfertigungen, Legierung war geschützt, weltweit 😆 ohne Hinweis auf den Verwendungszweck, kompletter Produktionsprozess geschützt usw, keine rechtlich sauberen Kopien möglich. Als VW dann reumütig (oder großkotzig?) dann doch noch den Auftrag an diesen Zulieferer vergab mussten sie warten bis die Firma die Kapazität ausgebaut hatte, neue Hallen, und die Maschinen geliefert waren. Und man rate mal wer diese Kosten bezahlen durfte. 😆
Dieselbe Firma bekommt anscheinend aktuell von VW Kohle für nichts weil Die wegen VW in China investiert haben aber VW nur so viele Teile braucht das das Werk überflüssig ist und nur ab und an Arbeitet um das Personal zu halten. Aber solche unnütze Werke haben einige Firmen in China, man hört nur nichts davon.
Mit anderen Worten VW hat den Streit geplant um zu kaschieren das der Verkauf ihrer Fahrzeuge zusammen gebrochen ist. Das ist mehr oder Weniger Deine Aussage... 😆 Zuzutrauen ist es VW schon....
VW kann gewinnen was sie wollen. Jede Woche verlieren sie mehrere Hundert Millionen Euro Umsatz. Selbst wenn sie gewinnen werden sie von den 2 kleinen Zlieferern nichts rausholen koennen weil nix da iast.
Ausser ihrer Arroganz werden die VW Manager jeden Tag echt duemmer. Produktion lahmlegen ist kein Gewinn fuer VW, das ist einfach Idiotisch!
Der Verlierer ist VW und das ohne Grund nur weil sie arrogante Schnoesel sind! 😤
Vielleicht verkauft Suzuki ihnen die Teile bis sie einen anderen Zulieferer finden? 😜
Volkswagen: Ehrlichkeit und Vertrauensvoller Handschlag in Person. 😆
Pete