Wiener Motorensymposium 2015: Rundgang
Zwei bis zwölf Zylinder zwischen Prater und Staatsoper
Hybrid, 48-Volt-Bordnetze und kleine Motoren mit viel Power: Auf dem 36. Wiener Motorensymposium zeigen Hersteller und Zulieferer die nähere Motorenzukunft.
Wien – Eigentlich wollte VW-Chef Martin Winterkorn den letzten Vortrag auf dem 36. Wiener Motorensymposiums halten. Doch der Mann mit dem maßgeschneiderten Zweireiher sagte ab. „Aufgrund der besonderen Umstände“, heißt es. „Er lässt schön grüßen“, ergänzt Technik-Chef Heinz-Jacob Neußer. Neußer spricht von einer Zeitwende für das Automobil, nebenbei zeigt er zwei winzige Motoren mit riesiger Leistung.
Im Kongresszentrum Hofburg Wien geht es vor allem um Emissionen und ihre Gegenmittel. Zwischen Marmorplatten und Kronleuchtern sprechen Hersteller und Lieferanten über Downsizing, hohe Bordspannungen und noch höheren Kraftstoffdruck. Vieles ist bekannt. Zum Beispiel die Neungang-Automatik von Mercedes. Der Hersteller verspricht eine CO2-Reduzierung von zehn bis 18 Gramm pro Kilometer. Allerdings nicht bei den größten Motoren: In Kombination mit dem V12 der S-Klasse würde sich der Aufwand nicht lohnen.
Spritsparen in Wien: Plug-in-Hyride, Verdichtungen und Zylinderabschaltung
Mit vielen Fahrstufen allein erreicht ohnehin kein Hersteller die EU-CO2-Grenzwerte – selbst wenn Zulieferer Schaeffler im Vortrag das Potenzial erklärt. Viele Marken setzen auf Plug-in-Hybride. BMW verspricht Spaß beim halb-elektrischen Fahren in X5, 3er und 7er. Audi erklärt noch einmal den Q7 E-Tron mit Diesel-Plug-in-Hybrid. Mercedes kündigt schnelles und kabelloses Laden an, am liebsten automatisiert und verbunden mit Smartphone und Smartwatch.Ein anderer Ansatz: Autonome Fahrzeuge könnten sehr nah am Zyklus fahren. Hinzu kommen mechanische Mittel gegen den Durst: Noch mehr Gänge im Getriebe (Ziel sind zehn), weniger Gewicht, optimierte Aerodynamik und verringerte Reibung. Kennen wir alles schon. Zulieferer IAV will mit einem neu entwickelten Zylinderkopf die Verdichtung variieren und damit drei Prozent Sprit sparen. Bosch zeigt eine Wassereinspritzung. Audi überarbeitet den Volumen-Benziner des neuen A4: Mit kürzeren Ansaugwegen und höherer Verdichtung soll der 2,0-Liter-Vierzylinder 190 PS leisten und knapp fünf Liter Sprit verbrauchen. Ford setzt auf sparsame Dreizylinder und schaltet im Teillastbetrieb noch einen Topf ab.
Sparsamer W12 und Dreizylinder mit 272 PS
VW legt ebenfalls Ventile und Einspritzdüsen lahm: Die neue Generation des W12 kann die rechte Zylinderbank abschalten. Erstmals kombiniert der Hersteller den Turbo-Zwölfzylinder mit der Direkteinspritzung der Saug-Variante. Zusätzlich gibt es eine Saugrohreinspritzung für Teillastbetrieb und Leerlauf. Das senkt den Verbrauch auf 10,5 Liter pro 100 Kilometer. Der Klotz auf künftigen Oberklasse- und SUV-Vorderachsen leistet 608 PS sowie 900 Newtonmeter Drehmoment. Es gebe aber noch Luft nach oben, verspricht VW-Motoren-Chef Friedrich Eichler.
Die Serien-Motoren mit der höchsten Liter-Leistung des Konzerns wollte Winterkorn vorstellen. Jetzt tut es Neußer. Langfristig soll der 240 PS starke 2,0-Liter-Diesel des VW Passat ein Bordnetz mit 48 Volt, 3.000 bar Einspritzdruck und einen Elektro-Verdichter bekommen. Der unterstützt die Turbos bei niedrigen Drehzahlen. Audi hat diese Technik im RS5 TDI Concept vorgestellt. Damit stiege die Leistung auf 300 PS, das Drehmoment auf 600 Newtonmeter. Neußer spricht von einem Hochdrehzahlmotor, vergleichbar mit einem Benziner. Genaue Zahlen nennt er nicht.
Mehr Power pro Liter könnte es bald im kleinsten Benziner der Marke geben: Ein 1,0-Liter-Dreizylinder leistet als Prototyp 272 PS und 270 Newtonmeter Drehmoment. Eine Fingerübung mit großem Turbolader und Elektro-Kompressor. Neußer sagt, im Verbrenner stecke noch viel Potenzial. Das Klimaziel erreiche man jedoch mit Plug-in-Hybriden und Batterien mit hoher Energiedichte. 650 Wattstunden seien bereits in sechs Jahren pro Liter Volumen möglich. Im E-Golf sind es heute weniger als die Hälfte.
Motorsport: Nissan, Porsche und Audi beim Wiener Motorensymposium
Neben Spritspar-Tricks und Elektro-Ideen zeigen einige Hersteller ihre Motorsport-Projekte. Nissan-Motorenchef Motohiro Matsumura stellt in Wien den neuen Achtzylinder für den LMP2-Kundensport vor. Basis ist der Serienmotor „VK56DE“, bekannt aus Patrol, Titan oder Pathfinder. Bald soll er in Rennwagen von Lola, HPD, Zytec und Oreca gut 450 PS und 569 Newtonmeter Drehmoment leisten. Voraussetzung waren Kosten von rund 80.000 Euro für ein neues Aggregat und 37.500 Euro für eine Überholung. Nach jeder Revision soll der Motor mindestens 50 Rennstunden absolvieren können.
Wolfgang Hatz, Forschungs- und Entwicklungschef bei Porsche, erklärt den Le-Mans-Renner 919 Hybrid. Kein Konkurrent sei in der Lage, so viel Energie zu rekuperieren wie sein Auto. Deshalb fahre der 919 als einziger LMP1-Renner in der höchsten Elektroklasse: Pro Rennrunde kann der Porsche acht Megajoule Energie umsetzen. Hatz setzt dafür auf eine Lithium-Ionen-Batterie, ein KER-System und einen Generator im Abgasstrang: Eine Turbine wandelt überflüssigen Abgasdruck in Strom um.
Audi-Technikchef Ulrich Hackenberg zieht den Vergleich zum Ingolstädter LMP1-Renner. Der Schwungmassenspeicher des R18 E-Tron könne höchstens vier Megajoule speichern. In Le Mans komme es aber nicht auf die Leistung an, sondern auf das ganze Package. Der Turbodiesel des R18 sei dafür keine Bedingung. Schmunzelnd sagt er: „Wir sind auch in der Lage, mit Otto zu gewinnen.“ Denn: „Wir sind einfach eine Firma, die gern gewinnt.“
Motorensymosium?
VW Marketingveranstaltung trifft es eher auf den Kopf.
Kann mich erinnern, dassvor ein paar Jahren in diesem Symposium die Rede davon war, dass Hybrid keine Zukunft hat (klar, VW hatte da noch nichts passendes).
Mehr muss man dazu nicht sagen.
Hallo ich habe einen Audi c4 Quattro automatik wenn ich ihn starte bekomme ich den rückwärtsgang sowie die N Stellung rein sobald ich auf D will geht er aus. Jetzt meine Frage was kann das sein kann mir da jemand weiter helfen
Das ist doch alles krank. Was nützt es, wenn man mit technischem Overkill noch den letzten Zehntelliter Spritersparnis herausholt und dafür die Technik nur noch halb solange hält oder doppelt so viel kostet. Die Spritersparnis dieser Motoren wird sich auf Grund geringerer Haltbarkeit und hoher Kosten niemals rechnen - weder für die Umwelt noch für den Käufer.
@ManuAileen: deine Frage hättest du auf dem Motorensymposium den von der Zukunft schwärmenden Experten stellen können. Deren Gesicht hätte ich gerne gesehen.
Zum Thema: Irrsinn, welche Literleistungen die Seriendiesel mittlerweile drücken. Als damals der BMW 2l mit 134PS rauskam dachte man, dass vll. mal 170PS aus 2l möglich sein werden, dann ist aber aus, 100PS Literleistung nie und nimmer.
@ManuAileen:
Ernsthaft und ohne daß es böse gemeint ist: Wenn Du nicht mal ein Forum richtig verwenden kannst, dann solltest Du mit Deinem Audi besser in eine Werkstatt fahren und das von Profis anschauen lassen, statt da selbst irgendwas zu versuchen. So was kann sonst böse ins Auge gehen, vor allem beim Getriebe! Also lass besser Profis dran! Nicht böse gemeint!!
Zum Thema:
3000 bar Einspritzdruck... was kostet so eine Pumpe, wenn die mal kaputt geht? Die kosten ja jetzt schon fast 2000 Euro und sind eher empfindlich. Das am besten noch mit nem 1 Liter Dreizylinder mit 272 PS kombinieren 😆
Neeee.... also auf Diesel hab ich schon lange keine Lust mehr! Früher galten Diesel als extrem Langlebig, heute sind das super komplizierte, empfindliche und teure Systeme.
Und von dem extremen Downsizing halte ich auch nichts!
Und wieso ist Hybrid-Technik für VW jetzt doch interessant? Ich dachte das ist alles Quatsch?
@BürgerS entschuldige das ich neu hier bin und mich noch nicht aus kenne mußt du den Leuten nicht so dumm kommen klar was soll das es geht wohl los.
keine erwähnung des neuen trend marketing wortes?
(rightsizing)
Das Wiener Motorensymposium ist eine internationale Veranstaltung auf der internationale Automobilhersteller und Zulieferer vertreten sind. Keine Ahnung, wie du zu dieser blödsinnigen Aussage kommst.
Also, ich habe den Eindruck, dass unter einigen Kommentatoren die "wahren" Experten sitzen und in Wien nur Laien. Welche Entwicklung sich durchsetzt, wird man später schon sehen.
Und ich vertrauen solchen Aussagen eher, als hier. Und letztendlich entscheidet zum Beispiel ein Kunde, ob er wie o.g. in einem 272PS Dreizylinder sitzen möchte.
Und wie treffend erklärt, sitzen in einem Motorensymposium Hersteller und Zulieferer....nicht nur VW.
Wahrscheinlich wegen Ahnungslosigkeit.
Habe vorhin in einer Zeitung auch einen Artikel gesehen....und ich habe da nichts Neues lesen dürfen. Rightsizing scheint dort auch irgendwie das zu meinen, was ich bisher unter Downsizing verstanden habe.
Dachte, dass da ein hersteller wieder auf die gekommen ist, Hubräume wieder zu erhöhen und Leistung bleibt gleich....
Ich muss dir jetzt nicht den Kapitalismus erklären, oder?
Wenn ein Motor bzw. ein Auto bei durchschnittlicher Wartung locker 1 million kilometer halten würde, würde das den Umsatz der Konzerne erheblich senken, da der Verbraucher ja praktisch sein ganzes Leben nur ein Auto fahren könnte. Ne, das widerspricht allen Prinzipien der Umsatzsteigerung, weil einfach viel weniger Autos verkauft werden würden.
Theoretisch könnte man wahrscheinlich Motoren bauen die eine Ewigkeit halten, ich bezweifle aber, dass es sich dann um einen mini 3-Zylinder mit Start-Stopp-Automatik und anderem Gedöns handeln würde...
Der BMW I8 hat einen 3 Zylinder mit 235 PS, so neu ist die Idee nicht.
Manche Hersteller schaffen das (so fast) und haben einen entsprechend gute Ruf und sind nicht pleite...