Smart: Entstehungsgeschichte, 20 Jahre-Jubiläum (2018)

Zwei Jahrzehnte Querparken

MOTOR-TALK

verfasst am Mon Jul 02 17:10:29 CEST 2018

Vor 20 Jahren debütierte eines der bis heute ungewöhnlichsten Autos: der Smart. Heute gehört er zum Stadtbild. Dazwischen liegen krude Varianten und sportliche Modelle.

Das Smart-Kernmodell kam vor 20 Jahren auf den Markt. Davor entwarf Mercedes gemeinsam mit Swatch Studien. Hier der Mitte der 90er-Jahre gezeigte Smart eco Speedster
Quelle: Daimler

Hambach – Eine Mischung aus Papamobil und Bügeleisen, ein 2,50 Meter langes Auto mit Schiebetüren und Allradlenkung: So stellte sich Mercedes 1981 einen Kleinstwagen für den Stadtverkehr vor. Das NAFA (Nahverkehrsfahrzeug) ging nie in Serie. Doch die Studie gilt als geistiger Vorreiter des Smart. Der war zum Zeitpunkt seines Marktstarts optisch immer noch eigenwillig, doch weitaus gefälliger. Dazwischen liegen Jahre. Erst 1998 - vor exakt 20 Jahren - stellten die Stuttgarter das kleinste Modell des Konzerns vor.

Swatch-Beteiligung zu Beginn

So stellte sich Mercedes 1981 die Zukunft des Kleinwagens vor. Das NAFA (Nahverkehrsfahrzeug) gilt innerhalb des Konzerns als Smart-Vorläufer
Quelle: Daimler
Den entscheidenden Anstoß zum Bau des City-Fahrzeug gab Nicolas G. Hayek, Gründer des Uhrenherstellers Swatch. Seine ursprüngliche Vision: Ein Kleinwagen, der sich für weite Reisen in die Eisenbahn verladen lässt. Und bei dem – ähnlich den Armbändern an Swatch-Uhren– die Karosserie ausgewechselt werden kann. Zuerst wollte Hayek das Fahrzeug-Konzept mit Volkswagen umsetzen. Allerdings sprangen die Wolfsburger ab, und der Uhrmacher sprach bei Mercedes vor. 1994 gründeten Mercedes und Hayek gemeinsam die Micro Compact Car Smart GmbH. In den folgenden Jahren entstanden die Studien Eco Sprinter und die abgeleitete Cabrio-Version Eco Speedster.

Noch während der Entwicklung des entscheidenden City Coupés – dem Vorläufer des heutigen Fortwo – stieg Hayek aus dem Projekt Smart wieder aus, verkaufte 1998 seine Anteile an Daimler. Er wollte sich nicht mehr an den rasch steigenden Entwicklungskosten beteiligen. Außerdem sah er einen Grundpfeiler seiner Vision in Gefahr: Mercedes wollte Benziner, in Hayeks Vorstellung sollte es nur Elektromotoren geben.

Doch noch Elektro

Seit 2012 ist eine elektrische Variante des Smart Fortwo erhältlich. Ab 2020 sollen sämtliche Modelle mit Stecker kommen
Quelle: Daimler
Jahrzehnte später wird die Vision des Uhrmachers doch noch Realität: Daimler-Chef Dieter Zetsche kündigte im Vorjahr an, ab 2020 ausschließlich elektrische Smart-Modelle verkaufen zu wollen. Seit 2006 experimentierten die Ingenieure mit Strom im Smart, in Serie ging der E-Smart 2012. Heute ist die Nachfrage nach dem Kleinstwagen mit Stecker groß. Das Stammwerk im französischen Hambach kommt mit der Produktion kaum hinterher, Kunden müssen bis zu einem Jahr auf ihren elektrischen Smart warten.

Echte Markenfans hält das nicht vom Kauf ab. Die sind leidensfähig, wie sich bei den Jubiläums-Feierlichkeiten am Werksgelände zeigte. Viele legten beachtliche Distanzen im nicht sonderlich langstreckentauglichen Smart zurück, um dabei sein zu können. Ein Besucher startete mit seinem Mini-Benz von Peking aus.

Viersitzer und Sportwagen beim Jubiläum

Auf dem Gästeparkplatz findet sich praktisch die gesamte Modellgeschichte. Klar, der klassische Smart Fortwo ist am häufigsten. Dazwischen stehen einige der viersitzigen Forfour-Modelle, die Smart anfangs zusammen mit Mitsubishi und inzwischen mit Renault baut. Oder das bislang sportlichste Modell der Marke, der entfernt an die Optik der Lotus Elise angelehnte Smart Roadster.

Das bislang sportlichste Modell der Markengeschichte: Der Smart Roadster wurde von 2003 bis Ende 2005 gebaut
Quelle: Daimler
Unter den Fortwo-Modellen ist die Vielfalt groß: Wir sehen die stärkeren Varianten von Haustuner Brabus. Den von Modeschöpfer Jeremy Scott designten Smart ForJeremy mit Engelsflügeln am Heck. Und einige Crossblade – die Smart-Variante ohne Dach, Windschutzscheibe und Türen. 2.000 Exempare entstanden ab 2002, eines davon fuhr Robbie Williams. Zur Jubiläumsfeier ist der Sänger nicht angereist, er gehört mittlerweile nicht mehr zu den Smart-Eignern. Sein Modell wurde nach einer Tournee versteigert.

Außerdem hat die Szene bereits ihren Pop-Star. Markenchefin Annette Winkler ist für Smart-Fans eine ähnliche Lichtgestalt wie Elon Musk für die Tesla-Gemeinde. Mit dem Auftritt bei den Feierlichkeiten endet jedoch Winklers Zeit bei Smart, fortan übernimmt Katrin Adt. An ihr liegt es nun, aus der coolen Marke endlich auch eine wirtschaftlich erfolgreiche zu machen.

 

Quelle: sp-x

Wer an Smart denkt, hat in etwa ein solches Bild im Kopf: Einen Fortwo im urbanen Raum
Quelle: Daimler
So stellte sich Mercedes 1981 die Zukunft des Kleinwagens vor. Das NAFA (Nahverkehrsfahrzeug) gilt innerhalb des Konzerns als Smart-Vorläufer
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Die Kleinstwagen-Studie NAFA war 1,50 Meter breit und genauso hoch. Die Länge entspricht jener des ersten Smart-Modells: 2,50 Meter
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Mercedes-Haustuner Brabus offerierte von jeder der bisherigen drei Smart-Generationen eine Sport-Variante
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In der Frühphase war Smart ein Gemeinschaftsprojekt von Mercedes und Swatch-Gründer Nicolas Hayek. Der stieg aus, als Mercedes keinen E-Antrieb wollte
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Seit 2012 ist eine elektrische Variante des Smart Fortwo erhältlich. Ab 2020 sollen sämtliche Modelle mit Stecker kommen
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Smart mit Flügeln. Der Smart ForJeremy wurde von Modedesigner Scott entworfen
Quelle: Daimler
Das bislang sportlichste Modell der Markengeschichte: Der Smart Roadster wurde von 2003 bis Ende 2005 gebaut
Quelle: Daimler