Mercedes E-Klasse: Großes Auto mit kleinem Tank
Zweimal volltanken, bitte
Die Autohersteller drücken den Normverbrauch ihrer Pkw mit allen Mitteln. Mercedes zeigt sich ebenfalls kreativ – zu Lasten vieler Kunden.
Köln - Schon bei der neuen C-Klasse schrumpfte Mercedes den Tank: Nur noch 41 Liter passen serienmäßig in das Mittelklassemodell. Kein Ausrutscher der Stuttgarter, sondern Methode, wie ein Blick in die Spezifikationen der neuen E-Klasse zeigt. Gerade einmal 50 Liter fasst der Standardtank der neuen Business-Limousine E200, sieben Liter davon sind Reserve. Für ein Auto im Format der E-Klasse erstaunlich wenig. Der Vorgänger hatte noch mindestens 59 Liter an Bord, eine Generationen davor waren es sogar mindestens 65 Liter. Die direkte Konkurrenz bietet deutlich mehr: beim Audi A6 sind es aktuell 73 Liter, beim BMW 5er 70 Liter.
Der Geiz bei der Tankgröße spart auf dem Papier Gewicht. 70 Kilogramm hat die neue E-Klasse gegenüber ihrem Vorgänger gespart. Die neun gesparten Liter Benzin wiegen immerhin rund 6,75 Kilogramm; weil der Tank für die DIN-Norm-Gewichtsmessung nur zu 90 Prozent voll sein muss. Damit sinkt das Normgewicht der E-Klasse um rund sechs Kilo.
Auch bei der Verbrauchsmessung im Labor bringt der kleine Tank Vorteile: Rund 2,7 Kilogramm, die nicht mehr mühsam unter Kraftstoffeinsatz bewegt werden müssen. Auf den ersten Blick Peanuts, für Daimler aber vor dem Hintergrund strenger werdender CO2-Vorgaben unter Umständen wichtig. Und: Die Gewichtsreduzierung kostet den Hersteller keinen Cent extra.
"Richtiger" Tank gegen Aufpreis
Auf der Straße jedoch bleibt von diesem Vorteil nichts. Will der Kunde Gewicht sparen, kann er schließlich einen großen Tank nur teilweise befüllen. Will er lieber möglichst weit ohne Tankstopp kommen, kann er einen kleinen Tank nicht einfach doppelt voll machen.
Das Argument, sparsamere neue Antriebe würden geringere Tankgrößen erlauben, passt ebenfalls nur bedingt. Beim Einstiegsmodell E200 hat sich der Normverbrauch mit dem Generationswechsel kaum geändert. Je nach Ausstattung und Reifengröße liegt er in der neuen Generation zwischen 5,9 und 6,3 Litern, beim Vorgänger waren es 5,8 bis 6,5 Liter. Nach spätestens 847 Kilometern muss der E200 an die Zapfsäule.
Kein Wunder, dass Mercedes Abhilfe anbietet. Schließlich fahren Kunden in der oberen Mittelklasse oft lange Strecken. Zum „Selbstkostenpreis“ von 59 Euro (günstiger gibt es in für die E-Klasse nur noch den Aschenbecher und die separate Verriegelung für die Heckklappe) findet sich in der Optionsliste ein angemessen großer Kraftstofftank mit 66 Litern Volumen. Den dürfte vermutlich so gut wie jeder Kunde ankreuzen.
Scheint bei Daimler nun Usus zu werden, war ja bei der W205 C-Klasse auch schon so: vernünftige Tankgröße nur gegen Aufpreis!
Neu ist, dass der größere Tank nicht das alte Volumen bietet. Der W212 konnte 80 Liter bunkern und nun ist auch gegen Aufpreis bei 66 Liter Schluss.
Ganz zufällig kosten die Kleinigkeiten bei Daimler konsequent 59,50 Euro: Reifendichtmittel, größerer Tank (und bei anderen Modellen auch der größere AdBlue-Tank). Darunter ist der Verwaltungsaufwand zu hoch 😉.
Die C-Klasse erhält ihren größeren Tank in anderen Ländern der EU sogar als serienmäßiges Ausstattungsmerkmal. Jeder kann sich seinen Teil denken.
Warum wird bei der Normverbrauchsmessung eigentlich AUSSCHLIESSLICH das kleinste Modell gewertet? Warum nimmt man nicht das größte oder wenigstens ein Mittelding? Dann wäre auch der Trick mit dem Tank sinnlos, weil der größere so oder so in die Wertung einginge.
Als absolute Frechheit empfinde ich das zusätzliche Abzocken der
Kunden vor dem Kauf. Wenn ich zukünftig beim Autokauf den Rechtsan-
walt bemühen muß, nur um keinen Fehler bei der Order zu machen,
dann sollte man wirklich zu Marken wechseln, die So etwas nicht nötig
haben. Als Toyotamann denke ich automatisch an LEXUS. Gruss aus B...........
Die Autos werden nicht mehr für den Kunden gebaut, sondern für den NEFZ.
Dabei werden die Farhzeuge mit Technik ausgerüstet, welche einen günstigen und praktischen Betrieb immer komplizierter machen.
Hier muss man AdBlue nachfüllen, Direkteinspritzer kämpfen mit Ölkohlebildung, anfällige Systeme zur NOX reduktion.
Und es wird nicht weniger, eher mehr.
Es werden Bauteile für mehrere hundert Euro verbaut, um 2g CO2 zu sparen.
Gruß Thomas
Eine c-Klasse mit 41 L Tank würde ich niemals kaufen. Auch nicht bei den (angeblich !!!) so niedrigen Verbrauchswerten. Das ist sogar ein Grund die Marke zu wechseln.
Und ich bin nicht der Einzige. In meinem Bekanntenkreis hat man das mit blankem Entsetzen aufgenommen. Ich denke sogar daß dieser Schuss nach hinten losgeht und man bei MB diesen Murks bei der nächsten Modellpflege klammheimlich ändert.
Gruß, Zelirodu
Mein B 180 CDi hat einen Tank mit 50 Litern Inhalt. Nach dem Volltanken kann ich mindestens 800 Kilometer fahren. Was will ich mehr ?
Anders mein Zweitwagen, ein Suzuki Jimny, dessen Tank faßt 40 Liter, nach spätestens 360 Kilometern muß er zur Tränke sonst wird es gefährlich. Aber auch damit kann ich leben.
Bei den gescholtenen kleine Mercedes-Spritfässern sehe ich auch keinen gravierenden Nachteil, für mindestens 500 Kilometer reicht es allemal. Das geht doch auch, oder ?
Frühere Modelle hatten 60 oder 65 Liter Tankinhalt, das reichte bei den älteren Modellen mit Benzinmotor auch nur für 400 bis 450 Kilometer. Keiner hat sich darüber aufgeregt.
Abgesehen von allem : Ein 66-Liter-Tank wird in der Herstellung vielleicht 2 Euro mehr kosten als ein 41-Liter-Tank.
Also ist es schon Abzocke. Und total überflüssig einen kleinen Tank einzubauen.
Franz
Nunja,
ein W213 mit OM654 ist locker unter 5l/100km zu bewegen, sofern der Stadtanteil nicht zu hoch ist (NEFZ: ~4l/100km)
Ergo kommt man damit 1000km. Das finde ich ok. Früher hatte man halt einen 72l Tank und kam damit 800km. Für die Benziner bzw. für den großen Diesel hätte es aber der 66l sein dürfen - naja dafür zahlt man weniger Steuern.
Abzocke ist das nicht so sehr wie es klingt. Fast alle E-Klassen dürften mit dem Business-Paket ausgeliefert werden. Die dortigen Optionen will in der Klasse sowieso jeder... und rein zufällig ist der große Tank auch im Paket. In der C-Klasse gilt gleiches Verfahren.
Umgekehrt wird es kaum Fahrzeuge mit dem kleinen Tank geben. Also keine Aufregung. Abgesehen davon ist der Tank jetzt nicht dramatisch klein. Der Standard-Diesel E200d käme nach NEFZ mit dem Serientank 1282km weit. Das sind Reichweiten, die waren vor gar nicht so langer Zeit undenkbar. Selbst unter pessimistischer Annahme von über 9l Super beim Benziner sind immer noch über 500km drin.
Da frage ich mich wer 80l Tankvolumen braucht? Sicher, im E63 AMG - aber welchen Tank der bekommt wissen wir noch nicht. Sonst reichen die 50l halbwegs und die deutliche Mehrheit ist mit 66l doch durchaus gut bedient.
Würde mich über einen Praxis-Test mit kleinem und größerem Tank im Vergleich freuen. Bin auf die Unterschiede gespannt 😉
Ich vermute mal auch nicht mehr als 66l. Da wird konstruktionsbedingt wohl nicht mehr passen.
Gibt nichts entspannteres als einen Diesel mit großem Tank. Dann hätte man 1000KM + X als Standard. So macht Autofahrten auch gerade bei den aktuellem Spritpreisen Spaß.
Ich denke es wird anders herum sein. Bei der C-Klasse war es doch so, das die Tanks äußerlich gleich groß sind und nur der innere Teil anders ist. Das ist doch wie mit den schwarzen Mülltonnen, die immer die gleiche standardisierte Außengröße haben (für die Vorrichtung der Müllautos) aber durch eine zweite Wand unterschiedlich befüllt werden können.
Mercedes versucht wohl die Leute an die Reichweite der kommenden E-Autos zu gewöhnen ;-)
notting