Fri Dec 14 11:30:36 CET 2012 | andyrx | Kommentare (20) | Stichworte: Banken, Finanzen, Verträge, Wirtschaft, Zinsen
Kleinsparer werden gerne benachteiligt..
....dann wird schon mal zu zweifelhaften Methoden gegriffen
so wie im Artikel hier erging es mir schon mal vor einigen Jahren,ein lukrativer Bausparvertrag der schon 20 Jahre läuft,der derzeit nicht benötigt wird aber gut verzinst ist mit 4,5% wollte man mir (telefonisch) abschwatzen und stattdessen irgendwelche Zertifikate verkaufen.
Hab ich natürlich abgelehnt und meiner Bank auch den Marsch geblasen man solle mir nie wieder so ein blödes Geschäft anbieten....
aber es hat Methode siehe hier
Quelle und ganzer Artikel--> http://www.n-tv.de/.../...Tricks-der-Bausparkassen-article9768591.html
ein echt partnerschaftliches Verhalten nenn ich das
wenn es um das eigene Geschäft zum Nachteil des geschätzten Kunden geht ist man schnell dabei,aber wenn mal der Kunde mal seinen Dispo in Anspruch nimmt werden schnell 10-15% Zinsen aufgerufen.
wenn einem der Banker mit leuchtenden Augen ein tolles Geschäft vorschlägt werde ich auch in Zukunft die Finger von lassen.....denn meist ist das nur zum Vorteil der Bank und keine win=win Situation mehr
wie heisst es so schön beim Glücksspiel--> die Bank gewinnt immer
was habt ihr so für Erfahrungen gemacht mit den Banken...wurden euch auch schon mal schlechte Geschäfte angeboten..??
mfg Andy |
Fri Dec 14 11:53:34 CET 2012 | Goify
Mir wollte man einen Bausparvertrag mit enormen 1,0 % Zinsen andrehen und ein Riesterprodukt, obwohl ich vorher sagte, aus der gesetzlichen Rentenversicherung ausgetreten zu sein. Ohne Rente, kein Riester, das sollte eig. jeder wissen.
Als ich nach ethisch vertretbaren Anlageformen fragte (also keine Rüstungsindustrie, wie bei allen normalen Anlageformen), kam nichts, selbst nach einer Woche Recherche konnten sie mir kein Angebot machen.
Fri Dec 14 12:08:21 CET 2012 | andyrx
ich hatte den Vertrag vor 20 Jahren in einer Hochzinsphase abgeschlossen...die 4,5% find ich aktuell jedenfalls richtig gut
Klar das die den loswerden werden...wo gibt es denn aktuell seriöse 4,5%
mfg Andy
Fri Dec 14 12:17:22 CET 2012 | Ascender
Also, ich bin ja "Banker" im Backoffice. Meine Aufgabe ist es Kreditverträge zu prüfen und diese entweder zu genehmigen und auszuzahlen, oder eben abzulehnen. D.h. einen persönlichen Kontakt mit dem Kunden habe ich nicht, sondern eigentlich nur mit dem Vermittler, der dieses Geschäft eingereicht hat.
Daher kann ich mich nicht direkt zu dem o.g. Beispiel äußern. Ich kenne jedoch die Vertriebsstrukturen einer Bank. Die Politik, die da hinter steckt. Glaubt mir: Da werden ganze Kriege zwischen Abteilungen ausgefochten!
Natürlich möchte eine Bank möglichst hohe Margen erzielen, und das die Produkte nicht immer fair sind, sollte klar sein. Wir haben jedoch das Glück in Deutschland, dass die Banken hier kein Monopol besitzen. Es gibt Sparkassen und Volksbankenverbände. Es gibt (noch immer) staatliche, teilstaatliche und private Banken - und natürlich schaut man auf die Konkurenz und passt seine Produkte dahingehend an.
Nun zum eigentlichen Beispiel:
Ich denke das hat vor allem was damit zu tun, wie heutzutage Callcenter allgemein betrieben werden - also nicht zwingend etwas mit den Banken in direktem Zusammenhang steht.
Ein Callcenter-Mitarbeiter verdient bei uns ca. 1.300 Netto. Meißt sind die Verträge befristet. Es wurde sogar eine eigene Gesellschaft gegründet, damit die Callcenter-Angestellten nicht die selben Tarifverträge haben wie die restlichen Banker. Kurzum: Weniger Urlaub, mehr Wochenarbeitsstunden, weniger Gehalt, mehr Druck.
Als Callcenter-Agent erhält man nun "Zielvorgaben". Bsp.: In einem Jahr 40 Girokonten eröffnen, 200 Sparprodukte mit Gesamtvolumen 100.000 EUR verkaufen, Hedgefonds XY 20 mal an den Kunden bringen, etc.
Und natürlich haben diese Callcentermitarbeiter Zugriff auf die Daten der Bestandskunden, bzw. diese werden von anderen "armen Schweinen" im Datenarchiv ausgewertet, aufbereitet und in einer Liste elektronisch an die Rechner der Callcenteragents übertragen.
Wenn du deine Ziele erreichen willst, dann musst du nun möglichst viele Kunden aus der Liste anrufen und verkaufen.
Meißtens sind die Agents sogar an den Verkäufen mit einer Provision für jeden Abschluss beteiligt. Ein zusätzlicher Anreiz also.
Und das alles müssen die neben ihrer eigentlichen Arbeit schaffen: Eingehende Anrufe, Beschwerden, etc. D.h. du bist den ganzen Tag am quatschen! 9 Stunden täglich, sechs Tage die Woche.
Krank machen, aufs Klo gehen, verpasste Zielerreichung sind für die Chefs Gründe dich nicht mehr zu verlängern. Die Pausen sind genau getimed. Wer eine Minute früher zur Pause geht, oder später von dieser zurückkommt, bekommt direkt einen Einlauf vom Supervisor.
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Unabhängig von dem Vertriebsweg Telefon, kann ich aber generell sagen:
Überall da wo Provisionen im Spiel sind, wird ähnlich gehandelt. Die Verkäufer stehen unter erheblichen Verkaufsdruck. Die Zahlen müssen passen. Sonst ist man seinen Job los, oder hat in dem Monat sein Grundgehalt nicht verdient.
Ich bin ja auch Endkunde und habe schon mehrfach merkwürdige Angebote bekommen.
Da liegt es aber immer in der Verantwortung der Kunden sich nix aufschwatzen zu lassen. Viele Verkäufer machen sogar psychologische Schulungen, und lernen eine Methode dich zu beeinflussen und dich gegen deinen eigentlichen Willen unterschreiben zu lassen!
Da gibt es sehr viele Maschen. Deshalb lasse ich generell solche Leute nicht mehr ins Haus (Deutsche Vermögensberatung, etc.). Und selbst wenn man sich was hat aufschwatzen lassen: Ganz ruhig! Alles nochmal durchlesen, in den Taschenrechner eingeben und in Ruhe darüber nachdenken. Man hat immernoch ein Widerrufsrecht von zwei Wochen. Der Vermittler muss im übrigen in so einem Fall auch seine Provision zurück geben!
Verkaufsgespräche am Telefon breche ich immer ab. Ich hatte das sehr oft von der Telekom, dass die mir dann immer irgendwelche Pakete verkaufen wollte, und es so darstellten als ob dadurch keine Mehrkosten für mich entstehen. Dazu riefen die natürlich immer zu Uhrzeiten an, wenn ich gerade viel um die Ohren hatte. Auch so eine Masche...
Ich hatte mal eine Callcentermitarbeiterin von der Telekom dran, die selbst nachdem ich sie mehrmals unterbrochen hatte und ich ihr gesagt habe, dass ich nicht interessiert bin, einfach ihren Text weiter runtergebrabbelt hat. Ich konnte richtig mitfühlen, dass die Dame aufgeregt war (wahrscheinlich erster Tag im selber telefonieren, mit Ausbilder daneben). Die hat richtig abgelesen, das konnte ich an ihrer Stimmlage hören. Irgendwann habe ich dann gesagt, dass ich mich beschweren möchte. Da hat sie aufgelegt. Aber nicht mit mir: Ich habe da zurückgerufen und wollte mich beim Vorgesetzten beschweren. Daraufhin wurde ich wieder abgewimmelt.
Beim nächsten Mal stellte ich mich schlauer an: Ich rief erneut an, begrüßte überschwänglich den Mitarbeiter auf der anderen Leitung und fragte ihn bei wem ich mich denn bedanken könne, denn mir sei ja so gut weitergeholfen worden, und ich wollte unbedingt das ganze Callcenter damit erreichen.
Es dauerte nicht lange, da wurde ich zum Chef von dem Haufen durchgestellt, und dann ging es los: Ich habe den so zugetextet wie ettliche seiner Callcentermitarbeiter mich zugetextet haben. Ich habe den so sehr bedrängt, dass er mich ENDLICH aus dieser Rückrufliste streicht. Seitdem habe ich in dieser Hinsicht keine Probleme mehr.
Also ihr seht: Das hat nicht immer was mit den bösen Banken zu tun. Auch die Versicherer nehmen sich da nichts raus. Vielmehr ist es diese Vertriebsstruktur, die für die Unternehmen möglichst wenig Aufwand bei hohen Abschlüssen ermöglichen.
Und es funktioniert ja: Sehr viele Menschen unterschreiben ja einfach um den Vermittler loszuwerden, oder was auch immer. Die lassen sich alle was aufschwatzen und wundern sich am Ende wenn das Geld weg ist.
Fri Dec 14 12:31:21 CET 2012 | andyrx
Moin Ascender,
danke für den interessanten Einblick
wenn die Banken ihre Geschäfte dieser Art an Call Center delegieren muss man sich nicht wundern wenn ein Image wie bei einer Drückerkolonne entsteht
das Besinnen auf das Kerngeschäft und seriöse Angebote steht immer noch ganz oben...was nützt der Auftritt im gedeckten Zweireiher und das Einstecktuch im Jacket wenn das vorgeschlagene Geschäft nur einem nutzt und damit das oberflächliche Vertrauen ein Trugschluss ist...
mfg Andy
Fri Dec 14 13:06:53 CET 2012 | Ascender
Ja, es ist halt ein effektiver Weg Neu- und Altgeschäft miteinander zu verbinden. Wie gesagt: Es funktioniert ja. Die Leute sind einfach zu doof zum Scheißen. Sorry, wenn ich das jetzt so direkt sage. Wer einen Vermittler in seine Bude bestellt für ein "Beratungsgespräch" hat es noch immer nicht begriffen. Das sind nicht die freundlichen, alten Bankberater von früher, die nur dein bestes wollten. Die wollen das Beste: Für die eigene Hosentasche!
Ich bekomme das ja über meinen Job mit. Ich genehmige oder lehne Privatkredite ab. Auch hier gibt es Vermittler, die dieses Geschäft einreichen. Und die können ihre Provision variabel gestalten. Je nach Kunde zwischen 0,5 - 6% Provision!!! Die Zinsen sind von der Bonität des Kunden abhängig. Bewertet wird mit so genannten Score-Systemen (ähnlich wie die Ratings größerer Agenturen bei Ländern und Unternehmen). Es wird ein Basiszins vorgegeben (bspw. 7,99 effektiv). Nach dem Scoring (Kundenbewertung) gibt es entweder einen Auf- oder einen Abschlag, oder alles bleibt so wie es ist. Beispiel:
Basiszins 7,99%
Herr Müller ist Beamter, hat ein Einkommen von Netto 3.000 EUR, ist verheiratet, ist seit zwanzig Jahren im Beruf, ein weiteres Darlehen welches abgelöst werden soll:
Neuer Effektivzins nach Abschlag:
4,99%
Jetzt geht der Vermittler daher und denkt sich: An so einem guten Kunden kann ich hervorragend was verdienen! Geben wir mir doch mehr Provision!
Neuer Effektivzins nach Provision:
9,99%
Herr Müller ist aber immernoch zufrieden mit dem Angebot, weil er zuvor auch schon abgezockt worden ist (er brauchte das Geld damals sehr dringend!). Seine frühere Bank hat ihm ein Angebot von 12,99% gemacht. Er spart jetzt monatlich (je nach Darlehensbetrag) richtig viel Geld zusammen, die er sonst nur für Zinsen rausgehauen hätte. Der Vermittler freut sich über 6% Provision (von Nettodarlehensbetrag) einen Ast ab. Auch die Bank freut sich, weil sie mit wenig Risiko einen wirklich guten Schnitt gemacht hat.
Nach einem Jahr braucht Herr Müller erneut Geld, weil er sich unbedingt ein neues Auto kaufen muss, damit die Nachbarn auch so richtig schön neidisch werden. Er erinnert sich an den freundlichen Vermittler, der ihm damals den "günstigen" Kredit besorgt hat und ruft ihn an.
Dieser rät ihm dazu den alten Kredit abzulösen und aufzustocken anstatt parallel einen weiteren aufzunehmen (kleineren) Kredit zu beantragen. Denn schließlich ist ja die monatliche Belastung bei zwei Darlehen höher als bei nur einem Kredit!
Dass der Vermittler aber nun erneut Provision auf den (jetzt noch größeren) Kredit bekommt, sieht der Herr Müller nicht. Auch sieht er nicht, dass die Bank erneut Bearbeitungsgebühr für einen Betrag kassiert, den er schonmal aufgenommen hat...
Also, ich behaupte da sind auch die Kunden einfach gefragt. Wer blind abschließt, der ist einfach nur hohl in der Birne. Es gibt so viele Möglichkeiten sich zu informieren (Internet). Dies gilt nicht nur bei Krediten, oder allgemein Bankprodukten, sondern generell für alle Produkte und Dienstleistungen. Versicherer kennen diese Maschen schon viel länger als Banker.
Und wie ich in meinem Vorpost schrieb: Es gibt eigentlich genug Wettbewerb in Deutschland - gerade bei den Versicherern und Banken. Die schenken sich gegenseitig nix.
Ganz beliebt sind übrigens die Kunden mit folgender Kombi: Alt + hohe Rente = Ahnungslos, Vertrauensseelig und viel Geld auf der Bank.
Klar, denen verkaufe ich doch eine Lebensversicherung (auch wenn die +70 sind, und es totaler schwachsinn ist). Aber die Prämie ist so verdammt hoch und verlockend, und die alten Menschen sind eigentlich nur froh, dass jemand sie mal besuchen kommt und sich ihre alten Geschichten anhört. Die können mit ihrer Rente eh nix mehr anfangen. Der Vermittler jedoch schon!
Fri Dec 14 16:50:31 CET 2012 | Trennschleifer51433
Mein Finanzhaushalt ist relativ ausgeglichen und ohne langfristige feste Anlagen. Aber wenn ich mal Bargeld brauche, dann "viel und sofort".
Kurz nachdem ich ins schöne Bayern verzog, gab es folgendes "Erlebnis":
Während einer Autofahrt ging ein Anruf (in mein Mobiltelefon) ein mit unterdrückter Rufnummer. Ich meldete mich mit meinem Namen und am anderen Ende der Verbindung meldete sich ein Herr, der seinen Angaben zufolge "im Auftrag" meiner Bank anrufe und meine Kontennummern zum Abgleich mit seinen Unterlagen benötigte.
Nachdem ich ihn darauf verwies, daß er doch die Daten wohl vorliegen habe und ich am Telefon weder Daten herausgebe noch Geschäfte abschließe, wiederholte er mehrmals, daß es wichtig sei, meine Daten mit seinen Unterlagen abzugleichen. Meine Frage, wer er denn sei, beantwortete er nur damit, daß er durch meine Bank hierfür beauftragt worden sei.
Da sich sein Verhalten weder besserte noch er irgendwelche Selbstauskünfte erteilte, beendete ich das "Geplänkel", peinlichst darauf bedacht, keine nachteiligen Schlüsselworte wie "Ja" oder "Nein" zu sagen. Womöglich findet man sich sonst in einem Vertrag zu einer Mietwaschmaschine wieder und hat Mühe, mindestens aber Laufereien und Geldausgaben, den Widerspruch dazu juristisch wasserdicht zu versenden.
Alsdann fuhr ich zu meiner Bank und schilderte den Sachverhalt mit dem ominösen Anrufer und der Tatsache, daß dieser an meine Mobilfunknummer kam. Meine Bank bestätigte mir dann auch, daß es private Vermittler gebe, die an die vollständigen Kundendaten herankommen, wollte oder konnte mir aber nichts genaueres dazu sagen.
Ich verwahrte mich zum Ende des Gespräches bei meiner Sachbearbeiterin gegen diese Art von Kontaktpflege und habe seit der Zeit auch Ruhe.
(Die Bank hatte übrigens nie meine Mobilfunknummer...., da muß es mehrere Löcher im Datenhandel geben.)
Fri Dec 14 17:13:34 CET 2012 | andyrx
es ist immer wieder spannend wenn die Banken zum erschliessen neuer Profitfelder ihre Kunden zum ''Glückspiel'' auffordern....oder eben eigentlich vertrauliche Daten herausgeben damit externe Vermittler ihr Glück versuchen können.
bei manchen Banken ist der Eindruck von Seriösität scheinbar nur noch Fassade....bei der Vergabe von Krediten
wird man immer dieses Risikoabwägung und Absicherung des eigenen Risikos spüren,bei Anlagen des Kunden hingegen werden schnell mal alle Bedenken vom Tisch gewischt und die Sorgen zerstreut...
einen Kredit bekommt heute eigentlich nur noch derjenige der ihn gar nicht braucht bzw. gegen so viele Sicherheiten das ein Risiko der Bank gegen fast Null tendiert....
mfg Andy
Fri Dec 14 17:19:18 CET 2012 | Ascender
Ne, also das höre ich ja zum ersten Mal. Wir als Bank raten grundsätzlich unsere Kunden niemals Daten per Telefon oder E-Mail rauszugeben. Das hört sich für mich wie eine Phishing-Masche an (Betrüger fälschen bspw. E-Mail-Adressen und Briefköpfe und fragen nach deiner Kontonummer und PIN, wegen eines dringenden Datenabgleichs).
Das kann ja echt nicht sein. Und dann noch mit unterdrückter Nummer (ist seit 2011 sowieso verboten). Wenn die Bank tatsächlich so verfahren sollte, dass sie Daten an private Vermittler herausgibt, verstößt sie ganz eindeutig gegen das Bankgeheimnis und diverse Datenschutzrichtlinien.
Fri Dec 14 17:45:43 CET 2012 | Ascender
@andryx:
Das ist das fatale an unserem gesammten verkappten Wirtschaftssystem:
Banken sind nicht nur Wirtschaftsmulitplikatoren, sondern vor allem auch prozyklisch!
Das verstärkt etwaige Dominoeffekte, wie wir in den letzten Jahren bemerkt haben.
D.h. wenn es der Wirtschaft schlecht geht, die Unternehmen wackeln, dann brauchen sie Kredite um sich abzusichern und ihre Geschäfte weiter zu betreiben. Gleichzeitig jedoch erhöhen sich die Zinsen für Kredite, weil das Ausfallrisiko höher wird, woraufhin sich noch weniger Unternehmen Kredite leisten können, bzw. an den Zinsen kaputt gehen.
Umgekehrt, ich sprach es ja schon an, sind Banken Wirtschaftsmulitplikatoren. Wenn die Wirtschaft boomt, dann eben auch zum Großteil wegen der Banken.
Um nochmal auf deinen Kommentar zurückzukommen:
Dass die Banken die Kreditausfallrisiken so penibel auswerten, hat vor allem mit den bankenaufsichtsrechtlichen Bedingungen zu tun. Banken sind dazu verpflichtet ein "Scoring" durchzuführen, oder bei größeren Unternehmen, oder Ländern ein "Rating" einer namhaften Agentur einzuholen. Macht sie das nicht, haftet sie alleine und das kann beträchtliche Folgen nach sich ziehen. Auch Geldstrafen, die dann von der Bankaufsicht erhoben werden!
Die Bank für internationalen Zahlungsausgleich in Basel (alle G-20 Zentralbanken sind dort vertreten)hat übrigens Richtlinien festgelegt, die genau diese prozyklischen Faktoren provozieren. Es gibt auch antizyklische Puffer, aber du siehst: Das ist alles garnicht so einfach.
Stattdessen sollen die Banken mehr Eigenkapital besitzen, sodass sie in Krisenzeiten nicht von Staaten gerettet werden müssen. Pläne sehen vor, dass Banken eine Eigenkapitalquote von 18% vorweisen müssen! Und das ist echt ein ganz schöner Batzen Geld, mit dem man nix anfangen kann. Das liegt dann quasie auf Halde rum. Aber was genau macht denn eine Bank eigentlich?
- Sie bietet Kleinanlegern Zinsen, damit diese ihr Geld bei der Bank deponieren (Sparbücher bspw.)
- Dieses Geld investiert die Bank klassischerweise in Unternehmer, die damit ihr Unternehmen aufstellen, oder bspw. eine neue Fabrikhalle damit finanzieren können. Das Geld gibt es natürlich nicht umsonst. Die Banken nehmen dafür natürlich mehr Zinsen ein, als sie an die Sparer auszahlen. Von nix kommt nix.
- Die Unternehmer können ihr Geschäft etabilieren oder ausweiten und zahlen die Kredite zurück
So sieht es grob vereinfacht im Idealfall aus. Nun wissen wir alle: Damit also ein Unternehmen bestand hat, muss es wachsen. Wächst es nicht, kann es seine Kredite nicht mehr begleichen und verschuldet sich mehr. Angefangen beim Privatmann also, der sich gleich zwei neue Autos und ein Eigenheim gönnt, und später Insolvenz anmelden muss, weil er seinen Job verliert.
Alles hängt am Wirtschaftswachstum.
Der Staat genauso: Nur wenn es Wirtschaftswachstum gibt, erhöhen sich auch die Steuereinnahmen und die Kredite können bezahlt werden. Je weniger Steuereinnahmen, desto schwieriger wird es für den Staat sich über Wasser zu halten. Nun unterstützt der Staat Banken, damit sie ihm Geld leihen.
Er ist auf sie angewiesen!
Tatsächlich gibt es auch keine Grundregeln wie hoch sich ein Staat verschulden darf. Bestenfalls gibt es in der Verfassung des jeweiligen Landes einige Paragraphen dazu. Aber theoretisch darf sich die Bundesrepublik Deutschland so hoch verschulden wie sie will.
Irgendwann jedoch merkt jemand, dass das alles ja nicht sein kann. Wie soll denn ein Staat das Geld zurückzahlen, obwohl er so hoch verschuldet ist? Und genau das sieht man nun in Irland, Portugal, Spanien und Griechenland.
Es gibt aber noch eine ganz einfache Rechnung:
Man nimmt das sämtliche Barvermögen der Bevölkerung und wiegt es gegen die Staatsschulden auf.
Was haben nun die Bürger damit zu tun? Das ist doch Privatvermögen. Ja, klar. Aber der Staat wird sich dieses Geld im Notfall schon unter den Nagel reißen. Deshalb habt ihr ja auch ganz recht, wenn ihr feststellt, dass am Ende des Jahres plötzlich garnicht mal soviel Vermögen mehr auf eurem Konto ist. Denn der Staat greift momentan schon ordentlich in unsere Taschen. Vor allem in diejenigen der Autofahrer. Melkkuh der Nation. Wer sich ein Auto leisten kann, der gehört zur Mittelschicht und kann eben auch ein paar EUR mehr an den Fiskus abdrücken.
Ich hoffe, dass ich euch mit meinem "Wissen" ein wenig den volkswirtschaftlichen Hintergrund vermitteln konnte. Nicht die Banken sind das Problem, sondern das kapitalistisch-globale System. Angebot und Nachfrage funktioniert eben doch nicht so selbstregulierend wie es viele hätten.
Fri Dec 14 17:53:29 CET 2012 | andyrx
deswegen sind mir auch die eher konservativen Sparkassen weit lieber als die Banken die vor Jahren schon mal die Privatkunden in die Bank 24 ausgliedern wollten um als Investmentbanken am lukrativen großen Profit teilzuhaben...das dies nicht ohne Risiko war hat man heute auch bemerkt.
die Summe der kleinen Anlagen und Einlagen und passende Kreditvergabe dazu sollte das Ur und Kerngeschäft sein,aber mit seinem solchen Kleinkram will sich heute ja kaum noch eine Großbank rumschlagen....da leiht man sich doch lieber für 1% beim Staat das Geld und spekuliert munter gegen Griechenland (was ja auch mit deutschem Geld abgesichert ist) oder verlangt Dispozinsen von 10% und mehr....irgendwie ist das eine verkehrt Welt
das beständige kleine und solide Geschäft interessiert heute kaum noch eine Geschäftsbank....es muss schon das große Rad sein an dem man drehen will
http://www.n-tv.de/.../...-Bank-und-der-Zauberstab-article9785431.html
mfg Andy
Fri Dec 14 18:00:24 CET 2012 | Ascender
Du übersiehst die privaten Retail-Banken. Allen voran die Postbank, aber auch die Commerzbank bspw.
Klar, eine Deutsche Bank ließ sich blenden von den Erfolgen des Investment-Bankings. Da sind wirklich geniale Köpfe dabei gewesen, die täglich Millionen abgewickelt haben. Es geht eben solange gut bis jemand mal genauer hinschaut.
Im Falle der Finanzkrise war es ja so, dass man Hypothekendarlehen (Baufinanzierungen) verbrieft hat. Das heißt: Man hat Pakete mit Baufinanzierungen geschnürrt und diese Gesamtforderungen (wo tausende von Hausbesitzer von betroffen waren) in den Handel gegeben. Damit hat man dann gute Geschäfte gemacht. Das ging Jahrzehnte gut. Der Markt mit Immobilien boomte. Einige Banken kamen auf die Ideen so ihre "faulen" Kredite zu verkaufen, wo man wusste, dass die Kunden bald insolvent sind.
Irgendwann platzte die Immobilienblase. Viele Leute konnten sich ihre Häuser nicht leisten (auch weil in Amerika wie blöd Immobilien an Leute verschleudert wurden, wo schon abzusehen war, dass die sich sowas nie leisten können). BOOM! Dominoeffekt, alles wieder von vorne. Da haben sich alle Banken verzockt.
Viel erschreckender war wie wenig Banken den globalen Markt beherrschen und welche Auswirkungen es hat, wenn auch nur eine von diesen Großbanken pleite geht (Lehman Brothers).
Fri Dec 14 18:46:03 CET 2012 | bronx.1965
@Ascender:
Vielen Dank für die interessanten Einblicke und fundierten Aussagen. Das ist sehr aufschlussreich.
Man selber ist ja nicht naiv, aber lernt halt immer noch etwas dazu.
Fri Dec 14 18:59:53 CET 2012 | andyrx
Ja,das sind durchaus interessante Einblicke
MfG Andy
Fri Dec 14 20:05:15 CET 2012 | 124er-Power
Ich verabscheue Callcenter!
Erst kommt man nie durch, dann haben die keine Ahnung
Und wenn die mal einen anrufen wollen die einem sonst was verkaufen und lügen dir das blaue vom Himmel runter.
Sat Dec 15 08:01:34 CET 2012 | Brunolp12
Es kommt immer drauf an, wie man es macht. Bei uns (Bank ohne Filialen, ausschließlich mit Onlinegeschäft bzw auch Telefon) bekommen die CallCenter Mitarbeiter, eben genau aus den von Ascender beschriebenen Gründen, keine Provision.
(Die "Servicezeit" wird ständig gemessen, damit Anrufer möglichst nicht zu lange warten müssen)
Auch rufen wir idR. niemanden an, sondern werden von Kunden/ Interessenten angerufen (beim komplizierten Thema Baufinanzierung kann es in der Folge natürlich mal zu Rückrufen kommen).
Desweiteren hat jeder CallCenter Mitarbeiter mehrmonatige Schulungen für jew genau ein Thema, zu anderen Themen wird der Anrufer dann auch nicht mit diesem Mitarbeiter verbunden.
Auch müssen bei uns nicht -wie Ascender es beschrieb- "arme Schweine im Datenarchiv auswerten", bloß damit die Agents "elektronisch am Rechner sehen" (Zitate von Ascender) wer das ist, den sie dran haben - unsere Kunden sind uns bekannt, weil wir eine EDV dafür haben und die geht natürlich "automatisch".
Nicht zuletzt damit das ganze gut funktioniert, sind die angebotenen "Finanzprodukte" alle möglichst einfach. Unser CEO vertritt ohnehin die Meinung (auch öffentlich, in Interviews), daß einfache Anlageformen eigentlich für die meisten Normalverdiener besser seien als das, was ihnen teilweise woanders angeboten wird.
Trotzdem kann es - bei 16.000 Anrufern pro Tag- (wie gesagt: wir werden angerufen und tun es nicht selbst) vermutlich auch mal zu Mißverständnissen kommen, aber das scheint erstaunlich selten der Fall zu sein.
Sat Dec 15 13:18:04 CET 2012 | Turboschlumpf48396
Börsen, Banken, Zocker, Finanzberater und callcenter sind gesetzlich legitimierte Hütchenspieler und haben daher keinen Stellenwert mehr in meinem Leben. Ich habe alle vermeidbaren Geschäftsbeziehungen zu den Banken beendet, also keine Verträge, keine Kredite und vor allem keine Plastikkarten mehr.
Das globale Finanzsystem ist inzwischen so auf den Hund gekommen, dass es für den Normalbürger schon bald sicherer und ertragreicher ist sein Bargeld unterm eigenen Bett zu lagern (habe ich aber nicht, um Irrtümern oder unlauteren Gedanken zuvorzukommen ).
Gespannt lauschte ich seinerzeit meiner Großmutter, wenn sie zu erzählen wusste, wie sie mit einer Schubkarre voll Banknoten auf Einkauftour ging. Sie musste allerdings immer darauf achten, dass ihr dabei nicht jemand die Schubkarre (nicht das Geld) klaute. Ein Brötchen ging damals schon mal in die Millionen Kronen.
Oder das Beispiel Simbabwe: Der Simbabwe-Dollar wurde 2009 bei 90 Hexillionen ( 90 + 36 Nullen!) % Abwertung eingemottet. Bis dahin hatte man zwar successive 26 Nullen gestrichen, aber es blieben immer noch zuviele Nullen übrig. Das Land, früher mal eine Kornkammer und wohlhabend, ist nun völlig kaputt, hat Millionen Bürger durch Flucht verloren und der Rest lebt vom Tauschhandel und Almosen. Diesen Zustand haben die aber nicht nur ihrem glorreichen Präsidenten zu "verdanken", sondern auch und vor allem dem rücksichtslosen Finanzgebahren der westlichen Wirtschaft, seinen Politikern und den Weltbanken.
Bald ist es wohl auch bei uns wieder mal soweit, Gratulation also all jenen, die sich dann ohne virtuelle Fiktionen auf eigenem Grund und Boden und mit Tauschhandel versorgen können.
Sat Dec 15 16:39:19 CET 2012 | Brunolp12
ich denke nicht, daß man es sich als normaler Mensch leisten kann, garnicht mehr auf Banken zurückzugreifen. Die Kunst ist (leider), sich mit dem Thema zu befassen und sich nix aufschwatzen zu lassen. Leider erfordert das eigenes Engagement und macht nicht wirklich Spaß. Insofern könnte man von mir wohl auch sagen, daß ich ebenfalls den Kontakt mit Banken (und erst Recht Finanzberatern) so gering wie möglich halte.
Sat Dec 15 20:57:53 CET 2012 | Ascender
Volle Zustimmung, Brunolp12.
Nein, ich meinte das mit den armen Schweinen aus dem Datenarchiv eher so, dass die Listen erstellen mit Kunden, welche zu Werbezwecken angerufen werden können (Outbound).
Selbstverständlich gibt es bei uns auch eine EDV, die den Kunden sofort identifiziert, wenn er uns anruft, mittels Telefonbanking-PIN, etc.
Du arbeitest aber für eine sehr humane Bank.
Ich habe den Vorteil, dass ich bei einem Tochterunternehmen einer größeren Bank arbeite. Uns kennt kein Schwein, und wir können daher die eine oder andere Sache besser machen, ohne dass es auffällt.
Thu Dec 20 17:31:36 CET 2012 | notting
@ladafahrer: http://www.sueddeutsche.de/.../...blick-aufs-konto-meist-tabu-1.143450
notting
Thu Dec 20 17:41:31 CET 2012 | notting
Also ich habe ein Gratis-Online-Giro-Konto bei meiner örtlichen Sparkasse (damals noch ohne Mindestgeldeingang). Die Zinsen dort sind zum heulen -> Tagesgeld und Zinswachstum bei einer Direktbank, da ist es deutlich mehr. Dazu noch eine Gratis-Kreditkarte (solange man die Rechnung innerhalb von 3 Wochen komplett bezahlt und kein Bargeld abhebt, was aber teilweise günstiger als mit der Sparkassenkarte ist, wo es nur an Sparkassen-Automaten kostenlos ist). Hab auch noch einen guten (hohe Guthabenszinsen) aber kleinen Bausparvertrag und mit gerade erst zusätzlich noch einen größeren mit geringen Guthabenszinsen aber auch geringen Kreditzinsen zugelegt. Teilweise sind die Kreditbedingungen beim Bausparen für die Kunden besser, z. B. Rentner zu sein ist kein k.o.-Kritierium für einen Kredit. Und mit befristeten Arbeitsverträgen geht's auch, wenn Restlaufzeit noch >=12 Monate (die Zinswachstums- und Bausparvertragszinsen sind bei mir aktuell immer noch höher als der frisch vereinbarte Kreditzinssatz weil alte Verträge mit damals für die komplette Vertragslaufzeit fixierten Zinssätzen). Muss halt nur rechtzeitig genug Geld auf den neuen Bausparvertrag einzahlen.
notting
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