Fri Oct 06 18:56:03 CEST 2023
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Trottel2011
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Kommentare (2)
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1 (X), 3 Zylinder, DKG, let's drive, T5, Volvo, XC40
Hallo Motor-Talker!
Der erste Gang: was haben wir hier überhaupt? Es ist ein 2023er XC40 T5 Recharge und somit ein PlugIn Hybrid mit T5 Motoren. Bevor wir uns falschverstehen: T5 heißt nicht mehr 5 Zylinder. Es heißt nur Leistungsstufe 5, das heißt hier: 262 PS Systemleistung. Der Motor hat weder 5 noch 4 sondern 3 Zylinder mit 1.5l (3 Zylinder Version des VEA Motors, wo jeder Zylinder knapp 0.5l Hubraum hat). Der Verbrenner hat 180 PS, der E-Motor 82 PS. 1 + 1 = 262 PS
Der Motor selbst ist wieder nicht typisch für ein 3 Zylinder. Die Laufruhe ist auf gleichem Level wie der 3 Zylinder im Mini (siehe Artikelzum Vergleich). Es läuft seidenweich und ruhig. Man hört bei Leerlauf gar nichts davon. Spüren erst recht nicht! Erst bei stärkerem Einsatz hört man den 3 Zylinder brüllen. Wobei auch nicht unangenehm. Es ist so ein Zwischending aus Mini (untypisch) und Tipo (typisch). Sehr angenehm und meistens nie da, da der Wagen gerne im E-Modus gefahren wird. Sorry, PURE nennt Volvo das
Die Nutzung beider Antriebsstränge erfolgt gut und perfekt ausbalanciert. Je nach Modus fährt der XC40 entweder als Hybrid (Benziner und E-Motor arbeiten je nach Bedarf), Sportlich (Verbrenner ist fast immer an) oder als Pure (nur als E-Motor). Anders als VW es z.B. beim Passat GTE machte, schalten sich der Verbrenner oder der E-Motor richtig gut zu. Unmerklich. Kein Ruck. Kein Gerumpele. Eine sehr gute und ausgewogene Kombination. Sehr gut gemacht!
Schalten wir in den 2. Gang: das Fahrverhalten! Wie fährt sich der kleine SUV von Volvo? Nun, im PURE Modus flott, wenn nicht sogar sehr flott. Ich hätte nicht gedacht, dass ein 82 PS E-Motor den Wagen so flott vorantreiben könnten. Aber das machen sie gut. Dem Leergewicht von 1812 kg können die 160 nm des E-Motors zügig vom Stand aus bewegen. Der Verbrenner muss dazu nicht einschalten.
Bodenwellen werden gut geschluckt. Kleine Stöße auch. Aufgrund des hohen Fahrzeugs wird allerdings bei Kurvenfahrt etwas Seitenneigung spürbar. Klar, es ist kein Sportwagen aber heute wird jedem Auto eine Sportlichkeit aufgezwungen. Leider. Nicht alles muss bretthart sein.
Stichwort hart: ja, das Fahrwerk ist dennoch recht "fest" eingestellt. Im V70 ist es ein Gleiten - nicht auf Citroen Niveau aber dennoch sehr weich. Im XC40 ist es fast Golf GTI hart und das gefällt mir persönlich nicht. Aber ich denke nicht, dass ich der Zielkunde für ein SUV oder CUV bin... Eher der Abneiger!
Die Lenkung arbeitet butterweich, sehr präzise und direkt. Der Wendekreis übersteigt dem meines V70 gefühlt um eine Autobreite. Mein typischer Testkreis musste in 2 Zügen genommen werden. Für ein SUV welches vorwiegend in der Stadt bewegt werden wird, leider zu viel. Dass auch weniger geht, zeigen die Kompaktwagen, wie der Tipo, mit ähnlichen Abmessungen.
Die Sitze sind - Volvo-typisch - sofort perfekt und ergonmisch. Aufpreis für Ergositze? Nicht bei Volvo! So kenne und liebe ich die Volvo Sitze. Noch nie stieg ich mit Rückenschmerzen aus einem Volvo aus. Aus VW, Fiat, Ford und Opel aber häufiger. Die Sitzbedienung/Einstellung ist einfach und erschließt sich einem sofort. Lenkrad einstellen? Zitat vom ehemaligen VW Chef: es scheppert nichts!
Sitzt man gut, sieht man gut. Zu dem Thema komme ich auch später in einem höheren Gang
Im Tacho sind die Darstellungen super. Die Qualität der Grafiken hochwertig und es ist alles genau da zu sehen, wo es sein sollte. Ich habe nicht zu sehr herumgespielt, wollte ja nicht alles bearbeiten
Die Kanten stehen dem XC40 gut. Klare Linienführung. Keine unnötigen Spielereien wie Kanten und Sicken neben Kanten und Sicken neben Kanten und Sicken
50 Km/h sind erreicht, der 5. Gang ist fällig: die Übersicht. Heute ein eigenes Thema, da es hier ziemlich wichtig ist. Sitzt man im Fahrersitz, ist die Aussicht nach vorne gut. Man sieht was vor einem passiert - beim Fahren. Unmittelbar vor dem Auto sieht man aber wenig. Dem geschuldet ist die hochliegende Motorhaube mit einem relativ steilen Kühlergrillwinkel. Eine Ahnung wo das Auto wirklich endet, kann man dem nicht ganz entnehmen. Ich bin keiner, der im Auto tief sitzt. Ich sitze gerne in einer guten, relativ hohen Position. Hier saß ich genauso und irgendwie: das gefiel nicht. Die Haube hat eben einen Knick zu viel drin
Das schlimmere Übel ist die Rücksicht und die Sicht nach schräg hinten. SEHR schlecht. Ohne Rückfahrkamera und Piepser ist das Heck kaum zu manövieren. Eine Einschätzung wo das Auto tatsächlich endet ist fast nicht möglich. Zum Vergleich: mein deutlich längerer V70 hat eine riesige Heckscheibe mit perfekter Rundumsicht. Man sieht genau wo man auf der Straße steht ohne dass man eine Kamera benötigt. Kamera und Piepser sind hier Pflicht. Seitlich ist es noch schlimmer. Durch die riesigen C-Säulen ist eine Sicht nach schräghinten unmöglich. Man MUSS die Spiegel genauestens einstellen und hoffen, dass man nichts trifft. Das ist sogar auf der Autobahn ein Problem, wie ich heute selbst gemerkt habe. Ich bin aus der linken Spur beim Überholen eines Golfs der in der mittleren Spur geschlichen ist rechts auf die rechte Spur rüber. Ich habe mehrmals den Schulterblick gemacht, sogar vorgelehnt und auf die Spiegel geachtet, sogar MIT Totewinkelsensor und nichts gesehen und plötzlich hupt der rechtsüberholende Mini Countryman laut. Den habe ich NICHT gesehen. Nirgendswo. Ich habe ihn weder im Spiegel noch durch die Seitenscheiben gesehen und wenn selbst der Totewinkelwarner nichts merkte, ist das irgendwie kontraproduktiv!
Das Design ist eben hier nicht gerade von Vorteil beim Fahren. Zwar will dass keiner im Volvo stirbt, aber andere umbringen weil man nichts sehen kann, ist auch nicht hilfreich!
Eine weitere Frage ist: was ist mit Kinder die hinten sitzen? Im Kindersitz seitlich rauszuschauen ist unmöglich. Der Sitz zu tief, die Seitenlinie zu hoch. Für Kinder häufiger ein Problem und das kann schon Übelkeit mit sich bringen. Gut, mir kann das egal sein, aber das sollte bei Leuten mit Kindern oder Kinderwunsch nicht unterschätzt werden.
Wenn ich eine Betriebsanleitung lesen muss um zu wissen wie ich - sagen wir mal - die Uhr einzustellen, dann stimmt was nicht. Manche Sachen gehören weiterhin als Schalter/Taste/Regler und dazu gehören Temperatur und Lautstärke. Lautstärke hat Volvo sowohl in der Mittelkonsole als auch am Lenkrad realisiert. Temperierung dagegen nicht. Das geht nur mit auswählen der zu temperierenden Seite, Menü geht auf, entweder solange +/- drücken bis die Temperatur erreicht wurde oder sie direkt auswählen. Alles ohne Feedback. Die Augen müssen aktiv von der Straße genommen werden. Nein. Das ist scheiße und dabei bleibe ich! Wie schwer ist es einen Grundregler für Temperatur und Lüftung stehen zu lassen? BMW schafft es im günstigeren Mini. Warum nicht Volvo im deutlich teureren XC40 oder bei allen Modellen?
Das Grundmenü des Touchscreens ist soweit okay. Aber - mag sein dass ich das nicht gefunden habe - die Umschaltung von FM zu DAB ging nur über Auswahl am Lenkrad... Wahrscheinlich habe ich den Punkt im Radio nicht gefunden, aber das ist nicht logisch. Es sollte schon bei der Auswahl der Audioquelle auftauchen. Ich muss nicht irgendein Dropdownfeld anklicken müssen um dann irgendwo "DAB" aus einer Reihe von Möglichkeiten haben. DAS konnte sogar der Tipo besser. Auf dem Punkt "Audio" wurde direkt angezeigt welche Quellen man hatte, ob sie funktionierten oder nicht
Die Bedienlogik ist nicht zufriedenstellend. Vielleicht, wenn ich es hätte, ist es nach einer längeren Nutzung wieder logischer, aber muss das sein? VW schafft es Fahrzeuge zu bauen, die selbst für Ungeübte sofort logisch bedienbar sind. Vielleicht ist die nächste Generation von "Volvo OS" besser als die noch verwendete in den bisherigen Modellen...?
Und jetzt einparken im R Gang: mein Resümee? Quirkig und lebendig mit einigen Schwächen und nichts für mich. Die gravierendste ist die rückwärtige Sicht. Bei einem Neupreis von kanpp 65.000 EUR hätte ich mir da mehr Technik gewünscht, welches die Sicht besser ergänzt. Ungefähr wie das Hyundai Kamerasystem, welches im Tacho dann eine Kamerasicht des jeweiligen Spiegels wohin geblinkt wird aus einem Weitwinkel darstellt. Das wäre hier hilfreicher. Oder noch einfacher: eine bessere Rundumsicht durch ein besseres Design ermöglichen. Es spricht nichts gegen das Design als Solches, aber dann muss man die bereitwillig in Kauf genommenen "Makel" durch andere Möglichkeiten aus - Kameras, Spiegel mit großem Weitwinkelspiegel usw.
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Sun Oct 08 00:09:13 CEST 2023 |
Swissbob
Sehr guter Bericht
Eine Anmerkung beim nassen DSG spielt die Schaltgeschwindigkeit beim Verschleiss keine Rolle .
Mon Oct 09 21:40:30 CEST 2023 |
astra33
Interessante Aussagen. Habe selber 2020 eine ausführliche Probefahrt mit einem XC40 T3 (3-Zyl. 163 PS) gemacht und mich konnte das Gefährt nicht überzeugen. Deshalb fahre ich auch heute immer noch in meinem V40 II 2015 herum mit inzwischen 220'000km. Heute wieder eine Fahrt mit 150km-Strecke und bin immer noch sehr zufrieden mit dem Fahrzeug.
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