Fri Dec 17 19:43:58 CET 2010 | GaryK | Kommentare (1) | Stichworte: LPG Grundlagen
Und nun kommen wir zur vollsequenziellen Anlage. Diese heißt vollsequenziell, weil die Gasanlage dem Benzinsteuergerät vollständig nachfolgt und kein eigenes Kennfeld mehr benötigt. Damit wird durch die Anlage nur noch sichergestellt, dass die zu einer Benzinmenge und damit Benzineinspritzdauer X gehörige Gaseinblasdauer Y bereitgestellt wird. Dabei entspricht die stöchiometrische Menge Benzin X der von Gas Y. "Details" wie Lambdaregelung, Lastanfettung und was alles dazugehört ist und bleibt Aufgabe des Benzinsteuergerätes. Aufgabe des Gassteuergerätes ist es lediglich, das Benzinsteuergerät nicht merken zu lassen, dass der Wagen gerade mit was anderem als dem teuren Superbenzin läuft.
schema-gasanlage-prinsWie aus dem Prins Schema zu erkennen ist hat jeder Zylinder sein eigenes Einblasventil. Dieses muss möglichst dicht am Benzineinspritzventil liegen und darf nicht irgendwo "in der Pampa" einblasen.
Warum ist auch leicht zu verstehen. Ein Kolben bewegt sich, damit bewegt und schwingt Luft im Ansaugtrakt. Schwingung bedeutet Luftdruckänderung und Systeme sind an den Enden bezüglich des Gegendrucks festgelegt. Stichwort Schwingung und offenes bzw. geschlossenes Ende, da haben Ansaugtrakte und Schaltsaugrohre erstaunlich viel mit Orgelpfeifen gemeinsam.
Den niedrigsten Druck hat man in der Nähe des Einlassventils wenn der Kolben mit Schwung nach unten saust, den höchsten ganz am Ende nahe des Luftfilters. Dazwischen kann man je nach Resonanz für wenig garantieren. Einlaufende Druckwellen können am geschlossenen Einlassventil reflektiert werden und zurück laufen, diese schwankenden Gegendrücke im "Niemandsland" sind für die Dosiergenauigkeit der Injektoren gar nicht gut. Bei jeder Düse ist der Fluss proportional zur Wurzel des Differenzdrucks - zumindest bei turbulenter Strömung und da arbeiten diese Injektoren. Daher sollte die Düse reproduzierbare Druckverhältnisse sehen und keine lastabhängig-zufälligen.
Zudem muss das Gas bei langen Schläuchen und/oder weit entfernten Eingaspunkten einen längeren Weg bis in den Zylinder zurücklegen. Dazu ist eigentlich nur während der Ladenöffnungszeiten des Einlassventils gute Gelegenheit. Ansonsten gilt: "Du kommst hier nicht rein", warte bis wieder offen ist. Ne dumme Idee wenn man gerade voll aufs Gas steigt und der Kraftstoff chronisch verspätet kommt. Freut vor allem moderne Algorithmen zur Lambdaregelung. Die geht davon aus, dass "jetzt fett" auch ein "fett" bewirkt und nicht "nächstes mal Schatz, ich hab ne lange Anreise."
Diese Einblasschläuche dürfen je nach Hersteller etwa 20-30 cm lang sein. Femitec schreibt bei der STAG 300 maximal 20 cm vor, BRC irgendwas unter 40 cm. Der Hintergrund ist relativ einfach zu verstehen: Ein Einlassventil ist theoretisch über eine halbe Kurbelwellenumdrehung geöffnet (Ansaugtakt). Diese Zeitspanne liegt bei 6500 RPM bei etwa 5 Millisekunden. Die Schallgeschwindigkeit in Gasen liegt bei rund 330 m/s, also je Millisekunde etwa 33 Zentimeter. Man will das Gas ja nicht grundsätzlich vor dem sich schließenden Ventil parken, das passiert bei Volllast noch früh genug. Da sind die Einspritzzeiten durchweg länger wie die Einlassventil-Ventilöffnungszeiten. Im alltagsrelevanten Teillastbereich mit mittleren Drehzahlen, gedrosselter Luftzufuhr und damit kurzen Einblaszeiten ists andersrum. |
Thu Apr 23 10:52:17 CEST 2015 | Schattenparker52162
;-)
Unterhaltsame und informative Erklärung!
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