Fri May 27 18:36:06 CEST 2016 | VentusGL | Kommentare (8) | Stichworte: A4, Audi, B7/8E
So liebe Leser, jetzt geht’s weiter in der Reihe – die beiden Cabriolets waren vom Hof und die Besichtigung des Neuen stand an. Der Wagen (mein drittes Auto) sollte kein Cabrio mehr sein, viel mehr hatte ich Lust auf eine gut ausgestattete Reiselimousine. Beziehungstechnisch waren einige Kilometer Autobahn zurückzulegen, da ist ein Auto mit festem Dach wesentlich komfortabler und angenehmer zu fahren.
Der Termin war ausgemacht und schon war ich vor Ort. Da stand er – ein schwarzer A4 B7 2.0 TFSI mit dem schönen Zusatz „S-Line“. Genaugenommen hatte sein Blech in Phantomschwarz gefühlt ein Jahr lang keine Waschanlage mehr gesehen. Die wunderschönen originalen S-Line 17 Zöller auf 235er Reifen rundum waren dermaßen schwarz, dass ich Bedenken hatte, die jemals wieder sauber zu bekommen. Auch die schicken Endrohre links und rechts waren fast so schwarz wie der Lack; einfach nur schrecklich. Der Blick in den Innenraum war leider nicht besser. Die Sportsitzgarnitur hatte den Staubsauger ebenso lange nicht gesehen, wie der Lack die Waschanlage und auch die Bedienelemente das Microfasertuch – wie konnte man so einen Wagen so verkommen lassen?! Tja die Begründung des Verkäufers war eine einfache: er war am vorherigen Tag auf einem Junggesellenabschied und hatte keine Zeit den Audi zu waschen. Zumindest war alles ganz und intakt – wenn auch extrem dreckig. Najaa...auf ging es trotzdem zu einer Probefahrt.
War das ein tolles Gefühl – nach etwas Warmfahren ging es mit 200 Turbopferdchen zur Sache. Das dicke S-Line Lenkrad und der sportliche Schaltknauf mit perforiertem Leder lagen 1 A in der Hand und die 6-Gänge ließen sich präzise und knackig druchschalten.Auch die Sportbestuhlung in Teilleder bot einen perfekten Sitz für den Piloten. Der Audi marschierte sagenhaft und lag dank sportlicher Fahrwerksabstimmung ideal auf der Straße. Ich war schwer beeindruckt nach meinen vorherigen schweren und leistungsschwächeren Cabriolets, dieses solide Auto zu fahren.
Der gute Wagen im schlechten Zustand machte es mir in der Entscheidung nicht einfach. Ich sagte zu mir, der Audi kann nichts dafür, dass sein Besitzer ein Ferkel ist – den kriege ich wieder hin. Der Preis war fair, die Ausstattung auch nicht verkehrt und das Scheckheft lückenlos gepflegt. Ich kaufte ihn schließlich und wusste, dass ich vorerst einiges daran zu tun hätte – das war ja kein Zustand! Zum Glück beschäftige ich mich gerne mit meinem Auto. Das volle Programm der Waschanlage ließ den Ingolstädter in neuem Glanz erscheinen. Nur die Felgen hatten etwas mehr Aufmerksamkeit verdient. Letztendlich war der Lack und auch die Felgen in einem hervorragenden Zustand – keine Kratzer, keine Dellen oder Bordsteinschäden. Vielleicht war dies der Konservierung durch Dreck und Bremsstaub zu verdanken ?!
Naja im Innenraum ging es dann weiter: Euro Münzen, Waschanlagenchips (der war tatsächlich mal da) und einen USB Stick hatte ich also miterworben. Nach dem auch hier gesaugt, gewischt und gelüftet wurde, konnte ich mich endlich an meinem Auto erfreuen.
Insgesamt bin ich den Audi 1,5 Jahre gefahren und habe damit knapp 30tkm zurückgelegt. Das war finanziell kein Spaziergang, da der TFSI mit SuperPlus versorgt wurde und die Preise damals extrem hoch waren. So teuer musste ich noch nie tanken wie damals –1.779 € /l, dafür machte es mächtig Spaß aufs Gas zu drücken und auch die Reparaturen hielten sich in Grenzen. Der Motor war mit 5W-30 Longlife Öl geschmiert und war ein richtiger Ölbrenner. Einen Liter / 1000km musste ich nachfüllen und das Zeug war teuer. Nach etwas Recherche im geliebten MotorTalk hatte ich vom 5W-30 auf das 0W-40 Mobil New Life gewechselt. Und siehe da, der Ölstand stabilisierte sich und die Schalldämpferblenden blieben länger glänzend. Der Ölverbrauch ging auf etwa 1l / 5000km zurück und das Problem war tatsächlich im Griff (Exkurs: mein Bruder fährt den TT mit der 2.0 TFSI Maschine, auch hier ging nach dem Umstieg auf das Mobil Öl der Ölverbrauch deutlich zurück).
Eines Tages bemerkte ich, dass bei zügigem Gasgeben nach dem Schaltvorgang die Leistung nicht sofort da war – ein riesiges Turboloch entstand dabei. Desto heftiger man auf das Pedal drückte, umso langsamer kam der Wagen in die Puschen. Der Übeltäter war – dank MotorTalk – schnell gefunden: das Schubumluftventil, beim Freundlichen als Entlüftungsventil geführt, am Turbolader. Aufgabe des Bauteils war es, bei Lastabfall zu entlüften, damit beim Vom-Gas-Gehen der Turbo auf Drehzahl bleiben konnte und nicht durch das Schließen der Drosselklappe an Drehzahl verliert. Da das Ventil aber defekt war, bremste es die Turbine aus, sodass beim Gasgeben diese erst wieder hochdrehen musste. So hatte ich das damals recherchiert und Sinn machte es auch. Also kam der Audi auf die Bühne, und das Teil, befestigt mit 3 Schrauben am Turbo, wurde ersetzt – der hatte vielleicht wieder Power! Ich hab mir eingebildet, dass das Ventil vermutlich schon bei Kauf nicht mehr zu 100% funktionierte, da er so grandios lief, wie nie zuvor!
Das nächste Surprise machte mir der Audi immer wieder an der roten Ampel. Im Stand fing er sich an zu schütteln wie ein nasser Hund und die Motorkontrollleuchte (MKL) ging an. Sobald man das Gaspedal berührte, war es sofort weg und alles normal. Diesen Fehler zu finden war etwas aufwendiger. Zunächst wurden die in dem Fall typischen Verdächtigen ausgetauscht: Kurbelgehäuseentlüftung bestehend aus Schlauch + Ventil. Daran lag es aber leider nicht, Gemisch im Leerlauf immer noch nicht stöchiometrisch (Luft/Sprit Verhältnis falsch, Lambda ungleich 1). Der Freundliche konnte sich auf die Schnelle auch nichts zusammenreimen und wollte den Wagen behalten. Die Ansteuerung einiger Bauteile ergab keinen Befund und das System war auch dicht – sehr seltsam und im Forum kam ich auch nicht weiter.
Da stand ich vor offener Motorhaube, lauschte dem angeblich TFSI-typischen, dieselähnlichen Nageln und blickte auf den TURBO Schriftzug der Motorenabdeckung. Ich bemerkte, dass dieses besondere Nageln immer wieder einsetzte und nachließ. Ob das so sein musste? Keine Ahnung, ich fing jedoch an nach der Quelle zu suchen. Nach einer Weile war diese lokalisiert – ein kleines schwarzes Ventil unter der Abdeckung, rechts oben am Triebwerk. Laut Forum wird das Teil als das „Tankentlüftungsventil N80“ bezeichnet. Die Aufgabe davon ist es, Gase aus dem Kraftstofftank, die dort über den Aktivkohlefilter abgeleitet werden, dem Verbrennungsprozess zuzuführen – und das Schubweise. Nun, das macht es definitiv, das konnte man hören. Was jedoch viel interessanter war, ist die Tatsache, dass dieses N80 zwar in den Augen des Freundlichen beim Ansteuern funktionieren und trotzdem einen mechanisch defekt aufweisen kann. Das ist dann der Fall, wenn es nicht mehr richtig schließt – der Test dazu lautet: ausbauen und gegen die Durchflussrichtung stark pusten. Gelesen – getan! Und tatsächlich, ich konnte bei starker Anstrengung gegen den Durchfluss pusten. Also besorgte ich ein neues, 2 Schellen gelöst, eingebaut und Motor an: er schnurrte gleichmäßig wie ein Kätzchen und nach 10 Sekunden etwa war auch die MKL aus – juhuu!
Das waren bis auf die quietschenden Bremsscheiben der Hinterachse die einzigen Schwierigkeiten mit dem Audi und ich würde sagen auch allesamt typische Fehlerbilder beim TFSI-Motor.
Ansonsten bin ich den Audi wirklich sehr gerne gefahren. Man merkte gegenüber dem BMW E46 - ein entwicklungstechnisches Kind der 90er Jahre - dass der Audi moderner und fortschrittlicher war. Ich habe durch den Wagen viel über die darin verbaute Technik gerade im Hinblick auf die Aufladung gelernt, wie damals auch beim Golf 3 und habe ihn verkaufen müssen, da sich bedingt durch mein Studium die bevorstehende Zeit noch viel mehr fahren musste. Ich wurde zum Wochenendpendler und wollte die vielen Kilometer weder meinem Geldbeutel noch dem A4 zumuten. Eine schöne Zeit ging zu Ende, mein erster Diesel-Kauf stand bevor und eins war sicher: nicht mehr unter 200 PS
Weiter geht es im nächsten Artikel, vielen Dank für das Lesen und Eure Geduld! |
Sat May 28 14:16:12 CEST 2016 | Turboschlumpf6
Schöner Artikel! Danke.
Finde diesen A4 besonders als Limo cool.
Mich interessieren die Defekte und deren Ursachen besonders. Das hast Du ja super beschrieben.
Sat May 28 18:50:12 CEST 2016 | VentusGL
Vielen Dank!
Sat May 28 19:27:18 CEST 2016 | scion
Interessanter Bericht... das war auch die letzte Generation Audi die noch cool aussah.
Sat May 28 21:25:07 CEST 2016 | PIPD black
Das war die erste Generation A4, die richtig bescheiden aussah.
Zumindest diese unförmigen Scheinwerfer empfand ich damals wie heute als sehr unschön.
Mon May 30 10:41:09 CEST 2016 | PS-Schnecke51866
Immerhin hatte er als Exeo ein zweites Leben bekommen ,mit so einem Audi habe ich meinen Führerschein gemacht allerdings mit Diesel und Quattro.
Mon May 30 18:23:27 CEST 2016 | Schlawiner98
Interessanter Artikel. Allerdings hast du, (glaube ich zumindest), nichts zum Kilometerstand geschrieben. Ich finde, dass der B7 mit S-Line-Paket wirklich gut aussieht. Dazu noch in schwarz, wirklich sehr schick. Wobei auch ich sagen muss, dass mir der B6 noch deutlich besser gefiel
Mon May 30 20:59:21 CEST 2016 | VentusGL
Ja es gab noch das S-Line Exterieur, was meiner nicht hatte. Aber in schwarz als Limo in der Tat sehr selten, 80% sind bekanntlich Avant. Km-Stand lag bei Verkauf bei knapp 130 tkm - eher wenig. Als Vielfahrer steht beim TFSI dann schon bald der Zahnriemenwechsel an (bei 180tkm) und die hätte ich schnell erreicht.
Sat Sep 10 01:04:45 CEST 2016 | Schattenparker134362
Bei dem Ölverbrauch war vermutlich nur die Kurbelgehäuseentlüftung dicht. Ich weiß, nützt dir nicht mehr viel, aber 1l auf 1000km oder auch 5000km sind definitiv zu viel, es sei man fährt wie eine Sau. Fährt man normal ist da immer was nicht in Ordnung, entweder undicht oder halt dicht. Gerade bei Turbomotoren ist das enorm. Weil ein Turbo keine Wellendichtung hat sondern nur dicht ist wenn die Drücke überall stimmen. Und das tun sie nicht wenn die Kurbelgehäuseentlüftung zugesetzt ist. Dann drückt es Öl aus dem Turbo...
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