Mon Jun 27 17:34:14 CEST 2022 | Badland | Kommentare (13) | Stichworte: Fehmarn, Hobby-Wohnwagenwerk, Nordkapp, Norwegen, Schweden, Vantana
Nach den unschönen Ereignissen vom Vortag, gings also weiter Richtung Nordkapp. Bis Alta waren es laut Strassenschild 492km, mal sehen wie weit ich komme.
Ich kam langsamer voran als ich dachte, die E6 ist eben die verkehrstechnische Hauptschlagader bis nach Kirkernes nahe der russischen Grenze. Aufgrund der Spannungen habe ich dort auch einiges an Militär gesehen, aber nur nebenbei. Die Schengen-Sonderegel dass Norweger und Russen die innerhalb einer 30km Zone wohnen, Visafrei hin und her reisen können ist gerade eh ausser Kraft gesetzt.
Lange Rede kaum einen Sinn, dass was einen aufhält sind nicht die LKWs - die fahren als würde es Morgen verboten werden - sondern die Bauarbeiten an der Strasse an sich. Manchmal sind es gewöhnliche Baustellenampeln, mal sind es Baustellen wo ein "Follow me" Fahrzeug vorne wegfährt. Das heißt pro Baustelle geht da schon mal 15 - 20min verloren. Dazu kommen noch Abschnitte die wegen einer temporär fehlenden Fahrbahndecke nur geschottert sind, da fährt man ja auch nicht mit 80 - 90 drüber. Hätten wir einen norwegischen Verkehrsminister, wären unsere maroden Brücken im Nu repariert oder es würde einfach ein Tunnel gebaut. Diese Bauwerke gibt entlang der Strecke nämlich reichlich. Aus irgendeinem Grund kam mir in Setermoen meine AdBlue Einspritzung in den Sinn, deshalb habe ich an einer Tankstelle einen 5l AdBlue Kanister gekauft. Direkt an der AdBlue Säule ging es nicht, weil ich dafür eine spezielle Tankkarte gebraucht hätte. Bevor ich dem Tankstellenkassierer das klar gemacht hätte, war der Kauf des Kanisters zwar teurer aber auch einfacher.
Die E6 geht bis hinter Alta entlang der Wasserlinie der Fjorde, in Nordkjosbotn hätte man nach Tromsö abbiegen können. Dort oben wird es quasi nicht mehr dunkel und die "Nacht-Sonne" sorgt ja immer noch für Lichtverhältnisse die der heimischen Nachmittagssonne entsprechen, deswegen lautete meine Idee zuerst bis Nordkapp durchzufahren und dort gegen 22 - 23 Uhr anzukommen - Schlechte Idee. Obwohl ich die letzten Tage Ausdauerfahrten gewöhnt war, machten sich bei Burfjord Ausfallerscheinungen bemerkbar. Also habe ich einen Stellplatz angesteuert, bis Alta waren es noch 60km, bis zum Nordkapp 300km. Nach dem Abendessen ging es auch fix in die Koje, ich wollte einfach liegen.
Nächsten Tag gings dann Final Richtung Nordkapp. Wenn ich dran denke dass ich die restliche Strecke noch am Vortag in einem Rutsch fahren wollte, war ich über meinen Durchhänger ziemlich froh. Hinter Alta kreuzten nämlich in regelmäßigen Abständen Rentier-Herden die Strassen. Diesen Herden kann man nur schlecht ausweichen, da heißt es nur langsam hinterher fahren oder warten. In Skaidi fand ich an der T-Kreuzung Hammerfest/Nordkapp an der Tankstelle eine öffentliche V+E Station für WoMos vor, die merkte ich mir für den Rückweg. In Olderfjord ging es dann auf die E69 die letzten Kilometer zum Nordkapp (128km), gefühlt hat diese Strecke genauso lange dauert wie die 300km davor.
Es fährt wirklich alles zum Nordkapp, Wohnwagengespanne, Fahrradfahrer, Bullis, WoMos der Kategorie Luxusliner oder Offroad-Monster. Enge Strassen, Baustellen und kaum vorhandene Haltebuchten bremsten den Schnitt, war auch nicht weiter tragisch weil ich die Aussicht so besser genießen konnte. Die letzten 30km dorthin sind Achterbahnartig, lange Strecken Bergauf und dann auch wieder Bergrunter. Die Landschaft rechts und links der Strecke recht Karg.
Ich hab mir von einer Arbeitskollegin die schon mehrfach in Norwegen war sagen lassen, dass das Kap weniger spektakulär ist als von vielen immer behauptet - sie hatte Recht. Zwar ist das Parken mittlerweile Gratis, der Eintritt in die Nordkapp-Halle kostet aber 260 NOK. Zudem hat er Parkplatz Themenpark Atmosphäre und Busladungen mit Kreuzfahrt-Touristen deren Schiffe in Honningsvag liegen. Ich bin zwar auch Teil dieser Touristen, ich finde es aber trotzdem befremdlich wie die Massen von Fotopoint zu Fotopoint marschieren, kurz durch die Halle geführt werden und dann wieder mit dem Bus zum Schiff gebracht werden. Dementsprechend hatte ich auch keine Lust da oben zu Übernachten und habe mir deshalb auf dem Rückweg nen Plätzchen gesucht.
Am nächsten Tag habe in Skaidi an der V+E Station gehalten und danach noch für "günstige" 2.38 Euro getankt. Während es am Vortag noch ziemlich bewölkt war, kam auf dem Weg nach Süden mehr und mehr die Sonne raus. Auf dem Plateau war es 4°C mit einem feuchten Wind, alles andere hätte ich auch als unpassend empfunden. Der Rückweg nach Narvik war eine der besten Erfahrungen die ich auf der Tour gemacht habe. Ich bin noch näher am Wasser entlang gefahren, die Sonne und die wenigen Wolken haben eine Atmosphäre und eine Aussicht erzeugt, die ich so selten gesehen habe. Nah am Wasser schimmerten die Fjorde in Grün-Blauer Farbe, während der Pausen ging ein leichter Wind so dass die Sonne nicht zu sehr brannte. Auf dem Weg zurück gab es einen Unfall, ein Einheimischer war wohl zu schnell und hat seinen Kombi in die Leitplanke gesetzt. Kurz vorher sprühte es bei meinem Vordermann Funken aus dem Bereich der Hinterachse. Sein Hilux mit Wohnkabine hat das Gefälle wohl nicht ganz so gut verkraftet Durch Warnblinker habe ich vorsichtshalber nach hinten gewarnt.
Zurück in Narvik habe ich den einen oder anderen wieder gesehen, der auch auf dem Nordkapp Parkplatz stand. Ob es jetzt Pietätlos war oder nicht sei dahin gestellt, schriftlich verboten war es aber nicht. Ich habe an einer Kriegsgedenkstätte der Schlacht um Narvik übernachtet. Bis nach Trondheim waren es 800km, da ich kein Ziel mehr hatte bin ich entspannt Richtung Süden. In Fauske - es war ca. 13 - 14 Uhr - dachte ich erst an eine Übernachtung habe mich dann dagegen entschieden, weil es noch Früh war und der Platz zwar sauber, auf den zweiten Blick irgendwie langweilig war. Weil ich schon mal da war, habe ich fix ein paar Sachen eingekauft. Es folgten gefühlt 20 Tunnel, der ein oder andere Campingplatz machte einen guten Eindruck, bis mir bewusst wurde dass es noch ein paar Kilometer zum Arctic Circle Center waren. Das Tagesziel war somit gesetzt und es war Zeit für Kaffee. Das Center bestand aus einem Restaurant, Inforäumen und Souvenir-Shop. Erst gegen Abend wurde es voller, davor hatte es eine Autobahn-Charakteristik, also viel an- und abfahrender Verkehr.
In Mo i Rana hätte die Möglichkeit gehabt nach Schweden zu wechseln und mein Auto meldete AdBlue Armut, also rechts ran und rein mit dem Kanister den ich in Setermoen gekauft hatte. Eigentlich hätte ich vorgehabt hinter Trondheim die E39 Richtung Molde um die Atlantikstrasse zu fahren, aber nur für diese 8km >354km Gesamtstrecke auf mich nehmen?! Die nehme ich ein anderes Mal mit. Auf dem weiteren Weg zurück nach Schweden der mich eigentlich nach Torsby auf den Campingplatz bringen sollte. Es kam wieder anders, nun fand ich mich an der E3 mit der Stor-Elgen Statue (Big Silver Moose) wieder. Der weltweit größten Elch Statue, diesen Titel hatte davor die Mac the Moose Statue in Kanada. Da bis heute jedes Land behauptet seine Statue wäre größer und die Angaben im Netz sich immer gegenseitig widersprechen, lasse ich es mal so im Raum stehen
Bei Kongsvinger übernachtete ich also das letzte Mal in Norwegen. Dort entstand auch mein "Instagram-Fake". Auf dem Foto sah es so aus als ob dort alleine war, dabei standen noch 4 andere WoMos rundrum. Dieses Foto ist also meine Parodie auf die oft "perfekten" Instagram Fotos
In einer Esso-Tankstelle wurde ich irrtümlicherweise für einen Norweger gehalten, weil ich eine norwegische Zeitung kaufte die für meine Arbeitskollegin gedacht war.
In Schweden wollte eigentlich noch 2 Nächte verbringen um wenigstens einen Tag Mal nicht zu fahren. Daraus wurde ein schwieriges Unterfangen, weil Mittsommer Saison ist. Das heißt höhere Preise und höhere Mindestanzahl für Übernachtungen. Am Vänern fand ich einen ruhigen Stellplatz mit Sanitäranlagen in Hafennähe. Weil ich zu Anfang noch nicht wusste wann ich wieder im Süden bin habe ich keine Rückfahrt gebucht, zum großen Pech bockte das Buchungsportal von Scandlines. Nach 2 Stunden konnte ich dann eine Rückfahrt buchen, diese war dummerweise für den nächsten Tag angesetzt. Ich dachte mir nur "F**K!". Hieß also früh Aufstehen und los, bis nach Puttgarden waren noch ca. 610km. Glück im Unglück, südlich des Vänern beginnen die Schnellstraßen und Autobahnen, so kam ich gut vorwärts. Gegen Mittag war ich in Malmö, gegen Nachmittag in Rödby.
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Mon Jun 27 20:48:45 CEST 2022 | cueppi
Oh man, da packt mich jetzt ganz heftig das Fernweh, wenn ich den Blog hier lese. Mein Besuch am Nordkap datiert vom Sommer 1980 mit Zelt. Fahrzeug war ein VW Golf 1 mit 70PS. Um keine Platzprobleme für 2 Leute im Auto zu haben, wurde vorab die Rücksitzbank ausgebaut. So war genug Platz für Campingausrüstung und Lebensmittelvorräte.
Die Strecke Richtung Kirkenes habe ich teilweise als "Sandpiste" in Erinnerung, die Heckscheibe war immer voller Sand.
Weiterhin gute Fahrt!
Mon Jun 27 21:08:55 CEST 2022 | bronx.1965
Super schön geschrieben und danke für die tollen Bilder. Habe alle Berichte bis jetzt gelesen und schwelge, angestiftet durch deine tollen Bilder, in Erinnerungen.
Daumen dafür!
Mon Jun 27 21:30:47 CEST 2022 | Badland
Danke Danke
Es kommt noch ein Resümee wo ich nochmal ein paar Landschaftsbilder reinpacke Insgesamt sind über 400 Fotos entstanden
Mon Jun 27 21:34:10 CEST 2022 | bronx.1965
Das liest sich doch gut!
Mon Jun 27 22:05:09 CEST 2022 | saddler-gid
Da schließen wir uns an und bedanken uns auch bei Dir für die schön geschriebenen Berichte und die tollen Bilder.
Norwegen steht definitiv auch noch auf unserer Liste, aber jetzt ist erst Mal Südschweden dran.
Mit jeweils drei Wochen Urlaub geht das von hier aus halt nur etappenweise...
Mon Jun 27 22:44:59 CEST 2022 | PIPD black
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Irgendwann machen wir wieder ne Tour nach Norden. Dann mit Polarlichtern, Elchen und Nordkap.
Mon Jun 27 23:15:24 CEST 2022 | Badland
Dafür das in Skandinavien Elche an jeder Ecke zu finden sein sollen, hab ich nur 3 Stück gesehen und einer davon war ne Statue
Tue Jun 28 07:09:45 CEST 2022 | PIPD black
Wir haben auch nur die Spuren im Schnee an unserer Hütte gesehen.
Tue Jun 28 17:54:12 CEST 2022 | bronx.1965
Lohnt sich! Erinnerungen...
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Tue Jun 28 19:05:46 CEST 2022 | PIPD black
silence is golden…..sagst du doch immer.
Tue Jun 28 19:06:48 CEST 2022 | bronx.1965
Genau! Sage ich.
Tue Jun 28 21:11:57 CEST 2022 | Badland
Ich werde Morgen nochmal zwei Videos zusammen Frickeln und dann kommt das Fazit
Fri Aug 12 08:45:05 CEST 2022 | PPx
Das war ja zum Schluss ein ziemlich schneller Sprint durch Schweden vorbei an allem was sehenswert ist. SCHADE!
Deine Antwort auf "Auf dem Weg zum Nordkapp - Bis zum Kapp und zurück"