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Sat Dec 18 13:47:05 CET 2021    |    der_Derk    |    Kommentare (18)    |   Stichworte: BMW, E83, X3

BMw X3
BMw X3

Mal schnell noch einen Artikel dieses Jahr schreiben, nicht dass es heißt ich hätte 2021 nichts geschafft ;).

 

Anlass gab wieder einmal der bayerische Patient - mein X3. Wie ich so des Nächtens an der Ampel hinter einem weißen Kleintransporter stehe, beschleicht mich der Eindruck, dass die Beleuchtung beifahrerseitig um Einiges pinker ist als sie sein sollte. Zuhause nachgesehen und bestätigt: Jupp, die Farbtemperatur deutet auf baldiges "kaputt" hin. Zwei Tage später ist das Farbproblem erledigt und durch Totalausfall ersetzt.

 

Was macht man in so einem Fall? Zunächst einmal die halbseitige Erblindung durch Nebelscheinwerfernutzung kompensieren. Ich weiß, semi-legal, aber gefühlt sinnvoller als die Simulation eines einspurigen Fahrzeugs. Dann recherchieren, was die Vertragswerkstatt in so einem Fall aufrufen wird: 350 Euro. Okay, ich mach's selber. Nun das Internet befragen, was denn ein vertrauenswürdiges Ersatz-Leuchtmittel wäre. Nach dem Erlernen neuer Abkürzungen (D2S, NBL, CBI, ...) einfach Osram OEM Standard bestellt (20 Euro pro Stück beim freundlichen Versandhändler mit der kürztmöglichen Lieferzeit), Infovideos zum Wechsel konsultiert: Alles ganz einfach, Haube auf, Deckel ab, irgendwas 45 Grad drehen und fertig.

 

Die Realität spielt sich bei 0 °C Außentemperatur dann doch etwas anders ab und scheitert im ersten Anlauf bereits bei "Deckel ab". Dieser ist unten an zwei Haltenasen eingerastet und verriegelt mit einer Lasche oben, die man mühelos durch Druckfunktion von oben hätte lösbar machen können. Das wäre aber viel zu einfach, stattdessen muss man von hinten horizontal mit einem möglichst breiten Schraubendreher einhaken und aushebeln, hat dabei die Gelegenheit die gesamte Mechanik final abzubrechen, und darf sich bereits auf der Fahrerseite mit Dingen wie dem Luftfilterkasten auseinandersetzen, der genau diesen Arbeitsweg behindert. Hat man es dann wundersamer Weise doch geschafft, den Deckel ohne ungewollten Materialverlust abzunehmen, muss das Zündgerät (für den Fachmann: Die Litronic) durch 45°-Drehung nach links abgenommen werden. Nun flutscht die Bajonett-Mechanik nach 15 Jahren und 160000 km nicht mehr so ganz samten wie am Tag des Ersteinbaus, und man arbeitet bei besagt niedriger Außentemperatur auch irgendwie immer gegen die Mechanik der Leuchtweitenregulierung an - da ist Gewalt keine Lösung.

 

Irgendwann dreht sich dann doch etwas, und mit einem leisen "Pling" verschwindet das Anschlusskabel zur Litronic in den Tiefen des Scheinwerfers. Wie sich herausstellt, ist dies eine ebenso erwünschte wie patentierte Funktion: Durch Drehung des Bajonetts wirft ein Dorn den vierpoligen Stecker automatisch aus. Genial - aber auch irgendwie unvorteilhaft, denn das verbleibende Kabel ist genau so lang, dass man es keinen Millimeter aus dem Scheinwerfergehäuse heraus bekommt; Man muss es also hinterher ebenso blind wieder einstecken wie man es wiedergefunden hat. Jetzt wäre der Moment für eine mechanische Kodierung gekommen um eine Verpolung zu verhindern, aber dieses Detail wurde offensichtlich eingespart. Entweder die Pinbelegung ist verpolsicher, oder ich habe eine faire 50:50-Chance.

 

Wer bis hierhin dachte, dass der eigentlich zu ertastende Überwurfring zuerst gedreht werden muss, hat sich getäuscht. Erst nach Demontage der Litronic kann man diesen lösen (wiederum gegen den Uhrzeigersinn), und natürlich sitzt der nochmal fester - denn er rastet zusätzlich zum Bajonettkranz um den Brenner herum noch durch vier weitere Halter ein, die man hinterher auch exakt treffen muss - nach wie vor blind, denn die Hand verdeckt den Zugang vollständig. Beim Einsetzen der Brenner noch darauf achten, dass natürlich nur eine Einbauposition passt, und der Glaskörper mit parallel geführtem Draht dabei nicht auf mechanische Belastungen ausgelegt ist.

 

Nun denn, nach ca. 20 Minuten ist die Fahrerseite geschafft, meine Finger gefroren, drei bis vier Abschürfungen scharfkantiger Kunststoffteile zieren den Handrücken, der Stecker wieder drauf, Zündung an, und - Halleluja, ich habe Licht! Okay, auf der Fahrerseite, das ist streng genommen noch keine Verbesserung, denn der Brenner war ja noch heile. Wird trotzdem getauscht, der Symmetrie halber. Die Beifahrerseite hingegen ist mal wieder speziell, denn Dank Xenon wartet dort der 7 Liter große Wischwassertank...

 

"Hey, mit Glück ist da nicht mehr viel drin" ... Ja, genau: Er ist voll. Nach Lösen der einzigen Halteschraube und Abstecken der Schweinwerferwaschwasserpumpe (56 Punkte beim Scrabble...) lässt er sich hinten immerhin soweit anheben, dass man an den Stecker des Füllstandssensors kommt. Den Sensor kann man mittels Bajonett losdrehen, sollte es aber nur tun wenn man den Inhalt des Tanks loswerden möchte - das Abziehen des Steckers genügt. Dafür muss man die Steckerverriegelung durch Druck von oben öffnen. Dummerweise ist oben dieses größere Teil hier im Weg, wie hieß es noch gleich - achja, der Tank. Steckerverriegelung unten war offensichtlich keine Option. Diverse Verrenkungen später liegt dieser soweit zur Seite, dass ich auch hier an den Scheinwerferdeckel komme, und wenn man weiß wie's geht, dauert der Wechsel des Brenners dann keine 5 Minuten mehr.

 

Finaler Funktionstest bevor alle Deckel wieder drauf sind und der Wischwassertank an seinem Ort: Geschafft.

 

Die Zusammenfassung liest sich jetzt dramatischer als es in vielen Fällen sein wird, wenn man es einmal gemacht hat geht's natürlich bei folgenden Versuchen erheblich schneller und Fluch-freier. Für mal eben "im Feld" tauschen ist die gesamte Konstruktion nicht gedacht, wobei man sie relativ einfach hätte verbessern können: Eine größere Öffnung im Schweinwerfer, eine Betätigung der Verriegelung von oben anstatt von hinten, ein längeres Kabel zum Zündgerät, genug Platz hinter den Scheinwerfern um überhaupt daran arbeiten zu können ohne wesentliche Dinge im Motorraum demontieren zu müssen, ...

 

Der Vorteil der Aktion: Wieder ein wenig gelernt, auch wenn ich das Gelernte bei diesem Fahrzeug vermutlich kein zweites Mal anwenden muss, angesichts der Lebensdauer der ersten Garnitur.

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Sat Dec 18 17:21:32 CET 2021    |    PIPD black

Das Auto hat viel zu lange gehalten. Da war nie ein häuslicher Austausch geplant.;)

 

Beim Passat 3BG hatte ich die Freude, dass die ganze Front runter mußte. Hatte aber den Vorteil, dass ich alles auf dem Stubentisch zusammenfrickeln und reinigen (wenn ich das damals mal gewußt hätte) konnte. Draußen war es herbstlich nasskalt und eine verf..kte Schraube des SW wollte partout nicht raus, weil auch alles verbaut war.

 

Den größeren Wischwassertank hab ich übrigens nicht gehabt, weil die Xenon-SW mehr Platz brauchten. Somit hatte ich immer Freude mit dem schnell leerenden Wassertank.

 

Meine Brenner haben allerdings nur 7 Jahre gehalten. Eigentlich waren sie schon nach 5 hin. Häufiges Ein- und Ausschalten sei Dank. Aber ließ sich halt nicht ändern.

Sat Dec 18 19:11:45 CET 2021    |    tartra

Gut mit Witz beschrieben ... Ich denke jeder echte Selbst- & Vollzeit-Schrauber kann zu 100% mitfühlen ... Das zwischen hippen DIY youtube Video und dann der Praxis am alten Blech/Kunststoff:D in der Realität dann doch mal gerne Welten liegen ...

 

Alles in allem gehört dein wagen noch zu den guten was den Leuchtmittelwechsel angeht, da gibt es noch ganz andere, ich nenne es mal klar Fehlkonstruktionen ...

Sat Dec 18 19:42:40 CET 2021    |    der_Derk

Zitat:

Das Auto hat viel zu lange gehalten. Da war nie ein häuslicher Austausch geplant. ;)

Angesichts der aktuellen Gebrauchtwagenpreise muss der auch noch 'ne Zeit halten... ;)

 

Zitat:

Alles in allem gehört dein wagen noch zu den guten was den Leuchtmittelwechsel angeht, da gibt es noch ganz andere, ich nenne es mal klar Fehlkonstruktionen ...

Im großen und Ganzen hätte es schlimmer kommen können, das ist richtig. Mich irritiert immer die Kombination aus over-engineered (z.B. Steckerauswurf der Litronic) und nicht zu Ende gedacht (Stecker unzugänglich und blinde Einhand-Montage ohne zu wissen, ob er dann überhaupt richtig steckt). Und natürlich ist statistisch gesehen so eine Reparatur fast immer im Winter, bei wenig Temperatur, wenig Licht, gerne Regen dazu, da ist die persönliche Zündschnur kürzer als an einem schönen Sommertag ;).

Sat Dec 18 19:57:55 CET 2021    |    tartra

Ich denke da sind eiskalte Controller bei der Entwicklung schuld.

Der Ing wird sich möglicherweise Gedanken um spätere Reparaturfreundlichkeit machen, aber wenn der Kostenreduzierer eine 30% kleiner Abdeckung oder 5cm kürzeres Kabel x Produktion 500 000 Stück rechnet, kommt genau sowas raus ...

 

Am Montageband, werden oftmals vorgefertigte ganze Baugruppen im Stück montiert, also hier stört es keinen ... Die Garantiezeit hält das oftmals durch, also auch hier keine Problem. Dem Ersten dem das auf dem Fuss fällt ist dann der 2,3,4 Hand Käufer, der sich die Hände blutig aufreißt oder alternativ die Werkstattstunden zahlen muss ...

Zu diesem Zeitpunkt interessiert es den Hersteller aber nicht mehr . 1. ist dem es betrifft selten eine Neuwagenkäufer und aus Frust die Marke zu wechseln, was bringt es, die sind oftmals auch nicht besser ...

Sat Dec 18 20:32:28 CET 2021    |    Hinnerk1963

Nach jedem Leuchtmittelwechsel die Scheinwerfer nachjustieren, nicht vergessen.

Sat Dec 18 21:33:39 CET 2021    |    PIPD black

Deshalb tausche ich am Fiesta meiner Frau vorsorglich immer zum Herbst die Glühlampen aus. Da muss auch immer der SW raus. Ist easy. 2 Schrauben, 1 Clip und der Stecker. Nur rastet der SW unten in einer Kunststoffklammer ein. Ob das bei kalten Temperaturen auch noch hält, weiß ich nicht.

Sun Dec 19 14:43:40 CET 2021    |    WARELB

Das System ist halt so bei D2S Brennern. Sieht bei anderen Marken nicht anders aus.

 

Und das ist noch wirklich einfach. Mach das mal bei 3er Coupe und Cabrio aus der Zeit. Da darfst dann erstmal das Rad abnehmen und Radhausschale wegziehen. Gleiches gilt für Blinker und NSW.

 

Das kann man unterwegs völlig vergessen, zumal den Fahrzeugen nichtmal ein Wagenheber beiliegt.

Sun Dec 19 19:37:06 CET 2021    |    andyrx

Passt ja perfekt hierzu —} https://www.motor-talk.de/.../...ompliziert-oder-einfach-t7169532.html

 

Ja ne nicht funktionierende Beleuchtung wechseln kann schon ne echte challenge sein .....denk ich da an meinen Renault Laguna .....links problemlos machbar ,rechts aber eher ein Fall für die Werkstatt :o

 

Find ich unmöglich solche Konstruktionen:rolleyes:

Mon Dec 20 09:09:07 CET 2021    |    Blubber-AWD

Herzlichen Dank für diesen mit viel (Galgen-) Humor geschriebenen Beitrag. Ich glaube, es kann jeder nachfühlen, der es ebenfalls schon selber gemacht oder versucht hat. :D

Mon Dec 20 10:24:59 CET 2021    |    timkata

Der Einbau neuer Xenonbrenner im E83 ist wahrlich kein Vergnügen. Da braucht es echt die Größe von Kinderhänden und die Fingervirtuosität von Carlos Santana. Hab's in all den Jahren zwar nur 2-3 gemacht, war aber immer wieder eine wilde Flucherei :D

 

Weiterhin viel Spaß mit dem iXi :cool:

 

T.

Sat Apr 22 15:48:32 CEST 2023    |    Ralf Schmidt

Kann man so machen - muss man aber nicht.

Insbesondere der aufwändige Komplettausbau des Wischwasserbehälters ist komplett unnötig.

Einfach die eine(!) Schraube rausdrehen, den ganzen Behälter anheben und dann den Stecker von dem unteren Sensor (Füllstsnd?!) lösen und den Behälter etwas seitlich verklemmen. Mehr braucht es nicht dafür und man hat allen Platz der Welt.

Zum Thema „breiter Schraubendreher“ - tut das nicht! Einfach etwas dünnes (Schlüssel, Blechstreifen, Stahldraht…) runterschieben, reicht vollkommen.

Aber: Danke für den Tipp mit dem Kabelabwurfmechanismus, das hätte ich vermutlich nicht gerafft ohne Erklärung ;-)

Mon Feb 19 18:21:39 CET 2024    |    heinzi2

Habe das gleiche Problem. Bitte Vorgang genau schildern. Danke.

Mon Feb 19 23:10:00 CET 2024    |    timkata

Wast ist das "gleiche Problem"?

 

T.

Tue Feb 20 16:07:56 CET 2024    |    der_Derk

Also ich fand' die Erklärung mit den Ergänzungen der anderen Nutzer jetzt schon recht umfassend... Wo stockt es denn?

Tue Feb 20 16:14:35 CET 2024    |    heinzi2

Danke für Deine Antwort, habe mir die Daten notiert und gebe sie der Werkstatt weiter.

Danke!

Tue Feb 20 16:18:22 CET 2024    |    der_Derk

... aber die Werkstatt sollte doch ganz andere, bessere Quellen für sowas haben...? ;)

 

Nunja - viel Erfolg. Die Beschreibung hier hat natürlich nicht den Anspruch, das Werkstatthandbuch zu ersetzen.

Tue Feb 20 16:20:12 CET 2024    |    heinzi2

Andere Frage an den Bastler!

Im sechsten Zylinder in meinem e83 Baujahr 2006 sitzt die Glükerze fest, Wer hat einen Tipp, wie ich diese rausbekomme ohne den Zylinderkopf abbauen zu müssen?

Danke für eure Antwort.

Wed Feb 21 08:03:56 CET 2024    |    der_Derk

Das ist hier im Blog kein Thema, weil - meinen X3 betraf das zwangsweise nicht. Für die Frage ist das Forum da, aber das hast Du ja bereits gefunden.

Deine Antwort auf "Bastelkrams: Xenonbrenner-Wechsel beim BMW X3"

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