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Fri Dec 06 17:50:43 CET 2013    |    der_Derk    |    Kommentare (3)    |   Stichworte: elektrische Mobilität, Elektrofahrzeug, Leaf, Nissan, Probefahrt

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Wenn man Elektroautos testen darf, kommt man an einem nicht vorbei: Dem Nissan Leaf. In dieser Reihe (Mia, Fluence, Twizy und Kangoo) stellt er mit 80 kW das leistungsstärkste Fahrzeug dar, wenn mich meine Preisübersicht da nicht verlassen hat auch die teuerste. Was darf man also vom dennoch meistverkauften Elektroauto erwarten?

 

 

Platzangebot und Sitzkomfort

Im Innenraum geht es etwas plüschig zu, das helle Velour bemüht sich um eine entspannte Atmosphäre, die eher weichen Sitze passen da zum Konzept. Auf den vorderen Plätzen ist dabei nicht gerade verschwenderisch viel, aber ausreichend Platz. Der Gesamteindruck wirkt ein wenig amerikanisch, fraglich ist ob man den Farbton wirklich dauerhaft haben möchte. Der Leaf hatte ca. 4000 km gelaufen, und sowohl Lenkrad als auch Türgriff und Sitze zeigten bereits erste, schlecht vermeidbare Benutzungsspuren, was leider etwas - öddelig wirkt. In fünf Jahren bei fünfstelligen Kilometerständen dürfte eine Grundreinigung anstehen.

 

Motor und Fahrleistungen

Der Verkäufer verspricht eine sportwagen-ähnliche Beschleunigung - nunja, mit Blick auf die technischen Daten kommen da leichte Zweifel auf, denn 0-100 in 11,9 Sekunden liegt noch hinter den Werten meines 82 PS-"Sportwagens". Der Anriss (ohne Eco-Modus) bis etwa 60 km/h ist hingegen echt nicht übel, unterstützt durch die Abwesenheit von Schaltvorgängen. Schaltet man bei konstanter Gaspedalstellung in Eco um, merkt man auch recht direkt wieviel dann fehlt. Die Rekuperation merkt man erst dann spürbar, wenn man auch das Bremspedal betätigt, nimmt man einfach nur den Fuß vom Gas rollt der Leaf noch recht ungehemmt weiter. Bei der Betätigung des Bremspedals merkt man dann, dass er erst ab einem bestimmten Punkt wirklich auf die Betriebsbremse zurückgreift. Subjektiv gesehen kann ich allerdings keine großen Unterschiede zum 10 kW schwächeren Fluence ausmachen, was aber auch daran liegen könnte dass der Leaf die gefühlte Geschwindigkeit gut nach unten spielen kann. Man fährt 90, und es kommt einem so vor wie 50. Beim Versuch, den virtuellen Baum wachsen zu lassen (der bei Übergabe natürlich gänzlich blattlos war - auf Probefahrten fährt halt doch keiner sparsam), wirkt der Fahreindruck geradezu sedierend, hier fehlt definitiv der Müdigkeitsassistent...

 

Fahrwerk, Lenkung, Getriebe

Maximal unauffällig - das Fahrwerk ist weder zu sportlich noch zu weich, die Lenkung besser als im Fluence, das Getriebe zwangsläufig ohne Rückmeldung. Wenn ich was kritisieren wollte, dann wäre das maximal die wenig intuitive Schaltrichtung: Rückwärts ist vorne, vorwärts ist hinten (und Eco nochmal hinten). Der Schalthebel rastet dabei immer automatisch in die Ausgangsstellung zurück.

 

Übersichtlichkeit, Bedienung, Materialanmutung

Die Bedienung ist tatsächlich mal etwas anders - Tacho im Raumschiff-Enterprise-Design (mit entsprechender Geräuschkulisse), das oben aufgesetzte Display für die Geschwindigkeit habe ich im ersten Moment glatt übersehen, Einstellungen funktionieren über ein auch eher wenig intuitives System aus vier quadratisch angeordneten Knöpfen links vom Lenkrad - braucht man aber nicht oft. Die Mittelkonsole wirkt in der Klavierlackausführung schon ein wenig renault-isch, ansonsten treten die Hartplastik-Ausführungen aber nicht oft oder aufdringlich in Erscheinung. Für die Abschätzbarkeit der Außenproportionen sind die Einparkhilfen recht brauchbar, erahnen lassen sich die Dimensionen leider schlecht.

 

Die Zusammenfassung

Die Optik ist innen wie außen gewöhnungsbedürftig, so richtig gefallen tut's mir ehrlich gesagt nicht. Technisch war es weder von den Fahrleistungen noch der Reichweite her ein merkbarer Unterschied zum Fluence, allerdings ist der Leaf nach meinem Eindruck komfortabler - leiser, besser gefedert, und eben plüschiger. Letzteres dürfte die optionale, schwarze Lederausstattung korrigieren, wenn einem dieses nicht zusagt.

Das grundsätzliche Problem bei Fahrzeugen dieser Größe ist aber, dass sie gefühlt ein "normales" Auto ersetzen könnten, wenn eben die geringe Reichweite - in diesem Fall knapp dreistellig - nicht wäre, der Rest ist bereits vollkommen "normal". Für den jetzigen Entwicklungsstand von Elektroautos dürften Kleinwagen die attraktivere Variante darstellen - unter Anderem deshalb steht der Zoe als Nächstes auf der Liste...


Sat Dec 07 18:32:37 CET 2013    |    rodneX

BMW i3 mit 170PS gibt's auch noch ;)

Mon Dec 09 08:34:33 CET 2013    |    der_Derk

Stimmt grundsätzlich, nur der ist in diesem Fall (fahre die ja nicht für mich privat) aus verschiedenen Gründen keine Option ;).

Wed Dec 11 09:47:28 CET 2013    |    Käfer1500

Guter Test, deckt sich genau mit meinen Erfahrungen, hättest noch erwähnen können, daß die Reichweite im Eco Mode aber meist über 100km liegt. Dafür beschleunigt der dann darin nicht mehr so brachial von der Ampel weg.

Der Leaf wäre allerdings meine Minimalgröße für einen Zweitwagen, auch wenn der Kinderwagen für die Kleine nun nicht mehr gebraucht wird. Leider rechnet er sich aktuell noch nicht, der nagelneue Octavia Combi war einfach zu billig ;)

Deine Antwort auf "Elektrisch fremdfahren: Nissan Leaf"

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