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Mon Mar 04 20:37:38 CET 2013    |    der_Derk    |    Kommentare (27)    |   Stichworte: Crossover, Gelände, I (JA), Offroad, Optik, Renault, Scenic

Offroad oder nicht?Offroad oder nicht?

Eine Frage, die angesichts steigender Anzahlen an Nischenprodukten mit vermeintlichen Offroad-Attributen mal gestellt werden muss. Dabei geht es mir gar nicht um die Sinnhaftigkeit von Fahrzeugen, die gemäß Herstellerlogik nach Freiheit und Abenteuer aussehen sollen, ohne dass sie überhaupt mehr als eine angetriebene Achse haben. Es geht vielmehr um die Frage: Sieht das denn wirklich nach Freiheit und Abenteuer, eben "Offroad" aus?

 

Schauen wir uns ein paar typische Vertreter an: Ob Dacia Sandero Stepway, Peugeot 2008, Renault Captur, Renault Scénic Xmod, Volvo V40 Cross Country, VW Cross-Up, Ford EcoSport, Chevrolet Trax, Fiat 500L Trekking oder zu guter Letzt der Opel Adam Rocks - alle Hersteller scheinen sich einig, dass "Offroad-Optik" im Kern diese Eigenschaften aufzuweisen hat:

 

  • Ausgestellte Radhäuser
  • Moderate Fahrwerkshöherlegung
  • Tief herunter gezogene Front mit angedeutetem Kunststoff-Alu-Unterfahrschutz
  • Mindestens 17-Zöller mit Niederquerschnittsbereifung
  • Großflächig unlackierte Kunststoffverkleidungen im unteren Fahrzeugbereich
  • Heckabschlussblech mit integriertem (Pseudo-)Unterfahrschutz und Endrohren
  • Dachreling

 

Soweit, so gut. Nun schauen wir uns doch zum Vergleich mal tatsächliche Geländewagen an. In die Auswahl nehmen wir an der Stelle:

 

  • Land Rover Defender
  • Jeep Wrangler
  • Toyota HZJ 79

 

Wie stellen diese sich optisch dar, in Bezug auf die oben genannten Punkte - was ist deren "Offroad-Optik"?

 

Ausgestellte Radhäuser

An der Stelle kann man darüber streiten, ob Kotflügelverbreiterungen dasselbe sind - ich halte es für einen Unterschied. Diese sind zum Abdecken der Räder ein notwendiges Übel, an der Karosserie wurde dafür aber nicht herumgezogen. Hat einen einfachen Hintergrund: Wenn man größere und breitere Räder montieren möchte, kann man leicht andere Verbreiterungen nachrüsten.

 

Moderate Fahrwerkshöherlegung

Zwangsläufig sind alle drei ab Werk schon recht hoch, weil sie eben nicht von einem flacheren 2WD-Modell abgeleitet wurden. Eine Höherlegung alleine würde aber niemand verbauen, diese dient einem "höheren" Ziel: Der Montage größerer Bereifung. Um anschließend weiterhin auf Rädern herumzufahren die keinen größeren Durchmesser haben als die Serienbereifung greift man nicht in die Feder- und Dämpferkiste, insofern ist es auch keine "Offroad-Optik", wenn man die Höherlegung nicht entsprechend nutzt.

 

Tief herunter gezogene Front mit angedeutetem Kunststoff-Alu-Unterfahrschutz

Herunter gezogen geht schonmal gar nicht - die Stoßstange sitzt so dicht am Fahrzeug dran wie es der Motor ermöglicht, und so hoch wie es die Zulassung erlaubt - man will schließlich den bestmöglichen Böschungswinkel herausholen. Unterfahrschutz aus echtem Alu kann durchaus vorhanden sein, Stahl tut es aber genauso. In jedem Fall endet er nicht zusammen mit dem Stoßfänger, sondern schlechtestenfalls dicht vor der Vorderachse.

 

Mindestens 17-Zöller mit Niederquerschnittsbereifung

Niederquerschnitt ist ein absolutes Sakrileg, unter 75er Querschnitt wird man schon an der Einfahrt zum Gelände schief angesehen. Defender und Toyota stehen auf 16-Zoll Stahlfelgen, diese sind erstens im Gegensatz zu Alufelgen bei Beschädigung wieder hinzudengeln, zweitens ermöglicht diese Größe auch die beste Auswahl an Geländeprofilen, bis hin zur Militärversion. Der Wrangler steht hingegen durchaus mal auf 17-Zöllern, aber auch dort nur auf Formaten welche es mit AT- oder MT-Profil gibt. In jedem Fall ist das Ziel eine möglichst hohe Reifenflanke.

 

Großflächig unlackierte Kunststoffverkleidungen im unteren Fahrzeugbereich

Wenn wir da genau nachsehen: Hat auch keiner. Wenn unten etwas zusätzlich angebracht wird, dann seitliche Schutzbügel (Rockslider), diese sind aber aus einleuchtenden Gründen nicht aus Kunststoff.

 

Heckabschlussblech mit integriertem (Pseudo-)Unterfahrschutz und Endrohren

Ahem - nein, wieder negativ. Das eine Endrohr ist bestenfalls so versteckt dass es nicht als erstes aufliegt, Unterfahrschutz hinten beschränkt sich auf ein paar Verstrebungen unter dem Tank, den Rest muss der Stoßfänger richten.

 

Dachreling

Komisch - hat wieder keiner der drei serienmäßig drauf. Toyota und Land Rover bieten Dachträger, welche großflächig auf der Regenrinne aufsetzen und nicht wirklich mit einer Dachreling zu verwechseln sind. Der Jeep hat bestenfalls ein paar nicht-tragende Bügel als Astabweiser, kann aber auf Hardtop oder Plane ohnehin nichts aufladen.

 

Man kann den eingangs genannten Crossover-Fahrzeugen sicher einiges andichten: Lifestyle, modisches Aussehen, gerne auch noch praktische Handhabung in der Stadt, weil Parkrempler nicht gleich in Lackschäden enden. Aber entgegen aller Verlautbarungen von Werbetextern sieht nichts davon nach Gelände aus. Kein ernsthafter Geländewagen würde sich dieser Maßnahmen bedienen, und keine dieser Änderungen gegenüber dem Serienmodell verschafft "Offroad" irgendwelche Vorteile. Es ist schlichtweg kein Offroad-Look.

 

Angesichts der jüngsten Schwemme an Crossover-Modellen musste das mal gesagt werden ;).


Mon Mar 04 21:28:27 CET 2013    |    Goify

Interessantes Thema, welches ich wie folgt sehe: schwarze Plastikplanken und Radhausverkleidungen mindern die Gefahr von Steinschlägen auf winterlichen Straßen ganz enorm und etwas mehr Platz im Radhaus erleichtert das Aufziehen von Schneeketten. Ansonsten kann ich keine Freiheit an diesen kleinen Schein-Offroadern erkennen.

Mein Auto sieht zwar nicht nach Offroad aus, hat aber einen permanenten Allradantrieb nebst Untersetzung, womit ich wenigstens auf nassen Wiesen oder verschneiten Straßen nicht gleich verloren bin.

Mon Mar 04 21:55:01 CET 2013    |    bronx.1965

Bei Off-Road fällt mir neben den genannten noch Toyotas "Buschtaxi" ein. SO geht Off-Road. Alles andere ist bestenfalls ein Gag!

Mon Mar 04 23:33:16 CET 2013    |    Duftbaumdeuter18283

Na, beim Wrangler und dem Toyo hättest du aber auch ein paar nette Offoroadbilder herzaubern dürfen ;)

 

Ansonsten kann ich deiner Argumentation einfach nur zu 100% folgen.

Tue Mar 05 07:58:31 CET 2013    |    Achsmanschette51801

@ Wimbowambo: Das Fahrrad hätte aber auch ruhig Allradantrieb haben dürfen. Gibt es ja ;)

Tue Mar 05 08:55:05 CET 2013    |    der_Derk

@Jlaebbischer: Stimmt, aber den direkteren Vergleich hat man halt bei der Darstellung ohne Gelände - ging mir ja um das Design, weniger um die Funktion ;).

 

@bronx.1965: Der HZJ 79 ist das Buschtaxi, gibt es auch mit Pritsche :).

Tue Mar 05 08:56:08 CET 2013    |    Lewellyn

Wobei ja viele schon die Abwesenheit von Asphalt für Offroad halten.

Auch eine Schotterpiste ist eine "Road".

Offroad ist ohne Fahrspuren.

Tue Mar 05 09:01:18 CET 2013    |    Goify

Aber Offroad fährt heutzutage eh kaum einer mehr. Selbst Waldarbeiter fahren auf Forstwegen und wenn es ganz unwegsam wird, nehmen die einen Traktor/Harvester. Und durch Sandwüsten kommt man auch mit einem BMW X6 oder RR Evoque.

Tue Mar 05 09:06:10 CET 2013    |    Diesel73

Für mich ist alles, was nicht mit "echtem" Gelände fertig wird ein SUV. Schick, witzig, gut zum Eisholen.

 

Ein Geländewagen ist ein Arbeitstier.

Ich finde, dass auch die echten Geländewagen heutzutage ziemlich oft auf chichi gemacht werden. Sieht gut aus, ist aber kein Arbeitstier mehr. Lässt sich aber im Notfall wieder dazu machen :D. Ich stell mir grad vor, mit einem gepimten G (TFL Lichterkette etc.) mal so richtig durch den Busch zu gehen. Und ihn anschließen seinem anzugtragenden-Jungspunt-Besitzer wieder hinzustellen :D:D:D. Ok, das waren jetzt viele Klischees, nicht bös gemeint.

Tue Mar 05 10:55:53 CET 2013    |    Lewellyn

Als Jägerssohn bin ich früher viel Offroad gefahren. Auch mit ohne Fahrspuren. Erst mit einem alten BW Kübel (181), der trotz lediglich einer Differentialsperre erstaunlich geländetauglich war, von Schlamm mal abgesehen. Da musste öfters mal der Trecker ran, um den Kübel nach etwas Übermut da wieder rauszuziehen. Immerhin lief die Brühe durch die Löcher im Boden wieder raus, wo sie reingekommen war.

 

Später dann (mit Führerschein ;)) hatten wir einen Isuzu Trooper, kurzer Radstand, offen, im Einsatz.

 

Der war natürlich etwas besser, aber es fehlten ihm die Differentialsperren. Lediglich die Naben konnte man verrriegeln und er hatte ein Untersetzungsgetriebe. Um den Holzanhänger aus dem weglosen Wald zu ziehen, da musste er dann auch öfter mal kapitulieren, mangels Grip. Da war der Anhänger dann zu optimistisch gepackt.

 

Ein Bekannter kam dann mal mit seinem 110er Landi vorbei und da konnte ich mal testen, was ein echter Geländewagen so kann. Er war nur etwas unhandlich zwischen den Bäumen und die fehlende Servolenkung machte das Rangieren nicht einfacher.

 

Kurz: Der ganze moderne Fuhrpark hat mit "Offroad", wie schon oben geschrieben, nix zu tun.

Aber eine BMW R1200GS soll ja auch eine "Enduro" sein.

Tue Mar 05 11:35:34 CET 2013    |    der_Derk

Wie gesagt, mir ging's losgelöst von der Funktion darum, mit welchen optischen Mitteln die Geländekompetenz bei aktuellen Modellen vermittelt werden soll - und dass so ziemlich alles, was dafür eingesetzt wird an keinem ernsthaften Geländewagen dran ist. Oder wenn, dann zumindest nicht zum eigentlichen Zweck. Isuzu ist da ein gutes Beispiel, die letzten Trooper als Magic II oder Competition hatten auch schon für damalige Verhältnisse viel unnützes Lametta dran. Natürlich waren die alten nackten Kisten mit Rundscheinwerfern in Bezug auf die Geländetauglichkeit besser.

 

Auch damals gab es halt schon den Drang, unfunktionale Anbauteile als "typisch Offroad" zu verkaufen. Suzukis Vitara-Sondermodelle auf 255ern, die alten LJ80 auf Wolfrace-Felgen mit 275er Gummiwalzen oder 295er General XP2000 auf einem Wrangler waren in der Hinsicht auch nicht besser ;).

 

Moment, Wrangler... erinnert sich noch jemand an das Sondermodell "Twister"? :D

Tue Mar 05 12:16:23 CET 2013    |    Diesel73

Wenn man es von der Seite der optischen Mittel betrachtet, wundert es mich, dass noch kein Hersteller sein Autochen in einem hypermodernen Dirt-Look anbietet. Also ich meine jetzt eine Lackierung, die aussieht, als hätte man ihn grade wirklich durch ein Modderloch gezogen :D:D:D.

Tue Mar 05 12:31:48 CET 2013    |    Lewellyn

Tue Mar 05 12:42:24 CET 2013    |    Diesel73

:D SOWAS meinte ich, Danke!

Thu Mar 07 21:56:03 CET 2013    |    emil2267

autos wie den ersten audi allroad quattro finde ich schon net schlecht

 

grad der sieht super aus,fährt sich gediegen & souverän & wenn beim kauf die kreuzchen an den richtigen stellen gesetzt wurden,kann man auch mit den kisten mehr anstellen,als nur über hohe randsteine poltern :D

Fri Mar 08 08:53:01 CET 2013    |    Handschweiß

Fri Mar 08 09:42:16 CET 2013    |    Duftbaumdeuter18283

Wieso Offroad?

 

Das war doch ne Wasserstrasse ;)

Fri Mar 08 10:00:48 CET 2013    |    Diesel73

Genauso muss das aussehen und genauso ein Auto braucht man dafür.

Sat Mar 09 04:27:45 CET 2013    |    Kurvenräuber22117

Sieht ja halbwegs spektakulär aus...

 

 

...sollte man so aber nur machen, wenn man weiß, wie der Untergrund aussieht!

 

 

Ansonsten zum Eingangspost 100% d'accord!

Sun May 05 19:16:01 CEST 2013    |    Batterietester48069

Die gute alte Ente steckt mit Frontantrieb die ganzen crossover Produkte offroad locker in die Tasche da sie Bodenfreiheit mit schmalen Reifen und wenig Gewicht vereint ,und eine Allradente (gab es mal bei den Franzosen) ist offroad jedem Seriengeländewagen ob G ,Jeep Rubicon,Defender aus Gewichtsgründen und wegen der langen Federwege weit überlegen. Ich meine natürlich "echtes" offroad mit 30cm tiefen oder hohen Verwerfungen usw.Fahrzeuge die auch das Militär im Gelände nutzt gehen bedenkenlos als echte Geländewagen durch das trifft auch auf die Ente zu da die Bodengruppe vom Citroen Mehari 4x4 stammt. Entscheident ist doch was im echten Gelände funktioniert und einen vorwärts bringt da kann dann drauf stehen was will!

Mon Nov 04 21:09:28 CET 2013    |    Achsmanschette23230

HAHAHA....voll GEIL...so isset...

Wed Dec 18 03:03:06 CET 2013    |    BlackTM

Ich sehe solche Modellvarianten eher als Kontrastprogramm zum Alles-Hochglanz-Lack vieler Fahrzeuge. Auch wenn es nicht wirklich Off-Road ist, so spart es vielleicht den einen oder anderen teuren Kratzer ein und erlaubt auch mal über nen Feldweg zu fahren ohne sich die Frontschürze aufzureißen. Eine Nische bei der unklar ist wieviele Leute sie nun wirklich anspricht, aber eben eine leicht zu realisierende. Selbstredend sind sie kein Vergleich für Fahrzeuge die darauf ausgelegt sind Geländefahrt weitestgehend unbeschadet zu überstehen.

Thu Jan 07 18:54:07 CET 2016    |    Duftbaumdeuter24969

Traurig, dass ich in einer Zeit aufwachse, wo echte Geländewagen aussterben und die alten Vertreter richtig teuer werden und langsam des Schimmeln anfangen. :'(

Tue Jan 12 14:47:02 CET 2016    |    Faltenbalg50161

Cooler Beitrag

Sun Feb 07 20:42:15 CET 2016    |    Spannungsprüfer50336

Wer noch einen bezahlbaren echten Offroader sucht sollte sich mal nach dem Suzuki Samurai umsehen,allerdings hat man dann auch auf der Straße echtes offroad Feeling! Ha ha!

Deine Antwort auf "Wie sieht eigentlich Offroad aus?"

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Mein Blog hat am 04.12.2013 die Auszeichnung "Blogempfehlung" erhalten.

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