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deni196496

A blog about the dark ages of automotive quality and performance.

Sun Mar 06 14:19:52 CET 2022    |    deni196496    |    Kommentare (1)    |   Stichworte: Cadillac, GMX295, STS

Servus,

 

im Laufe der Jahre verändern sich die Lebensumstände, und damit auch das Fahrprofil.

Statt zweimal im Monat Langstrecke hin und zurück gibt's nur mehr kürzere Strecken über die Landstraße, durch die Stadt oder über die stadtnahe Salzburger "Autobahn", die ich eher mit einem Freeway als mit einer richtigen AB vergleichen würde.

Bei 7,5 km Fahrtstrecke in die Arbeit ohne "Langstreckenausgleich" kam mir das Kotzen, wenn ich nur an die Versottung der Ansaugbrücke dachte. Da sich mein Fahrprofil in absehbarer Zeit auch nicht mehr ändern wird war klar: Es muss sich was an der Automobilen Situation ändern.

 

Zuerst dachte ich daran, meine geliebte 2017er Alfa Romeo Giulia Super 2.2 Multijet II AT8 RWD (danke nach Turin für diese Typenbezeichnung) durch ein gleiches Modell mit 2.0 Turbobenzina zu ersetzen, und die Gelegenheit zu nutzen, etwas mehr Ausstattung mitzunehmen und auch farblich ein Exemplar auszusuchen, das meinem Geschmack mehr entspricht. Grundsätzlich war mein Exemplar ausstattungsmäßig schon durchaus gut ausgestattet, jedoch bekam ich von den Standardsitzen beim "Canyon Carving" auf Dauer immer Kreuzweh, da ich doch eher schlank gebaut bin, die Lehnenbreite nicht verstellt werden kann, und der Sitzunterteil nicht sonderlich gut ausgeformt ist. Das war bei meinem 159er wesentlich besser. Außerdem hätte ich gerne das adaptive Fahrwerk, da die Giulia doch sportlich ausgelegt ist, und eine weichere Dämpfereinstellung bei unseren schlechten Straßen doch eher im Dauerbetrieb wäre.

 

Nach wochenlangem Willhaben- und Autoscout-Monitoring wurde mir klar, dass ich dieses Unterfangen nicht durchziehen werde - die Giulias mit 200 PS Benzinmotor sind mit gleichwertiger Ausstattung um ein gutes Eck teurer, da seltener. Und da ist noch keine Rede von einem Ausstattungs-Upgrade. Mist.

 

Eines Tages stand bei einem Gebrauchtwagenhändler am Nördlichen Ende Salzburgs ein 2008er Cadillac CTS mit Heckschaden am Hof, und als ich das Auto beim Vorbeifahren im Augenwinkel sah war es klar:

Als Pontiac-Mensch muss ich wohl den Markenwechsel vollziehen, den GM für Menschen wie mich vorgesehen hat: Cadillac.

Doch bevor man(n) die rosarote Brille aufsetzt gibt es noch die üblichen Hausaufgaben zu erledigen: Typische Mängel ergoogeln, möglichst viele (auch heruntergewirtschaftete) Exemplare aus nächster Nähe betrachten, und ein Gefühl für den Markt bekommen. Gerade in einer kleinen Republik wie Österreich ist der durchschnittlich auf Willhaben und co aufgerufene Preis schnell mal sehr unrealistisch. Da finden sich dann Alfa 166 um € 4,5k mit starkem Korrosionsschaden oder Hagelschaden, weil ja bessere Exemplare um 6k und perfekte um 25k inseriert werden - dass das keiner kauft interessiert dabei wohl keinen der potenziellen Verkäufer des Automobilen Lustblechs.

 

So kam des dann, dass der selbe Händler einen 2011er Cadillac CTS als Coupe im Zulauf hatte - nun aber mit (angeblich) knitterfreiem Blech in einem gutem Allgemeinzustand. Dieses Exemplar konnte ich dann auch für eine halbe Stunde entführen. Aus einem Sportlich-Fahrdynamischen Gesichtspunkt gesehen hat der 3.6l Direct Injection LLT V6 mit 322 HP samt GM 6L50 Wandlerautomatik meine Erwartungen übertroffen, Fahrwerk und Lenkung waren für schnelles Fahren gut geeignet, und auch klanglich hatte das ganze seinen Charme. Leider waren die belüfteten Sitze für einen Cadillac erstaunlich hart, das Getriebe schaltete mir beim normalen Fahren zu hart, und auch das Fahrwerk (RPO FE3 = Sport Suspension) hätte ruhig weicher sein können. Immerhin überzeugte das restliche Auto inklusive Verarbeitungsqualität der "Modellverbesserung" im Innenraum sowie die Coupé-Form ohne B-Säule. Da der Preis, die Vorgeschichte sowie wie der Komfort nicht überzeugen konnten, ging ich ohne Auto - und die Suche weiter. Für mich war nun klar, dass ich nach einem CTS ohne Sitzbelüftung suchen musste, dafür mit dem weicheren FE2-Fahrwerk. Auch, wenn das G80 Sperrdifferenzial, welches beim FE3 Serie ist, sicher keine Fehlinvestition wäre. Die 322 HP müssen ebenfalls nicht sein - dachte ich zumindest.

 

Nächster Kandidat 130 km weiter östlich: 2008er CTS 2.8 Limousine in Grau

Leider war hier der niedrig angesetzte Preis kein gutes Omen, so hatte der Wagen einen auf den Fotos nicht ersichtlichen Streifschaden rechts vorne, sowie ausreichend Rost im Schwellerbereich angesetzt.

 

Zum Glück stand 15 km westlich davon eine 2009er CTS 2.8 Limousine in der selben Farbkombi wie das Coupé: Außen schwarz, innen Cocoa/Cashmere. Dieses Fahrzeug sah auf den ersten Blick gut aus, hatte das FE2-Fahrwerk (welches sich komfortmäßig nur vom "unobtanium", da custom order only FE1-Fahrwerk schlagen lässt), und keine Sitzkühlung. Klingt perfekt, oder nicht?

Tatsächlich schaltete hier die Automatik wie von mir erwartet - nämlich unmerklich. Die Sitze waren zwar besser, aber immer noch hart. Die Limousine fährt etwas schwerfälliger, das störte mich allerdings weitaus weniger als der kleinere Motor: Das Ding war big time gutless. Ich bin zwar auf der Suche nach einem Cruiser, aber so langsam muss es dann doch nicht sein.

Da der Händler der Meinung war, dass man mit 25-jährigen nicht anständig über den Preis verhandeln muss, ging ich auch hier wieder ohne Auto. Ein zu teures Auto ist eine Sache, aber ein zu teures Auto, welches nicht meinen Vorstellungen entspricht, ist keiner Diskussion wert.

 

Jetzt gingen mir schön langsam die CTS aus, und 100 % zufrieden war ich mit dem Rentner-Exemplar auch nicht. Also zurück ans Reißbrett.

Beim Arthur in Klein Pöchlarn stehen doch Seville TC und STS mit Northstar rum, von denen gibt's doch einen Nachfolger, wieso hatte der noch nie einen rumstehen?

 

Tja, und da machte es klick: GM verkaufte vom Nachfolger fast keine nennenswerten Stückzahlen. Der Ruf vom Northstar war da schon ruiniert, obwohl die neuere Längs eingebaute Generation die Zylinderkopfschraubenthematik nicht mehr hatte. Kurz danach kam die Wirtschaftskrise 2007/2008. Facelift-Modelle gab es de facto keine in Europa, somit beschränkt sich die Auswahl nicht auf 13 Modelljahre wie beim Vorgänger, sondern auf drei Modelljahre.

 

Es vergingen noch ein paar Wochen, und ich fand einen Käufer für meine Giulia. Die Probefahrt hat gepasst, der Preis war für beide Seiten in Ordnung - hätte ich ein paar Monate länger gewartet wäre der Preis definitiv zu niedrig gewesen. Was soll's, meine hübsche ging in gute Hände, das ist mir wichtiger als den letzten Euro herauszupressen. Vielleicht kauf ich sie ja in zehn Jahren zurück.

Und weil das Leben die besten Geschichten schreibt war im Heimatort des Giulia-Käufers ein 2006er Cadillac STS 4.6 zu verkaufen. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt - ich schlug beim Giulia-Deal ein, und bot einen Bring-Service an. Risky, aber worst case würde ich mit dem Zug nach Hause fahren.

 

Der STS stand bei einem Hobbysammler:

Zweitbesitz, außen Jewel Red Tintcoat, innen Medium Dark Cashmere, LH2 Northstar V8 mit zwei obenliegenden Nockenwellen, VVT, GM 5L-50 Wandlerautomatik, G80 Sperrdifferenzial, Magneride mit RPO-Code FE3 und daraus resultierend der großen 6-Kolben Brembo-Bremsanlage mit 6 lug wheels.

Ausstattungstechnisch war alles drin, was es 2006 gab: Head Up Display, Sitzbelüftung vorne, Sitzheizung hinten, dem großen 350 Watt Bose Soundsystem mit 15 Lautsprechern - samt Center-Lautsprecher hinten (!), Automatischem Fernlicht, Adaptive Cruise Control, Bluetooth, Navigationssystem mit DVD-Laufwerk und 6-Fach CD-Wechsler.

Was heißt das jetzt für den Fahrkomfort?

FE3 steht im GM-Jargon zwar für Sportfahrwerk, durch Magneride ist jedoch wesentlich mehr als nur "etwas Restkomfort" vorhanden. Der STS fährt sich wirklich ausreichend "schiff-artig", gleichzeitig schafft er den Spagat zum schnellen Autobahn-Auto, mit dem man auch bei 220 noch in eine langgezogene Kurve fahren kann, ohne Angst zu bekommen. Für Salzburgs Straßen (und mein Rentnerdasein mit 25) also perfekt, gleichzeitig kann man auch entspannt zügige Autobahnetappen zurücklegen, wenn's mal schneller gehen muss. Zu diesen kommt es bei mir aber so schnell eher nicht, Deutschland ist zwar nur einen Katzensprung entfernt, aber der STS wird geschont und nur am Wochenende bei schönem Wetter genossen. :)

 

Um einige Kleinigkeiten habe ich mich bereits gekümmert, wie z. B. den Ausbau einer "zeitgenössischen" Freisprechanlage anno 2006, dem dämmen des Schiebedach-Bedienelements, und dem Abdichten der Scheinwerfer. Es war zwar nur einer undicht, aber der andere wäre sicher auch bald undicht geworden.

In den nächsten Wochen wird der STS ausgewintert, dann kommen alle Flüssigkeiten neu, alle Zierteile, die Außenspiegel, die Seitenschweller und beide Stoßstangen werden abgebaut. Darauf folgt ein deep cleaning um den Salz der ersten zwei Winter 2006 und 2007 wegzubekommen, sowie eine ordentliche Hohlraumkonservierung. Falls das wen interessiert kann ich dazu gerne einen Artikel mit einigen Fotos schreiben.

Woher ich weiß, dass der Vorbesitzer keinen einzigen Winter damit gefahren ist? Die Winterreifen sind die originalen, und haben noch viel Profil.

 

Achja, und das Beste am STS - abgesehen von der Ausstattung: Er hat erst 39.000 km herunter. Meiner Meinung nach ein Exemplar zum erhalten.

 

Meine Hochachtung an diejenigen, die es bis hierher geschafft haben. Als Dank gibt's bald eine kleine Anleitung, wie die Cadillac-Scheinwerfer der Mitte-2000er abgedichtet werden können. Vielleicht kann’s ja mal jemand in Zukunft brauchen. :)

 

LG,

Denis

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Sun Mar 06 19:00:44 CET 2022    |    Dynamix

Nice! Da passt echt alles :cool: Bin mild neidisch ;)

Deine Antwort auf "Kleines Fuhrparkupdate - arrivederci Alfa, welcome Cadillac"

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