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Der_Schwede

Volvo 480 - eine Diva

Sun Mar 30 17:41:28 CEST 2025    |    Der_Schwede    |    Kommentare (2)

Welche Gedanken hast du, wenn du einen Volvo 480 siehst?

Es sind wieder viele Monate vergangen, in denen die Diva in Reparatur war. Immer wieder gab es neue Probleme, meist wollte der Motor nicht ordentlich laufen. Es stellte sich heraus, dass er immer mehr Wasser und Öl verbrannte, also musste der Kopf runter. Das erstaunte mich, da angeblich im Vorbesitz eine neue Kopfdichtung von einem Motorenbauer eingesetzt wurde. Eine entsprechende Rechnung habe ich sogar vom Vorbesitzer erhalten, seit dem ist der Motor keine 10ktm gelaufen! Allerdings muss da etwas nicht korrekt abgelaufen sein, da die Kopfschrauben noch die ersten und teilweise an den Gewindegängen weggerostet waren! Aber das reihte sich ein in eine ganze Menge anderer Kuriositäten an meinem 480.

Also reinigte ich die Bohrlöcher und Gewinde im Block gescheit und war froh, dass er nicht beschädigt war. Bei der Abnahme des alten Kopfes musste ich feststellen, dass an einer Stelle eines Wasserkanals die Kante weggegammelt war, wohl aufgrund einer zu langen Zeit ohne ausreichend Frost- (und somit auch ROST-) schutz. An dieser Stelle drückte Wasser in einen Zylinder. Ich habe zwar direkt nach Kauf des Fahrzeugs das gesamte System gespült und korrekt befüllt, aber da hatte der Kopf wohl schon Schäden erlitten. Die Ventilschaftdichtungen waren verhärtet, hier kam Öl in die Brennräume.

Zum Glück hatte ich einige Jahre zuvor für lächerliche 50,- Euro einen Ersatzkopf ins Lager gelegt und somit eine Lösung parat. Die alten Ventile wurden gesäubert, eingeschliffen und eingestellt. Mein Vater konnte mir mit seiner Erfahrung super helfen, am Ende war der "neue" Kopf verbaut und funktionierte.

Inzwischen sind fast 5 Jahre vergangen, in denen der 480 nicht mehr auf der Straße führ. Eigentlich wollte ich alles in maximal 12 Monaten erledigt haben, aber bei einem Oldtimer kommt halt immer noch etwas hinzu (bei einem 480 insbesondere). Zumal ich keine halben Sachen mag und alles erneuere, was bei einem Motorausbau zu erneuern ist (alle Simmeringe, Kupplung, Anlasser, Hilfrahmen,...). Zwischenzeitlich hatte ich einen regelrechten "480 -Burnout" und keine Kraft mehr, mich um das Auto zu bemühen. Die gesamte Nachbarschaft hatte den Volvo schon aufgegeben und mich für zu optimistisch gehalten. "Der kommt in 10 Jahren nicht mehr auf die Straße" oder "Das Lenkrad braucht nen neuen Wagen" waren einige der Sprüche. Auch zu Hause schwand der Glaube an frischen Tüv.

Mit letzter Kraf baute ich dann im Oktober 24 alles wieder zusammen und opferte jede freie Minute. Zum Glück fand ich eine Werkstatt um die Ecke, die mir für Anfang November einen Tüv-Termin anbieten konnte und den Wagen per Anhanger holen wollte. Es waren nochmal SEHR arbeitsintensive Wochen, in denen meine Familie oft auf auf mich verzichten musste. Am letzten Tag vor der Abholung durch die Werkstatt stellte ich fest, dass ein Klappscheinwerfer nicht mehr klappte und zusätzlich ein Standlich und zwei Nebelleuchten nicht funktionierten. Der Klappscheinwerfer kam nach 20x ansteuern zum Glück wieder zu sich. Zuerst nur stockend, dann flüssig. Um die Leuchten zum Laufen zu bekommen, mussten einige Kontakt gereinigt werden, dann waren auch diese Baustellen behoben.

Am nächsten Tag kam dann der Abschlepper und meinte: "Bevor ich den Wagen auf den Anhänger ziehe, fahre ich ihn nachher kurz zur Werkstatt rüber, ich habe dann auch rote Nummern dabei, gemacht haben Sie doch alles. Den Schlüssel hatten Sie ja bereits im Burö abgegeben."
Ich sagte, dass der Wagen knapp 5 Jahre restauriert wurde und ich keine Garantie auf eine erfolgreiche Fahrt geben kann.
Da hieß es dann: "Ach, die 500 Meter klappt das schon, das kann ich voll verantworten! Ich bringe nur schnell den Anhänger wieder weg, ein Mitarbeiter fährt mich dann gleich wieder zu Ihnen."

Mit einem sehr unguten Gefühl willigte ich ein, da ich keine Wahl und Kraft mehr hatte. Zwei Stunden später kam ein Anruf, dass der Wagen erst am Nachmittag abgeholt werden kann, es gäbe viel zu tun. Mein Gefühl wurde nicht besser.

Als am späten Nachmittag aber niemand klingelte, war ich schon recht bedient und wollte noch kurz etwas in den 480 legen. Aber was stellte ich fest? Der Wagen war weg!!! Oh man, irgendwie lief das alles nicht so, wie ich es mir gedacht hatte, ich fühlte mich komplett ausgeliefert. Jahrelang habe ich niemanden an meinen Augapfel gelassen und alles selbst gemacht, dann sowas! Es fühlt sich wie eine weitere quälende Prüfung an, der Weg zum erfolreichen Tüv-Siegel war in diesem Moment wieder so extrem steinig und weit. Hinzu kam, dass meine Familie bereits am Vortag in den Urlaub gefahren war, ich wollte nach der 480-Aktion nachkommen. Kurz gesagt: Tiefpunkt.

Um 18 Uhr klingelte das Telefon, es war die Werkstatt. Es folgte ein Satz, den ich mein Leben nicht vergessen werde: "Moin, ihr Volvo ist jetzt fertig und kann morgen abgeholten werden."

Selten war ich so im Gefühlstaumel! Erst dachte ich, das wäre ein Scherz. Ich fragte sogar nochmal nach, ob denn die Plakette zugteilt werden konnte. "Sogar ohne Mängel", war die Antwort.

Für etwa eine Stunde konnte ich kaum klar denken, es war einfach zu surreal! All die Mühen, all der Schweiß, all die Zeit, all das Leiden, all das Geld,... waren eben DOCH NICHT umsonst!!! So ganz wollte ich es noch immer nicht glauben. Erst als ich am nächsten Morgen den Tüv-Bericht in meinen Händen hielt und den Wagen stolz mit dem Siegel am Nummerschild vom Hof der Werkstatt fuhr, war ich mir sicher:

Nr. 1 auf meiner Bucket List (Tüv -Siegel bekommen) ist nach knapp 5 Jahren endlich unumstößlich erledigt!!!

Im Anschluss gab es weitere Herausforderungen am Volvo, einige sogar. Aber davon ein anderes Mal mehr. Es folgen Fotos vom Kopfwechsel, dem überarbeiteten Motorraum, der ersten Wäsche und der ersten kleinen Ausfahrt. Ich bin sehr happy und natürlich auch stolz. :-)

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Sun Mar 30 18:57:23 CEST 2025    |    PIPD black

Herzlichen Glückwunsch zu der erfolgreichen kurzfristigen Reparatur und der Krönung mit dem TÜV-Siegel.:)

Manches braucht einfach seine Zeit.

Sun Mar 30 19:20:11 CEST 2025    |    ToledoDriver82

Dann mal Glückwunsch zur Plakette und hoffentlich viele schöne Kilometer,ich kann das Gefühl nachempfinden,mir ging es letztes Jahr so,als ich unseren Neuzugang letztes Jahr nach vielen Wochen endlich mit frischer Plakette dastehen hatte...die erste nach 20 Jahren.

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Der_Schwede Der_Schwede

Volvo

Hallo,

ich bin Mitte 40 und mit Saab, Volvo und Schwedenurlauben groß geworden. In der Familie hatten wir bisher: 1x Saab 900 + 1x 9000, 1x Saab 9-5, 1x "Buckel-Volvo", 2x 740er, 1x C70I, 3x 480er, 1x 850er, 1x V70II.

Ich fand meine beiden 480er vom Fahrgefühl am besten, doch leider waren sie sehr problemanfällig. Es wurde danach ein vernüftigerer und zuverlässigerer 850, der mit etwa 300tkm verkauft wurde. Es kam ein V70II T5, der mir nach etwa 6 Jahren um mit knapp 300tkm dann doch zu anfällig war. Es folgte ein Umstige auf (P)Opel, Brot und Butter eben. Damit das Herz auch etwas Freude hat, kam ein extrem nervenaufreibender 480ES von 89 für die Freizeit hinzu.

Ich freue mich über Kontakt mit Menschen, die locker und freundlich drauf sind. Besserwisser und Meckerer sind nicht so mein Fall, davon gibt es (auch in Autoforen) ja leider einige.

Viele Grüße aus der Nähe von Hamburg
Der_Schwede