Thu Mar 14 12:48:26 CET 2013 | Dortmunder 65 | Kommentare (12)
Hanomg 2/10 1925 - 1928 60 km/h 2780 mm lang 1180 mm breit 1040 mm hoch 1920 mm Radstand 370 kg 16 Litertank
Volksauto nicht gerade eine Iddee unserer Zeit oder aus der Zeit des Käfers, genauso wenig Modellbaukasten, Einheitsgröße oder minimaler Preis. Das wohl erste Auto dieses Anspruchs in Deutschland ist wohl der Hanomag 2/10. Dem Baukastenprinzip entsprang damals ein Sport-, Liefer- und Pritschenwagen sowie die offene Variante und Limousine. Auch die Fließbandherstellung fand mit diesem Kleinwagen Einzug in die deutsche Automobilgeschichte. Wegen des inflationsgebeutelten Marktes wurde bei diesem Wagen gespart wo es nur ging. Ein bisschen Blech, ein bisschen Lack - fertig ist der Hanomag, war wohl ein gängiger Spruch. Der bekannteste Spitznahme ist, für diesen in Hannover gebauten Wagen, wohl Kommissbrot wegen seiner Form. Kohlenkasten, Chausseewanze oder rasender Gartenstuhl mit abwertenden Unterton wurde auch genutzt. Die Einführung der Rentenmark und der Einbruch des Exportgeschäfts zwangen die damaligen Hanomagbosse Paul Klapproth und Gustav ter Meer sich nach Alternativen umzusehen. Obwohl viele Kleinwagenhersteller kamen und gingen, kaufte man das Konzept der Konstrukteure Carl Pollich und Fidelis Böhler. Diese brachten sogar zwei Prototypen mit zur Vorstellung und wollten eigentlich Motorräder bauen. Obwohl die Resonanz auf der Berliner Automobil Ausstellung sehr schwach war, hielt man an dem Projekt fest. Durch die strikte Minimalisierung und der Produktionstechnik nach Ford Amerika Beispiel konnte man den angepeilten Preis von 2000 RM halten. Der Opel Laubfrosch war doppelt so teuer. Der Hanomag wird von einem 10 PS Einzylinder Viertaktmotor, der quer vor der Hinterachse sitzt, angetrieben. Die Kraft kommt über eine Kette an die Hinterachse bzw. an das recht Hinterrad. Immerhin schaft der wagen 60 km/h. Der Motor ist wassergekühlt mit hängende Ventile und unten liegende Nockenwelle. Er verfügt über drei unsynchronisierte Gänge die rechts vom Fahrer geschaltet werden, dass ist nur verwunderlich weil man auch rechts sitzt. Der in der Mitte sitzende Seilzug dient zum starten des Motors mittels Reservierstarters, dieser kann einem unter Umständen einen Rückschlag versetzen, der bis in das Schultergelenk geht. Es gab nur eine Tür auf der Beifahrerseite sowie den Zyklopenscheinwerfer. Der Tacho ist das einzige Instrument neben den drei Knöpfen für Elektrik, Beleuchtung und Hupe. Das Gaspedal sitzt in der Mitte und das Bremspedal rechts, trotz dieser ungewöhnlichen Anordnung kamen die Fahrer damit zurecht. Ölwechsel kennt man auch nicht, bei der Direktölschmierung darf man nur das Nachfüllen nicht vergessen. Ein weiterer Grund seines Erfolges war der unschlagbare Verbrauch von gut 4 Liter auf 100 km und die für 225 RM angebotene Wellblechgarage. Die Erfolge bei diversen Berg - und Langstreckenrennen sind nicht zu verachten. Beim Eröffnungsrennen in Nürnberg 1927 bildeten drei Kommissbrote die erste Startreihe. Ein U Profilrahmen mit Holzgerüst mit Stahlblech beplankt und Bodenplatten aus Holz bilden die Karosserie. Die Kotflügel der fortschrittlichen Pontonform waren Anfangs punktgeschweißt und später (Austauschbarkeit) geschraubt. Die zusätzlichen Lampen auf den Bildern müssen nachgerüstet sein, nur ich kann nicht bestimmen wann.
Geschichtliches und Triviales
1931 wird per Gesetz verfügt das der Fahrer links sitzen muss. Auch der zweite Scheinwerfer wurde Mitte der 30er Pflicht 1927 Durch die Einführung des Dixi aus Eisenach kam alsbald das aus, dort bekam man doch mehr fürs Geld. Nach 15775 gebauten Stück war das Ende gekommen. 1834 übernahm Georg Egestorff die weit verzweigten Geschäfte seines Vaters, bestehend aus Kalkbrüche, Kalköfen, Salinen, Zuckerfabriken und Kohlebergwerken. Er gründete die Chemische Produkte Fabrik 1835 Gründung der Eisen-Gisserey und Maschinenfabrik zu Linden Hannover, die Keimzelle von Hanomag. Produkte wie Dampfmaschinen, Dampfloks, Feuerspritzen und Wasserpupen wurden hergestellt. Im sozialen Bereich der Fabrik angeschlossen waren Kranken- und Sterbekasse, dazu eine Kleinkind- und Warteschule sowie eine Schule für Jugendliche. 1846 nach übernahme der Geschäfte durch den Schwiegersohn kam der Verkauf an Dr. Bethel Strousberg 1870/71 von Banken in eine AG umgewandelt 1904 kam das Kürzel HANOMAG wegen der Kosten für Telegramme 1905 Bau des ersten Lastwagen in Lizenz
Auch hier freu ich mich über Kommentare und selbstgemachte Bilder zum Hanomag. Ich glaube der hat euch bestimmt etwas Freude bereitet.
Euer Dorti
Bildnummer, Kamera P Panasonic M Minolta, Blendenzahl, Belichtungszeit, ISO, Brennweite
00 P f/3,3 1/15s 400 04mm 01 P f/3,3 1/30s 400 04mm 02 P f/3,3 1/30s 400 04mm 03 P f/3,3 1/30s 320 04mm 04 P f/3,3 1/30s 400 04mm 05 P f/3,3 1/30s 400 04mm 06 P f/3,3 1/40s 800 04mm 07 P f/3,3 1/25s 400 04mm 08 P f/3,3 1/30s 250 04mm 09 M f/3,3 1/30s 640 18mm 10 P f/3,3 1/20s 400 04mm 11 P f/3,3 1/30s 400 04mm 12 P f/3,3 1/30s 400 04mm 13 P f/3,3 1/25s 800 04mm 14 P f/3,3 1/10s 400 04mm 15 P f/3,3 1/25s 400 04mm 16 P f/3,3 1/30s 250 04mm 17 P f/3,3 1/30s 400 04mm 18 P f/3,3 1/30s 400 04mm 19 M f/3,3 1/15s 800 18mm 20 P f/3,3 1/30s 400 04mm 21 M f/3,3 1/40s 500 20mm |
Thu Mar 14 13:00:33 CET 2013 | motorina
Wow, sehr viel+ausführliche technische Information über das Kommissbrot ... und viele, sehr schöne (Detail-)Bilder.
Grüsse, motorina.
Thu Mar 14 22:41:53 CET 2013 | Kurvenräuber37056
Endlich mal ein gescheites Auto! Wann wird der gebaut und wieviel soll er dann kosten?
Fri Mar 15 07:23:35 CET 2013 | max.tom
cooool
dorti
da passt der übergang zu den Hanomag Henschel /Mercedes Benz Fahrzeugwerke L 206 Diesel Kleintransporter sehr gut
ein sehr gutes Fahrzeug ,
denn da Hatten wir 3 stück
1 Hanomag Henschel Diesel BJ 1969 lang mit Hochdach
1 MB/HHF Bj 1970 kurz kleines dach
1 MB/HHF Bj 1977 Lang mit Hochdach
alle 3 die Gleiche Karosserie
Fri Mar 15 11:43:55 CET 2013 | gtspecial
Ich höre meinen Opa noch sagen:
"Ein bisschen Blech, ein bisschen Lack, fertig ist der Hanomag"
Sat Mar 16 22:00:05 CET 2013 | Andi2011
Moin,
das Kommissbrot mochte ich als Kind gar nicht, weil ich den Karren regelmäßig im Autoquartett hatte und damit verlohr!
Der Hanomag war irgendwie ja immer noch mehr Kutsche als Auto, aber ein Schritt in der automobilen Entwicklung, an den du hier nett erinnerst! Danke!
Grüße
Andi
Sat Mar 16 22:15:06 CET 2013 | Dortmunder 65
Ja und wer heute einen hat muss die Räder wässern, sonst verziehen die sich.
Bei dem soll sogar ein Peter Kraus in den Papieren stehen, ob es der ist kann man nicht genau sagen. Nur es ist wohl bekannt das er ein Kommissbrot hatte bzw. in einem Film einen fuhr.
Und danke fürs lesen und eure Kommentare.
Sun Mar 17 09:09:02 CET 2013 | scion
Heute werden in Hannover bei Hanomag, Radlader und Mobilbagger von Komatsu, nach Carterpillar zweitgrößter Baumaschinenhersteller der Welt, gebaut. Eingefädelt von Unternehmer, Zampano und Hannover Scorpions-Eigner Günther Papenburg.
Mon Mar 18 22:48:25 CET 2013 | HeinzHeM
Hm ja... ein paar Kleinigkeiten fallen mir spontan ein bzw auf... nur mal kurz das Wichtigste:
War es nicht vielmehr so, dass Fidelis Böhler, Inhaber der von ihm 1923 gegründeten Berliner Kleinmotorwagen Fabrik, das Fahrzeug entwarf aber nicht das zur Produktion notwendige Kapital aufbringen konnte und deshalb bereits 1924 mit der Hanomag handelseinig wurde? Carl Pollich hingegen war ein Angestellter von Fidelis Böhler, ging aber mit diesem zur Hanomag über. Und während Carl Pollich später Chefingineur des Fahrzeugbaus der Hanomag wurde und dort bis 1963 blieb, schied Fidelis Böhler bereits 1926 wieder aus dem Unternehmen aus, weil man dort mit der Planung und Entwicklung eines konventionellen Kleinwagens begann.
Zur Geschichte: 1871 verspekulierte sich im Übrigen der damalige Eigentümer Bethel Strousberg bei einem riskanten Geschäft in Rumänien und nur ein Bankenkonsortium konnte das Unternehmen vor dem Ruin retten. Dieses Bankenkosortium schuf mit der "Hannoversche Maschinenbau Actien-Gesellschaft vorm. Georg Egestorff, Linden vor Hannover" eine Auffanggesellschaft, wie wir heute sagen würden.
Desweiteren war der Hanomag 2/10 PS nicht der erste deutsche Wagen, der vom Fließband lief - das war der Opel 4/12 PS - sondern der erste Kleinwagen.
Und zu den Preisen: im Jahr der Einführung, 1925 kostete der offene Zweisitzer mit Klappverdeck 2650,- RM, mit Hardtop (wie wir heute sagen würden) 3050,- RM und mit festem Dach gar 3200,- RM. Erst 1927 konnte der Preis für das Einstiegsmodell auf 1975,- RM gesenkt werden. - 1925 kostete der Opel 4/14 PS übrigens 3.600,- RM, der Viersitzer 4300,- RM. 1927 dann 2980.- RM bzw. 3400,- RM. Aber anders als der Hanomag konnte das konventionell gestaltete Automobilchen immer wieder dem aktuellen Zeitgeschmack angepasst werden.
Noch etwas: die minimalistische Formgebung des Wagens entsprang nicht etwa dem Sparzwang sondern war das Credo von Fidelis Böhler. Leider nur war er damit seiner Zeit um einige Jahrzehnte voraus. Vor allen Dingen aber seinen Kunden. Nach dem Anfangserfolg in den ersten beiden Jahren sanken die Verkaufszahlen dann trotz stetig abgesenkter Preise unerbittlich ab. Besonders nachdem 1927 der Dixi 3/15 PS auf dem Markt erschienen war, der als Zweisitzer gerade einmal 2750,- RM kostete, aber wie ein richtiges Auto aussah. Daher kam auch mit dem Hanomag 3/16 PS 1929 ein konventionelles Nachfolgemodell für den 2/10 PS heraus. Immerhin wurden in den 4 Jahren von 1925 bis 1929 15.775 Personenwagen plus ca. 1400 Kleinlastwagen gebaut. Wobei der Kleinlastwagen sich quasi nur mittels einer etwa einen Quadratmeter großen, auf dem Heck angebrachten Pritsche vom Zweisitzer unterschied, wenn ich mich recht entsinne.
Aber um die Relationen mal geradezubiegen: 1927 feierte Opel die Produktion des 50000. Laubfrosch, insgesamt stellte man bis 1931 fast 120.000 Stück davon her. Während vom Dixi/BMW 3/15 PS zusammen über 25000 Stück gebaut wurden. Allerdings war nur der Hanomag eine deutsche Konstruktion, während der Opel eine Kopie des Citroen Trefle darstellte (wofür Opel nach einem Gerichtsurteil wegen "sklavischen Nachbaus" dann Lizenzgebühren an Citroen leisten musste) und der Dixi 3/15 PS war ein Lizenzbau des briischen Austin Seven.
Die Kraftübertragung erfolgte nicht etwa auf das rechte Hinterrad sondern rechts auf die ungeteilte und differentiallose Hinterachse. Was den Reifen in schnell gefahrenen Kurven naturgemäß nicht sehr gut tat und zusammen mit dem Einzylinder ohne Schwungmassenausgleich zu einem sehr interessanten Fahrverhalten führte. Hanomagfahrer galten darüberhinaus als sehr höflich, weil sich das Fahrzeug mit seinem kurzen Radstand und der weichen Federung ständig höflich verbeugte
Noch etwas: die "grundschuldgestützte" Rentenmark stabilisierte 1923 die Währung, war aber kein offizielles Zahlungsmittel, sondern wurde nur von der Bevölkerung als solches eingesetzt, offiziell eingeführt als Zahlungsmittel wurde dann 1924 die Reichsmark auf Goldbasis.
Noch ein Tipp zuletzt: in dem Historischen Museum Hannover steht noch ein weitgehend originaler Hanomag 2/10 PS der sich doch reichlich von dem von Ihnen fotografierten Exemplar unterscheidet. Und falls Sie einmal nach Wolfegg kommen dann müssen Sie das Automobilmuseum von Fritz B. Busch besuchen. Dort finden Sie neben einem Hanomag 2/10 PS auch einen 3/16 PS, den Dixi 3/15 PS und mit einen Opel 4/20 PS die letzte Ausbaustufe des Laubfrosch.
Mon Mar 18 23:27:20 CET 2013 | Dortmunder 65
Vielen Dank für die ergänzenden Erläuterungen und genauen Erklärungen zum Wagen, sowie den geschichtlichen Dingen!
Nur bei Geschichtlich und Triviales wollte ich es bei kurzen Bemerkungen lassen.
Fidelis Böhler und Carl Pollich habe ich nicht weiter recherchiert, war ein Fehler.
Ich versuch mich auf jeden Fall zu verbessern. Leider muss man auch die richtigen Quellen finden
Und Danke für die Tipps am Ende!
Gruß
Dortmunder 65
Tue Mar 19 12:41:18 CET 2013 | Standspurpirat38000
Die Position des Fahrers wurde nie gesetzlich festgeschrieben, die Umstellung von Links- auf Rechtsverkehr in Deutschland war zwischen 1903 und 1908 wann genau, weiss ich nicht mehr, ist ja auch schon über 100 Jahre her
Jedem Fahrzeughersteller war und ist seitdem freigestellt, ob er den Fahrer rechts, links hin oder in die Mitte setzt.
Die Historie der StVZO aus der Verkehrstechnik und Verkehr und Technik gibt keine Auskunft über die gesetzl. Bestimmungen, wo der Fahrer sitzen muss.
Die Bestimmung hätte auch keinen Sinn gehabt, denn viele strassenzugelassene deutsche Sport- und Rennwagen waren nicht nur bis 1934 mitte- oder rechtsgesteuert.
Mon Oct 14 22:57:20 CEST 2013 | Christoph2605
Ein geniales Auto
(steht für 28000.- in der Klassikstadt in Frankfurt )
Blöd, dass die Zulassung mittlerweile so "Frosch-Augen-Zusatzscheinwerfer"
fordert.
Nette Details, wie Aschenbecher, Horn und funktionierende Winker.
Ein Wort zu den Holzfelgen.
Die sind natürlich wartungsfrei und müssen normal nicht gewässert werden.
ABER
Wenn die anfangen zu altern und an der Nabe (wo die Holzteile der Felge
aneinander reiben) verschleißen, dann muß man sie wässern um sie ruhig-
zustellen aber wenn die Felgen soweit sind sollte man sie reparieren oder
austauschen (sonst können die brechen und das ist gefährlich).
Ein schönes Auto das ich gerne hätte (wenn ich Geld und Platz hätte).
Grüße Christoph
Mon Oct 14 23:03:02 CEST 2013 | Dortmunder 65
Kenn ich
Deine Antwort auf "Hanomag 2/10 - Das erste deutsche Fließbandauto"