Mon Apr 01 21:30:32 CEST 2013 | Dortmunder 65 | Kommentare (20)
Messerschmitt und FMR Kabinenroller - KR 200 und Tg 500
Deutsche Nachkriegszeit und was machten die Flugzeugbauer? Messerschmitt und Heinkel durften ihre eigentliche Bestimmung nach dem Krieg nicht mehr nachgehen. Zahlreiche Ingeneure standen auf der Strasse und die Alliierten gaben erst nach und nach Produktionsmittel frei. Also bauten sie Kabinenroller, sehen ja einer Flugzeugkabine sehr ähnlich. Aber erstmal von vorn. Fritz Fend war einer dieser Entwickler bei Messerschmitt, nur viel er nicht ins Abseits. Er konnte den Lebensmittelbetrieb seiner Eltern in Rosenheim übernehmen. Fend konnte jedoch nicht aus seiner Haut, er baute mit einfachen Mitteln ein Dreirad für Kriegsversehrte. Anfangs mit Pedale und Handbetrieb war der Fend-Flitzer geboren. Bis 1951 verbesserte Fend seinen Flitzer immer weiter, bis zum Motorbetrieb und von Fahrradreifen auf Rollerreifen. Dieses Gefährt schaffte eine Geschwindigkeit von 31 km/h. Der nächste Schritt war zum KR175 ein zweisitziger Roller mit Plexiglashaube und einem 9 PS starken Motor von Fichtel und Sachs. Der Begriff Kabinenroller entstand und dieser schaffte satte 78 km/h. Der von Liebhabern kurz Karo genannte Roller wurde mit einem Flugzeug-Steuergriff ähnlichen Lenkrad gelenkt. Fend war nun an einem Punkt angekommen, wo es für ihn zur Umstellung auf Großserie ging. Da er dazu nicht die nötigen Mittel hatte kam es zur Zusammenarbeit mit Willy Messerschmitt. Dieser betrieb die Regensburger Stahl und Metallbau GmbH und suchte nach neuen Produktionszweigen. Der Messerschmitt KR 175 wurde 1953 in Genf auf dem Salon der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Leichtbau, das hintereinander sitzen und die Kuppel aus Plexiglas, sowie die Aerodynamik erinnern stark an die Herkunft der Väter. Ab 1955 wurde die weitere Stufe der KR200 gebaut, bei diesen wurden der Hubraum und die PS gesteigert. Ein mit Stoffverdeck gelieferter KR 200 unter der Bezeichnung KR 201 sollte den Einstieg in die mobile Welt erleichtern. Im August 1955 stellte ein modifizierter KR 200 bei einer 24 Stundenfahrt auf dem Hockenheimring 25 Weltrekorde auf. Nun wagt Fend den Schritt zum vierrädrigen Kabinenroller, 1957wird der Tg 500 auf der IAA in Frankfurt vorgestellt. Dieser Wagen/ Roller sollte eigentlich Tiger heißen, ging nicht da Krupp sich diesen hat schützen lassen. Nach einem Rechtsstreit musste man halt auf das Kürzel zurück greifen, heutig Fans nennen ihn trotzdem Tiger. Ein weiterer Einschnitt 1957 war die Trennung von Messerschmitt, Fritz Fend und Valentin Knott gründeten die Fahrzeug- und Maschinenbau GmbH Regensburg kurz FMR. Für die Trennung werden verschiedene Gründe genannt. Der erste ist das Messerschmitt wieder Flugzeuge bauen durfte, die Alliierten aber zur Bedingung machten sich von anderen Produktionszweigen zu trennen. Bei der zweiten wollte Messerschmitt die Produktion einstellen, weil die Verkaufszahlen rückläufig waren. Ich habe beide Behauptungen mehrfach gelesen, da aber noch bis 1964 Karos die Fabrik verließen, sagt mir die erste mehr zu. Es kamen keine weiteren Modelle, FMR hielt bis 1964 an den Modellen KR200 und Tg 500 fest. Im Herbst 2001 wollte Fritz Fend mit einem modernen Kabinenroller auf den Markt zurück, leider verstarb er kurz vorher. Der Prototyp F2000 blieb ein Einzelstück. Die Firma FMR baut bis heute schwere LKW-Achsen und beschäftigte sich mit dem Bau von Getränkeautomaten. Warum kam das Ende, es ist wohl eine Mischung aus die Fahrzeuge wurden zu teuer und die immer besser verdienende Bevölkerung wollte mehr Komfort. Der rote auf den Bildern ist ein KR 200 und der silberne ein Tiger, hierzu einige Daten.
KR 200/201 Fichtel und Sachs Zweitaktmotor, 1 Zylinder mit 191 ccm, 10,2 PS, Kühlung durch Gebläse, Antrieb über Rollenkette gekapselt zum Hinterrad, Vierganggetriebe mit elektr. Geschalteten Rückwärtsgang, Vierscheiben Ölbadkupplung, 240 kg Leergewicht, zul. Gesamtgewicht 420 kg, 4,5 Liter Verbrauch auf 100 km
Tg 500 Fichtel und Sachs Zweitaktmotor mit 2 Zylinder, 493 ccm, 19,5 PS, Gebläsekühlung, Gelenkwellenantrieb auf die Hinterachse, Zweischeiben Trockenkupplung, Vierganggetriebe mit Rückwärtsgang, 390 kg Leergewicht, 560 kg zul. Gesamtgewicht, 125 km/h Höchstgeschwindigkeit, 6,5 Liter Verbrauch auf 100 km, Der Tiger oben auf den Bildern ist eine Rennversion mit Werkstuning Baujahr 1961 32PS 500ccm 150km/h Der KR 200 ist Baujahr 1959 mit 9,7PS, 197ccm und 90 km/h schnell.
So ich hoffe ihr hattet trotz der vielen Bilder Spass, über Kommentare und selbstgemachte Bilder würde ich mich freuen
Euer Dorti
Bild Nr., Kamera Panasonic, Blendenzahl, Belichtungszeit, ISO, Brennweite 01 P f/3,3 1/60s 800 04mm 17 P f/3,3 1/8s 400 04mm 02 P f/3,3 1/30s 400 04mm 18 P f/3,3 1/30s 400 04mm 03 P f/3,3 1/25s 400 04mm 19 P f/3,3 1/60s 500 04mm 04 P f/3,3 1/30s 400 04mm 20 P f/3,3 1/25s 400 04mm 05 P f/3,3 1/100s 1600 04mm 21 P f/3,3 1/30s 320 04mm 06 P f/3,3 1/30s 400 04mm 22 P f/3,3 1/30s 320 04mm 07 P f/3,3 1/100s 1600 04mm 23 P f/3,3 1/30s 320 04mm 08 P f/3,3 1/50s 800 04mm 24 P f/3,3 1/25s 400 04mm 09 P f/3,3 1/30s 400 04mm 25 P f/3,3 1/60s 800 04mm 10 P f/3,3 1/80s 1600 04mm 26 P f/3,3 1/30s 320 04mm 11 P f/3,3 1/30s 400 04mm 27 P f/3,3 1/30s 320 04mm 12 P f/3,3 1/60s 800 04mm 28 P f/3,3 1/30s 400 04mm 13 P f/3,3 1/25s 400 04mm 29 P f/3,3 1/25s 400 04mm 14 P f/3,3 1/50s 800 04mm 30 P f/3,3 1/20s 400 04mm 15 P f/3,3 1/20s 400 04mm 31 P f/3,3 1/30s 800 04mm 16 P f/3,3 1/6s 400 04mm |
Mon Apr 01 21:55:46 CEST 2013 | Spiralschlauch26833
Endlich!
Nein, anders.
Danke Dorti, dass Du Dich dem KaRo angenommen hast, schließlich wird der Wirtschaftswunder-Renner dieses Jahr 60. Ich glaube, den KaRo in meiner Jugendzeit noch gelegentlich live im Strassenverkehr gesehen zu haben, sicher bin ich mir hier aber nicht mehr. Ganz sicher bin ich mir aber, dass bei uns im Hof bis Mitte der '70er Jahre eine Glas Goggomobil Limousine und ein Goggomobil Coupé standen. Irgendwann waren die Autos verschwunden, dafür stand dann ein AWS Shopper an deren Platz – alle drei waren Kuriositäten zu den anderen dort geparkten Autos à la VW Käfer, Opel Kadett B Rallye und Ford Taunus.
So einen FMR (nicht FMZ) Tiger würde ich gerne mal fahren, das Ding muss die Hölle sein…
Mon Apr 01 22:07:40 CEST 2013 | Dortmunder 65
Danke für den Hinweiss, schon geändert
Diesen Artikel musste ich einmal löschen, da die Bilder nicht zusehen waren, leider habe ich den neu geladenen Artikel nicht auf Fehler überprüft
Mon Apr 01 22:21:02 CEST 2013 | Andi2011
Moin,
da kann ich auch mal mit zwei Bildchen dienen:
Ein 1958er Heinkel (in deinem Text steht übrigens Henkel), 10 PS restaurierter Zustand 1 - für knapp 25 tsd Schleifen stand der zum Verkauf
Grüße
Andi
(1983 mal aufgerufen)
(1983 mal aufgerufen)
Mon Apr 01 22:41:28 CEST 2013 | Spiralschlauch26833
@ Andi2011:
Steht der Heinkel zufällig in Emmerich, der Schachbrettboden kommt mir sehr bekannt vor.
Mon Apr 01 23:38:04 CEST 2013 | Antriebswelle12765
Ach wie niedlich!
Tue Apr 02 00:12:56 CEST 2013 | Antriebswelle238
Erlebte Kindheit:
nach Motorrädern NSU Lux und Max, teilweise mit Beiwagen, und einem Heinkel Roller war der Messerschmitt Kabinenroller unser Einstieg in die automobile Welt, gefolgt von einem 1953er DKW Meisterklasse.
Wir hatten damals sogar eine "Garage" für den Messerschmitt. Er stand im Fahrradschuppen.
In dem Zusammenhang eine Frage: sehr viel später, keine Ahnung wann genau (irgendwann 70er - 90er), tauchte mal in einem "Autokatalog" (eine bebilderte Auflistung "aller" weltweit aktuellen Autos, glaube der Stutz Blackhawk war auch drin, muss so grob die Zeit gewesen sein) ein kleiner "Plastikbomber" auf, der grosse Ähnlichkeit mit dem TG500 hatte, aber mit seinen deutlich breiteren Reifen eher als Spassmobil zu verstehen war. Weis zufällig jemand, um was für ein Fahrzeug (Hersteller, etc.) es sich gehandelt hat?
Tue Apr 02 14:13:25 CEST 2013 | Andi2011
So ist es, Bild ist allerdings aus Ende 2012,weiss nicht ob er noch bei RD Classics steht - sieht übrigens witzig aus der Kleine zwischen den großen Amis
Grüße
Andi
Tue Apr 02 14:52:38 CEST 2013 | dkolb
Hallo,
ich war KR201 Roadster-Fahrer und spezialisiert auf diesem Gebiet. Zum TG500 ist noch zu sagen, daß der Mythos um dieses Auto allzu verklärt gesehen wird. Denn der TG500 war ganz und gar nicht ohne Tücken. Zuerst wurde der Motor von Sachs für ein Motorrad vorgesehen, dann aber von FMR für den Karo übernommen und geringfügig weiterentwickelt. So gesehen hatte er dann anstatt der späteren 19,5 PS zunächst deren 30, die es ihm ermöglichten, ohne weiteres knapp 150 km/h zu laufen. Allerdings kommt jetzt der Haken: der Motor drehte locker bis 8.000 U/min und da kam der Zeitpunkt daß Bosch, die ja die Dynastartanlage lieferten, Stop sagte, da der Dynastarter nur bis 6.000 U/min zugelassen war. Somit wurde die Leistung reduziert.
Zum Getriebe: dieses Klauengetriebe war total unsynchronisiert und schwierig zu schalten, ohne daß es krachte. Selbst ich, der als gewiefter Nichtsynchron-Schalter bei anderen Autos die Sache perfekt beherrschte, hatte beim TG zuweilen Schwierigkeiten.
Der nächste Punkt war die Kühlung. Krux: die beiden Kühlgebläse sitzen oberhalb der Zylinder und bliesen die kalte Luft zuerst mal auf die, ebenfalls kalte, Einlaßseite. Dort wurde sie erhitzt und gelangte auf die heiße Auslaßseite. Kolbenklemmer (und davon gab es nicht zu wenige), waren vorprogrammiert.
Dazu gesellten sich noch eine Reihe anderer Mängel und Leute, die es sich leisten wollen, 50.000 oder 60.000 € für einen TG auszugeben, sollten bedenken, daß Ersatzteile enorm teuer werden können vor allem, wenn es das Getriebe betrifft, wo abgebrochene Zahnradstücke das Ganze schon einmal total zum Erliegen bringen können.
Zum "Plastikbomber mit den deutlich breiteren Rädern": ich bekam Mitte der 1990er Jahre einen Prospekt in die Hand von der Fa. Tiger Automobile, Bretten. Die hatten den originalen TG kopiert und mit einem 1300 ccm Vierzylinder Rover-Motor mit 64 PS bestückt und geplant, das Ganze für knapp 40.000 € zu verkaufen. Der hatte auch die breiten Reifen. Ich hatte noch eine Zeitlang Kontakt mit der Fa., dann aber nichts mehr gehört. Das blieb wohl auch ein Einzelstück.
(1668 mal aufgerufen)
Tue Apr 02 17:03:26 CEST 2013 | Dortmunder 65
Ich danke für eure netten Geschichten und Erfahrungen, damit wird das Ganze zum leben erweckt!
Tue Apr 02 19:09:05 CEST 2013 | motorina
Sehr interessante Einzelheiten zu dem "Flugzeug" auf Rädern! ...sowohl von dir, @Dortmunder, als auch von @dkolb.
Höre/lese zum ersten mal, @dkolb, dass in einem Pkw (und dazu noch in einem Kleinstwagen!) ein Klauengetriebe verbaut war - ich kenne dies nur von alten MAN-Lkw (Fuller-Getriebe) ... wunderbar zu fahren (und schnell zu schalten!), wenn man´s lange genug geübt hat.
Grüsse, motorina.
Tue Apr 02 19:17:50 CEST 2013 | dodo32
Ein wunderschönes Auto! Hat mir schon immer sehr gut gefallen
Tue Apr 02 20:46:32 CEST 2013 | Leverkuehn
Hintereinandersitzen geht auch heute noch - und Spass macht es auch. Der CARVER ONE zitiert ein wenig das Design des KR201.
(1384 mal aufgerufen)
Wed Apr 03 10:00:31 CEST 2013 | dkolb
Für diejnigen, die das Klauengeschaltete Getriebe interessiert, hier ein Bildchen.
(1674 mal aufgerufen)
Wed Apr 03 10:04:39 CEST 2013 | Dortmunder 65
Danke, sieht ja irgendwie komisch aus. Gibt es dazu eine Funktionsbeschreibung?
Wed Apr 03 11:13:33 CEST 2013 | dkolb
Was ist daran komisch? Ist ein normales Zweiwellengetriebe, bei dem auf jeder Welle eine Klauen-Schiebemuffe entweder nach rechts oder nach links mit dem jeweiligen Zahnrad gekoppelt wird.
Wed Apr 03 17:20:38 CEST 2013 | max.tom
wouhhhhhh
beim nächsten Oldheimer treffen hier in der gegend muss ich da mal genauer hinguggen
Wed Apr 03 17:45:50 CEST 2013 | VolkerIZ
Den Tiger-Nachbau dürfte es in kleiner Stückzahl gegeben haben. Und auch noch weitere Modelle nach ähnlichem Rezept. Mir ist mal ein Zettel für ein Preisausschreiben in die Finger gekommen, da konnte man so einen Plastik-Tiger mit Mini-Cooper-Motor gewinnen und außerdem ein kleines Cabrio, was untenrum ausgesehen hat wie ein Fiat 500, aber mit 2sitziger Cabrio-Karosserie nach dem Vorbild des Porsche 911 Speedsters. Im Original habe ich sowas auch nie gesehen, viele hat es davon wohl nicht gegeben. Es gibt aber in England einen Hersteller, der heute noch neue Tiger und ähnliche Kleinwagen baut.
Heute ist so ein handgefertigter Nachbau schon fast wieder interessant, weil der echte Tiger unerschwinglich geworden ist. Wer also nur Wert auf die witzige Form legt, dem kann geholfen werden:
http://www.modernmicrocars.co.uk/index.html
Ob man die hier auch zugelassen bekommt, weiß ich nicht. Aber mit englischer EZ als Gebrauchtwagen müßte das möglich sein, Importe innerhalb der EU kann ja eigentlich keiner verbieten.
Thu Jul 11 22:37:11 CEST 2013 | Schattenparker22248
Also, von dem Leonhardt, so der Name des Nachbaus ist definitiv
nur ein fahrbereiter Prototyp entstanden, der sollte dann auch bei
einem Preisausschreiben verlost werden.
Ich fahre meinen Tiger seit mehr als 25 Jahre und habe einige Treffen
etc. 2000 Kilometer Deutschland usw gefahren und es macht einfach Spass !!!
Man muss nat�rlich selber schrauben k�nnen und wissen was man tut sonst
ist es schnell mit der Freude vorbei.
Leider haben in den letzten Jahren die Fahrzeuge einen Preisschwelle erreicht
die Einsteiger ohne ein "Dickes Konto" keine Chance lassen.
Aber es stehen sicher noch ein paar in irgend welchen Schuppen und warten auf einen
Prinzen.
Auf der Solitude in zwei Wochen sind wir mit vier Raubtieren aus Regensburg dabei
gru� Wolfgang
Thu Jul 11 22:48:25 CEST 2013 | Schattenparker22248
Zum Thema Nachbauten:
In Oldenburg kann man sich einen Tribber bestellen - Motor Trabant ,
Fahrwerk VW Polo etc. Preis liegt auch hier bei ca. 70 T.
Der Nachbau aus England verwendet Renault 5 Technik
fährt sich im Vergleich zum Original sehr bescheiden.
Der Tiger ist in Echt schon eine Heckschleuder aber bei den Nachbauten
ist es noch deutlich schlimmer. Der Tribber ist gut 50 Kilo schwerer,
die Engländer liegen sogar deutlich über 100 Kilo über den Original.
Also wenn schon den schon !!
Gruß Wolfgang
Thu Jul 11 22:56:06 CEST 2013 | Dortmunder 65
Danke für Deine Anregungen!
Deine Antwort auf "Messerschmitt und FMR Kabinenroller - Zwei Namen, die Eins verkörpern"