Fri Jun 21 00:46:18 CEST 2013 | Dortmunder 65 | Kommentare (12)
VW Porsche 914/4 (USA Porsche 914/4) und Porsche 914/6 – Namen ein Verwirrspiel
Auch heute noch scheiden sich die Geister und Fans, die einen lieben ihn und die anderen sehen in ihm ein Kuckuckskind. Selbst bei seiner Entstehung bzw. Entwicklung erhitzte er schon die Gemüter soweit, dass er fast schon am Designbrett scheiterte. Erst einmal versuch ich mal die Bezeichnung aufzulösen, der 914/6 hat den 6 Zylinder aus dem Porsche 911 und dessen Bremsanlage. Wegen der Bremsanlage hat diese auch eine Fünflochfelge, der 914/4 beruht ja mehr auf den Käfer bzw. Karmann Ghia bzw. Typ 4/VW 411. Daher hat dieser eine Vierlochfelge und nur vier Zylinder. Wie kann man diese denn nun genau unterscheiden? Erstmal an Hand des Fahrzeugbriefs, beim Hersteller steht entweder Porsche (914/6) oder VW Porsche (914/4). Die Fahrgestellnummer bei Porsche beginnt immer mit 914 und bei VW mit 47 plus Ziffer fürs Jahr z.B. 4 für 1974. Äußerlich kann man noch zwei Punkte nennen an denen man die beiden noch unterscheiden kann. Der 914/6 hat eine andere Getriebeaufhängung und an der Hinterradaufhängung eine Lasche angeschweißt. Die Lasche ist für eine Rücklaufleitung vom Trockensumpf in den Ölsammelbehälter. Bei Interesse an einem solchen Wagen prüfe man genau, denn es gibt 914/4er die auf 914/6 getrimmt sind und auch einen Fahrzeugbrief eines stillgelegten bzw. verschrotteten 914/6 haben. Sollte das beim Kauf verschwiegen werden, ist das Betrug.
Aber jetzt mal zu den Anfängen und der Idee, sowie der Probleme um die Entstehung. Hier lass ich mal die Verbindung VW/Porsche /Käfer mal außen vor. Nur es ist diese Erfahrung miteinander, warum man sich als Partner bei diesem Projekt zusammen raufte. Beide Firmen hatten ein Dilemma, nur halt mit gegensätzlichen Vorzeichen. Porsche hatte den 911, ein großer Erfolg, brauchte aber ein Wagen für Einsteiger. VW hatte die Volksautos Käfer und Karmann Ghia, sehnte sich aber nach einem erschwinglichen Sportwagen. Ferry Porsche und Heinz Nordhoff waren sich schnell einig und beschlossen einen preiswerten Sportwagen zu bauen. Offiziell trat VW als Auftraggeber auf und wollte den Motor des VW411 nutzen. Porsche wollte sich aber die Möglichkeit vorbehalten ein anderes Aggregat zu nutzen. In einem war man sich schnell einig, wegen der Erfahrungen und der Vorteile im Fahrverhalten, sollte es ein Mittelmotor – Wagen sein. Man brauchte allerdings einige Designstudien bis man sich auf den Vorschlag von Heinrich Klie verständigte. Das erste Modell war noch mit Doppelscheinwerfern gedacht, nur diese wurden verworfen. Ansonsten wurden fast nur noch technisch bedingte Änderungen vorgenommen. Klien wollte die integrierten Stoßstangen sogar aus Kunststoff fertigen, nur VW traute dem Material noch nicht vollständig. Porsche lässt sich sogar das Bumper – Systhem patentieren. Dieses Design hatte wohl keiner erwartet, ein völlig schnörkelloser Wagen ohne die damaligen üblichen Rundungen. Nur lässt sich nicht genau sagen ob die Käufer schon so weit waren, daher hatte er bestimmt keinen einfachen Start und er hatte noch bis zu diesem einige Hürden zu nehmen.
Mit dem überraschenden Tod von Heinz Nordhoff und der Nachfolge von Kurt Lotz kamen neue Probleme auf. Lotz wollte die mündlichen Absprachen von Nordhoff und Porsche nicht mittragen. Er bestand darauf den Wagen unter VW Porsche zu vermarkten und verweigerte Porsche den Wagen mit einem 6 Zylindermotor nur unter Porsche zu verkaufen. Da Lotz aber erkannte, dass es sinnvoll ist zumindest in den USA den guten Namen von Porsche zu nutzen, wurde der 914 (alle) dort als reiner Porsche vertrieben. Ein Mittel zum Zweck, war die Gründung einer gemeinsamen Vertriebsgesellschaft.
Nun konnte die Produktion starten, da VW und auch Porsche keine Produktionskapazitäten hatten, bei Karmann in Osnabrück. Nur die 914/6 Rohkarossen gingen von dort aus nach Zuffenhausen, um sie dort auszustatten. Hier bleib nur anzumerken, dass der 914/6 natürlich die dynamischere Variante ist/war, der von Porsche überarbeitete 1,7 Vierzylinder von VW verlor sehr schnell seinen Reiz. Porsche jedoch setzte sich nochmals an die Maschine und zauberte aus 2 Liter 20 PS mehr und schraubte die Höchstgeschwindigkeit auf fast 200 km/h. Der 914 wird in seiner ganzen Produktionszeit ständig verbessert, meist bei der Innenausstattung, 1975 aber kommen die Kunststoffstoßstangen wohl auch wegen der neuen Baubestimmungen in den USA. Dort wurde auch ein 1,8 Litermotor wegen der Abgasnorm angeboten, mit Gemischaufbereitung durch einen Vergaser, dieser ist in Europa selten. Das Ende kam in Etappen, der 914/6 war im Preis dem 911 zu nah und die Sporterfolge waren mäßig. Private Rennteams setzten auf den 911, Porsche stellte nach 3 Jahren die Produktion ein. 1976 beendete VW die Fertigung des 914 bei Karmann.
Man sollte nicht glauben mit den Ersatzteilen leichtes Spiel zu haben, vieles wurde speziell für den 914 gebaut und nicht wie oft geglaubt aus dem VW Regal genommen. Der Wagen hatte schnell seinen Spitznamen VoPo abgeleitet von Volksporsche, mit dem Hintergedanken an den Volkspolizisten der DDR. Der 914 hat die typischen zwei Kofferräume eines Mittelmotorwagens, der Vordere wurde durch das Reserverad stark eingeschränkt und das Hintere sobald es das Targadach aufnehmen muss. Es gab auch diverse Sondermodelle Ein 916 (11 Stück) mit fixem Stahldach, Kotflügelverbreiterung und ein edle sportliche Inneneinrichtung. 8 Modelle hatten den Motor aus dem 911 Carrera und 3 hatten einen 6 Zylindermotor mit 190 PS. Außerdem wurden 2 Modelle mit dem Achtzylinder aus dem Rennsport versehen, mit leicht unterschiedlicher Leistung. Den einen erhielt Ferry Porsche zum Geburtstag. Von den fast 119t Stück gab es nur etwa 3382 mit dem Porschemotor, die Sondermodell sind hier auch berücksichtigt.
Danke fürs lesen, Kommentare sind wie immer erwünscht. Und vielleicht habt ihr ein paar selbst gemachte Bilder. Unten noch ein paar Daten und Zahlen.
Euer Dorti
Porsche 914-- 914/4 1.7 - 914/6 - 914 1.8 - 914 2.0
Motor: 4-Zylinder-Boxermotor 6-Zylinder-Boxermotor 4-Zylinder-Boxermotor 4-Zylinder-Boxermotor
Hubraum: 1679 cm³ 1991 cm³ 1795 cm³ 1971 cm³
Leistung: 59 kW/80 PS 136 Nm - 81 kW/110 PS 160 Nm-63 kW/85 PS138 Nm- 74 kW/100 PS 160 Nm
Beschleunigung 0 – 100 km/h: 13,3 s 8,7 s
Höchstgeschwindigkeit: 186,5 km/h 207 km/h 178 km/h 190 km/h
Maße L x B x H: 3985 x 1650 x 1220 mm-3985 x 1650 x 1220 mm -3985 x 1650 x 1230 mm -3985 x 1650 x 1230 mm
Leergewicht: 940 kg 985 kg 950 kg 950 kg
Technische Daten: Porsche 914 Sondermodelle
Porsche 914 914/6 R oder 914/6 GT 916 (3 Fahrzeuge) 916 (8 Fahrzeuge) 914/8 (2 Fahrzeuge)
Motor: 6-Zylinder-Boxermotor 6-Zylinder-Boxermotor 6-Zylinder-Boxermotor 8-Zylinder-Boxermotor
Hubraum: 1991 cm³ -2311 cm³- 2653 cm³ -3000 cm³
Leistung: 140 kW/190 PS -154 kW/210 PS -140 kW/190 PS -154 kW/210 PS -1 Fahrzeug mit 220 kW/300 PS - 2tes Fahrzeug mit 192 kW/260 PS
Vmax.: 233 km/h 245 km/h
Maße L x B x H: 3985 × 1650 × 1240 mm -3985 × 1650 × 1240 mm- 3985 × 1650 × 1240 mm -3985 × 1650 × 1240 mm
Bildnr., Blendenzahl, Belichtungszeit, ISO, Brennweite 01 Panasonic F/3,4 1/30s 250 05mm 02 Panasonic F/3,4 1/30s 80 05mm 03 Panasonic F/3,3 1/30s 80 04mm 04 Panasonic F/3,4 1/30s 250 05mm 05 Minolta F/3,5 1/40s 250 20mm 06 Minolta F/4,5 1/60s 400 30mm 07 Minolta F/3,5 1/30s 125 18mm 08 Minolta F/3,5 1/30s 125 18mm 09 Panasonic F/3,4 1/30s 100 05mm 10 Panasonic F/3,4 1/30s 250 05mm 11 Panasonic F/3,4 1/30s 320 05mm 12 Minolta F/3,5 1/40s 800 20mm 13 Minolta F/3,5 1/30s 250 18mm 14 Minolta F/4,0 1/40s 500 22mm 15 Minolta F/4,5 1/50s 800 30mm 01b Panasonic F/3,3 1/30s 125 04mm 02b Panasonic F/3,3 1/30s 125 04mm 03b Panasonic F/3,3 1/30s 80 04mm 04b Panasonic F/3,3 1/30s 80 04mm 05b Minolta F/4,0 1/40s 125 24mm 06b Minolta F/6,3 1/60s 100 22mm 07b Minolta F/4,5 1/40s 100 18mm 08b Panasonic F/3,4 1/30s 100 05mm 09b Panasonic F/3,4 1/30s 200 05mm 10b Panasonic F/3,3 1/30s 400 04mm 11b Panasonic F/3,3 1/30s 80 04mm |
Fri Jun 21 01:41:45 CEST 2013 | motorina
Woher nur kennst du eigentlich meine automobilen Schwachpunkte, @Dortmunder ?.
Auch diese Modell jetzt weckt wieder Erinnerungen an meine jungen Jahre ... und bis vor zwei, drei Jahren wollte ich mir so einen "Hobel" "zulegen" (aber ich habe ja genug andere ).
Ich hatte früher mal bei einem Unfallwagenhändler über viele Jahre hinweg aushilfsweise gearbeitet (irgendwie musste ich ja meinen fahrbaren Untersatz auch finanzieren ); ... und dessen jüngerer Bruder hatte nacheinander drei solche VoPo, die ich sehr oft fahren durfte - es war Vergnügen pur, auch wenn es keine 914/6 waren.
Sitzposition wie in einem Go-Kart, Motor röhrte gleich hinterm "Ohrwaschel" (welch ein Sound!), und die ungewohnte Schaltung (1.Gang links hinten) war nur ganz am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig (ich war damals gerade von Lenkrad- auf Knüppelschaltung bei meinem Fahrzeug umgestiegen); ähnlich erging es mir mit dem links vom Lenkrad angebrachten Zündschloss (eine typische Porsche Eigenheit).
Okay, der Fahrkomfort war nicht mit dem eines Ford P5 oder eines Audi 60 zu vergleichen (mit denen ich üblicherweise unterwegs war) - dafür hatte er ja auch einen sportlichen Charakter, auch wenn man über diesen "Porsche" oft nur ein müdes Lächeln übrig hatte. Mir jedenfalls gefiel er sehr gut (besser als z.B. der Opel GT, in dem ich mich nicht wohl fühlte, ... sorry ).
Ich habe oft an diese drei 914 meines Freundes denken müssen ... und sie bleiben für mich unvergessen!
Grüsse, motorina.
...und jetzt muss ich noch ein paar Fotos rauskramen ...
Fri Jun 21 02:34:45 CEST 2013 | motorina
Also, jetzt habe ich die Bilder rausgefischt, @Dortmunder, so wie du es wünscht ... sind doch mehrere geworden, als ich zuerst geglaubt hatte ...
Komisch ist es aber, dass kein einziger 914/6 auf den Fotos dabei ist ...
Die Unterscheidung anhand der Anzahl der Radbolzen kannte ich bisher noch nicht ...
... und da fällt mir noch ein, dass in der Nachbarschaft so ein aufgeblasener pausbäckiger 914 oder 916 war - ein originaler, wie der Besitzer mir damals versichert hatte ...
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Fri Jun 21 09:06:12 CEST 2013 | Henrik_Sommer
Sehr informativer Artikel und tolle Fotos. Ich habe da auch noch ein paar Bilder von diversen "Volks-Porsches" beizusteuern und es ist sogar ein 914/6 dabei:
Fri Jun 21 10:23:36 CEST 2013 | Das Skaos
Sehr schön - Erinnerungen werden wach - ich hab mich damals für den Karmann Ghia und gegen den VW Porsche entschieden ...
Auf dem Nürburgring haben die 914er auf jeden Fall gut mitgehalten
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Fri Jun 21 13:37:40 CEST 2013 | Andi2011
Moin,
da sind dir diesmal richtig gute Bilder geglückt!
Für mich war der 914 immer ein Porsche,egal was seine Gene sagen, ein Traumwagen meiner Jugend und als ich einen Führerschein hatte leider schon fast ausgestorben,bzw. die die noch unterwegs waren runtergerockt...
Heute ein feines Auto für Liebhaber die sich mit der Ersatrzteilversorgung anfreunden und einiges selber machen können. Zeitlos schick find ich ihn immer noch!
Klasse blog, danke!
Grüße
Andi
Fri Jun 21 13:46:34 CEST 2013 | motorina
Zeitlos, absolut richtig!!
... und die vielen Bilder hier jetzt ... mit "Mr. Pausbacke" ... ... und dann auch noch an den Bildrändern andere Oldies (wie z.B. der VW 411 - nur im ersten Jahr wurde der Typ 4 mit diesen ovalen Scheinwerfern gebaut).
Da hüpft der Oldie-Virus vor Freude auf+ab ...
Fri Jun 21 17:17:18 CEST 2013 | mr. mountain
Ich fand den Wagen auch immer schon klasse. In den frühen 70ern stand ein orange-roter jeden Samstag bei uns in der Strasse. Ich fuhr dann als Junge mit dem Fahrrad vorbei und fand es klasse, wenn ich mich in den verchromten Stoßfängern spiegelte. Der Besitzer hatte die Anerkennung von uns Jungs immer sicher.
Als ich später in Motormagazinen las, dass der 914 unter Porsche-Fahrern so überhaupt kein Image hatte, konnte ich es nicht fassen. Für mich ist das ein Knaller.
Fri Jun 21 21:38:59 CEST 2013 | Dortmunder 65
Und wieder sind Eure Kommentare ein Bereicherung und die Bilder einfach spitze!
Fri Jun 21 22:05:01 CEST 2013 | max.tom
der iss zeitlos schön
super dorti auch wie immer die Bilder...
Sat Jun 22 08:52:33 CEST 2013 | VolkerIZ
Einen Porsche kauft man wegen der Form. Deshalb hat der 911 ja auch Ähnlichkeit mit dem 356 und wurde in den letzten 50 Jahren immer nur sehr vorsichtig verändert. Der 914 hat die Porsche-Kundschaft einfach nicht erreicht, weil er nicht wie ein Porsche aussieht. Da gab es ja noch eine Menge anderer guter Autos, die sich deshalb langfristig nicht durchgesetzt haben, wie z.B. den 924 oder den 928.
Sun Jun 23 22:48:16 CEST 2013 | motorina
Von meinen heutigen Bildern wolltest du, @Dortmunder, ja was sehen ... hier also noch zwei Exemplare zu deinem guten Artikel ...
Grüsse, motorina.
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Sun Jun 23 22:57:39 CEST 2013 | Dortmunder 65
Super Lieferung , so macht es Freude!
Deine Antwort auf "VW - Porsche 914 und 914/6 - Immer umstritten und doch geliebt"