Tue May 21 09:14:07 CEST 2019 | Dynamix | Kommentare (0)
Poliermaschinen – Eine Übersicht für Anfänger
Nachdem wir uns um das Thema waschen gekümmert haben und mal auf die gängigsten Lackdefekte eingegangen sind ist es an der Zeit über das Thema polieren zu sprechen. Eine Politur wird immer dann "nötig" wenn der Lack starke Swirls, diverse Kratzer oder Verwitterungen aufweist. Dafür greift man bevorzugt auf Poliermaschinen zurück da das Ganze von Hand doch ziemlich aufwendig wird. Wer genug Zeit hat und seine Arme trainieren möchte kann diesen Artikel getrost überspringen
Im Pflegeforum taucht immer wieder die Frage nach der „richtigen“ Poliermaschine auf. Berechtigte Frage, allerdings ist das Thema wahnsinnig umfangreich! Das Angebot an Poliermaschinen ist groß und es gibt mehrere Arten von Poliermaschinen. Eins vorweg: DIE Poliermaschine gibt es nicht. Jeder Maschinentyp und jede Maschine hat Ihre Vorzüge und Nachteile im Vergleich zu anderen Maschinen und Maschinentypen. Stellt euch das Ganze wie bei Autos vor. Da gibt es auch nicht DAS Auto sondern eben Autos die für einen bestimmten Einsatzbereich gut geeignet sind. Ein Chevy Camaro ist nicht gerade das perfekte Familienauto, dafür ist er ein spaßiger Sportwagen. Auf der anderen Seite ist ein Chevy Suburban ein Auto mit sehr viel Platz, um es mal salomonisch auszudrücken, aber eben kein ausgeprägter Dynamiker.
Und genau weil das Thema umfangreich ist, werden wir auch nicht alles in einem Artikel durchziehen können sondern in ganz vielen Artikeln. Allein der Entwurf dieses Artikels mit ALLEM umfasste über 18 Seiten, macht euch also auf eine etwas längere Reihe gefasst
Hier soll es erst einmal darum gehen welche Maschinentypen es überhaupt gibt und wo die jeweiligen Vor- und Nachteile liegen. In den nächsten Artikeln gehen wir dann ins Detail und schauen uns die typischen Vertreter jedes Typs an, inclusive technischer Daten. Mit diesen Infos sollte sich jeder Anfänger ein Bild darüber machen können welche Maschine für Sie am sinnvollsten ist.
Exzentermaschinen - Was ist das und wofür benutze ich Sie?
Exzentermaschinen sind klassische Anfängermaschinen was nichts schlechtes bedeutet! Exzentermaschinen werden gerne für Anfänger empfohlen da diese gut zu handeln sind. Eine Exzentermaschine verdankt ihren Namen der exzentrischen Bewegung des Stütztellers bzw. des Pads. Heißt also, dass die Maschine keine klassisch runde Bewegung hat wie eine Rotationsmaschine. Ich habe das mal versucht, so gut es mir möglich war, in der Grafik darzustellen. Wie man sieht bewegt sich die Maschine in mehreren elliptischen Bahnen. Diese Bewegung wird bei Exzentermaschinen über ein Gewicht erzeugt welches eine Unwucht erzeugt welche zur gewünschten Hubbewegung führt. Dadurch läuft die Maschine auch nie in den selben exzentrischen Bahnen. Das ist wichtig wenn wir gleich zu den Zwangsrotierern kommen
Durch die exzentrische Bewegung wird der Lack geschont und die Temperatur beim Polieren ist niedriger als bei der Politur mit einem Rotationspolierer. Dies geht zwar auf Kosten des Abtrags, ist dafür aber eben etwas schonender zum Lack. Dies hat den netten Nebeneffekt, dass man bei der abschließenden Finishpolitur mit bessere Ergebnisse erzielt als mit einer Rotationsmaschine. Mit einer Rotationsmaschine kann es schnell mal passieren das man sich ein paar feine Swirls in den Lack poliert. Aus dem Grund benutzen einige Aufbereiter gerne einen kleinhubigen Exzenter für Finisharbeiten. Damit kommen wir auch schon zu einem der wichtigsten Eigenschaften die man beim Kauf eines Exzenterpolierers beachten sollte, dem Polierhub.
Polierhub - Was ist das und welcher ist der "richtige"?
Eine Eigenschaft die bei Exzentermaschinen nicht übergangen werden sollte ist der Polierhub. Aber was ist das überhaupt? Schaut euch noch einmal die Zeichnung von der Exzenterbewegung oben an. Das Grundprinzip habt Ihr jetzt also verstanden. Der Hub gibt an wie weit sich der Stützteller mit dem Pad in seiner Hubbewegung vom Mittelpunkt wegbewegt. Eine Maschine mit 8mm bewegt sich also 8mm vom Mittelpunkt weg, ein 12mm Polierer eben 12mm und so weiter und sofort. Die gängigsten Hubgrößen sind 8mm, 15mm und 21 mm. Es gibt auch Maschinen die 5mm, 10mm oder 12mm haben. Soweit so gut, aber warum ist das so wichtig? Im Prinzip gar nicht mal so schwer: Je größer der Hub, desto größer die Abtragsleistung und der polierte Bereich pro Bahn. Soweit so logisch, da der Teller bei einem großen Hub natürlich auch mehr zu allen Seiten "wandert".
Je kleiner der Hub, desto schonender die Politur. Ein kleiner Hub bietet sich, wie bereits erwähnt, besonders bei Finisharbeiten und engen Stellen geradezu an. Ein großer Hub macht Sinn wenn man große Flächen hat und man „Meter“ machen muss. Den "richtigen" Hub gibt es also nicht. Es kommt wie so oft im Leben immer auf den Einsatzzweck an. Ihr kennt euer Auto am besten. Habt Ihr ein großes Auto mit vielen geraden Flächen und wenig Engstellen? Dann macht ein Großhubexzenter tatsächlich Sinn wenn Ihr etwas Zeit sparen wollt. Grundsätzlich lässt sich sagen das Anfänger mit einer Maschine im Bereich zwsichen 8mm und 12mm nicht viel falsch machen. Damit ist man variabel genug für die meisten Fahrzeuge. Auf Zeit kommt es beim Anfänger, im Gegensatz zum professionellen Aufbereiter, weniger an. Entsprechend kann hier mit ruhigem Gewissen zu einem kleineren Hub gegriffen werden. Ein Umstand der die Entscheidung bei den meisten erleichtern wird ist die Tatsache das die meisten günstigen Polierer im Bereich zwischen 8mm und 10mm Hub liegen
Zu beachten ist das es sich nicht empfiehlt kleine Stützteller auf Großhubexzenter zu schnallen da das Ganze schnell unkontrollierbar wird. Aus dem Grund gibt es für die Rupes Großhubexzenter erst gar keine kleinen Stützteller. Besonders für Anfänger wichtig ist das die Maschine eine Drehzahlkonstanthaltung hat. Diese sorgt dafür das die Maschine die Drehzahl automatisch ausgleicht sollte sich durch Druck oder andere Umstände die Drehzahl der Maschine verringern. Aber auch dieses Feature haben die meisten günstigen Maschinen mittlerweile, die teureren Modelle sowieso. Warum ist das wiederum so wichtig? Ganz einfach, sollte die Drehzahl beim polieren irgendwie durch Druck einbrechen gleicht die Maschine das automatisch bis zu einem gewissen Grad aus. Damit ist eine gleichbleibende Leistung gewährleistet. Stellt euch vor Ihr poliert, drückt etwas fester auf und plötzlich bricht die Drehzahl der Maschine ein. Was macht man instinktiv? Richtig, man gibt mehr Stoff! Sobald der Druck aber nachlässt dreht die Maschine ja deutlich schneller, wir haben schließlich so richtig auf die Tube gedrückt. Ein Phänomen das man besonders bei den ganzen Billigmaschinen beobachten kann. Auch diese Maschinen besitzen zum Teil eine Drehzahlkonstanthaltung, diese ist aber meist so grottig das man trotzdem von selbst nachregelt. Drei mal dürft Ihr raten was passiert wenn die Konstanthaltung einschreitet. Richtig, Sie gibt noch mehr Stoff als Ihr es selbst schon getan habt. Sowas ist nicht nur nervig, sondern kann auch zu unerwünschten Ergebnissen bei der Politur führen.
Kleiner Hinweis bevor wir mit den Exzenterpolierern abschließen:
Bei vielen Herstellern findet sich bereits in der Produktbezeichnung ein Hinweis auf die Spezifikationen! Sei es die Hubgröße, die Wattzahl des Motors oder die Stütztellergröße. Achtet mal darauf
Kommen wir zur nächsten Kategorie, den Exzenterpolierern mit Zwangsrotation.
Exzenterpolierer mit Zwangsrotation - Der Mittelweg
Dieser Maschinentyp ist eine Art Zwitter aus Exzenter- und Rotationspolierer. Technisch immer noch eine Exzentermaschine, durch Ihren sogenannten Zwangsantrieb aber näher an einer Rotationsmaschine als der klassische Exzenter. Die Zwangsrotation sorgt dafür, dass die Maschine immer in einer festen exzentrischen Bahn läuft wodurch die Maschine etwas mehr Biss hat. Ein weiterer Vorteil ist das die Maschine nicht so schnell stehenbleibt wenn man etwas zu viel Druck ausübt. Die Zwangsrotierer sollen also die Vorteile aus beiden Welten vereinen. Von vielen Aufbereitern wird die Flexibilität dieser Maschinen geschätzt da Sie brauchbaren Biss mit der Möglichkeit eines guten Finish vereinen.
Die Bewegung wird im Gegensatz zu einem normalen Exzenterpolierer über ein Getriebe realisiert welches auch die feste Laufbahn erklärt. Dies hat in der Theorie den Nachteil das gerade Anfänger so mehr Schaden anrichten könnten. Allerdings ist dies bei einer ordentlichen Führung der Maschine nicht zu erwarten.
Da die Maschinen vom Antrieb her etwas aufwändiger sind gibt es in diesem Bereich auch nicht wirklich viel Auswahl. Hier bieten lediglich Flex, Rupes, Makita und Festool überhaupt eine Maschine an, also alles Hersteller im gehobenen bzw. Profibereich.
Rotationsmaschinen - Die Königsklasse
Hier stoßen wir schon in den Profibereich vor. Rotationsmaschinen drehen sich im Gegensatz zu Exzentern in einer fixen kreisförmigen Bahn. Dadurch haben die Maschinen deutlich mehr Biss als Ihre exzentrischen Kollegen. In kundiger Hand kann man mit einer Rotationsmaschine gute und vor allem schnelle Ergebnisse erzielen, Eigenschaften auf die es vor allem bei professionellen Aufbereitern ankommt. Aber auch bei fortgeschrittenen Enthusiasten erfreuen sich Rotationspolierer großer Beliebtheit. Einige nutzen ihre Rotationsmaschine „fürs Grobe“ während eine Exzentermaschine ergänzend für das Finish genutzt wird. So nutzt man die Vorteile der jeweiligen Maschinentypen für sich aus. Beim Handling einer Rotationsmaschine muss man stärker auf die Hitzeentwicklung achten als bei einem Exzenterpolierer, dafür muss man sich aber ehrlicherweise schon ziemlich dämlich anstellen. In der Praxis kann man mit einem Rotationspolierer die Lackschicht verbrennen/durchpolieren. Dafür muss man aber die Maschine schon auf Vollgas mit einem sehr aggressiven Pad laufen lassen damit das überhaupt passiert. Wer schon mal poliert hat oder gesehen hat wie ein Profi poliert wird nicht den Fehler machen die Maschine mit Vollstoff eine halbe Minute lang auf der selben Stelle zu halten
Hier habe ich mal ein Video verlinkt was nötig ist um sich durch den Lack zu brennen:
https://www.youtube.com/watch?v=wEuz-ZbD7q4
Heißt im Klartext: Solange Ihr die Maschine in einem angemessenen Tempo wandern lässt, die Maschine nicht gleich auf Vollstoff laufen lässt und nicht gleich das aggressivste Pad draufschnallt was Ihr in die Finger bekommt, könnt Ihr nicht all zu viel falsch machen. In dem Video wird ja wunderschön gezeigt wie man es NICHT macht!
Fazit:
Auch als Anfänger kann man sich durchaus an eine Rotationsmaschine rantrauen, allerdings ist man mit dem Rotationspolierer weniger flexibel. Eine Besonderheit gilt es bei den Pads zu beachten. Je größer das Pad desto stärker der Biss der Maschine.
Das war es fürs Erste mit der Übersicht. In den nächsten Artikeln knöpfen wir uns dann die typischen Maschinen selbst einmal vor. Den Anfang machen die Exzentermaschinen! Ich hoffe das der Artikel schon einmal geholfen hat zu verstehen welche Unterschiede die einzelnen Maschinentypen ausmachen. |
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