Mon Jul 29 13:55:04 CEST 2024 | Astra-f-anatic | Kommentare (1) | Stichworte: Buick, Electra
Hallo liebe Mitleser, nachdem ich in den ersten Blog Artikel auf schon Vergangene Arbeiten und Details eingegangen bin geht es in diesem Artikel um eine Aktuelle Problemlösung.
Die Ausgangssituation
Schon als ich letztes Jahr meinen Buick bekommen hatte, ist es mir schon seltsam vorgekommen das sich der Anlasser teilweise sehr schwer getan hat den Motor zu starten. Wobei selbst diese schwachen Umdrehungen ausgereicht haben um den Motor zum laufen zu bringen.
Gerade im kalten Zustand hat es sich immer so angehört und auch angefühlt als ob die Batterie leer ist oder zumindest leer gezogen wird. Hier kam erschwerend hinzu das durch die geringe Drehzahl vom Anlasser die Benzinpumpe so gut wie nichts gefördert hat. Hier musste ich umständlich nach längerer Standzeit per Hand Benzin in die Vergaserkammer füllen.
Im warmen Zustand war es teilweise sogar schlechter, speziell wenn der Motor erst kurz zuvor abgestellt wurde.
Auf die Hitze Problematik mit dem Massekabel von Motor zu Batterie bin ich schon in meinem früheren Artikel (Kabelsalat...) zum Teil eingegangen. Jedes Mal wenn der Anlasser, teilweise nur kurz betätigt wurde, ist der Massepunkt an der Batterie heiß geworden. Mit Reinigung des Massepunkt am Motor wurde es zwar etwas besser aber es war nie ganz weg.
Aktuelles Problem:
Am Freitag den 19.07.24 musste ich den Anlasser auf Grund leerer Schwimmerkammern im Vergaser mal wieder etwas öfter und länger betätigen und beim 2 Mal ging es nur noch "Wup...Wup...aus". Trotz Überbrückungshilfe und Klopfen auf die Magnetspule machte der Anlasser keinen Mucks mehr.
Darauf hin habe ich den Anlasser ausgebaut und außerhalb vom Fahrzeug getestet:
Zu erst die Magnetspule. Bei diesem Test habe ich per Überbrückungskabel Dauerplus auf die Spule gelegt und mit einem separaten Kabel den Zündungsstrom simuliert. Sobald ich auf den Zündungsplus Anschluss von der Magnetspule mit dem kleinen Strom führenden Kabel gegangen bin, sind die Funken geflogen.
test-mit-simulierten-zuendungsplus
Daraufhin habe ich die Spule geöffnet und wie man anhand der Vergleichsbilder mit einer anderen, gebrauchten Spule aus meinem Teilebestand, erkennen kann scheinen hier schon öfter größere Mengen an Strom durch gelaufen zu sein. Der Verschleiß in der aktuellen Spule ist deutlich sichtbarer als bei der anderen.
magnetspulen-kontakte-aktuelle-spule magntespulen-kontakt-gebrauchte-spule
kontaktscheibe-magnetspule-aktuell kontaktscheibe-magnetspule-gebraucht
Im Anschluss habe ich den Starter selbst getestet ob dieser noch funktionstüchtig ist, in dem ich direkt mit der Plusklemme auf den Anschluss vom Starter gegangen bin. Ergebnis -> dieser machte gar keine Bewegung mehr.
Daher habe ich dann auch den Starter zur Überprüfung zerlegt und schon vor der Demontage roch er nach verschmorten Kunststoff. Deutlich zu erkennen war gleich am Anfang das die Isolierungen der Kupferbänder im Starter komplett schwarz geröstet wurden. Die Schrauben für das Startergehäuse waren ebenfalls schwarz und auch schon leicht verzogen. Die Kohlen an den Führungen waren zudem sichtbar eingerissen was, genauso wie bei den Schrauben, auf eine höhere Hitzeentwicklung schließen lässt.
Ich denke die folgenden Bilder sprechen für sich:
verbrannte-isolierungen-und-gerissene-kohlen verbrennungsrueckstaende-im-anlasser rueckstaende-am-gehaeuse-deckel verbrennungsrueckstaende-an-den-gehaeuse-schrauben
Neuer Anlasser
Nach dem feststand das der alte Anlasser nicht mehr zu retten ist, habe ich einen komplett neu überholten Anlasser von BBB Industries bestellt. Geliefert wurde aber einer der Fa. Remy, was mich am Anfang etwas verwunderte.
Beide Firmen gehören, soweit ich das ermitteln konnte aber wohl schon seit etlichen Jahren zusammen.
Anbei ein paar Bilder vom direkten Vergleich der beiden Anlasser:
anlasser-vergleich-alt-und-neu anlasser-kappenvergleich-alt-und-neu
Den neuen Anlasser habe ich dann mit den originalen Schrauben und dem vorgeschriebenen Drehmoment aus dem WHB 35 Lbs -> 47,5 Nm festgezogen.
anlasser-befestigungsschrauben
Abstandstest
Bei dem neuen Anlasser war eine sehr humoristische und zugleich interessante Anleitung mit dabei, ob und wann man Shims (Unterlegscheiben) bei der Anlasser Montage verwenden sollte.
Da ich am Anfang keine Shims zur Hand hatte und ich das Ritzel vom Anlasser nicht manuell in Richtung Flex-Plate schieben konnte, habe ich mich mit einem anderen Trick aus dem Netz beholfen.
In den USA nutzen manche einen 1/8 inch (3,17mm) L-Winkel Inbusschlüssel um den Abstand zwischen der Welle des Anlasser Ritzel und den Zähnen der Flex-Plate zu prüfen. Passt der Schlüssel ohne zu klemmen und ohne großes Spiel dazwischen, kann man davon ausgehen das auch das Ritzel selbst gut in die Flex-Plate greift.
Ich habe einen Metrischen 3mm Inbusschlüssel genommen. Von Kante zu Kante entspricht dieser Rechnerisch ca. +/- 3,4mm. Die Messung mit dem Messchieber bei meinem Schlüssel hatte eine Breite von ca. 3,2mm von Kante zu Kante ergeben. Daher habe ich diesen verwendet und er hat auch ohne Spiel gut in den Zwischenraum gepasst.
Das Ritzel fährt ohne Geräusche aus und ohne zu klemmen wieder ein
anlasser-position-sicht-ohne-abdeckung
Neu Verkabelung
In der Zwischenzeit habe ich mich auch mit der in den USA neu verlegten Verkabelung im Buick doch nochmal etwas genauer auseinander gesetzt.
In Amerika werden die Kabelquerschnitte in AWG (American-Wire-Gauge) angegeben. Der Unterschied zu unseren Deutschen Angaben ist, je kleiner die Zahl vor dem "AWG" (z.B. 4 AWG) um so größer der Querschnitt des Kabels. Zum Glück gibt es solche Listen im Netz, damit fällt das umrechnen einfacher.
Und schon hat bei mir das Verwirrspiel begonnen.
Laut WHB benötigt der 455cui 2 AWG (35mm²) Batteriekabel zum Starter.
Laut US-Rechnung wurden 8 AWG (9mm²) verlegt
Den äußeren Abmaßen der Kabel nach wurden aber 4 AWG (20mm²) verwendet.
alte-starterkabel-im-vergleich
Eine Messung der Kabelstärke ohne Isolierung ergab jeweils einen Durchmesser von ca. 5,5mm -> was einem Durchschnitt von ca. 23mm² entspricht (in etwas 4 AWG). Also 35% weniger als vorgegeben.
altes-massekabel-durchmesser-5-5mm altes-pluskabel-durchmesser-5-5mm
Ich gehen davon aus das dies zumindest zum Teil ein Grund ist warum der Anlasser schon nach 4 Jahren und ca. 3000 Meilen den Dienst quittiert hat. Wichtiger ist das man eine zu geringe Dimensionierung von stromführenden Kabeln, im Hinblick auf die Gefahr eines Kabelbrandes, nicht unterschätzen darf.
Daher habe ich mir einen komplett neuen Satz 35mm² Kabel besorgt. Dieser wurde schon mit einer Schutzummantelung ausgeliefert und soll Umgebungstemperaturen von bis zu 200°C standhalten. Leider ist das schwarze Kabel für die Masse zwar gut 50cm zu lang aber kürzen wollte ich es nicht da die Verarbeitung der Kabel wirklich sehr gut ist.
neue-anschlusskabel-durchmesser-35mm
Das Rote Schutzrohr ist das Pluskabel zum Anlasser, das schwarze geht vom Anlasser zum Motorkabelbaum
Neues Massekabel an den alten Massepunkt am Motor
anschluss-massepunkt-neues-kabel
(Hier werde ich aber nochmal nach Arbeiten, um das Kabel noch etwas weiter weg vom Krümmer zu bringen.)
Da ich neue Klemmen für die Batterie verwendet habe konnte ich an der Batterie für ein wenig mehr an Sicherheit sorgen.
Die alten US Adapter hatten ein gutes Stück unter den Polabdeckungen herausgeschaut. Daher hatte ich bei der Plusleitung Isolierband als zusätzlichen Schutz verwendet.
Ich habe deswegen Universal EU Polklemmen verwendet und die neuen Kabel an diese verschraubt. Optimal sind die bei den Kabel mitgelieferten Abdeckungen aus Silikon. Diese lassen sich gut über die Pole + Klemmen ziehen und Schützen zudem auch noch vor Schmutz und Feuchtigkeit.
Damit sind beide Pole sauber und sicher abgedeckt.
Endergebnis
Am letzten Samstag habe ich, wetterbedingt, dann die ersten Startversuche erstmal nur in der heimischen Halle durchgeführt. Diese waren zumindest schonmal viel versprechend. Der Anlasser dreht bedeutend schneller als der Alte, was den Effekt hat das die Benzinpumpe während des Startvorgangs besser arbeitet und die leeren Schwimmerkammern schneller wieder auffüllt. Der andere Positive Effekt ist das jetzt das Massekabel kalt bleibt. Was wohl zum einen an dem größeren Kabelquerschnitt und zum anderen aber sicher auch am neuen Anlasser liegt.
Auch das Starten wenn der Motor warm ist, scheint jetzt auch deutlich leichter zu gehen. Ich habe es einmal in der Halle getestet und da sprang er unter einer Sekunde an. Zu schnell für mich, da ich in dem Moment nicht schnell genug den Zündschlüssel von Position "Start" auf "Run" zurück gedreht habe. Es klingt nicht so gut wenn der Anlasser, wenn auch nur kurz, mit dem Motor mit dreht. Daher muss ich da in Zukunft mehr aufpassen um den neuen Anlasser nicht in kurzer Zeit zu verheizen.
Ob sich das ganze in Zukunft weiter so positiv bewährt wird sich raustellen aber ich bin jetzt schon von der Verbesserung begeistert. |
Fri Aug 09 20:15:30 CEST 2024 | andyrx
Toller und ausführlicher Bericht
Weiter so
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