Fri Oct 03 00:47:47 CEST 2014 | ElHeineken | Kommentare (15) | Stichworte: Honda, Japan, NA1, NSX
Nach dem Autokauf ist vor dem Behördengang. Nachdem der Kaufvertrag bereits DIN-A3 Größe hatte, schwante mir schon etwas..
In Japan (auch beim Gebrauchtwagenkauf) übernimmt in der Regel der Händler die Anmeldung des Autos. Dazu benötigt er aber einige wichtige Unterlagen. Konkret bekam ich eine Liste, welche Art von Formular und in welcher Anzahl es benötigt wird:
Namensstempel-Zertifikat
Beginnen wir mit dem Namensstempel. Einen Stempel besaß ich bereits, er wurde auch schon bei der Behörde registriert, allerdings habe ich die Zertifikate nicht innerhalb eines Jahres abgeholt und nun muss der Prozess ein zweites Mal gestartet werden. Das wusste ich natürlich erst, nachdem meine Frau umsonst bei der Behörde war und versucht hat das erste Zertifikat abzuholen.
Am nächsten Wochenende ist daher die ganze Familie zur Behörde und ich konnte meinen Hanko (Namensstempel) innerhalb weniger Stunden offiziell registrieren. Alternativ gibt es auch ein Verfahren um jemanden in seinem Auftrag zur Behörde zu schicken, aber dazu benötigt man eine japanische Vollmacht (..es existiert kein Vordruck dafür..) und das Ergebnis wird aus Sicherheitsgründen nur per Post verschickt. Für diesen Teil haben wir etwa eine Woche gebraucht.
Als nächstes ingesamt vier mal den Namensstempel auf die zwei Stück Papier vom Händler machen, fertig.
Antragsformular zur Parkplatzgenehmigung
Antrag für die Parkplatzgenehmigung Nun zum Parkplatz. In Japan ist es nicht möglich ein reguläres Auto zuzulassen ohne einen Parkplatz nachzuweisen. Nur für Kleinstwagen in ländlichen Gebieten entfällt manchmal die Nachweispflicht. Für die Parkplatzgenehmigung benötigt es neben dem Antrag auch die noch folgenden zwei Papiere.
Japanisch: Jidosha hokan basho shomei shinsei-sho "Automobil-Unterbringungsort-Zertifikats-Antrags-Formular"
Lageplan und Zeichnung des Parkplatzes
Karte und Zeichnung des Parkplatzes im Haus Japanisch: Hokan basho no shozaichi haichi-zu "Lage und Ansicht des Unterbringungsorts"
Zertifikat des Parkplatzbesitzers
Zustimmung zur Parkplatznutzung Damit man nicht irgend einen leeren Parkplatz als seinen eigenen ausgibt muss man nachweisen, dass man diesen Platz auch benutzen darf. Den Nachweis bekommt man vom Besitzer des Parkplatzes. Einige Tage nach der Anfrage habe ich das Papier erhalten.
Japanisch: Hokan basho shiyou shoudaku shoumeisho "Zustimmungszertifikat zur Nutzung des Unterbringungsorts"
Polizeibesuch
Zuerst muss man die zuständige Polizeibehörde ausfindig machen (es gibt mehrere..). Dort die obigen Unterlagen abgeben und eine Bearbeitungsgebühr bezahlen. Dann eine Woche warten, ein Streifenpolizist kontrolliert den Parkplatz. Anschließend die fertige Genehmigung abholen.
Da mein japanischer Kollege und ich nicht doof sind, haben wir vorher bei der entsprechenden Polizeibehörde angerufen und bestätigen lassen, dass wir dort richtig sind. Leider war das Gebäude nur schlecht ohne Auto zu erreichen und der Sommer in vollem Gange. Als wir dann nass-geschwitzt bei der Polizei standen, kam das was kommen musste: "Sie sind in der falschen Behörde. Wenn sie in Meguro wohnen müssen zu diesem Gebäude (zeigt auf die Karte)".
Leider war auch das andere Polizeigebäude nicht ganz einfach zu erreichen. Erst 10 Minuten Fußweg, dann 15 Minuten Busfahrt. Unterwegs hatte ein kleines Schulkind einen Panikanfall und konnte vor lauter Schluchzen nicht mit seiner Mutter am Handy sprechen. Eine andere Mutter im Bus hat dann "Übersetzer" gespielt und den Kleinen beruhigt. Anschließend fuhr uns der Bus die restliche Strecke zum Polizeigebäude.
Dort angekommen haben wir gelernt, dass das Namensstempel-Zertifikat als Kopie benötigt wird, ein Original abzugeben sei nicht möglich. Außerdem benötigen wir den Antrag in zweifacher Ausführung. Also ich raus aus dem Gebäude und im Kiosk nebenan eine Kopie machen, mein Kollege füllte inzwischen ein weiteres Exemplar des Antrags aus. Dann noch schnell ins Obergeschoss zum Bezahlen und fertig.
Eine Woche später noch einmal zur Polizei, eine kleine Gebühr entrichten und alle Parkplatzunterlagen abholen. Nun alles im Umschlag an den Autohändler und aufs Beste hoffen. Bis zu dieser Stelle waren weitere zwei Wochen vergangen.
Bezahlung
Neben den Formalitäten muss der Wagen natürlich auch bezahlt werde. Bargeld war zu unhandlich (hätte man in vielen Häppchen am Automaten abheben und zum Händler bringen müssen) also per Online-Banking. Leider war auch dort das Überweisungslimit zu niedrig, also auch in zwei Schritten. Allerdings mussten wir das vorher mit dem Händler klären, damit die zweite Überweisung nicht in der Buchhaltung verloren geht.
Das Banküberweisungen für Ungeübte in Japan nicht ganz einfach sind, war zu erwarten. Ich habe daher meinem Kollegen regelmäßig Screenshots mitgebracht und gefragt was man nun wo eingeben müsste und wohin als nächstes zu klicken sei. Am Ende hat alles geklappt und der Händler bestätigte den Eingang des Geldes. Die Anmeldung des Autos sei in weiteren zwei Wochen abgeschlossen.
Insgesamt hat es etwa vier Wochen gedauert alle Papier zu besorgen. Der Händler hat weitere zwei Wochen für die Zulassung benötigt. Bei der Abholung waren es daher sechs Wochen seit dem Abschluss des Kaufvertrages.
Versicherung
Ähnlich wie in Deutschland gibt es in Japan zwei Typen von Autoversicherung: Vollkasko und Teilkasko. Vom Prinzip her das Selbe aber hier ist in der Teilkasko kein Diebstahl enthalten. Die Prämien sind vergleichbar, keine großen Überraschungen hier. Durch Einschränkungen (Alter, Fahrer, etc.) lassen sich die Prämien reduzieren. Aufgrund des hohen Wertes des NSX war Vollkasko nicht bezahlbar (umgerechnet mehrere tausend Euro pro Jahr).
Vor der Abholung des Wagens haben wir uns mehrere Angebot des Händlers machen lassen, parallel das Internet überprüft. Es wurde dann eine Teilkasko-Vertrag mit Altersbeschränkung, den ich bei der Abholung abgeschlossen habe.
Abholung
Am Tag der Abholung wurde uns der Wagen abfahrbereit hingestellt. Nach dem Abschluss der Versicherung begann eine anstrengende Diskussion wegen der Honda-Felgen die inzwischen montiert wurden. Sie haben massive Kratzer, die auf den Fotos damals nicht zu erkennen waren.
Wegen der Felgen war leider nichts zu machen, wir werden uns wohl nach einer Reparaturmöglichkeit umsehen müssen. Eventuell ist der Händler noch zur Übernahme eines Teils der Kosten zu überreden..
Anschließend ging es sehr vorsichtig und mit viel Adrenalin (danke des Linksverkehrs und dem üblichen Chaos auf den Straßen Tokios) in die heimatlich Garage, etwa 10 km entfernt.
Geparkt wird übrigens in einer weiteren japanischen Spezialität, der vollautomatischen Garage (aber dazu später mehr). |
Fri Oct 03 03:26:48 CEST 2014 | Mad_Max77
Du wohnst also in Japan? Wo denn da? Habe leider keine so pos. Erinnerung an dieses Land, war wohl in der falschen Stadt. Dort konnte ich nicht mal Geld abheben am ATM... und sowas in Japan!!!
Fri Oct 03 03:58:46 CEST 2014 | ElHeineken
Ich wohne in Tokio.
Wegen ATM gab es 2011-2013 mal Probleme mit der Kompatibilität von Maestro-Karten. Wir haben uns damals, nach der Ankunft, mit dem Abheben per Kreditkarte beholfen.
Ansonsten lernt man hier schnell, dass es viele Dinge gibt, die nicht gehen. Auch und besonders in Japan
Fri Oct 03 08:36:27 CEST 2014 | PIPD black
Vielen Dank für diesen sehr anschaulichen Erlebnisbericht.
6 Wochen vom Kauf bis zur Abholung. Und hier macht man sich Gedanken zum 5-Tages-Kurzeitkennzeichen.
Fri Oct 03 08:39:38 CEST 2014 | Spurverbreiterung17353
Da soll noch einer über die fast bürgerfreundliche deutsche Verwaltung meckern...
Bürokratische Autozulassung über 6 Wochen mit Parkplatznachweis, aber Häuser darf wohl jeder hinschmeißen ohne Bauordnung und so chaotisch-hässlich sehen die japanischen Städte dann auch aus. Japan ist für mich eine zunehmende Enttäuschung, die Chinesen und Südkoreaner sind ambitionierter und kundenorientierter.
Klingt alles sehr anstrengend, für Ausländer sowieso, da wäre mir die Freunde am neuen Auto schon vergangen. Aber es gibt vermutlich Dienstleister, die diesen Behördenmarathon übernehmen?
Der schöne NSX ist also nicht diebstahlsversichert?
Fri Oct 03 09:10:59 CEST 2014 | Fensterheber136512
Hm.
Muss man mögen.
Bei dem Zirkus, der bis dahin nötig war, hätte ich persönlich ein werthaltigeres Auto genommen. Angeblich sollen ja Porsche, Audi und auch besser ausgestattete Volkswagen in Japan günstiger zu erwerben sein als hier in D.
Insbesondere hätte ich mit Blick auf den späteren Export nach Deutschland einen Linkslenker genommen.
(Aber das is ja Geschmackssache - um Gottes willen. Jedem seins. Wem so ein Reisbecher gefällt. Es gibt noch schlimmeres wie Honda)
Ansonsten: Schöne Berichte von dir! Danke dir für den Blick über den Tellerrand!
Fri Oct 03 09:29:18 CEST 2014 | ElHeineken
In Richtung Porsche habe ich mich auch informiert. Sind interessante Angebote dabei gewesen aber da ich meine Kindheit in Zuffenhausen verbracht habe (und die Marke dort an jeder Ecke zu finden ist) hat der Besitz eines Porsche (in meinen Augen) keinen so großen Reiz.
Aber Sportwagen sind eh reine Geschmackssache und kosten (fast) immer mehr Geld als sie reinbringen, schon allein durch den Unterhalt
Fri Oct 03 10:25:58 CEST 2014 | Hobbyschrauba
Danke für den netten Beitrag! Meine Frau hat zwei Jahre in Tokio gewohnt, ich kenn da so einiges von Erzählungen und kann es nachvollziehen...
Dagegen war mein Autokauf in Neuseeland nen "Klacks": Bezahlen, zur Post gehen, knappe 9 Dollar (6 Euro) hinlegen, und das Auto läuft auf den eigenen Namen Kennzeichen bleiben immer dran, Registration alle paar Monate erneuern, Versicherungspflicht gabs nicht, ADAC Mitglieder bekamen diese aber 6 Monate für lau vom lokalen Klub AA.... und man kann schonmal linksverkehr üben
Fri Oct 03 12:25:57 CEST 2014 | ElHeineken
@Hobbyschrauba Das klingt doch mal nach einer interessanten Alternative
Fri Oct 03 13:00:12 CEST 2014 | GoLf 3 Bastler
Himmel wat'n Aufriss um ein Auto anzumelden... ich mecker nie wieder über die Deutsche KFZ Zulassung ! ( Ok bis auf das hickhack mit dem KZK im moment ) 6 Wochen um ein Auto anzumelden... Die Japaner haben echt eine Engelsgeduld....
Sat Oct 04 00:45:13 CEST 2014 | Schattenparker42679
Das mit dem Parkplatz und dem Lagenachweis finde ich ja besonders heftig. Wenn man da ein Auto kauft lohnt es ja schon fast mehrere FZ auf Vorrat anzumelden
Sun Oct 12 17:49:20 CEST 2014 | Reifenfüller134705
Sehr interessant was die Zulassung für eine komplizierte Sache ist. Da ist man glatt froh über die deutsche Einfachheit. Jedenfalls sehr informative Berichte die du hier veröffentlichst, vielen Dank dafür! Was mich noch interessiert, bist du aus beruflichen Gründen in Tokio gelandet ?
Sun Oct 12 22:56:33 CEST 2014 | ElHeineken
@ChefvonAllem Ja, korrekt.
Mon Oct 13 19:58:21 CEST 2014 | Reifenfüller134705
Alles klar, vielen Dank für die Antwort!
Fri Dec 07 09:03:35 CET 2018 | Trackback
Kommentiert auf: Verkehr & Sicherheit:
Garage zweckentfremdet
[...] einen TG-Stellplatz, ne Garage, nen angemieteten Parkplatz oder halt etwas entsprechendes Eigenes.
Ist nur mehr eine Frage der Zeit. Die Japse sind schon soweit.
[...]
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Fri Dec 07 14:49:33 CET 2018 | Trackback
Kommentiert auf: Verkehr & Sicherheit:
Garage zweckentfremdet
[...] auch noch einen Mietvertrag über einen TG-Stellplatz, ne Garage, nen angemieteten Parkplatz oder halt etwas entsprechendes Eigenes.
Ist nur mehr eine Frage der Zeit. Die Japse sind schon soweit.
ich wäre dafür, warum muss auch heute [...]
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