Thu Feb 24 21:19:22 CET 2022 | ElHeineken | Kommentare (17) | Stichworte: Elektronik, Honda, Klimaanlage, Kondensator, NA1, NSX, Reparatur
Eine äußerliche normale NSX-Klimasteuerung aus der Schweiz bei der der Lüfter nur noch ausgeschaltet oder auf höchster Stufe laufen sollte. Das Verhalten war auch in meinem NSX identisch und der Selbsttest zeigte keine Probleme an.
Die betroffene PlatineDieses Verhalten ist typisch für ausgelaufene Kondensatoren aber nach dem Öffnen des Steuergeräts war sichtbar, dass die Kondensatoren bereits einmal ausgetauscht wurden ..
Was damals allerdings versäumt wurde war die dringend notwendige Entfernung der Säure. Wird dies nicht gemacht so frisst sie sich unter der Lackierung weiter durchs Kupfer, und zwar so lange bis die chemische Reaktion zum Stillstand kommt.
Dunkle Säureflecken bei C44Der erste Schritt war daher die Entfernung der Kondensatoren und die Reinigung der betroffenen Gebiete bis auf das blanke Metall.
Das funktioniert ganz gut mit einem Glasfaserstift. Danach ging die Suche nach unterbrochenen Leiterbahnen los.
Gefunden wurden zwei eindeutige Unterbrechungen aber auch potentielle Stellen wurden sicherheitshalber gleich mit repariert - sicher ist sicher.
Kaum erkennbar aber messbarNach der Beschichtung aller freien Kupferbereiche mit Lötzinn, dem Einbau eines Satzes neuer Kondensatoren und dem Hinzufügen von diversen Reparaturleitungen funktioniert das Gerät wieder wie es sollte.
Ich bin immer noch beeindruckt davon was die Platine und deren Elektronik so alles aushält bevor sie ganz ausfällt.
Nach einer zusätzliche Lackschicht auf der Ober- und Unterseite ging es ins Fahrzeug zum (erfolgreichen) Funktionstest.
Das EndergebnisIm Nachhinein vermute ich eine Stelle rund um C11 war ursächlich für den Fehler. Sie befindet sich in unmittelbarer Nähe des Leistungstransistors der die Lüftergeschwindigkeit regelt.
Leider konnte bisher keiner der NSX-Spezialisten diesen Verdacht bestätigen. |
Fri Feb 25 08:06:57 CET 2022 | PIPD black
Sehr schön.
Und wie man sehen kann, signierst du deine Arbeiten auch noch.
Fri Feb 25 12:49:17 CET 2022 | Trottel2011
Das Problem haben wir in unserem Betrieb auch. Nur sind unsere Kondensatoren nochmal deutlich größer
Fri Feb 25 13:05:41 CET 2022 | Goify
Welche Kondensatoren halten ca. 50 Jahre, wenn man sich die Arbeit schon macht? Hast du das Tips?
Fri Feb 25 17:12:05 CET 2022 | ElHeineken
@PIPD black Denke das ist gut genug, dass man es nicht verheimlichen muss
@Trottel2011 Klingt auf jeden Fall interessant
@Goify Da muss ich ein bisschen weiter ausholen. Wenn es um das Auslaufen von Kondensatoren geht dann sind sogenannte "Aluminium-Polymer-Kondensatoren" eine gute Wahl da sie keine Flüssigkeit enthalten die auslaufen kann. Sie sind ihren nassen Kollegen eigentlich in allen Punkte überlegen, bis auf die Kosten und den Leckstrom.
Schaltungen bei denen es auf geringen Leckstrom ankommt (wie z.B. Kondensatoren der Serie LLA von Nichicon im Tacho des NSX oder in Audio-Schaltungen) da sollten sie nicht eingesetzt werden.
Das Thema allgemeine Lebensdauer ist unabhängig vom Auslaufen zu betrachten. Hier muss man sie die spezifizierte Lebensdauer des Herstellers (z.B. 2000 h bei 85 °C) ansehen.
So gesehen ist die Frage leider nicht so einfach zu beantworten aber es bietet Ansatzpunkte um die Situation zu verbessern. Um zu zeigen wie divers das ist, die ersten Bose-Lautsprecher-Verstärker im NSX hatten Kondensatoren die teilweise schon innerhalb der Garantie des Autos ausgelaufen sind. Das Klimasteuergerät brauchte dafür ca. 25 Jahre (je nach klimatischer Region), das Radio 30 Jahre und beim Motorsteuergerät des NSX sind bis heute keine Fälle bekannt.
Fri Feb 25 17:19:49 CET 2022 | Trottel2011
Die langlebigsten Kondensatoren tragen eine JANTX oder MIL Nummer. Die halten dann 30+ Jahre, wie wir das bei unseren Produkten entsprechend benötigen. Sind aber eben etwas teurer...
Fri Feb 25 17:24:48 CET 2022 | Goify
Danke für die Tipps. Ich muss mich nämlich um ein Radio kümmern, was Probleme mit den Kondensatoren hat. Ganz unbeleckt bzgl. Elektronik bin ich nicht und werde mich da mal ran wagen. Ist ja alles grobe Technik aus den 70ern und Schaltpläne sind auch vorhanden (Braun Regie 510).
Fri Feb 25 17:37:21 CET 2022 | ElHeineken
@Trottel2011 Das ist ja wohl noch untertrieben
(511 mal aufgerufen)
Fri Feb 25 18:02:53 CET 2022 | Trottel2011
Es gibt natürlich richtig teure mit der Kennung Aber die meisten sind tatsächlich nur etwas teurer. Dafür halten sie ewig. Muss ja auch, kann ja nicht sein, dass ein Kampfjet oder eine Patriotabwehr zwischendurch mal ausfällt
Fri Feb 25 18:14:57 CET 2022 | Goify
Oder ein Radio. Das Radio ist für mich überlebensnotwendig.
Fri Feb 25 19:18:37 CET 2022 | Red1600i
Die langlebigsten Kondensatoren sind MKS-2 Polystyrol Folienkondensatoren. Die gibt es in RM5 und brauchbaren Spannungswerten bis zu 10uF. Danach wird es richtig teuer und sie werden dann auch viel zu groß.
Aber sie enthalten keinerlei Säure und fallen auch mit 50 Jahren nicht aus.
Alternativ kommen mittlerweile auch SMD Kondensatoren von Kemet mit der Y5 bzw. X7 Bauart in Frage. 100uf in 25V sind dort lieferbar... mit teilweise 125 Grad Grenztemperatur, ebenfalls Feststoff Kondensatoren. Allerdings bei den großen Werten reichlich teuer.
Der preiswerteste Ersatz sind Panasonic FC bzw. FR Baureihen. Sie schaffen als FR 105 Grad Grenztemperatur Lebensdauern bis 5000h und teilweise auch mehr. Sie besitzen auch eine höherwertige Abdichtung gegen Auslaufen. Im Vergleich sind sie die preiswertere Alternative mit ebenfalls sehr hoher Lebenserwartung. 20-30 Jahre sollte mit ihnen auch erreichbar sein.
Fri Feb 25 22:11:58 CET 2022 | ElHeineken
@Red1600i Danke für die weiteren Kondensatortypen - Keramik ist in der Tat auch ein guter Ersatz, insbesondere für die vor einigen Jahrzehnten noch viel verwendeten Elkos mit Kleinstwerten wie 0,47 uF - beim Klimasteuergerät kommt in diesen Fällen z. B. TDK FG-Serie (Temperaturkoeffizient X7R) zum Einsatz.
Ich vermute ja immer noch, dass das Auslaufen nach 20-30 Jahren eigentlich kein beabsichtigter Ausfall am Ende der Lebensdauer ist - bei den kurzlebigen Kondensatoren in den ersten Bose-Verstärkern definitiv nicht.
Die Kollegen haben ja noch andere Ausfallformen auf Lager, wie z. B. austrocknen, erhöhter Innenwiderstand, erhöhter Leckstrom, etc.
Sat Feb 26 09:07:00 CET 2022 | Red1600i
In den 90er Jahren trat ja eine ganz besonders hohe Welle an Kondensator Ausfällen auf, verursacht durch eine "Verwässerung" der teuren Elektrolyten durch chinesische Fälscher. Ganze Produktionsreihen fielen aus. Ich erinnere da an bestimmte ASUS Mainboards, die nach wenigen Wochen reihenweise ausfielen.
Ich selbst repariere bestimmte Modelle von Bang&Olufsen, die ebenfalls grausam von diesen Ausfällen betroffen sind. Da haben nur ein paar Prozent bis heute überlebt. Einen lebenden und funktionieren VX5000 findet man seit 20 Jahren nicht mehr in der freien Wildbahn... ausser man hat damals schon erkannt was da abgeht und vorgesorgt.
Sat Feb 26 10:05:08 CET 2022 | lippe1audi
Mal mutig da rein gefragt: Was sind Reparaturleitungen? Bislang habe ich Leiterbahnunterbrechungen mit verzinnten Drähten oder - wenn es dünn sein musste - mit Fädeldraht geschlossen.
Grüße, lippe1audi
Sat Feb 26 12:21:20 CET 2022 | ElHeineken
@lippe1audi Das ist im Prinzip genau das was du beschrieben hast.
Ich verwende üblicherweise "Wire-Wrap"-Draht, da er hitzefest isoliert ist und daher beim Verlöten auf der Platine nicht aufschmilzt. Ist allerdings nicht so nett abzuisolieren.
(412 mal aufgerufen)
Sun Feb 27 09:05:43 CET 2022 | lippe1audi
Danke für die Rückmeldung. Ich hatte schon befürchtet, irgendwas verpasst zu haben. Ja, das Friemeln im Mini- und Micro-Bereich ist eine echte Herausforderung.
Auch dieses Blogthema ist - wie die anderen auch - wieder sehr erbaulich zu lesen.
Grüße, lippe1audi
Mon Feb 28 20:23:52 CET 2022 | ElHeineken
Herzlichen Dank
Sun Mar 06 12:50:44 CET 2022 | Flash3
Der Tip mit den Panasonic FC bzw. FR ist goldrichtig.
Das sind tatsächlich sehr gute und haltbare Elkos.
Ich persönlich verwende auch gerne Rubycon Elkos aus der mind. XYF Baureihe oder im 105° Bereich der ZL bzw. ZLH Baureihe. Da hatte ich in über 20 Jahren keinen Ausfall bzw. ausgelaufen.
105° Reihen haben auch oft einen höheren Ripplestrom, dafür laut Datenblatt aber eine kürzere Lebensdauer als 85° Typen. Allerdings verkürzt sich die Lebensdauer bei höheren Temperaturen z.T. dramatisch, deshalb würde ich im Autobereich auch eher 105° Typen einsetzen.
Der Hersteller ist hier auch wichtig und wer meint möglichst billig einkaufen zu müssen kriegt halt u.U. Schrott.
Ich persönlich würde nichts anderes als diese zwei Fabrikate + Sanyo verwenden.
Sanyo ist im Stromspeicherbereich (speziell auch Akkus) absolut führend. Panasonic hat diesen Bereich vor einigen Jahren gekauft, auch deshalb sind sie so gut.
Die erwähnten Aluminium-Polymer-Kondensatoren sind natürlich sehr gut, solange man "gute" Hersteller kauft.
Diese wurden von Sanyo erfunden Stichwort Oscon, wer das mal nachlesen mag.
Zum Leckstrom kann ich nichts sagen, da ich mich damit nicht beschäftigt hab, allerdings gibt es hier keine vergleichbaren Größen im höheren uF Bereich.
Das gleiche Problem, bei den Folien Kondensatoren.
Was nützt mir ein 10 uF Folie, wenn ich einen 100 oder gar 1000 uF Elko ersetzen muß, oder noch größer.
Elkos mit MIL Spezifikation, welcher Verbraucher hat darauf Zugriff?
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