Sat Nov 20 21:34:04 CET 2021 | ElHeineken | Kommentare (13) | Stichworte: Bose, Elektronik, Honda, Kondensatoren, NA1, NSX, Verstärker
Drei weitere Verstärker aus Frankreich. Alle schon seit längerem nicht mehr mehr im Einsatz nachdem sie die üblichen Probleme gemacht haben. Der Besitzer hatte sie durch einen alternativen aktiven Verstärker ersetzt.
Schmorspuren unten linksEiner davon mit ordentlichen Brandspuren nachdem einer der MOS-FETs durchgegangen ist - ein typischer Fehlerfall bei diesen Klasse-D-Verstärkern von BOSE, verursacht durch die elektrisch leitfähige Säure der ausgelaufenen Kondensatoren.
Besser gar nicht erst probieren sie in Betrieb zu nehmen sondern erst mal die Kondensatoren entfernen, die Platine begutachten und nötige Reparaturen durchführen.
nassUm mal zu zeigen was und wie viel da auslaufen kann, hier das Bild des zweiten Verstärkers - die Säure aus den Kondensatoren trieft praktisch schon von den Transistoren ..
Der dritte Verstärker sah verhältnismäßig normal aus, was aber nichts bedeuten muss. Die Säure wandert gerne unterhalb des Heißklebers entlang.
Als erstes muss dieser von den Spulen und allen angrenzenden Bauteilen entfernt werden. Wie der Name schon vermuten lässt wird hier Wärme gebraucht.
KleberwärmerDa 15 Minuten lang einen Föhn zu halten nicht vergnügungssteuerpflichtig ist hilft die ehrenwerte Bernstein-Schraubzwinge ..
Danach startet das Gepopel unter Zuhilfenahme von Fingern und Pinzette. Typischerweise findet sich überall dort wo der Kleber die Platine berührt eine Schicht Säure.
saftigNicht besonders angenehm, da ist ordentliches Hände waschen und reinigen des Arbeitsplatzes Pflicht aber seit Corona ist das ja nix ungewohntes mehr
Anschließend können die Kondensatoren und MOS-FETs entfernt werden. Vorher muss natürlich sauber dokumentiert werden was da entfernt wurde.
Da es für die BOSE-FETs bekannte Ersatztypen gibt wurden diese komplett ersetzt. Auch wenn nur einer wirklich abgeraucht war ist jahrelang in Säure eingelegt zu werden generell nicht so toll und die Messwerte waren ebenfalls wenig beeindruckend.
vor der BestückungInteressanterweise war nur auf einer der Platinen eine Leiterbahn so angegriffen, dass sie ersetzt werden musste.
Ansonsten genügte ein Abschleifen aller durch die Säure verfärbten Bereich mit einem Glasfaser-Radierer sowie das gründliche Waschen der Platine mit Wasser und Alkohol.
Blanke Kupferstellen wurden zum Korrosionsschutz verzinnt (zum Schluss wird die Platine noch mit Lack versiegelt), die neuen Kondensatoren und FETs sowie die Spulen installiert und alles einem Test unterworfen.
In seiner natürlichen UmgebungFür die großen Typen wurden trockene Aluminium-Polymer-Kondensatoren eingesetzt die nicht mehr auslaufen können.
Die kleineren wurden wegen möglicher Auswirkungen auf den Frequenzgang des Verstärkers (Bose verändert die Bestückung um den Verstärkern an unterschiedlichen Einbauorten verschiedene Charakteristiken zu geben) durch reguläre Typen ersetzt.
Klingt alles nach einer Erfolgsgeschichte aber leider gab es beim letzten Exemplar das Problem, dass er keinen Mux von sich gab.
Mit Hilfe des Oszilloskops konnte ermittelt werden, dass einer der Bose Spezialchips nur noch halb funktionierte. Zwar erzeugte er noch die notwendigen Zwischensignale, steuerte aber die Ausgangstransistoren nicht mehr an.
Üblicherweise ist hier Ende, denn Ersatzteile gibt es dafür nicht. Glücklicherweise hatte ich vor einigen Wochen aus China recycelte Bauteile dieses Typs gekauft - die letzte Chance für diesen Verstärker.
EndergebnisDa die 20 Beine des ICs und das alte Lötzinn ein reguläres entlöten praktisch unmöglich macht, hilft nur der Seitenschneider - Beine abschneiden und einzeln entlöten. Anschließend kommt eine Fassung und der Ersatz-IC zum Einsatz.
Trommelwirbel - und der Verstärker spielt wieder!
Trotz vorsichtigem entlöten wurde eine Leiterbahn beschädigt und es musste eine kleine Brücke installiert werden - trotzdem gut, das alles wieder funktioniert wie es soll. |
Sat Nov 20 21:46:41 CET 2021 | ToledoDriver82
Mein Kompliment,das nen ich man ne gute Arbeit und tolle Rettung
Sat Nov 20 21:49:51 CET 2021 | ElHeineken
Übung macht den Meister
Sat Nov 20 21:51:54 CET 2021 | ToledoDriver82
Ich hab kein Nerv für solche Arbeiten
Sat Nov 20 22:23:41 CET 2021 | miko-edv
Gratulation zur erfolgreichen Reanimation!
Hast du einen Überblick, wie groß die "Patientenbasis" ist?
Sat Nov 20 22:38:36 CET 2021 | PIPD black
Ich auch nicht.
Ich hab am Donnerstag versucht, die neuen Armaturen der Simmi an den neuen Kabelbaum zu bringen……da hat sich das Kunststoff des Schalters wieder aufgelöst und das Kabel war immer noch nicht am Kontakt fest. Da hab ich die alten Schalter in die neue Armatur gebaut und die alten Kabel mit den neuen „verheiratet“. Soweit bring ich’s dann noch mit dem Löten.
Respekt für deine Künste.
Sat Nov 20 22:47:17 CET 2021 | ElHeineken
Stimmt, da wäre ja auch noch eine Simson die ein Upgrade auf 12 V gebrauchen könnte - hab echt genug Projekte bis zur Rente und darüber hinaus
Sat Nov 20 22:49:15 CET 2021 | PIPD black
12V werden überbewertet.
Sat Nov 20 22:50:05 CET 2021 | ElHeineken
@miko-edv
Kommt darauf an wie man rechnet - ca. 18.000 NSX wurden gebaut, drei Verstärker je Auto. Diese Verstärker wurden aber auch in der Corvette und bei Nissan eingesetzt, wenn auch mit anderen Charakteristiken (Bestückungen).
Sat Nov 20 22:51:55 CET 2021 | ElHeineken
@PIPD black Nachdem mich mal einer mit dem Auto fast abgeschossen hat weil das 21 W, 6 V Bremslicht knapp eine Sekunde zum Aufleuchten braucht und es bei den Blinkern auch nicht besser aussieht sehe ich das etwas anders
Sat Nov 20 22:54:13 CET 2021 | PIPD black
Naja…..eine Sekunde zum Aufleuchten entspricht ja auch in etwa der Reaktion der Bremsen beim Betätigen.
Sat Nov 20 22:55:16 CET 2021 | ElHeineken
.. kommt halt alles zusammen
Sat Nov 20 23:09:48 CET 2021 | miko-edv
@elheineken ich dachte eher an "es gibt noch 120 in DE und 400 in EU" -
Sun Nov 21 08:21:28 CET 2021 | ElHeineken
@miko-edv
Das ist ebenfalls richtig. Die Masse fährt in den USA und Japan herum.
Deine Antwort auf "Honda NSX - Verstärkerservice III"