Wed Aug 20 17:35:02 CEST 2014 | fate_md | Kommentare (5)
Einmal Vollwaschgang bitte...
Sommer, Sonne, Kaktus. Nee, halt, das war was anderes... aber Sommer und Sonne klingt ja prinzipiell schonmal nicht verkehrt. Und direkt noch viel besser, wenn passenderweise dazu auch Urlaub ansteht. Für dieses Jahr stand Moppedurlaub auf dem Plan. Unter anderem. Oder besser gesagt in Kombination. Ein Prag Trip war eh schon gebucht, damit man auch das Kreuzchen bei "Kultur" setzen darf im Lastenheft, aber auch dorthin kann man ja einspurig reisen.
Gut geeignet dafür stand ja schon die 900er Diva in der Halle. In beiden Koffern + Topcase + Tankrucksack fand sich dann auch genug Stauraum für alles nötige und unnötige Zeug. Vorteil nebenbei: die Dame des Hauses kann nicht einfach den gesamten Kleiderschrank packen mit der Argumentation "ich weiss doch jetzt noch nicht was ich brauche und es passt schliesslich alles ins Auto". Spart einem also einen Haufen (unnötiger) Schlepperei.
Hat sie nicht, gut Also die Köfferchen der Diva zum Befüllen mit nach Hause genommen und grob die Route durchgesprochen. Ein Tag Ausfahrt vor Ort wurde mir zugesprochen, dafür gab´s im Gegenzug einen Tag Kultur und sightseeing ohne Mopped. Läuft. Anreise war auf Montag geplant, zurück sollte es Donnerstag gehen, damit man vor Urlaubswoche Nummer zwei nochmal durchschnaufen und Wäsche machen kann etc.. Bei der Feststellung, dass wir ja über Dresden fahren könnten und Dresden ja soooooooooo schön sei, wurde aus Montag direkt Sonntag als Anreisetag mit Zwischenstop im Elbflorenz. Da die Planung Freitag abends war, war die Pensionssuche zwar etwas abenteuerlich, aber Samstag Mittag hatte ich die Bestätigung für ein Doppelzimmer mit Frühstück, feine Sache.
Die Planung für den Sonntag war dann ganz gemütlich, nach dem Frühstück auf zur Halle, die Diva holen und dafür das Baguette stehen lassen. Zweirädrig dann zurück nach Hause, Weibchen nebst Gepäck einsammeln und dann reiten wir los. Autobahnen wurden in der Route geblockt, also gemütlich über die Landstraßen der Republik cruisen und schonmal in Urlaubslaune kommen. Wetter? Bombigst! Einzig die Kombination aus drei kleinen Gimmicks gefährdete hin und wieder den Fortbestand meines Führerscheins. Alpine Motosafes (Gehörschutz, absolute Empfehlung, ich weiss nicht wie ich vorher ohne fahren konnte), der Louis Crampbuster "Tempomat" (sehr bequem für Langstrecke mit gleicher Gasgriffhaltung) und die MRA Touring Scheibe der Diva sorgten in Kombination hin und wieder mal dafür, dass der nakedbikegewohnte Urlaubspilot viel schneller unterwegs war, als er darf. Ärger gab´s allerdings keinen, nur hin und wieder einen erschrockenen Blick auf den Tacho.
StartklarMotosafesCrampbusterMRA Tourenscheibe
Gegen Mittag erreichten wir dann die im Navi programmierte Adresse, dank Nettigkeiten wie google streetview konnte ich mir den Ankunftsort vorher schon ansehen, was die Orientierung vor Ort dann spürbar vereinfacht. Mit so einem 400+kg Trumm auf zwei Rädern möchte man ja auch nicht mitten im Stadtverkehr feststellen müssen "jop, das da vor 5m wäre die Einfahrt gewesen, in die ich hätte reinfahren sollen". Landung also planmässig und ohne Probleme, wenn man vom leicht abschüssigen und geschotterten Weg mal absieht. Auf zur Tür *Ding Dong* man hörte, dass die Sprechanlage eine Telefonnummer anruft. "Ja Hallo Herr xyz, ich begrüße Sie. Leider bin ich gerade nicht im Haus"..."*schluck*" ... "aber sie können ihren Schlüssel nehmen, wir sehen uns dann morgen früh zum Frühstück"...`wie soll ich denn den Schlüssel nehmen', dachte ich gerade noch, als es weiterging "vor ihnen ist ein Safe, greifen sie einfach rein "..."ja aber wie soll..." ..."er ist offen".... ahhhh..... wirsch. Kannte ich so nicht, war dort aber scheinbar gängige Praxis und funktionierte so ja auch für alle Beteiligten wunderbar. Wir waren scheinbar die ersten Anreisenden, es waren noch diverse andere Schlüssel mit Namen im Safe, welche - wie sich dann morgens heraussellte wohl zu einer britischen Motorradtruppe gehörten die mit einer Goldwing und zwei PanEuropeans unterwegs war. Vielleicht wollten sie umziehen oder so, möglich wäre es auf jeden Fall gewesen. Die 900er Diva ist nun wahrlich nicht zierlich, aber umringt von diesen Monstern wirkte sie wie Spielzeug
Die typischen Touristenziele in Dresden erreichten wir bequem per Bahn, mussten somit auch nicht in Kombi durch die Stadt tigern. Zum späten Nachmittag öffnete der Himmel dann ein erstes mal seine Schleusen, so dass wir zum Schluss doch sehr forschen Schrittes wieder zum Bahnhof hechten mussten. Tat der Urlaubslaune aber keinen Abbruch. Schlussendlich den Abend noch beim Italiener um die Ecke ausklingen lassen, um danach hochzufrieden und leicht angetüddelt ins Bett zu fallen. Waschgang #2 startete zum Glück erst 10m vor unserem Hoteleingang.
Wolken überm ZwingerWaschgang #1Waschgang #2
Das Frühstück war reichhaltig und gut besucht und mittlerweile war dann auch mal die Pensionsvermieterin da, so dass alle nötigen Formalitäten geklärt werden konnten. Zehn Minuten vor uns reisten die Briten ab, was in der Kombination schräger Schotterweg plus schwere Maschinen bisweilen etwas abenteuerlich aussah, aber reibungslos klappte. Nochmal tanken und dann auf nach Prag. Ich hatte eine optisch wunderschön kurvenreiche Strecke gebastelt und extra noch eine Schleife eingebaut, damit wir a) nicht zu früh am Hotel sind und ich b) noch etwas fahren konnte. Die Theorie war gut. Die Praxis stellte sich leider gänzlich anders dar, da der Straßenzustand in weiten Teilen einfach nur grottenschlecht war. Nach gut 50km genervtem Leiden auf tschechischem Boden wandelte sich dies aber plötzlich in topfebenen und griffigen Asphalt. Urplötzlich kamen einem auch mehr Moppeds als Autos entgegen. Jawoll, so macht Fahren spaß Irgendwo im Nirgendwo gab´s dann eine kleine Rast und Pinkelpause. Alles strahlte schon eine unheimliche Urlaubsruhe aus, der Kater des Hauses war derart tiefenentspannt, dass er nichtmal aufguckte, als wir uns an den Tisch neben ihm setzten, er schnarchte in aller Seelenruhe weiter. Noch knapp 70km bis Prag oder eine gute Stunde. Die Schleife in der Planung hätte ich mir jedoch schenken können, die Straßen waren dort wieder eher mies und irgendwie deutlich weniger spannend als es das Kartenmaterial verheißen lies.
Kurz nach dem Mittag erreichten wir ohne Komplikationen unser Hotel. Die Blicke sind durchaus interessant wenn zwischen den ganzen edlen Zwirnen und "4 Sterne ich kann nichts, sehe aber hübsch aus" Dekostücken in der Hotellobby plötzlich zwei Gestalten in schwarzer Ledermontur stehen. Die Diva wurde per PKW Aufzug in die zugehörige Tiefgarage verstaut, somit kein ungutes Gefühl, ob man am nächsten Morgen eventuell ohne mechanischen Transportesel da stehen könnte. Ab ins Zimmer, raus aus der Kluft, kurz duschen und dann in gängiger Touriklamotte die Stadt erkunden. Ungefähr 150m kamen wir, dann wurde es nass von oben. Sehr sehr nass. Unsere Rettung leuchtete in Form einen goldenen M auf der anderen Seite der Straße. Offenbar hatten wir noch glückliches Timing, die Leute die zwei Minuten nach uns dort aufschlugen, sahen aus wie kopfüber in einen See getaucht. Nach knapp 30 Minuten war der Spuk größtenteils vorbei und wir wieder unterwegs. Nachdem wir uns sicherheitshalber noch einen Schirm gekauft hatten, folgten die typischen Touri Spaziergänge durch die kleinen und großen Straßen und Gassen Prags.
Der Dienstag wurde ebenfalls der Stadt gewidmet, auch wenn ich es normalerweise nicht so dolle mit Kultur und sowas habe, waren doch schon einige beeindruckende Ein- und Ausblicke dabei. Und schmerzende Füße. Man kann dann doch den einen oder anderen Kilometer mehr als geplant ablaufen und blöderweise muss man ja irgendwann auch immer wieder zurück. Wenn man es nicht weiss oder noch nicht dort war, sind die Höhenunterschiede in der Stadt erstmal ziemlich beeindruckend. War mir vorher nicht bewusst, meinen Waden hinterher durchaus. Durch ein wenig Zufall und Entdeckerlust fanden wir dann noch eine Art Stadtpark, ganz einfach zu erreichen über gefühlt 836458289 Stufen. Der Aufstieg wird aber belohnt mit einem fantastischen Blick über die Stadt.
Mittwoch dann endlich mal wieder fossile Kraftstoffe verbrennen. Damit man nicht ziellos umher fährt, hatten wir uns die Knochenkirche [klick mich] als Ziel auserkoren, Anfahrt dieses mal bewusst nicht über die kleinsten Sträßchen die ich finden konnte, die etwas größeren boten dann definitiv den besseren Belag. Damit auch noch etwas Touren Feeling aufkommt, wurde für den Rückweg noch eine Schleife durch eine kurvige Strecke eingeplant, welche sich dieses mal auch als sehr gut fahrbar erwies. Auch wenn die dicke Diva definitiv kein Brenner ist, da kam Fahrspaß auf. Als "kleines" beeindruckendes Gimmick konnten wir dann noch für einige Minuten einen Eurofighter bei Trainingsflügen über den angrenzenden Feldern und Wäldern beobachten. Kurz zusammengefasst: krank. Ich hatte das Ding schon mehrfach am Boden zerschellen gesehen. Wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, hätte ich nicht geglaubt, dass ein Fluggerät solche Manöver fliegen kann. Meinen vollsten Respekt an Kreislauf und Magen der Piloten. Beeindruckend auch die Lautstärke des Geräts, wenn es in ca. 30 Metern Höhe kopfüber über einen wegballert. Trotz Helm und Gehörschutz war das infernalisch. Da hatten die Jungs wohl die DB Killer vorm Start rausgenommen Die Wetterprognose hatte Regen ab 17Uhr vorausgesagt, beim Navicheck am letzte Tankstopp wurde kurz die Restfahrzeit gecheckt und mit "sollte eigentlich klappen" bewertet. Nicht bedacht wurde dabei allerdings der Feierabendverkehr, so dass wir schlussendlich rund 45min vom Stadtrand bis zum Hotel brauchten. Der Himmel zog sich deutlichst zu, ein Stück vor uns war es pechschwarz und blitzte, sah aber noch nicht nach Regen aus. Prima, genau in die Richtung müssen wir. Uhrencheck...16.48Uhr. Wir waren mittleiweile bei unter 3km Reststrecke, ich hatte noch Hoffnung, wenn auch wenig. 2Km, 1km, 500m. 16:56Uhr. Das Ziel liegt vor ihnen auf der rechten Seite. Stimmt soweit, komme ich so nur leider nicht mit dem Mopped hin, weil nur in eine Richtung befahrbar und zwischen den Spuren eine Bahntrasse läuft. Noch ist es trocken. Also einmal um den Block. Letzte Ampel, 17Uhr. Wolkenbruch. Wohl Zufall mit der Prognose, aber irgendwie auch gruselig. Die letzten 300m, schön auf altem Kopfsteinpflaster bei Starkregen den 8-Zentner-Trumm um die Ecke schubsen, wenns mich jetzt ablegt wäre das a) peinlich und b) extrem ärgerlich, das Hotel war quasi schon in Sicht. Tat es aber nicht. Parkfläche vor der Tiefgarage, das Weibchen flitzt zur Rezeption, damit ein Mitarbeiter die Schleuse zur Tiefgarage öffnet, ich sitzte derweil in den Niagarafällen und warte. Bis zu dem moment nur auf der angezogenen Tierhaut nass, dann aber der klassische Fehler, ich gucke kurz nach unten. Prima Gefühl wenn einem so eine gefühlte Badewanne kalten Wassers in den Nacken läuft. Naja das Hotel hat ja ne Dusche. Lustig war der Tag trotzdem.
Erste ErfrischungAbenddämmerung
Blick über die StadtUferpromenade
Donnerstag, Abreisetag. Nach dem ausgiebigen Frühstück flott unser Gepäck in Koffern, Topcase und Tankrucksack verstaut und anschliessend die Diva via Fahrstuhl wieder ans Tageslicht befördert. Hotel ausgecheckt, Gepäckgedönse ans Mopped, Murmelschoner auf und los geht die wilde Fahrt. Naja, die Fahrt. Wild war da anfangs gar nix, die ersten 60min steckten wir in irgendwelchem Innenstadtgewurschtel, Baustellen und Ampelstaus. Doch plötzlich war der Schalter umgelegt, die Bebauung verebbte und die Straße wurde breit, gut und frei. Auf Richtung Chemnitz und einmal übers Erzgebirge gehopst. 852 Meter über Meeresspiegel zeigte das Navi im Spitzenwert an. Hätte man durch Straßenführung und angrenzende Waldgebiete allerdings nicht gemerkt. Die Straßen waren leer und dieses mal im Topzustand, was ein anständiges Reisetempo erlaubte. Autobahnen hatte ich im Routenplanungsmenü vom Navi geblockt, was im ersten Moment für Zweiradfahrer verlockend klingt, schlussendlich aber dazu führte, dass wir durch Chemnitz und später auf der Strecke durch Leipzig mitten hindurch gelotst wurden. Im feinsten Berufsverkehr mit entsprechend hohem Reisetempo. Naja, man lernt für die Zukunft. Die Diva hat die Tour auf jeden Fall ohne auch nur einmal zu zucken mitgemacht und vor wenigen Tagen (also kurz nach dem Urlaub) trotz stolzer 92tkm auf Anhieb eine neue HU Plakette erstanden. Wird also wohl nicht die letzte Tour mit dem Reisedampfer gewesen sein.
Aus einmal dick wird zweimal nackt...
Freitag und Samstag nutzten wir dann, um mal die Füße auf die Couch zu legen, Reiseklamotten zu waschen und die Packrollen für die kommende Woche zu füllen. Auf dem Plan standen Harz von Sonntag bis Freitag und im Anschluss von Freitag bis Sonntag das 16. Hornet Home Forumstreffen auf der Burg Ludwigstein bei Witzenhausen. Dieses mal pro Person auf einem Mopped.
Sonntag Mittag also die aufregend weite Reise zum ersten Schlafdomizil angetreten. Bedeutete ergo eine knappe Stunde Fahrt Eigentlich wollten wir am Nachmittag noch eine kleine Runde drehen, da es aber schon auf der Hinfahrt zu regnen begann, haben wir das kurzerhand ausgesetzt und uns lieber die Plautzen im Schnitzelrestaurant vollgehauen, auch ein netter Zeitvertreib.
Montag sah die Welt schon besser aus, ich hatte schon im voraus diverse Routen für den Urlaub gebastelt, so dass wir nach dem Frühstück nur noch die Wetterprognose checken mussten und dann in die Kombi springen. Verwöhnt von den bisher immer sehr präzisen Vorhersagen verzichteten wir auf den Transport von den Regenkombis, was sich später noch böse rächen sollte. Navi aufs Mopped, Mopped auf die Straße und dann ab dafür. Weibchen vorneweg und per Headset nur die Richtungsangaben durchgegeben. Die Strecken waren leer, die Straßen meist gut vom Zustand und man konnte wirklich viel Spaß haben. Der erste Tag führte uns Richtung Westharz um Goslar, in einigen Schleifen. 260 Kilometer und 4h 39min Nettofahrzeit entsprachen genau unseren Urlaubsvorstellungen, so konnte man mit Pausen, Essen etc genau einen Urlaubstag nutzen um zum späten Nachmittag bis frühen Abend wieder in der Unterkunft anzulanden und dort den Tag ausklingen lassen zu können. An Clausthal-Zellerfeld vorbei bis Richtung Hahnenklee hatten wir es schon geschafft, als bedrohlich dunkle Wolken aufzogen. Immer schön links der Strecke, ich hatte die Hoffnung, dass wir einfach davor wegfahren können. Bis unserer Strecke im gesamten einen Linksschlenker machte. Zonk. Keine drei Minuten später ergossen sich Sturzbäche auf uns. Ich glaube man hätte es nichtmal mehr geschafft, sich die Regenkombi anzuziehen aber wir hatten sie ja sowieso nicht dabei, denn dieses Wetter sollte gar nicht da sein. Die Lederkombis waren an sich auch regenerprobt, für DAS reichten sie allerdings nicht. Nach nur wenigen Minuten war die Suppe nicht nur auf sondern auch in der Kombi, das Wasser hätte man aus den Stiefeln kippen können. Selbst Natur und Kanalsysteme kamen mit soviel Wasser so schnell nicht klar, es stand Zentimeterhoch auf den Straßen und floss recht ansehnlich flott bergab. Murphys law, dass einen so etwas natürlich nahezu am westlichsten Punkt der Tour erwischt und man wieder komplett nach Osten zurück muss. Bis Goslar hangelten wir uns noch auf der geplanten Route durch, in den Kehren konnte man vom oberen Straßenlevel das untere Level nicht mehr erkennen, nichtmal Lichter von Autos, alles verschwand in einer allesverschlingenden Gischt. Tankstellenstop in Goslar und der Entschluss, den direkten Weg nach Hause zu wählen. Es war einfach schweinekalt in den nassen Klamotten und wir wollten ja den Rest vom Urlaub noch erleben. Also die Routenplanung im Navi abgebrochen und zu großen Teilen direkt über die B6n gen Häuschen, Dusche und trockene Klamotten. 120Km/h im Regen mit nassen Klamotten machen definitiv keinen Spaß und der Gedanke, dass man sich jetzt rund 1h Rückreise antun durfte, motivierte nicht unbedingt, aber an der Tankstelle warten und auf besseres Wetter hoffen, war keine wirkliche Option. Abgesehen von drei meiner Kameras an den Motorrädern forderte der Tag trotz ekligstem Sauwetter aber keine Opfer. Ersteres ist allerdings doppelt Schade, a) aufgrund des Verlusts, auch wenn sich der finanzielle Schaden in Grenzen hält aber vor allem b) aufgrund der fehlenden Bilder, die Optik auf der Rückfahrt, wenn die Regenwolken aus den Wäldern und Bergen ziehen und über den Feldern einfach zerfallen ist schon phänomenal, das hätte ich mir gerne nochmal auf Video angeschaut.
Für den Dienstag war eigentlich ein Besuch in Jena angedacht, das Weibchen wollte dort eine Freundin treffen und ich hätte mich auf den Kyffhäuser gefreut. Geschätzte 5kg Zusatzgewicht in den Kombis in Form von Wasser wussten dieses Vorhaben aber leider gut zu verhindern. Also wurde der Tag zum abgammeln genutzt und die Katze des Hauses hatte auch immer einen Spielpartner parat, was ihr sichtlich Freude bereitete.
Bergfest, Mittwoch früh. Wetter gut, Kombis trocken, Moppeds nicht eingelaufen im Regen, passt. Auf Richtung Eichsfeld. Einige Leute aus dem Hornet Forum hatten dort schonmal eine schöne Runde gedreht und mir die Tourdaten gegeben. Eine nette Ecke und sehr geeignet für Anfänger, da die Kombination aus schönen Kurven, grandiosem Asphalt und meisten sehr weiter Einsehbarkeit des Streckenverlaufs viel Vertrauen schafft. Ausserdem ist man dort gefühlt fast alleine. Naja bis auf Kühe und sowas. Abgesehen davon, dass mich die Naviroute auf dem Rückweg lange Zeit erfolgreich um jede womöglich erreichbare Tankstelle herumlotste, verlief der Tag ohne Komplikationen. Wir kamen gegen 19Uhr zwar ziemlich erschöpft aber sehr zufrieden wieder am Ferienhaus an und es passte eigentlich alles, bis ich hinter mir beim einparken die Kombination aus "oh verdammte Scheisse" und *rumms* hörte. Was war passiert? Mopped sollte auf den befestigten weg über einen eigentlich flachen Bordstein, damit es nicht im Kies steht, Weibchen verliert dabei etwas das Gleichgewicht weil im Kopf zu unsicher hochgefahren, stellt zwar die Stelze noch raus, vergisst aber den leichten Höhenunterschied durch den Kantstein. Mopped kriegt mehr Schräglage als erwartet, sie erschrickt und schon lag das gute Stück im Kies. Abgebrochener Spiegel und vor allem angeknackstes Ego, sonst keine Schäden. Mit einem schönen eiskalten Jägermeister ließ sich der Frust aber spontan runterspülen und alles weiter sollte sich am nächsten Tag klären.
Harztag #3Harztag #3Egobesänftigung
Da wir ja auch mit den Hornet Leuten noch touren wollten, sollte schon ein neuer Spiegel an die Mopete, also Donnerstag früh den Hornet-Express-Delivery-Service aktiviert und spontan mit Rucksack nach MD zurück und wieder gen Harz, um mit einem neuen Spiegel aus der Halle die kleine Brüllkiste wieder startklar zu machen. Nach dem Mittag drehten wir dann noch eine recht ungeplante Runde durch den Harz bis an den Kyffhäuser. Die Kombination aus noch spürbarer Unsicherheit beim Weibchen und einem absoluten Kasper, der an der Nordauffahrt sein Genitalersatz in Fahrzeugform präsentieren musste und wie ein Bekloppter mehrfach rauf und runter bügelte, ohne sich darum zu scheren, welche der beiden Fahrspuren denn eigentlich für ihn vorgesehen wäre, brachte uns allerdings zu der Entscheidung den Kyffhäuser aussen vor zu lassen. Aber ne leckere Bratwurst gabs
Freitag Vormittag siedelten wir dann um in Richtung Hornet Treffen, Ziel war eine 80qm Ferienwohnung in Lindewerra, nähe Witzenhausen. Die Fahrt dorthin war gut und machte Lust auf mehr. Vor Ort nur schnell die Klamotten abgeladen und dann mit Tankrucksack nochmal los zum nächsten Supermarkt, etwas Grundversorgung kaufen. Anschliessend dann hoch auf die Burg zum Treffen und erstmal angemeldet. Ein paar bekannte und viele neue Gesichter aber natürlich kam man ratz fatz ins Gespräch, gleiche Hobbys verbinden gut. Für leibliches Wohl und technischen support war bestens gesorgt, so dass wir die Chance direkt nutzten und die 500er zum Werkstattzelt schafften. Die lief nämlich seit einigen Tagen etwas unwillig im unteren Drehzahlbereich. Ich tippte erst auf hängenden Choke, dies bestätigte sich aber nicht. Da es dunkel wurde, beschlossen wir die Bastelstunde auf den nächsten Tag nach der Ausfahrt zu verlegen und rollerten anschliessend die 10min in Richtung Mietunterkunft um den Abend ausklingen zu lassen.
Samstag nach dem Frühstück ging es wieder hoch auf die Burg, die ersten Truppen – insgesamt waren es 6 oder 7 Touren zwischen denen man wählen konnte, wir nahmen die Einstiegsvariante – waren schon unterwegs oder gerade im Aufbruch. Gegen 12 Uhr setzte sich unser Trüppchen dann in Bewegung. Insgesamt gute 1,5h tourten wir mit (ich glaube) 12 Motorrädern durchs Umland der Burg. Damit wir nicht zuviel Staub von den Feldern ansetzten, bot das Wetter freundlicherweise mal wieder eine Gratisdusche an. Dieses mal wurden die Klamotten aber zum Glück nur von aussen nass. Ziel der Tour war der Parkplatz am hohen Meißner, wo sich alle Touren wieder trafen um das jährliche Gruppenbild zu machen und anschliessend im Korso nach Witzenhausen zum Marktplatz zu fahren. Bei nun ca. 100 Moppeds ein recht beeindruckender Anblick und wahrscheinlich auch akustisch recht präsent. Bis auf einen ultracleveren Autofahrer, der sich unbedingt in den Korso drängeln musste (um dann 200m später im Stau in der Rauchwolke des "man bedankt sich beim Treffen-Bäcker Burnouts" zu stehen ), funktionierte das mit Korso tatsächlich über die gesamte Strecke wunderbar. Am Marktplatz gab es dann noch lecker Kalorien in Eisform und anschliessend trudelten alle Teilnehmer selbstorganisiert Richtung Burg zurück. Dort konnten dann nahrungstechnische Defizite ausgeglichen, Benzin gequatscht oder bei Bedarf auch geschraubt werden. Wir nutzten die Chance um der 500er nochmal unters Kleidchen zu gucken, die Ideen gingen mittlerweile Richtung hängendes Schwimmernadelventil oder defekte Membranfeder. Letzteres war dann auch ein Volltreffer. Während sich der Springling des rechten Zylinders noch bei bester Gesundheit zeigte, lag sein linker Bruder in 3 Teilen traurig zusammengekauert unterm Vergaserdeckel. Samstag Abend, kurz nach 18Uhr. Scheiss Zeit für Ersatzteilbeschaffung. Wildes Telefonieren und durchfragen blieb dann schlussendlich auch erfolglos. Mittlerweile hatten die Jungs im Werkstattzelt aber aus den 3 Reststücken irgendein Provisorium zusammengetüddelt, was die Heimfahrt am Folgetag erstmal angenehmer gestalten sollte. Ich wurde kurzerhand zur Probefahrt abkommandiert, da das Weibchen mit Freizeitspielchen wie Tankweitwurf und co beschäftigt war. Siehe da, das Loch war zwar nicht weg, aber sie zog nun bereits ab etwa 2200rpm wieder sauber durch, statt wie vorher ab 3500-4000rpm. Damit kann man arbeiten. Nach lustigem Abendprogramm und vielen netten Unterhaltungen trollten wir uns dann gegen Mitternacht in unser Quartier.
Am nächsten Morgen hiess es dann ja schon wieder aufsatteln, Packtaschen verzurren und Rucksack schultern. Es gibt zwar schlimmere Heimreisen, als mit dem Mopped einmal quer durch den Harz zu fahren, aber es ist halt immer etwas Wehmut dabei, wenn man weiss, dass der Urlaub zu Ende ist. Die Fahrt verlief problemlos und trocken, wir genehmigten uns sogar noch einen Abstecher zur Rappbodetalsperre für eine leckere Portion Gulaschnudeln. Wieder in heimatlichen Gefilden angelandet, war bald klar, dass es gut war, die Tour nicht noch deutlich weiter ausgedehnt zu haben. Zum frühen Abend hin zog es sich mächtig zu, der morgendliche Wetterbericht in der FeWo warnte schon vor Unwettern mit zum Teil Hagel, welche dann Richtung Osten ziehen. Sind wir scheinbar immer schön vor weg gefahren, aus dem Fenster heraus beobachtet sich so ein Sturm und Wolkenbruch auf jeden Fall viel schöner als live dabei auf dem Mopped, Vollwaschgänge hatten wir nun genug.
Nach Abgleich der Tankquittungen attestierte der Saisonkilometerzähler knapp 1700km für die Harz und Witzenhausen Woche, zusammengerechnet mit der Prag Tour trieb es den Zähler in diesem Urlaub sogar um fast 3000km nach oben. Da wir beide reichlich Spaß dabei hatten, ist eine Wiederholung definitiv nicht ausgeschlossen. Dann aber gerne ohne Vollwaschgang. |
Wed Aug 20 17:51:13 CEST 2014 | Schattenparker17482
geiler blog. aber soooo viel zu lesen
Thu Aug 21 14:52:10 CEST 2014 | MadMax
Wie immer gut geschrieben! Klingt - bis auf den Regen - nach Spaß. Das Treffen in Jena wäre also so oder so in´s Wasser gefallen...
Thu Aug 21 17:20:47 CEST 2014 | PS-Schnecke20095
Sehr schöner Bericht. Mit dem Regen muss man als Motorradfahrer halt leider leben. Aber die Tour und die Umgebung entschädigen zum Glück weitestgehend.
Thu Aug 21 17:28:18 CEST 2014 | fate_md
@MadMax
War auch Spaß, richtig ordentlich viel
@OnkelPunkrock
Joar, bissl nass ist ja kein Drama. Für sowas wie bei Goslar braucht man dann halt n Taucheranzug oder besser einfach Glück, dass man nicht reinkommt. Regenkombi hätte das Ausmaß ggf. etwas abgemildert, aber mit Sicherheit nicht alles abgefangen. Passiert, war trotzdem geil.
Thu Aug 21 17:45:38 CEST 2014 | PS-Schnecke20095
@fate_md Das mit dem Taucheranzug kenn ich auch.. Man freut sich dann über jede Bushaltestelle oder Autobahnbrücke.. Aber alles nichts was ne heisse Dusche und ne Tasse Kaffee nicht wieder grade biegen können.
Deine Antwort auf "Einmal Vollwaschgang bitte..."