Fri Sep 02 13:55:02 CEST 2016 | fate_md | Kommentare (3) | Stichworte: 1250, GSX, Suzuki Motorrad
Grenzerfahrungen
Vorgeplänkel
Es war August 2015, das Weibchen und meinerselbst quatschten auf dem Hornet Treffen mit anderen Anwesenden und lauschten interessiert deren Schwärmereien vom Schwarzwald, wo sie nun schon mehrfach waren und die letzte Tour dort erst direkt vorm Treffen beendeten. Urlaub für 2015 war durchgeplant, aber für 2016 war noch alles offen und die Begeisterung der Berichte setzte sich nachdrücklich in unseren Köpfen fest.
In den Tagen und Wochen nach dem Treffen suchte ich also im wörldweitwäbb nach Tourempfehlungen und Pensionen im Schwarzwald, finden tut man da ja nahezu endlos viele Ergebnisse. Einfach aufgrund der überzeugenden Internetpräsentation und des freundlichen Kontakts buchten wir kurz darauf eine Ferienwohnung im Südschwarzwald. Von da an fing die Planung an etwas auszuarten. Wenn man denn eh schon mal bis in den südlichsten Süden der Republik tourt, würde es sich ja eigentlich auch direkt anbieten, ein wenig in die Alpen zu schnuppern. Urlaubszeit hatten wir genug, die FeWo war nur für 8 Tage gebucht, somit könnte man ja hintendran einfach noch ein wenig freestyle Tour fahren und abends jeweils spontan nach einer Bleibe für die Nacht gucken. Hatte im April 2015 problemlos und nahezu perfekt funktioniert, somit hatte auch das Weibchen keine wirkliche Scheu vor dieser Art der Reiseplanung. Naja und wenn nun eh schon mal unterwegs ist, könnte man ja auch aus den Alpen quer durch den bayrischen Wald in Richtung Erzgebirge touren, ist ja eigentlich naheliegend. Ich weiß nicht mehr wann und warum, aber irgendwann kam auch noch die Schnapsidee dazu, dass man ja vor Ankunft im Schwarzwald nicht den direkten Weg nehmen müsste, sondern in zwei Tourtagen die westlichen Grenzgebiete der Republik bereisen könnte.
Nach und nach entstand somit eine grobe Tourenplanung für die "große" Rundtour, die Tagestouren von der FeWo aus konnten später im Detail geplant werden. Wenn man mit dem Finger auf der Landkarte entlang flitscht, fand man somit neun Länder, die wir unter die schwarzen Gummirundlinge nehmen würden. Deutschland, Niederlande, Belgien, Luxemburg, Frankreich, Schweiz, Liechtenstein, Österreich und Tschechien. Klang fürchterlich bekloppt und gleichzeitig hochinteressant. Und anstrengend. Aber war ja noch Zeit. Damit wir in dem Urlaub nicht zu wenig Mopped fahren, wartete zwei Tage vor Tourstart auch noch das Hornet Home Forumstreffen auf unsere Teilnahme. Dort würden wir wieder in unserer schon mehrfach besuchten Pension schlafen, direkt an der Landesgrenze von Thüringen und Hessen, somit auch thematisch perfekt passend, wenn es um Grenzerfahrungen geht.
Insekten sind Rudeltiere
Die ach so lange Wartezeit bis zum Losfahren verging dann irgendwie doch wieder wie im Flug, in der Zwischenzeit wurden noch die Tagestouren und Touri-Ziele für den Schwarzwald sowie einige Detailstrecken bei der An- und Abreise ausgearbeitet und beschlossen, dass wir nach Rückkehr noch ein paar Tage an die Müritz fahren würden, Seele baumeln lassen, nichts tun, Wasser riechen und die Erlebnisse der letzten Tage verarbeiten.
Nach einer letzten Frühschicht vorm Urlaub setzten wir uns am 12. August dann gegen 15 Uhr in Bewegung. Einmal quer durch den Harz und das Eichsfeld sollte die Reise führen bei schönstem Wetter mit ein paar grauen Wölkchen. Schon als ich das Möppi aus der Halle hole, beginnt es zu tröpfeln. Solln der Scheiß? So nicht. Ich ignoriere es und sammle Koffer und Weibchen ein. Zum Glück hört es auch direkt wieder auf. Rund 90 Minuten der avisierten 3h20min Anreise waren durch, als es irgendwo hinter Sankt Andreasberg doch merklichst dunkler wird und die Wolken immer tiefer kommen. Keine 10min später ist der Regen da, der nicht angekündigt war. Vorbei an den südlichen Stauseen pladdert es derartig stark, dass man nur noch ca. 30 Meter weit gucken kann. Unschön. Gegen 19.30 Uhr kamen wir dann, nach erledigtem Einkauf und Bezug der Pension, in trockenen Klamotten – mittlerweile hatte es aufgehört zu regnen – bei der Anmeldung vom Treffen an. Sofort war wieder alles sehr familiär und man konnte den beginnenden Urlaub genießen.
Der Samstag begrüßte uns dann auch endlich mit wunderschönstem Urlaubs- und Tourenwetter. Nach einem leckeren Frühstück im Garten fuhren wir zum Treffen, um uns der von uns gewählten Tourengruppe anzuschließen und nach gemütlich gefahrenen ca. 70 Kilometern durch das Umland des großen Meißner am gemeinsamen Parkplatz anzukommen, um von dort mit allen anderen Tourengruppen im großen Korso - mit kleinem Umweg über den Marktplatz Witzenhausen und der gegenüberliegenden Eisdiele - wieder zurück zum Treffengelände zu fahren. Mit den üblichen Treffenspielchen und lecker Kaffee und Kuchen konnte man so entspannt den restlichen Nachmittag rumbringen. Im Anschluß gab´s dann Lagerfeuer und Benzingespräche. Gegen Mitternacht verabschiedeten wir uns in die nahe Pension, um am nächsten Vormittag unter hervorragender Führung von Ortsansässigen auf feinsten Asphaltwindungen durch Eichsfeld und Harz nach Magdeburg zurück zu reisen. Es sollten 36h zum Koffer neu packen und durchschnaufen folgen, bevor es dann am Dienstagmorgen auf die große Tour gehen würde.
Asphaltnomaden
Tag 1 – Dienstag 16. August – Tagesziel Umland von Dorsten
Da ich möglichst keine Autobahn fahren wollte auf der ganzen Tour und für Tag 2 die Dreiländerecke DE / NL / BE und BE / DE / LUX auf dem Tourplan standen, war eine Zwischenübernachtung bei einem langjährigen Freund eingeplant, der im Umland Dorstens ein Haus gebaut hat und uns für die Nacht beherbergen würde. Für die 405km attestierte das Navi 6h32min – netto wohlbemerkt. Pünktlich um 10Uhr verließen wir also die heimischen Gefilde. Ja ok, es war halb elf, wir kriegen es irgendwie nie pünktlich hin. Egal, ist ja Urlaub. Durch Elm, nördlichen Harzrand und Weserbergland führt uns unsere Reise nach Westen. Das Wetter ist traumhaft und daran würde sich laut Prognose in den nächsten Tagen auch nicht das geringste ändern. Läuft. Bei Paderborn gibt´s dann ein verspätetes Mittagessen bei der goldenen Möwe. Findet man einfach am leichtesten mit ihren riesigen Werbepfählen. Ich muss zugeben, die Tour bis dahin war deutlich angenehmer als die Restetappe. Es wurde einfach zusehends voller auf den Straßen, immer wieder führten die Anfahrstrecken mitten durch Innenstädte - in denen sich so langsam der Berufsverkehr stapelte – und auch die Strecken selbst waren nur noch bedingt spannend und meistens viel zu stark reglementiert. Man scheint in der Gegend absolut null vertrauen in die Fähigkeiten der Fahrzeugführer zu haben. Dafür gibt´s hinter jeder dritten Ecke einen Blitzer. Ist ja auch was. Gegen 18 Uhr kamen wir an und ließen den Abend auf der Terrasse mit fantastisch leckerem, gegrilltem totem Tier und Hopfentee bzw. Traubensaft ausklingen.
Tag 2 – Mittwoch 17. August – Tagesziel 2x Dreiländereck & Strecke machen nach Süden
Nach dem Frühstück verließen wir unsere erste Herberge und starteten nach Südwesten. Das Dreiländereck Deutschland / Belgien / Niederlande sowie der nebendran gelegene höchste Punkt der Niederlande sollte unser erstes Tourziel für heute werden. Über nur bedingt fahrerisch spannende, dafür aber sehr gut ausgebaute Strecken führte uns die Anfahrt durch optisch wunderschöne Gegenden bei bestem Reisewetter bei Aachen über die Grenze und sorgte direkt im Anschluß für die doppelte Überraschung bezüglich der Niederlande. Hier gibt´s Kurven. Und es geht bergauf. Immerhin auf ca. 353 Meter bringt man es hier. Ok, incl. Aussichtsturm, ohne sind es immerhin noch 322 Meter Höhe. Tolle Aussicht, ansonsten aber nicht weiter spannend. Angeguckt, abgehakt, weiter. Schnell noch ein Beweisfoto vom eigentlichen Dreiländereck geschossen und auf gen Belgien ins Hohe Venn. Sehr leere Straßen in top Zustand – was dort als "Straßenschäden" bewarnt wird, wäre hier absoluter Normalzustand – mit schon frohlockender Streckenführung. Mit einem Grinsen im Gesicht geht es zum zweiten geplanten Tourhaltepunkt, Dreiländereck Belgien / Luxemburg / Deutschland. Das Europadenkmal musste in diesem Fall stellvertreten fürs Foto herhalten, die Brücke, etwa 100m Luftlinie entfernt und der eigentliche Grenzpunkt, war durch einen Zaun abgesperrt und auf die Suche nach einem eventuellen anderen Schleichweg wollten wir uns in voller Montur und mit allem Krempel auf dem Mopped nun auch nicht machen. Wir konnten sie sehen, close enough. Damit endete die geplante Route für diesen Tag, der Rest war nur als freestyle angedacht. Noch ein Stück nach Süden und dann irgendwo eine Pension suchen. Was uns gleich vor zwei Probleme stellte. Der nächste Fahrtag sollte bis zur FeWo im Schwarzwald führen, das Ziel war also klar definiert. Dafür setzte Navi aber weit über 7h Nettofahrzeit an, wenn wir auf unserer begonnenen Route weiterfahren. Hätte man noch abmildern können, indem man davon einfach schon ein Stück fährt, richtig viel Bock hatten wir aber auch nicht mehr. Das größere Problem war die Suche nach Pensionen. Die "ich guck einfach bei google" Variante brachte nur extrem spärliche, dafür aber verflucht teure Ergebnisse zu Tage. Gefiel uns beiden nicht so, weswegen wir den Grundsatz "keine Autobahn" mal direkt über Bord warfen und einfach das Tagesziel von morgen als Ziel setzten. Egal wie weit wir kämen, es würde die morgige Anfahrt entsprechend verkürzen. So der Plan. Setzte das Navi brav um, ob das die wirklich sinnigste Lösung bzw. Routenberechnung war, bezweifle ich aber noch immer. Erst ging es noch ein Stück nach Süden, bis irgendeine größere Verbindungstraße erreicht wurde, dann kurz nach Westen, wieder nach Norden nach Belgien und dort dann nach Osten wieder rüber nach Deutschland. Bis zum Autobahnkreuz Wittlich und von dort aus Richtung Trier. Waren dann mal eben noch rund 140km. Zumindest weiß ich daher aber jetzt, dass die Fuhre auch mit voller Bekofferung bei 170km/h stoisch ruhig liegt, äußerst angenehm zu fahren.
In Trier also von der Autobahn runter und neben einer Ausfahrt angehalten und die Handys gezückt, Nachtlager suchen, es war schon kurz vor 20 Uhr. Pensionen gab es viele, aber alle waren ausgebucht. Die dritte oder vierte steckte uns dann auch mal den Grund. Es war ADAC Deutschland Rallye. Narf. Also Suchradius gen Süden vergrößert und mit dem 2. oder 3. Versuch dann doch Schwein gehabt. Doppelzimmer in einem Gasthof direkt an der Mosel, wir sollen uns nur beeilen, Küche hat nur bis 21 Uhr offen. Word. Beeilen kann sie, die Dicke. Mit einem phänomenalen Sonnenuntergang in den Weinbergen näherten wir uns ordentlich erschöpft unserer Bleibe für heute. Mopped abstellen, Essen auf Karte checken und bestellen, Zimmer beziehen, duschen, Mensch sein, Futter fassen. Hat irgendwie alles noch perfekt funktioniert und das Essen im Garten im Innenhof war durchaus lecker und preislich fair. Anschließend noch ein kleiner Spaziergang an der Mosel, für mehr reichten die Kräfte heute nicht mehr. Bett ahoi, wir mögen morgen bitte bis halb Zehn raus sein, der ganze Gasthof ist gemietet. Mkay. Entsprechend liebevoll wurde das Frühstück zubereitet. Man störte halt irgendwie, aber immerhin mussten wir nicht verhungern.
Tag 3 – Donnerstag 18. August – Tagesziel Schönau im Schwarzwald
Nach pragmatischem Morgenmahl ging es bei verhangenem Wetter durch die Weinberge nach Süden. Laut elektronischem Wetterfrosch sollte es eigentlich trocken bleiben. Sah irgendwie nicht ganz so aus, aber warten wir mal ab. Man konnte am Himmel schon erkennen, dass es nur ein großes Wolkenband war, das von West nach Ost zog, wir fuhren also quer drunter durch in Richtung Süden. Es war schon blauer Himmel zu erkennen und nur noch die letzten tiefgrauen Ränder direkt über uns. Platsch, Wasser. Och nö. Bevor man sich richtig ärgern konnte, war es vorbei. War wohl wirklich genau die "Kante", 500m Regen, danach war erst einmal Ruhe. Damit wir nicht zu spät in der FeWo ankommen und vor Ort auch noch ein paar Besorgungen machen könnten, gab es heute nochmal die Erlaubnis für´s Navi, Autobahnen mitzunehmen. Nach knapp 100km Weinbergen und gewundenen Straßen ging es dann auch recht straight auf der Dosenbahn nach Süden, um schlussendlich bei Saarbrücken die Republik zu verlassen und auf französischem Territorium weiter zu rollen. Diagonal Richtung Straßburg durch und dort wieder über den Rhein und somit zurück ins Heimatland. Die A5 führt uns dann – deutlich gefüllter als ihre französischen Pendants – in Richtung Freiburg im Breisgau. Die wiederholten Grenzübertritte schienen auch das Wetter verwirrt zu haben. Es wurde immer grauer und kurz vor Freiburg gab es dann doch noch einen Zwangsstopp an einer Tankstelle, um die Regenhandschuhe und die Membranen in den Kombis zum Einsatz zu bringen. Wenige Kilometer danach endete der Autobahnanteil und wir befanden uns kurz nach der Durchfahrt durch Freiburg direkt im Kurvenparadies. Fahrerisch aufgrund des Regens in Kombination mit vollbepacktem Mopped auf unbekannten Kurvenstrecken, welche dazu noch in weiten Gebieten mit Schildern à la "Rutschgefahr, neue Fahrbahndecke" gespickt waren, zwar kein vollends entspannter Genuss, optisch aber auf jeden Fall schon sehr imposant und eine mehr als deutliche Einstimmung auf die nächsten Tage.
Am frühen Nachmittag erreichten wir unser Domizil und somit konnte der Urlaub beginnen. Rasch den Ballast vom Mopped genommen, Quicklock Kofferträger abgebaut und das Gefährt in der Garage verstaut. Auch der Regen hatte sich mittlerweile verzogen, so dass wir Einkäufe erledigen konnten und unseren per Post verschickten Koffer mit den restlichen Klamotten und Utensilien abholen konnten. 14 Tage Urlaub mit nur zwei Seitenkoffern (im Topcase war nur Technikzeug wie Spiegelreflex + Objektive etc.), die dann auch noch auf zwei Personen aufgeteilt werden müssen, ist für eine Frau scheinbar eine Horrorvorstellung. Kofferversand löste dieses Drama aber recht simpel, so dass man immer nur für 3 Tage Klamotten direkt am Mopped planen musste, der Rest kam per Post. Praktische Lösung, muss ich selbst zugeben.
Tag 4 – Freitag 19. August – Schluchseetour
Der Morgen startet verhangen, aus den Wäldern steigt noch reichlich Feuchtigkeit, aber es ist trocken und verheißt ein schöner Tag zu werden. Nach einem gemütlichen Frühstück auf der Terrasse holen wir den blauen Großroller aus der Garage und schwingen uns auf, um 250km schwarzwälder Kurvenasphalt unter die Räder zu nehmen. Ja, das fühlt sich gut an, Urlaub ahoi. Trotz kleinerer Schwierigkeiten aufgrund von Streckensperrungen durchfuhren wir die geplante Tour fast komplett wie vorher geplant und kamen am Nachmittag erschöpft und zufrieden wieder an unserer Temporärheimat an. Wenn das jetzt jeden Tag so läuft, werde ich die nächsten 8 Wochen nur im Kreis grinsen wegen Endorphinüberschuss.
Da es noch nicht zu spät war, haben wir uns nach einer entspannten Tasse Kaffee nochmal aufgemacht auf große Tour. Also etwa 15km. Ziel waren die Todtnauer Wasserfälle, von denen ich zwar vorher noch nie etwas gehört hatte, nun aber definitiv als Ausflugsziel empfehlen kann. Gesamtfallhöhe knapp 100m und höchste Staustufe mit knapp 60m Fallhöhe. Das ganze mitten im Wald und komplett zugänglich. Obendrein kostenlos, lediglich eine kleine Spende wird erbeten (ich glaube 1€ pro Nase) und bequem fußläufig in weniger als 10 Minuten von einem Parkplatz zu erreichen. Am Zugang gibt´s dann sogar noch Motorradsafes für 1€ Pfandgeld, in denen man Helme und Klamotten verstauen kann. Besser geht´s kaum. Etwas komische Blicke gab´s dann noch, als die beiden Gestalten in schwarz dort einfach mitten ins Wasser liefen und dann auch noch ihre Technik versenkten, aber hey, wie soll man denn sonst testen, ob die Moppedstiefel und die Actioncam wirklich wasserdicht sind? Waren sie und wir hatten tierischen Spaß. Kann man sich auf jeden Fall mal angeguckt haben und hey, für den Preis ist es einfach perfekt. Nur Treppen sollte man mögen. 100 Meter hoch klingt nicht nach soo viel. Wenn man unten startet und dann hochlaufen muss, relativiert sich diese Vorstellung recht schnell. Haben es trotzdem durchgezogen, tschakka.
Tag 5 – Samstag 20. August – Zonk
Wäre ja viel zu einfach, wenn alles immer wie geplant läuft. Der Tag startet verregnet und nach Elektrofroschprognose sollte sich daran den ganzen Tag nicht wirklich etwas ändern. Irgendwie blöd, zerhagelt das doch die geplante Tourabfolge. Allerdings wollen wir auch nicht zwanghaft fahren, nur weil der Plan dies so vorsah und der Arsch fänd einen Pausentag vielleicht auch mal ganz nett, immerhin war der bis zu diesem Zeitpunkt schon etwas 1800km auf der Mofasitzbank platziert. Wir genossen über den Tag also intensives Nichtstun, nutzten die Regenpausen um etwas den Ort zu erkunden (für alle Fußballfans: der Geburtsort von Jogi Löw, findet man hier an jeder Ecke, interessierte uns aber herzlich wenig) und einen Tisch beim Italiener zu reservieren. Damit man dort nicht in Kombi und behelmt aufkreuzt und dann auch noch keinen Wein trinken kann, nutzten wir das Touriticket ("KONUS") von der Kurtaxenanmeldung, womit man erfreulicherweise kostenlos Bus fahren kann. Dass die Reservierung nicht nur gut, sondern notwendig war, sahen wir dann vor Ort, Restaurant Eingangsbereich mit Warteschlange. Kenne ich von hier nicht. Nachdem das Essen (superschnell!) kam, konnte ich den Andrang allerdings verstehen. Frisch gebackene Pizza die einfach 10 von 10 Punkten verdient hat, dazu leckerer Traubensaft und ein toller Espresso zum Ausklang. Absolute Empfehlung, falls mal jemand in der Nähe ist. Als wir gingen, war der Tisch gefühlt binnen 10 Sekunden wieder besetzt. Im Vorraum warteten noch immer Leute...
Tag 6 – Sonntag 21. August – little venise @ Colmar (F)
Schon bei der Ausarbeitung der Tagestouren im Winter lachten mich auf der Karte neben dem Schwarzwald auch die Vogesen an. Anreise problemlos machbar und in großen Streckenteilen selbst auch kurvig. Nachdem ich im Biker Treff einige Tourvorschläge zeige und um weitere Empfehlungen bat, wurde mir ein Besuch in Colmar unbedingt ans Herz gelegt. Neben dem Hinweis, für die Anreise Autobahnen zuzulassen, statt sich durch die Rheinebene zu quälen. Beide Vorschläge beherzigten wir und so führte der erste Tourstopp des Tages ins Zentrum von Colmar. War mir die Stadt vorher gänzlich unbekannt, fand ich schon am heimischen PC via google diverse Bilder von der wirklich ansehnlichen Innenstadt und ihren Kanälen. Nicht ohne Grund heißt der Teil "Klein Venedig". Nach etwa 1h40min Anreise stellten wir den Dampfer also mitten im Stadtzentrum ab und schlenderten durch die kleinen Gassen. Wegweiser braucht man nicht, einfach immer dahin wo es voll ist und wo der Bummelzug (Trecker mit Anhängern) zu sehen ist, dann hat man alles touritaugliche automatisch dabei. Optisch ist die Stadt echt ein Highlight mit ihren alten aber bunten Häusern, kleinen Gassen und Brücken und überall Blumenschmuck oder sonstige Deko. Als würde man durch eine Postkarte laufen. Irgendwann stellte sich dann auch ein kleines Hüngerchen ein und wir guckten mal bei den ausgehängten Karten der Restaurants. Und erschraken heftig. Einstiege von 30-40€ waren eher die Regel als die Ausnahme. Klar, im Urlaub guckt man nicht auf jeden Euro, aber wenn man das mal grob auf zwei Leute hochrechnet sind knapp 100€ für ein schnelles Mittagessen dann doch schon eine harte Nummer. Wir stiefelten also weiter durch die Stadt und gaben uns moralisch schon fast geschlagen, dass dies halt der Preis für die hübsche Innenstadtoptik sei und beschlossen, einfach in das nächste Restaurant zu gehen. Restaurant plus etwa 40 Tische unter freiem Himmel auf einem Platz mitten in der Innenstadt, also in direkter Umgebung keine Konkurrenz und kein Preisvergleich, mir schwante böses. Unnötig, wie ich beim hereingehen feststellte. Der kurze Blick auf die Karte neben dem Eingang deutete auf normale Preise, auch die Karte drinnen gab sich friedlich. Bei Temperaturen über 30°C sieht eine Mahlzeit unter freiem Himmel zwar gut aus, der kühle Innenraum war aber definitiv die angenehmere Entscheidung. Auch Service und Küche wussten zu überzeugen, für zwei Mahlzeiten nebst Softdrinks und einem Glas Wein für´s Weibchen kamen wir bei lumpigen 35€ raus. Mitten in der Innenstadt. Fetzt. Gute zwei Stunden später ging es dann weiter, die Stadt war ja wirklich schön, aber wenn man nun schon in den Vogesen ist, will man ja nicht futtern, sondern fahren. Richtung Nordwesten verließen wir also die Stadtgrenzen und fuhren bergaufwärts, um nach dem Col du Pré de Raves in Richtung Col du Bonhomme und die dort anschließende Route des Crêtes bis nach Cernay unter die Räder zu nehmen. Perfektes Wetter, beeindruckende Panoramen und fantastische Straßen mit Kurven, Kehren und Winkeln in jeder vorstellbaren Bauart machten diese Etappe zu einem bleibenden Eindruck in unseren Köpfen. Den Plan, eventuell auf dem Heimweg noch einen Zwischenstopp in Mulhouse zu machen – uns war durch den Regentag gestern ja ein "Plantag" verloren gegangen, Mulhouse wäre sowieso ein Touriziel gewesen, somit hätte man das eventuell kompensieren können - verwarfen wir ob der fortgeschrittenen Uhrzeit, als wir die französische Gebirgskette verließen. Ein paar Kilometer Autobahn schubsten uns wieder nach Deutschland und somit wieder in den Schwarzwald, wo wir nochmal etwas 40km Heimreise auf kleinen und kleinsten Sträßchen genießen konnten. Kurz vor 19 Uhr parkten wir das Motorpferd in der Garage, genossen eine erholsame Dusche und guckten anschließend den Sternen bei ihrem schieren Dasein von der Dachterrasse aus zu.
Fortsetzung folgt... |
Fri Sep 02 20:02:18 CEST 2016 | Batterietester50460
Wow .... machst dir echt ne mega Arbeit das alle immer so toll, informativ, interessant und auch witzig und schön bebildert zu schildern.
Macht echt Spass das zu lesen.
Sag mal, nutzt deine Frau da etwa nen Selfiestick?
Fri Sep 02 20:28:57 CEST 2016 | fate_md
A.k.a. Deppenzepter, jap. Bin normal auch kein Fan von den Dingern, muss für diesen Urlaub aber zugeben, dass das Teil uns diverse interessante und untypische Blickwinkel erlaubte. Das sind oben ja nur snapshots aus dem VLC player. Wir hatten eine WLAN Akkufestplatte mit SD Kartenleser mit und haben etwa 400GB Videomaterial und etwa 1500 Fotos aus dem Urlaub mitgebracht, das im Blog oben ist wirklich nur eine Mini Auswahl.
Sat Sep 03 21:20:15 CEST 2016 | Trackback
Kommentiert auf: fate_md:
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