Wed Mar 30 18:09:26 CEST 2022 | Friese77 | Kommentare (2) | Stichworte: C-Klasse, Mercedes, S203
Bei einer Kontrolle des Motorraums ist mir auf gefallen, dass um der Diesel-Hochdruckpumpe (HD-Pumpe) sich viel Schmutz mit Öl gemischt aufgebaut hat. Nach einer kurzen Reinigung trat hinter der Aluminiumträgerplatte Öl aus. Nach einiger Recherche im Internet und Motor-Talk konnte es nur der Schwarze O-Ring sein, welcher die Aluminiumträgerplatte der HD-Pumpe zum Motorblock abdichtet. Aber ich bin auf weitere Informationen gestoßen. Die Schrauben, welche die Aluminiumträgerplatte mit der HD-Pumpe verbinden, können sich lösen und somit zu einem Problem bei der Dieselversorgung führen. Somit habe ich mich entschlossen die HD-Pumpe auszubauen und mit neuen Dichtringen zu versehen.
Arbeiten durchgeführt vom 21.03. bis zum 30.03.2022 Dauer der Arbeiten: Ausbau der HD-Pumpe: ca. 60 Minuten Zerlegen der HD-Pumpe: ca. 3 Tage Einbau der HD-Pumpe: ca. 45 Minuten
Folgende Dinge habe ich für den Dichtringtausch an der Bosch CP3 benötigt:
1 x neuen Dichtsatz für Bosch CP3 HD-Pumpe (Bosch F00N2019073) --- 19,- Euro 1 x 1/4" Ratschenkasten mit Torx (meist E10) 1 x 1/2" Ratschkasten mit Torx (T60 zum Lösen des Riemens) 1 x Satz Ringgabelschlüssel (6 - 19) 1 x Seitenschneider 1 x Auffangbehälter 3 x neue Schlauchschellen (13 - 15 mm) --- Stk. 0,30 Euro 1 x Spezialschraubzwingen --- 71,- Euro 1 x Pinzette Kunststoffkeile Holzkeile Kabelbinder Stopfen Zweitaktöl (Zur Montage der Dichtungen und Innereien der HD-Pumpe) Hylomar Küchenrolle / Papiertuch Arbeitshandschuhe
1. Ausbau der HD-Pumpe
Motorhaube öffnen, Motorabdeckung entfernen, dann den kleinen Schlauch Bild Nr.01 zum Kühlwasserausgleichsbehälter motorseitig entfernen, den Halter Bild Nr.02 nicht vergessen und zur Seite binden. Der Schlauch zur Vakuumpumpe (???) Bild Nr.03 sollte auch entfernt werden. Danach den Halter für die Dieselschläuche Bild Nr.04, welcher bei mir auch die Motorabdeckung hält, entfernen. Um Zugang zu den Dieselschlauchanschlüssen der HD-Pumpe zu bekommen muss die Metallplatte Bild Nr.05-07 mit drei E10 Torx entfernt werden. Jetzt können die Dieselzuleitungen Bild Nr.08 demontiert werden. Dazu habe ich einen Schlitzschraubendreher genutzt und die Schläuche mit Stopfen versehen. Die Dieselhochdruckleitung Bild Nr.09 kann dann mit einem 13er Gabelschlüssel gelöst werden und um die Leitung besser entfernen zu können, wurde der Halter Bild Nr.10 geöffnet. Jetzt können die 3 Befestigungsschrauben Bild Nr.11 der HD-Pumpe entfernt werden. Die Stecker der Sensoren für Dieseltemperatur Bild Nr. 12 und Dieseldruck Bild Nr.13 sollten ebenfalls entfernt werden. Nun kann die HD-Pumpe inkl. Alu-Trägerplatte nach vorne gezogen werden. Achtung: Der Mitnehmer, welcher die Pumpenwelle antreibt, ist nur aufgesteckt und kann herunterfallen! Sobald die HD-Pumpe entfernt ist sollten alle Öffnungen verschlossen werden. Dazu habe ich Stopfen, Plastiktüten mit Kabelbindern oder Tücher genutzt.
2. Aufarbeitung der HD-Pumpe und Alu-Trägerplatte
Auf der Rückseite der Alu-Trägerplatte befinden sich 6 Torx-Schrauben Bild Nr.14, welche die Alu-Trägerplatte mit dem HD-Pumpengehäuse verschrauben. Diese entfernen und vorsichtig das HD-Pumpengehäuse Bild Nr.16 von der Alu-Trägerplatte Bild Nr.15 mit einem Kunststoffkeil trennen. Bitte an den Mitnehmer denken, der sollte ebenfalls abgenommen werden. Sobald die Bauteile getrennt sind, sollte mit höchster Sauberkeit gearbeitet werden! Jede harte Verunreinigung wird zu Riefen in der Pumpe führen und damit zum vorzeitigen Defekt. Jetzt können der Temperatursensor Bild Nr.12 und der Drucksensor Bild Nr.13 von der Alu-Trägerplatte demontiert und gereinigt werden.
Im nächsten Schritt muss die Pumpenwelle mit dem Exzenterantrieb Bild Nr.17 entfernt werden.
Um dies besser darzustellen findet ihr Nachfolgend einen Link welche Werkzeuge benutzt werden und was alles demontiert werden muss: Link Das Video gilt nur der Veranschaulichung. Wer sich nicht in der Lage fühlt dies durchzuführen sollte die Finger davon lassen. Weiterhin sollte darauf geachtet werden, dass die Dichtoberflächen nicht beschädigt werden. Auch sollte die Aluminiumträgerplatte nicht beschädigt werden, z.B.: Metallkeile, Schraubendreher oder ähnliches Hebelwerkzeug.
Mit dem im Video gezeigten Spezialschraubzwingen werden die Kolben Bild Nr.18 zurück gedrückt und die Pumpenwelle mit Exzenter kann entnommen werden. Entgegen der im Video gezeigten Welle hat Mercedes-Benz eine Sonderkonstruktion bei der sich der Exzenter NICHT von der Welle trennen lässt und damit die Demontage etwas erschwert. Aber es ist machbar! Spezialschraubzwingen wieder lösen und die Kolben dann entfernt. Aber bitte darauf achten, dass alle Teile zu einem Kolben zusammen bleiben und nicht untereinander getauscht werden (zur Sicherheit/Passgenauigkeit). Jetzt kommt der Dichtungssatz zum Einsatz und es werden einfach alle alte Dichtungen mit den neuen Dichtungen getauscht. Die Dichtungen können gut zugeordnet werden und ein Vertauschen ist aus meiner Sicht nicht möglich. Sämtliche O-Ringdichtungen habe ich mit Zweitaktöl eingeschmiert, um diese leicht montieren zu können. Ich habe Zweitaktöl genommen, weil ich es gerade vorrätig hatte und es auch ab und an dem Dieselkraftstoff beigebe. Sicherlich kann auch ein anderes Öl genutzt werden, aber Diesel riecht zu stark und da war das Zweitaktöl besser geeignet. Der eine Dichtring vom Freundlichen war nicht im Satz enthalten und kann bei MB erworben werden. Dieser O-Ring gehört auf die Alu-Trägerplatte zur Dichtung zwischen Motorblock und Trägerplatte, ist aber eigentlich selbst erklärend. Zu den Drehmomenten an der Pumpe: Ich habe alles einfach festgezogen. Das Gehäuse ist sehr schwer und die Schrauben/Kappen ließen sich der Art schwer lösen, sodass ich keine Angst hatte diese einfach wieder fest anzuziehen. Ein geübter Schrauber sollte ein Gefühl dafür haben, wie fest die Schrauben angezogen werden können. ... Nach fest, kommt ganz fest und dann ganz ab ...
Nachdem alle Dichtungen/O-Ringe getauscht waren, musste das Gehäuse noch vom Rost befreit werden. Zur Reinigung der leichter korrodierten Kontaktflächen zur Alu-Trägerplatte habe ich einen Schaber mit Hartmetallplättchen genutzt. Die korrodierten Oberflächen sind keine Dichtflächen und können auch in anderer Form gereinigt werden. Lediglich die Bereiche in denen die O-Ringdichtungen sitzen sind Dichtflächen, waren aber in meinem Fall nicht korrodiert. Um die stark korrodierte Außenseite der HD-Pumpe zu entrosten, hatte ich das Glück das ein Freund ein Sandstrahlgerät besitzt und das Gehäuse schnell vom Rost befreit wurde. Achtung: Alle Öffnungen habe ich sorgfältigst abgedichtet, um jedwedes Eindringen von Fremdkörpern zu vermeiden!
Nun konnte der Zusammenbau der HD-Pumpe mit Alu-Trägerplatte erfolgen. Also alle vorherigen Schritte in umgekehrter Reihenfolge durchführen (siehe Videolink). Die Schrauben um die HD-Pumpe auf die Trägerplatte aufzuschrauben, sowie die Schrauben für den Drucksensor, die Dieselanschlüsse und das Überdruckventil werden in Aluminium eingeschraubt! Hier sollten mit Vorsicht gearbeitet werden, da sonst die Gewinde ganz schnell ausgerissen sind.
Ich habe alle inneren Pumpenkomponenten mit Zweitaktöl eingeschmiert, um bei ersten Start der Pumpe ein Trockenlaufen zu vermeiden. Weiterhin sind alle Kontaktflächen die einen kleinen Spalt zur Umgebung aufwiesen, mit Hylomar abgedichtet. Das ist zwar nicht notwendig, aber ich wollte es gerne vermeiden, dass wieder zwischen Alu-Trägerplatte und dem HD-Pumpengehäuse Wasser eindringt und damit Rost entsteht. Zu guter Letzt habe ich das Pumpengehäuse Bild Nr.16, den Dieseldruckgeber Bild Nr.13 und die Metallplatte Bild Nr.05-07 mit benzinfester Farbe Mattschwarz lackiert. (letzten Fotos in der Reihe) Hammerite ist nicht Benzin- oder Dieselfest und wird den Lack anlösen.
3. Einbau ins Fahrzeug
Beim Einbau der HD-Pumpe ins Fahrzeug sind die unter 1. genannten Schritte in umgekehrter Reihenfolge durchzuführen, also: 01. Mitnehmer im Bereich des Motorblocks einsetzen (war einfacher als diesen auf der Pumpe zu haben) 02. HD-Pumpenwelle zum Mitnehmer ausrichten und vorsichtige hineinschieben. Dichtring mit etwas Zweitakt-Öl oder ähnlichem einschmieren. 03. Die Alu-Trägerplatte mit den 3 Schrauben wieder am Motorblock festschrauben. 04. Den Temperatur- und Drucksensor wieder anstecken. 05. Die Dieselleitungen Bild Nr.08 wieder anschließen. Auf die Zuflußrichtung achten! Am besten bei der Demontage direkt markieren. Ich habe neue Schlauchklemmen verwendet. 06. Die Hochdruckdieselleitung Bild Nr.09 und den Halter Bild Nr.10 wieder anschließen/anschrauben. 07. Die neu lackierte Metallplatte Bild Nr.05-07 montieren. 08. Den Dieselschlauchhalter Bild Nr.04 montieren, dabei aufpassen die Schläuche nicht zu quetschen. 09. Schlauch der Vakuumpumpe wieder aufstecken. 10. Halter Bild Nr.02 und Schlauch Bild Nr.01 des Kühlwasserausgleichsbehälter wieder montieren. Hier habe ich ebenfalls eine neue Schlauchschelle verwendet. 11. Füllen des Kraftstoffsystems. Ähnlich dem Befüllen des Kraftstofffilters sollte hier wiederholt die Zündung eingeschaltet werden, sodass die Kraftstoffpumpe im Tank die Leitungen wieder befüllt. Bei mir haben 6 Durchläufe gereicht, um die HD-Pumpe ausreichend zu füllen. 12. Den Motor starten. Da bei unserem Mercedes der Startvorgang automatisiert ist, also nicht georgelt werden kann, sollte dies auch nicht getan werden. Einmal den Wagen starten und abwarten. Bei mir hat der Wagen erst etwas "georgelt" ist aber dann angesprungen. Um das Kraftstoffsystem dann vollends zu füllen, habe ich eine kleine Runde von 15 Minuten gedreht und habe seit her keine weiteren Startschwierigkeiten gehabt.
Ich hoffe ich konnte euch etwas die Bedenken vor dieser Arbeit nehmen, denn sie ist zu bewältigen. Leider habe ich erst während meiner Arbeiten einen Anbieter in Baden-Württemberg gefunden, der gegen Tausch der alten HD-Pumpe und Alu-Trägerplatte eine überarbeitete Pumpe mit Alu-Trägerplatte für Rund 140,- Euro anbietet.
Meine Ausgaben beliefen sich auf ca. 100,- Euro, wobei diese Spezialschraubzwingen zur Rückstellung der Kolben alleine schon 71,- Euro gekostet haben, der Dichtsatz von Bosch 19,- Euro und der Lack hat etwa 20,- Euro gekostet.
Ich bereue nicht die Arbeit selbst durchgeführt zu haben, denn ich habe dazu gelernt.
Viel Grüße, Friese77 |
Wed Mar 30 19:30:34 CEST 2022 | PIPD black
Schöne Anleitung.
Hast dir viel Mühe gemacht.
Mon Nov 14 20:41:25 CET 2022 | amdwolle
Aber bitte nicht wie im Video mit einem Schraubendreher am Alugehäuse hebeln und auch nicht mit einem Stahlhammer darauf rumschlagen. Zu guter Letzt gehören Aluschutzbacken an den Schraubstock.
Deine Antwort auf "Austausch der O-Ringe der Diesel-Hochdruckpumpe Bosch CP3"