Sat Sep 12 21:29:03 CEST 2015 | Friese77 | Kommentare (9) | Stichworte: C220CDI, C-Klasse, Differentialöl, Differentialölwechsel, Mercedes, S203, W203K
Heute (12.09.2015) habe ich am Benz einen Differentialölwechsel durchgeführt. Das Fahrzeug hat zu diesem Zeitpunkt 170.300km geleistet. Im Forum gibt es jede Menge Lesestoff, ob nun das Differentialöl getauscht werden soll oder nicht. Ich habe mich nach einigen Stunden lesen dazu entschieden das Differentialöl zu wechseln.
Da ich keine umfassende Beschreibung inkl. Bilder gefunden habe, dachte ich mir, dass es eine gute Idee wäre dieses einmal niederzuschreiben.
Vorab habe ich eine Liste mit den benötigten Dingen erstellt, um nicht unnötigerweise zwischen Wohnung und Garage hin und her laufen zu müssen.
Folgende Dinge habe ich benutzt: - Getriebeöl: Castrol Syntrax LS 75W-140 (Forumsempfehlung) benötigt werden 1,1 Liter - Ölspritzpumpe - Handschuhe (1 Paar Latex und 1 Paar Gewebe mit Gummierung) - Ölauffangdecke - Ölauffangwanne bzw. (Öl-)Messbecher - 1/2" Steckschlüsselsatz davon den 14er Innensechskant - 1/2" Drehmomentschlüssel - Putzlappen bzw. Haushaltsrolle (Zewa) - 4 Unterstellböcke mit bis zu 420mm Höhenverstellung - Wagenheber aus dem Auto - Karton zum drauflegen, damit ich nicht direkt auf dem Boden liege - Arbeitsklamotten - Drahtbürste (Stahl) - WD 40 zum Rost lösen, wenn nötig
Kurzum habe ich den Benz nach einer Warmfahrphase von 40 Minuten Autobahn in die Garage gefahren, weil es heute regnen sollte. Da ich das Ganze zum ersten Mal gemacht habe, dauerte das Aufbocken etwas länger, da ich erst einmal die richtigen Positionen für die Unterstellböcke finden musste.
1. Auto auf bocken Mit dem Wagenheber aus dem Bordwerkzeug habe ich die linke und rechte Seite des Fahrzeugs abwechselnd nach und nach hochgeschraubt und mit Unterstellböcken gesichert bis diese auf max. Höhe von 420mm gebracht waren. Die Unterstellböcke habe ich an Punkten hinter der linken und rechten Antriebswelle am Querträger platziert (Linke Seite: Bild 1 & Bild 2, Rechte Seite: Bild 3 & Bild 4) und vorne links und rechts an der Motorstrebe (Bild 12). Dies habe ich gemacht, damit das Fahrzeug horizontal steht. Beim Ablassen dann die umgekehrte Procedur.
2. Differentialölwechsel vorbereiten Als erstes habe ich die Einfüll- sowie die Ablassschraube am Differential ausfindig gemacht. Die Einfüllschraube (Bild 5) befindet sich auf der linken Seite mittig im oberen Drittel des Differentials und die Ablassschraube (Bild 6) befindet sich auf der rechten Seite des Differentials unten. Beide Schrauben waren rostig und wurden mit Hilfe einer Drahtbürste und einem Schraubendreher vom rost befreit.
Weiterhin habe ich die Ölauffangdecke und den Ölmessbecher unter das Getriebe platziert, damit kein Öl auf den Garagenboden gelangen kann (Bild 3).
3. Ablassen des Differentialöls Wie im Forum mehrfach erwähnt wurde, habe ich dann zuerst die Einfüllschraube gelöst. Hierbei sei zu erwähnen, dass zum einen der Auspuff und zum anderen die Bremsleitung aus Bild 5 die Arbeiten erschweren. Den Ratschenschlüssel konnte ich ohne Verlängerung nicht direkt ansetzen und habe daher eine kleine Verlängerung genutzt (Bild 7). Als die Einfüllschraube dann herausgedreht war floß ein kleines Rinsal Öl heraus. Nur gut, dass ich die Ölauffangdecke drunter gelegt hatte, somit gab es keine Ölflecken auf dem Beton. Beim Ausdrehen der Ablassschraube benötigte ich die gleiche Kraft wie bei der Einfüllschraube. Da genügend Arbeitsraum vorhanden war benötigte ich hier keine Verlängerung (Bild 8). Als die Ablassschraube sich nur mit den Fingern drehen ließ, habe ich den Ölmessbecher leicht gekippt vor die Öffnung gehalten und die Ablassschraube weiter ausgedreht. Da die Schraube ziemlich rostig war bleib sie auf dem Bit stecken und fiel nicht mit dem Öl in den Messbecher. Wie bei einem Motorölwechsel schoß das Öl die ersten Sekunden aus dem Differential, somit hatte sich das Hochhalten des Messbechers rentiert und es ist kein Öl daneben gegangen.
Das Differentialöl war schwarz (Bild 9) und hatte Stücke die ca. 2 - 3 mm breit und 5 - 7 mm lang waren (Bild 10). Diese Stücke ließen sich zerreiben und haben mich somit nicht beunruhigt. Ich vermute, dass es Ölablagerungen waren, die sich gelöst hatten. Generell habe ich keine Feststoffe wie Metall ertasten können, jedoch glänzte der Bodensatz leicht metallisch (Bild 10).
4. Differentialöl einfüllen Zunächst habe ich sowohl die Einfüll- sowie Ablassschraube und deren Einschrauböffnungen kontrolliert und gesäubert. Weder die Gewinde noch der Innensechskant waren beschädigt, also konnte ich die Schrauben ohne Sorge wiederverwenden. Ablassschraube eingeschraubt und mit 50 Nm festgezogen. Um mir das Befüllen des Differnetials zu erleichtern habe ich mir eine Ölspritzpumpe mit 1,5 Liter Fassungsvolumen (Bild 11) aus dem Autohandel bestellt und erst einmal einen Liter des Castrol Syntrax LS 75W-140 eingefüllt. --- Ich hatte mich für das Castrolöl entschieden, da es im Forum empfohlen wird und zum anderen die MB-Freigabe 235.61 hat. --- Dann habe ich den Schlauch der Ölspritzpumpe in die Einfüllöffnung des Differential gesteckt und langsam das Öl eingefüllt. Ich kann nur sagen, dass ich begeistert bin von dieser Pumpe. Das Öl wurde ohne nur einen Tropfen zu verlieren in das Differential eingebracht. Schlauch aus der Öffnung gezogen und für die zweite Befüllung nur 0,25 Liter in die Ölspritzpumpe gefüllt, da eine Restmenge in der Ölspritzpumpe zurückbleibt und die Füllmenge des Differentials mit 1,1 Liter angegeben wurde. Schlauch wieder in die Öffnung gesteckt und wieder vorsichtig mit dem Befüllen des Differentials weiter gemacht bis ein kleines Rinsal Öl aus der Einfüllöffnung kam. Somit sollten 1,1 Liter Öl im Differential sein. Schlauch der Pumpe entfernt und das Restöl in der Pumpe zurück in die Ölflasche gefüllt, die Einfüllschraube wieder eingeschraubt und mit 50 Nm festgezogen, das Differential gesäubert und fertig war der Differentialöltausch.
Alles in allem habe ich 2 Stunden für den Ölwechsel gebraucht (ohne Warmfahrt). Die 420 mm die ich das Fahrzeug aufgebockt habe, waren für mich ein muss. Mit weniger Platz hätte ich nicht arbeiten können. Die 420 mm bemessen sich vom Querträger aus Bild 6.
Grüße, Friese77 |
Sat Sep 12 22:12:50 CEST 2015 | Goify
Bis auf die sehr sonderbare Aufbocktechnik ganz ok, wie du vorgegangen bist. Die Unterstellböcke kommen eigentlich unter die vorgesehenen Punkte an der Karosserie und nicht irgendwo hin, wo du es für stabil hieltest. Besonders ist mir ein Rätsel, wie du ohne Schäden das Auto mit dem Bordwagenheber so angehoben haben möchtest, dass du 4 Unterstellböcke drunter stellen konntest. Ohne großem Verspannen der Karosserie ist das nämlich nicht möglich, um das zu vermeiden müsstest du schon am Differential oder Motorquerträger angehoben haben um danach die Böcke außen drunter zu stellen.
Daher mein Rat, kaufe dir einen gescheiten Wagenheber, mit dem man mittig unter dem Auto anheben kann, oder vergiss die anderen zwei Unterstellböcke. Ich hoffe, dein Auto hat keine bleibenden Schäden davon getragen.
EDIT: An diesen Punkten darf man aufbocken: Klick
Sun Sep 13 00:07:38 CEST 2015 | Duftbaumdeuter12122
Technisch hat mein Vorschreiber sicherlich völlig recht - ich würde so etwas nie selbst machen...
Aber für einen ersten Blog, den ich meistens nicht lese, weil die Autoren Blog und Forum verwechseln: Sehr ordentlich, toll dokumentiert und nett geschrieben! Auch, wenn ich keinen Mercedes mehr fahre...
Was ich nicht verstehe: Wenn 1,1L vorgesehen sind: Warum wurden 1,25L eingefüllt???
Za4aCosmo
Sun Sep 13 12:42:30 CEST 2015 | Friese77
@Goify
Danke für Deinen Hinweis und Deinen Link. Ich habe da wohl was im Text vergessen.
Ein bisschen zur Erklärung warum ich den Bordwagenheber genutzt habe. Ich besitze einen solchen "gescheiten Wagenheber" doch hebt dieser das Fahrzeug leider nicht hoch genug (Hubhöhe 320mm), um dass ich die Unterstelböcke in voller Höhe unterstellen kann, damit ich unter das Fahrzeug passe. Somit musste ich eine andere Lösung finden, also griff ich zum Bordwagenheber. Den habe ich dann an den vorgesehenen Stellen angesetzt und hoch gekurbelt. Die Unterstellböcke sind unter dem Querträger an dem das Differential befestigt ist platziert. Soweit ich weiß, trägt dieser die Last des Fahrzeugs, oder zumindest den hinteren Teil davon. Daher dachte ich, dass die Punkte in Ordnung sind. Weiterhin kann ich wenn ich die Aufbockpunkte mit dem Wagenheber belege diese nicht mehr mit den Unterstellböcken belegen, wird also schwierig die gleichen Punkte zu nutzen. Deinen Vorschlag den Wagen am Differential anzuheben hatte ich auch überlegt, nur war ich mir nicht sicher, dass man das machen darf/kann, oder meintest Du den Quersträger, an dem das Differential befestigt ist?
Fürs nächste mal werde ich Deine Ratschläge beherzigen. Das wird dann bei 200.000 km sein.
Ob der Wagen beschädigt wurde will ich mal bezweifeln, da ich das Ganze vorsichtig in zwei Stufen durchgeführt habe. Das werde ich dann noch im Text ergänzen.
Zur Erklärung wo ich den Wagen aufgebockt habe, habe ich Dein Bild genutzt und die Punkte und den Träger eingezeichnet.
@Za4aCosmo
Das mit den 1,25 Litern werde ich auch nochmal im Text verändern. Die Spritze hat den Nachteil, das ich nicht den kompletten Inhalt herausbekomme und daher etwas mehr in die Spritze einfüllen muss um die 1,1 Liter zu erreichen. Den Rest aus der Spirtze habe ich wieder in die Ölflasche zurück gefüllt. Auch hier Danke für den Hinweis.
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Sun Sep 13 20:26:24 CEST 2015 | Goify
Ja, die Punkte können funktionieren, aber wie willst du sichergehen, dass bei nur einem Wagenheber, der außen angesetzt wird und 4 Unterstellböcken du nicht zeitweise ein Fahrzeug hast, welches auf 3 außenliegenden Punkten angehoben wird, während der 4. in der Luft hängt?
Tue Sep 15 16:36:48 CEST 2015 | AOLM
Gut gemacht.
Fri Oct 16 16:10:14 CEST 2015 | conny-r
Ist OK,
Ich habe das Diff erst warmgefahren und das frische Öl zum besseren Einfüllen ebenfalls erwärmt.
Bei meinem C30 war es bei 220tsd eine stinkende gelbe Plörre.
Wed Dec 09 22:21:22 CET 2015 | salieridai
Habe die gleiche Prozedur auch vor einiger Zeit gemacht, allerdings ohne Wagenheber (das Teil soll ja gerade stehen beim Einfüllen). Konnte ohne Probleme unter den Wagen kriechen. Aber wenn man schon den Wagen hochhebt, dann kann man die Unterstellböcke auch unter die Aufhängung (da wo der Bolzen durch geht, am Ende) packen, dann muss man auch nicht so hoch heben
Das 75W140 finde ich auch gut, besonders weil Castrol einen Einfüller mit in die Flasche gebaut hat. Man kann aber auch mit einem Aquariumsschlauch diesen verlängern!
Aber habe ich das jetzt richtig verstanden: Du willst nach 30tkm wieder wechseln?
Thu Dec 10 13:19:05 CET 2015 | Friese77
@salieridai
Ich hatte erst darüber nachgedacht das Diff-Öl alle 30.000km zu wechseln, aber das ist nur bei einem Differentialgetriebe mit limitiertem Schlupf notwendig. Da der Benz keines hat, werde ich es wahrscheinlich alle 80.000km wechseln.
Sun Dec 13 02:45:52 CET 2015 | Juergen-Z3
Hallo Friese,
sehr gut gemacht!
Da ich auch schon ein paar Anleitungen geschrieben habe, weiß ich wieviel Arbeit dahintersteckt.
Für solche Arbeiten ist natürlich eine Hebebühne oder eine Grube die erste Wahl, aber ich habe mir
früher auch mit Auffahrrampen und Wagenhebern beholfen. Man muss sich eben nur zu helfen wissen
Grüße,
Jürgen W. aus P.
Deine Antwort auf "Differentialölwechsel S203 C220CDI"