Fri May 04 12:37:04 CEST 2012 | jennss | Kommentare (13) | Stichworte: Deutschland, Tretroller, Tretrollersport, Weltmeisterschaft
Kennt ihr den Sport, der genau zwischen Laufen und Radfahren liegt? Ich glaube schon, aber er ist euch vielleicht noch nicht als Sport bekannt . Die meisten kennen Tretroller fahren wohl nur aus Kinderzeiten und nicht mit so großen Laufrädern, wie sie heute im Tretrollersport üblich sind. Ich meine jetzt auch nicht so kleine Miniscooter, die ja vor knapp 15 Jahren einen Trend auslösten, sondern Tretroller, die annähernd so groß sind wie Fahrräder. Sie sind nur viel einfacher gebaut als Fahrräder und damit leichter. Übrigens lässt sich so ein Renntretroller auch prima im Auto verstauen. Ich nutze ihn fast wie ein Faltrad. Es gibt ja keine schmutzige Kette und Laufräder sind mit Schnellspannern schnell rausgenommen.
Und was ist dieses Jahr in Deutschland das Novum im Tretrollersport? Erstmals hat der Deutsche Tretrollerverband (DTRV) die Weltmeisterschaft im Tretrollersport ergattert! Also, wer sich mal diese Sport zwischen Laufen und Rad fahren näher ansehen möchte, kann ja vom 2. - 4. August zur WM 2012 nach St. Wendel ins Saarland kommen. Man kann auch mitfahren und sich anmelden, denn eine Qualifikation zur Teilnahme (außer evtl. im Sprint) gibt es bisher nicht. Die Leistungsbandbreite ist sehr groß. Topfahrer kommen im 42 km-Marathon z.B. auf über 31 km/h Schnitt. Die Langsamen fahren halt noch unter 20 km/h, auch kein Problem. Natürlich kann man auch woanders Tretrollerrennen sehen, es gibt ja schon eine ganze Menge an Rennterminen, aber bei der WM bekommt man eben den besten Eindruck, weil dort am meisten los ist.
Für Zuschauer sind besonders die Staffelrennen attraktiv. Der Roller wird als Staffelholz übergeben, siehe auch dieses Video:
Weitere Infos findet man auf der WM-Seite: www.footbike-wm2012.de .
Ich bin gespannt, wie sich der Tretrollersport weiter entwickeln wird. Den DTRV gibt es seit März 2010, das erste Buch über Tretrollersport seit Dezember 2011. Die erste DTC-Serie (Deutscher TretrollerCup) lief 2008. Und 2012 kommt nun die erste WM nach Deutschland . In Europa sind vor allem Holland, Finnland und Tschechien Vorreiter, aber in Deutschland hat sich in den letzten Jahren allerhand getan.
Habt ihr schon mal von Tretrollersport gehört oder ist das für euch was ganz Neues? Wie schätzt ihr das potentielle Interesse an dieser noch relativ neuen Sportart ein bzw. wie ist euer Eindruck nach diesen kurzen Infos? j.
PS: Hundezugrennen mit Tretrollern gibt es in einer anderen Szene ("Mushing"). |
Fri May 04 13:54:27 CEST 2012 | Spiralschlauch27979
Sieht witzig und interessant aus.
War mir total neu das es sowas gibt.
Fri May 04 15:25:15 CEST 2012 | martinkarch
Ein Tretroller mit Mavic-Laufrad ?!
Die Austragungsorte liegen ja sehr weit verstreut, eine Teilnahme kommt da ziemlich teuer.
Mit was rennt/fährt man da am besten ? Mit Laufschuhen ?
Fri May 04 15:54:59 CEST 2012 | jennss
Laufräder sind die beliebtesten Tuningteile am Roller . Allzuviele Komponenten hat der Roller ja nicht. Carbongabeln werden auch gerne verbaut. Man muss nur aufpassen, dass die Länge passt, um genug Bodenfreiheit zu behalten.
Ich glaube, das ist typisch bei noch kleinen Sportarten. Ich war letzten Dienstag in Frankfurt bei der Velotour dabei. Nächste Veranstaltungen wären in Karlsruhe (Badische Meile, 13.5.12), Gütersloh und Steinhagen am 25./26. Mai (Deutsche Meisterschaft), Europamarathon in Görlitz am 3. Juni, u.s.w.
Ja, das ist schon weit auseinander und ich fahre auch nicht überall hin, weil es dann teuer wird. Aber vor Ort fahre ich auch RTFs mit (RadTourenFahrten), maximal 3-Punkte Strecken bisher (ca. 120 km). Bin aber selbst nicht so superfit. Ein Freund von mir fuhr auch AlbExtreme mit (21er Tacho-Schnitt bei 190 km/2800 Hm). Es gibt immer mal witzige Situationen. Bergauf und bergab ist der Roller nicht schlecht (Aerodynamik bergab wie ein Rennliegerad), nur in der Ebene ist man deutlich langsamer als Fahrräder (3/4 Tempo). Aber ich sehe das auch als Vorteil: Ich kann bei dem Tempo noch gut auf Radwegen trainieren. Mit Rennrad wird es da schneller unangenehm. Und überhaupt: "Der Weg ist das Ziel" . Rollern ist gut für die allgemeine Fitness, d.h. es trainiert auch den ganzen Oberkörper mit, wenn man schnell fährt.
Normale Joggingschuhe auf Touren. Bei Sprintrennen werden auch mal Spikes genommen, bei denen die Nägel gezogen wurden und belegt mit Vibramsohle oder so. Aber das machen nur die Cracks .
j.
Fri May 04 16:33:32 CEST 2012 | martinkarch
Mit dem Rennrad trainiert man auch oft lieber nicht auf Radwegen.
Das gibt speziell an schönen Sonntagen mit vielen Normalradlern mehr Gefahr und Ärger als auf der Strasse, speziell wenn man als Gruppe unterwegs ist. Gerade wenn da noch Kinder sind oder die Entgegenkommenden entweder nicht schauen oder meinen, sie müssten dir irgendwie ausweichen.
Ja, alles weit entfernt ! Allein mit dem MTB kann ich hier allein im Schwarzwald () mehrere große Marathons und Dutzende preisgünstige Hobbyrennen besuchen. Da muß ich dann auch nicht übernachten, sondern allenfalls früh aufstehen.
Muß man da eigentlich immer mal das Bein abwechseln oder nimmste immer das Selbe Bein ?
MfG
Fri May 04 17:16:24 CEST 2012 | jennss
Ja. Mit Roller überhole ich Normalradler zwar auch mal, aber nicht so oft wie mit Rad, somit weniger Konflikt . Mit Rad alleine auf der Straße fahre ich nicht so gerne. Zum einen fühlt man sich doch etwas als Hindernis (ok., nicht jeder fühlt so ) und zum anderen ist alleine auf der Landstraße eben auch etwas Gefahr da. In der Gruppe ist das schon angenehmer.
Stimmt. Ich hätte hier auch gerne mal den Hamburg Marathon oder die Cyclassics für Roller. Dafür sind die Treffs mit den Leuten aus der Rollerszene immer was Besonderes und man kann an einer WM oder EM teilnehmen . In Holland haben die Rollerfahrer viel mehr Veranstaltungen. Theoretisch hätte der Roller das Potential zu einer großen Sportart, denke ich. Ich sehe alleine historische Gründe dafür, dass Laufen und Radfahren beliebter sind. Rollern macht auch viel Spaß und man hat mehr Variationen im Tritt als beim Laufen oder Radfahren. Es trainiert auch den Oberkörper deutlich mehr. Ich finde es cool, mit so wenig Technik so schnell unterwegs zu sein. Sind ja fast nur 2 Laufräder, Trittbrett und Lenkung.
Ja, so alle 10 bis 20 Tritte wechselt man den Fuß. Sonst wären lange Strecken unmöglich. Übrigens vermisst man aufgrund dieser wechselnden Belastung auch irgendwie keinen Sattel. Ich kann problemlos viele Stunden rollern. Ein altes Video von mir: www.youtube.com/watch?v=662ykYhAJrk .
j.
Fri May 04 19:17:13 CEST 2012 | martinkarch
Radfahren ist schneller und auch von unsportlicheren Personen leichter auszuüben, es wird immer die größere Verbreitung haben.
Du bist vllt. ein Flachländer, aber ich kann mir kaum vorstellen, daß du mit dem Tretroller Anstiege wie unsere hier im Norschwarzwald bewältigst und sie dabei in eine große Trainingsrunde integrierst.
Mit dem MTB kann ich hier viel halsbrecherische Action machen und dabei viel abwechslungsreiche Profile geniessen, von Singletrail bis Teerstrasse und von Wanderweg mit super Beschilderung bis zur zünftigen Hüttenrast mit Weissbier. Da vermisse ich nix.
Ein Rennrad habe ich auch noch, ein billiges für 1000 €. Da kommt aber trotzdem Freude auf. S´ist schon cool, wenn du dich quasi direkt vor der Haustür mal schnell 800 Höhenmeter hochwinden kannst, dann iwo einen schönen Erdbeerkuchen und ne Cola reinpusten, noch ein wenig die Schwarzwaldhochstrasse entlang, volle Pulle bergab sausen und dann wieder zurück.
http://www.quaeldich.de/paesse/zuflucht/
http://g.co/maps/p3h38
Und Laufen : nun ja, das ist dem Mensch eben angeboren. Und man kann es sehr preiswert ausüben, da brauche ich nur meine optimalen Schuhe, und den Rest (Kleidung) hab ich als Allerweltszeug vom Discounter oder Angebot.
Fri May 04 22:28:34 CEST 2012 | jennss
Die Frage ist, ob das auch gleichzeitig sportlicher ist. Ich bin auch Rennliegerad gefahren. Das ist halt noch schneller. Aber ich sehe den sportlichen Faktor weniger in der absoluten Geschwindigkeit, sondern vor allem im Bewegungsablauf, im Trainingsfaktor und im Fahrspaß. Wenn du eine Stunde trainierst, ist es nicht wichtig, ob du 21 km weit oder 28 km weit gekommen bist. Es ist halt Training und im Wettkampf vergleicht man nur mit gleichen Geräten. Ok., Rennrad macht auch Spaß, keine Frage, das ist halt Geschmackssache, aber der Tretroller trainiert mit verschiedenen Trainingsabläufen (Trittvarianten) den ganzen Körper. Also ich sehe aus rein sportlicher Sicht Rollerfahren eher vorne. Allerdings ist da noch nicht der Gruppensport berücksichtigt. Der Spaß daran kann erst mit mehr Verbreitung folgen. Oder man gründet vor Ort regionale Tretroller-Trainingsgruppen. Sowas braucht halt Initiatoren bis die ganze Sache läuft. Es gibt in Holland viele Roller-Teams, in Deutschland bisher nur wenige.
Rollern können auch unsportliche Personen, nur ist im Alltag -aus dem auch die große Verbreitung stammt- die erreichbare Reichweite wichtig und da hat das Fahrrad Vorteile, gerade bei leistungsmäßig deutlich begrenzten Menschen. Im Sport dagegen ist die absolute Effizienz nicht wichtig - so widersinnig das im ersten Moment auch klingt. Sonst würden ja alle Velomobile fahren, bei denen man mit 200 Watt schneller als 60 km/h fährt (Ebene) und niemand mehr laufen.
Man kann durchaus gut 10% hochrollern. Es ist so schwer, wie man es sich macht . In diesem Video sieht man bei 0:18 Min. einen 10% hochfahren: http://www.youtube.com/watch?v=FmnBKunCgkw
Es gehen auch noch mehr, aber das Gute am Roller ist ja, dass man superschnell "absteigen" kann. Abspringen und Aufspringen gehört dazu. Der Freund von mir, der AlbExtrem fuhr, hat nur bei 18% einmal geschoben, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, und dabei eiernd fahrende Rennradler überholt . Schieben bzw. nebenherlaufen geht beim Roller auch gut, weil man mit keinen Pedalen touchieren kann.
MTB finde ich auch klasse, bin ich auch früher oft gefahren als ich noch nahe der "Harburger Berge" wohnte. Es gibt in der Tretrollerszene auch Crossrennen. Beim Crossrennen in Lemberg 2011 fuhr der schnellste Tretroller ähnlich schnell wie der schnellste MTBer seiner Altersklasse: http://forum.runnersworld.de/.../...cross-am-11-9-bei-ludwigsburg.html
Ein Billiges . Für 1000 € bekommst du einen getunten Renntretroller mit 5,x kg .
Stimmt, das ist sehr einfach. Aber auch da liegt der Tretroller genau zwischen Fahrrad und Laufen. Neulich hatte ich an einem unserer Fahrräder was an der Kette zu machen... argh, so ein Schmierkram. Das kannte ich vom Roller gar nicht mehr, der hat ja gar keinen eigentlichen "Antrieb", ist super wartungsarm und sauber.
j.
Sat May 05 01:10:33 CEST 2012 | martinkarch
Das Rennrad von Canyon hat auch nur 8,1 Kg !
http://www.canyon.com/rennraeder/bike.html?b=2501
Da hat sich preislich einiges getan, mein früheres Cube "Peloton", welches damals identisch kostete, wog 10 kg. Es ist aber jetzt im Fahrradhimmel.
Ich glaube dir gerne, daß das Rollerfahren Spaß macht, aber für mich wäre es nur eine Ergänzung.
P.S: im Winter mache ich auch noch LL-Ski (Skating).
MfG !
Sun May 06 23:23:39 CEST 2012 | jennss
Ich kenne einen, der im Winter manchmal rollert und dadurch in der folgenden Saison bei Liegeradrennen besser abschneidet (ich glaube, er ist auch schon mal Europameister oder Weltmeister geworden). Als Ergänzung ist es sicher keine schlechte Sache, zumal der Rücken gut trainiert wird. Habe gerade ein Video hochgeladen, das mein Sohn vom Liegerad aus von mir gefilmt hat (er hat es mit seiner GoPro Hero 2 gefilmt):
http://www.youtube.com/watch?v=gmtYWBqFYNM
Prinzipiell können Fahrradrahmen leichter gebaut werden, weil sie ein großes Dreieck haben. Die leichtesten und dennoch steifen Tretroller-Rahmen kommen von einem holländischen Rahmenbauer. Da geht es bei kompletten Carbonrollern mit 3,8 kg los (28/28 und 28/20). Ein vielgefahrener Roller in der Rennszene ist das Kickbike race max für knapp 500 €. Bei dem Preis in der einfachen Ausstattung kommt der Roller auf knapp 7 kg.
Die 8,1 kg sind beim Canyon aber doch ohne Pedale. Naja, ok., das sind die Tretrollergewichte ja auch .
j.
Thu May 31 09:58:05 CEST 2012 | jennss
Ich habe jetzt erstmals ein Video mit Kamera am Lenker (GoPro Hero2) gemacht, siehe http://www.jenne.vamosaver.de/Steinhagen2012/ , das 2. Video dort.
Ich bin von ganz hinten gestartet. Leider war die Speicherkarte nach 1 GB schon voll, hatte ich dummerweise vorher nicht leer gemacht.
j.
Fri Jun 29 13:01:04 CEST 2012 | jennss
Ich hatte neulich ein Treffen mit einer Journalistin vom Manager-Magazin. Heraus kam dieser Online-Artikel über Tretrollersport: http://www.manager-magazin.de/lifestyle/fitness/0,2828,839970,00.html . Finde ich recht gelungen . Wie ist euer Eindruck?
j.
Wed Jul 11 14:48:59 CEST 2012 | jennss
Ein paar weitere Artikel von mir zum Thema Tretrollersport:
http://forum.runnersworld.de/.../...line-artikel-erschienen-4.html?...
http://www.radfahren.de/typo3temp/pics/8ac3a85321.jpg
j.
Sun Jul 22 00:07:12 CEST 2012 | jennss
24 h Weltrekord mit Tretroller 545 km:
Peter Groeneveld hat einen neuen 24 Stunden-Weltrekord aufgestellt:
http://www.rtvoost.nl/nieuws/default.aspx?nid=147893
Er kam auf einen Schnitt von 22,75 km/h, bei 1338 Runden auf der 408 m-Strecke, was 545 km ergibt. Bemerkenswert ist, dass er diesen Rekord auf offiziell abgesegneter, flacher Strecke fuhr. Alpo Kuusisto fuhr den bisherigen, aber inoffizellen Rekord von 519 km auf einer hügeligen Strecke, welche für den Schnitt von Vorteil ist. Peter fuhr allerdings einen sehr leichten 28/28-Roller mit Scheibe hinten und extremer Hochprofilfelge vorne. Alpo fuhr ein einfaches Kickbike, wenn ich mich nicht irre. Peter ist übrigens im besten Alter von 48 Jahren .
j.
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